Fünf ungleiche Reiter. Jannis B. Ihrig

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Название Fünf ungleiche Reiter
Автор произведения Jannis B. Ihrig
Жанр Любовное фэнтези
Серия
Издательство Любовное фэнтези
Год выпуска 0
isbn 9783954882724



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mit Kopf und letztendlich in Arme mit plumpen Händen formten. Die Lücken zwischen den Steinen waren mit hell leuchtendem Licht gefüllt. Als Letztes leuchteten zwei Augen im Kopf des Golems auf, ein Zeichen dafür, dass der Golem erwacht war. Der Golem sah sich um, während seine Brust sich hob und senkte. Der Steinerne atmete das Licht, das er von seinem Meister, Erwin, erhielt. Leannus zählte mit. Der Golem wollte sich bewegen, doch als er den ersten Schritt tat, fiel er zusammen und die Kerzen erloschen. „Gut gemacht Erwin. 30 Atemzüge. Nicht schlecht für einen Anfänger.“ Erwin musste erst wieder seinen Atem beruhigen, dann antwortete er mit selbstbewusster Stimme: „Ich danke für Euer Lob, Meister. Ich könnte es gleich noch mal versuchen.“ Doch in diesem Moment klingelte die Glocke, die zum Mittagessen rief. „Geh ruhig Erwin, nach so einer anstrengenden Aufgabe kannst du etwas zum Essen ganz gut vertragen.“ Erwin verbeugte sich, was mit seinem langen, weißen Schülergewand gar nicht so einfach war. Dann ging er und ließ den Meister allein.

      Erwins Magen knurrte und jetzt erst wurde ihm bewusst, wie sehr ihn die Übung von seinem Hunger abgelenkt hatte. Er wandelte durch einen Korridor, dessen Wände mit Marmor geschmückt waren und wo das Licht durch mehrere Fenster einfiel. Prächtige Säulen standen in Zehnerschritten auseinander, völlig aus Gold. Kurz gesagt, wie im Still der gesamten Akademie. Viele hatten darüber gewitzelt, dass Diebe, die ursprünglich die wertvollen Bücher aus der umfassenden Bibliothek der Akademie stehlen wollten, mit Gold und Marmorplatten verschwunden waren. Die Akademie des Lichts gilt aber trotzdem mehr wegen des Wissens, dass hier gehütet wurde, als wertvollstes Gebäude von ganz Erlin.

      Erwin freute sich schon auf das Essen mit seinen Mitschülern und ahnte noch nichts von der üblen Laune des Schicksals, die gleich sein ganzes Leben ändern würde. Kurz bevor Erwin die Tür zum Essensaal erreichte, bebte auf einmal der Boden. Erwin verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Als er sich wieder aufrappelte, fühlte er leichtere Nachbeben und hörte Schreie, das Zerbrechen von Holz, das Splittern von Steinen, das Prasseln von Feuer und die Einstürze mehrerer Gebäude. Erwin eilte zum Fenster: Was er sah, ließ ihn das Blut in seinen Adern gefrieren. Von hier aus konnte er die anderen Stadtteile von Erlin sehen, weil die hohen Mauern, die die Akademie umgaben, zerstört waren. Überall sah er Feuer und zerstörte Häuser und es war sehr dunkel, und das obwohl es erst um die Mittagzeit war. Erwin blickte nach unten und konnte einen der Gärten der Akademie einsehen. Der Garten war verwüstet und in dessen Mitte befand sich ein seltsames, schwarzes Gebilde: Es sah aus wie zwei Pyramiden, die man an den Grundflächen zusammengefügt hatte. Die untere Spitze war zum Teil im Erdboden verschwunden. Eine Truppe Wächter in weißer Rüstung mit Schwert und Schild standen, mit einigem Abstand um das Gebilde und sahen es misstrauisch an. Da öffnete sich plötzlich ein Spalt im Gebilde und seltsame Wesen stiegen aus. Diese sahen aus wie Ritter in schwarzer Rüstung. Nur gab es ganz markante Unterschiede: Ihre Rüstung schien aus einem Guss und ihre Helme hatten statt eines Visiers nur ganz enge Schlitze. Zudem trug jeder dieser seltsamen Gestalten ein großes und langes Gebilde, aus dem vorne sechs graue Röhren herausragten.

      Einer der schwarzen Ritter blickte in den Kreis der Wächter, die ihn und seine fünf Kumpanen umzingelt hatten. Dann richtete er das Gebilde in seinen Händen auf die Wächter und es knallte mehrmals schnell hintereinander. Einer der Wächter kippte kreischend nach hinten. Seine Rüstung war an mehreren Stellen geschmolzen. Erwin traute seinen Augen nicht, als es wieder knallte. Aus den Röhren des Gebildes, die nun zu rotieren begonnen hatten, kam blaues Feuer und weitere Soldaten fielen um, denn die vier anderen schwarzen Ritter hatten nun ebenfalls das Feuer eröffnet. Nachdem die Wächter den ersten Schock überwunden hatten, versuchten sie, den Feind anzugreifen, doch sie hatten keine Chance, auch nur in die Nähe der schwarzen Ritter zu kommen. Die Ritter mähten sie nieder, doch aus der Akademie kamen immer mehr Wächter, die in den sicheren Tod rannten. Der Garten wurde von Leichen und Blut überschwemmt. Plötzlich fingen die tödlichen Gebilde der Ritter an zu qualmen und das Feuer erstarb. Mit einem Triumphschrei warfen sich die Wächter mit neuem Mut auf die Feinde. Jedoch zogen die schwarzen Ritter schwertähnliche, silberne Gebilde und erwarteten die Elfen mit gezückten Klingen. Erwin sah, wie einem Wächter der Oberkörper vom Rumpf abgetrennt wurde. Es flogen weitere Körperteile herum, während die Treffer der Wächter scheinbar ohne Wirkung an den Rüstungen der Ritter abprallten. Erwin ertrug diesen Anblick nicht mehr länger und er blickte nach oben. Der Himmel war vollkommen von einer weißen, metallenen Fläche verdeckt. Mehrere quadratische Erhebungen stachen aus der Fläche hervor und ständig öffneten sich Löcher, aus denen weitere Gebilde, in denen vermutlich ebenfalls schwarze Ritter steckten, zum Erdboden fielen. Es war kein Wunder, dass es dunkel war. Erwin wusste, dass er besser sofort zu Leanus zurückkehren sollte. Natürlich war der alte Magier zwar mit seiner Lichtmagie stärker als die Wächter, jedoch sagte ein mulmiges Gefühl im Erwins Magenbereich, dass auch Leanus es nicht mit einen der schwarzen Ritter aufnehmen konnte. Erwin drehte sich um …

      … und starrte direkt in den Helm eines schwarzen Ritters. Das Visier blickte kalt zurück. Dann schlug der Ritter zu, während Erwin vor Schreck noch ganz starr war. Der Elf flog quer durch den Korridor, bis er an einer Wand abprallte. Er hatte Glück, dass er nicht durch eines der Fenster geflogen war, denn den Sturz in den Garten hätte er nicht überlebt. Erwin versuchte aufzustehen, doch ihm tat jeder seiner Knochen weh, sodass er sofort wieder auf die Knie fiel. Erst in diesem Moment dachte er an den anderen. Der stand noch immer dort. Erwin und er starrten sich an. Dann hob der Ritter seine Waffe, die wie eine metallische Armbrust ohne Bogen aussah, und wollte anscheinend jeden Moment schießen. Erwin reagierte sofort: Er bildete und warf einen Lichtblitz direkt auf den Kopf des Gegners. Ein schriller Schrei durchschnitt die Luft und die Waffe zuckte ganz nach oben, sodass der Schuss ein Loch in die Decke brannte. Scheinbar hatte Erwins Blitz den Ritter geblendet. Wie der Elf aber feststellen musste, hatte sein Angriff keine bleibenden Schäden an der Rüstung hinterlassen. Während Erwin sich über die Unwirksamkeit seines Angriffes wunderte, war er unachtsam und bekam die Waffe in den Magen geworfen. Während er nach hinten taumelte, machte sein Gegner einen gewaltigen Satz nach vorne und packte ihn mit seiner rechten, schwarzen Hand am Hals, hob ihn hoch und schmetterte ihn nach hinten gegen die Wand. Erwin verlor für einen Moment das Bewusstsein. Dann aber wehrte er sich gegen den Griff, trat mit den Füßen um sich und schlug mit seiner freien Linken gegen den Kopf, doch ohne Erfolg. Der Griff lockerte sich nicht und der Ritter zeigte keine Reaktion. Erwin versuchte noch einmal einen Lichtblitz zu formen, doch erkannte der Ritter seine Absicht und schmetterte die andere Faust gegen Erwins Kopf, sodass dieser vor lauter Kopfschmerzen sich nicht mehr genug konzentrieren konnte. Erwin ging die Luft aus und seine Sicht wurde dunkel, der Tod griff mit seinen eiskalten Fingern nach ihm. Jetzt würde er Frieden finden, da war er sich sicher. Plötzlich vernahm er wieder einen schrillen Schrei, der ihm weit entfernt vorkam. Der Griff lockerte sich und Erwin fiel zu Boden. Erwin schnappte sofort wieder nach Luft, bis ein schweres Gewicht auf ihn viel. Er konnte noch erkennen, dass es der Ritter war, dann wurde er bewusstlos.

      „Erwin! Erwin! Wach auf, Erwin! Du schwebst in großer Gefahr!“ Erwin spürte auf einmal einen brennenden Schmerz und wachte auf. Vor ihm war das besorgte Gesicht seines Meisters Leanus. Soweit Erwin es sah, befand er sich in einem weißen Saal. Durch die Fenster konnte er die Abenddämmerung sehen. Der Saal musste sich weit oben befinden. „Leanus, was ist geschehen? Der Ritter … „

      „ … ist beschäftigt. Ich habe ihn kurz außer Gefecht gesetzt, bevor du erstickst. Doch wir haben keine Zeit. Wir müssen das Ritual sofort beginnen.“

      „Was für ein Ritual? Wo sind wir überhaupt?“, fragte Erwin. „ Wir sind im Magierturm, der höchste Turm der Akademie. Hör zu Erwin, die unbekannten Angreifer haben ganz Erlin überrannt. Die Akademie ist voll von denen und sie versuchen gerade hier einzudringen. Ich kann sie nicht aufhalten. Meine Güte, ich hatte schon Schwierigkeiten mit dem Ritter, der sich dich vorgeknöpft hatte. Deshalb muss ich die Eier sofort in Sicherheit bringen. Und dich noch dazu“, antwortete Leanus rasch. „Aber was ist mit den anderen? Und was für Eier?“

      „Die anderen sind entweder tot oder gefangen. Wir sind die Letzten. Und wegen den Eiern … ich habe keine Zeit für längere Erklärungen. Stell dich sofort in das Pentagramm!“ Erwin wollte protestieren, doch das Gesicht seines Meisters machte ihm klar, dass Widerspruch nicht geduldet wurde. Also ging Erwin in die Mitte des Saals, wo das Pentagramm aufgemalt war. An jeder der fünf Ecken befand