Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia. Berhard Vogt

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Название Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia
Автор произведения Berhard Vogt
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783947164172



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wenn es schon (fast) zu spät ist. Der Allradantrieb darf aber auch schon gern verwendet werden, bevor man sich festfährt. Sobald das Fahren unsicher und das Gelände rauer werden, sollte ein Allradgang eingelegt werden. Allrad verbessert das Fahrverhalten auch schon auf normalen Schotterstraßen; die vier angetriebenen Räder erhöhen die Bodenhaftung des Fahrzeuges. Einzig der Kraftstoffverbrauch „leidet“ unter dem Einsatz des Allrad.

      Doch wie benutzt man den Allrad eigentlich? Und welche Arten des Allrad-Fahrens gibt es?

      Ein Großteil der in Namibia zur Verfügung stehenden Mietwagen mit Allrad verfügen über einen zuschaltbaren Allradantrieb und eine automatische Freilaufnabe. Der zuschaltbare Allradantrieb ermöglicht das Wechseln zwischen Zweiradantrieb und Allradbetrieb.

       H2 ( high two )

       H2 (high two) = Zweiradantrieb

      Einstellung für das Fahren auf Straßen und hohe Geschwindigkeiten.

      Diese Stellung erlaubt wirtschaftlicheres, geräuscharmes Fahren mit dem geringsten Verschleiß.

       H4 ( high four )

       H4 (high four) = Vierradantrieb/Allrad (Untersetzung ausgeschaltet)

      Einstellung für Pisten, Schotterstraßen etc., d. h. potenziell rutschigen Untergrund.

      Diese Stellung bietet eine stärkere Traktion als der Zweiradantrieb. Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h

       L4 ( low four )

       L4 (low four) = Vierradantrieb/Allrad (Untersetzung eingeschaltet)

      Geländegang für schwierige, langsam zu befahrende Passagen wie steile Bergauf- oder Bergabfahrten und Geländefahrten in Sand oder Schlamm. Diese Stellung sorgt für mehr Drehmoment und Traktion.

      Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h

      Sollte der low four (L4) wirklich nicht ausreichen, gibt es auch noch die Differenzialsperre (englisch: differential lock oder kurz diff lock). Differenziale gleichen Drehzahlunterschiede zwischen den Rädern einer Achse oder zwischen Vorder- und Hinterrädern aus, wie sie in Kurven auftreten. Im Gelände kann es dazu kommen, dass einzelne Räder durchdrehen, während die anderen stillstehen. Die Differenzialsperre bewirkt eine starre Verbindung zwischen den Rädern einer Achse (vordere oder hintere Differenzialsperre) oder zwischen Vorderachse und Hinterachse (zentrale Differenzialsperre) und verhindert so das Durchdrehen der Räder.

      Differenzialsperren sollte nur in Ausnahmefällen betätigt werden, z. B. wenn ein Rad in einer Bodenvertiefung oder auf rutschigem oder gewelltem Untergrund durchdreht. Weder beim Zuschalten der Sperre noch beim Entriegeln darf eine Kraft über den Antriebsstrang geleitet werden. Wie man schnell merken wird, bedarf das Fahren mit der Differenzialsperre einem höheren Lenkaufwand und damit größerer Vorsicht in Kurven. Die maximale Geschwindigkeit mit eingerücktem Differenzial liegt bei 8 bis 10 km/h. Differenzialsperren sind nicht für den Dauerbetrieb und dem Gebrauch auf festem Untergrund gefertigt und können dabei beschädigt oder zerstört werden.

      Bevor es mit dem zunächst noch fremden Mietwagen auf Pad und ins Gelände geht, sollte dieser ausgiebig getestet werden. Das beinhaltet auch das Verstehen und Ausprobieren der verschiedenen technischen Einstellungen und Antriebsvarianten. Denn auch das Fahrverhalten des Geländewagens ändert sich je nach verwendetem Geländegang. Es ist allemal besser, dies im Vorhinein zu erlernen und zu erfahren, als sich mit der Materie erst zu beschäftigen, wenn das Auto schon fest im Sand eingegraben ist.

       Wasser: Riviere und Matsch

      Nach heftigen Regenfällen verwandeln sich viele Schotterstraßen in rutschigmatschige Pisten und die Trockenflüsse in z. T. reißende Flüsse. Die Riviere „laufen“ – eine freudige Nachricht für die Farmer, problematisch für die meisten Touristen. Die Tiefe eines laufenden Riviers ist kaum einzuschätzen, zumal Verspülungen und Löcher im Untergrund warten. Hier sollten der Wagemut und die Reiselust dem Menschenverstand weichen. Als Anfänger empfiehlt es sich, erst einmal abzuwarten und darauf zu hoffen, dass erfahrene Fahrer vor dem gleichen Problem stehen, die Situation aber besser einschätzen können. Ist und bleibt man allein, dann heißt es Aussteigen und beide Fahrspuren abgehen. So misst man einerseits die Wassertiefe und kann feststellen, ob im Flussbett Hindernisse, Schlickstellen oder Schlaglöcher die Durchfahrt behindern. Kniehohes Wasser ohne starke Strömung sollte mit den meisten Allradwagen problemlos zu befahren sein. Übersteigt das Wasser Kniehöhe, ist von einer Durchfahrt strengstens abzuraten. Wasser könnte in die Zündanlage und in den Luftfilter eindringen und diese beschädigen. Ist die Strömung auch bei flachen Rivieren sehr stark, besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug weggespült werden kann. Ist man sich sicher, dass der Fluss zu bewältigen ist, schaltet man in den L4, legt den zweiten Gang ein und fährt langsam, aber konstant in den Fluss. Schnelles Fahren muss unbedingt vermieden werden, da dadurch eine Bugwelle vor dem Fahrzeug entsteht und Wasser angesaugt werden kann.

       Eine Wasserpassage sollte gut durchdacht sein!

       Problemlose Wasserdurchfahrt

      Nach dem Regen kommt der Schlamm und damit eine weitere Herausforderung. Im Schlamm fahren sieht auf Bildern immer spektakulär aus, ist aber oft sehr tückisch, denn im Schlamm lauern Felsen, Löcher oder Untiefen. Doch auch diese sind zumeist zu bewältigen. Das Warten auf ein weiteres Fahrzeug zum möglichen Herausziehen kann hilfreich sein, das Warten auf das Trocknen des Schlamms ist allerdings keine Option. Oftmals hilft nur auszusteigen und die Schlammpassage zu Fuß zu erkunden. Sollte diese kostenlose Fangopackung positiv verlaufen, wird der Allradantrieb eingeschaltet und die Differenziale gesperrt. Mit L4, dem 2. Gang und gesperrtem Differenzial geht es dann ins Schlammbad. Am besten fährt man mit mittlerer Drehzahl gleichmäßig durch den Schlamm, möglichst ohne Lenkbewegung. Bei durchdrehenden Rädern heißt es, etwas vom Gas zu gehen, bis die Reifen wieder Grip haben. Der Balanceakt zwischen Gas geben bei Traktion der Räder und Gas wegnehmen bei durchdrehenden Rädern ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Sind im Schlamm Spurrillen vorhanden, kann man versuchen mit dem Reifen am Rand einer solchen Spurrille entlang zu fahren und so zusätzlichen Grip durch die Seitenwand des Reifens zu bekommen.

       Sand

      Das Volk der San kennt eine Vielzahl an unterschiedlichen Wörtern für Sand. Wir Mitteleuropäer spüren zumeist nur den farblichen Unterschied der Sandkörner auf. Aber die Art und Beschaffenheit von Sand unterscheidet sich je nach Entstehungsgeschichte, Temperatur und Feuchte. Je heißer und trockener der Sand ist, desto schwieriger ist er zu befahren. Warmer und trockener Sand ist weicher, womit sich die mögliche Fahrgeschwindigkeit verringert, der Kraftstoffverbrauch und die Gefahr des Einsinkens bzw. Festfahrens erhöht. Steht also eine längere Sandpassage an, sollte diese – wenn möglich – in den Morgenstunden absolviert werden, wenn der Sand durch die Morgenfeuchtigkeit noch tragfähiger ist. Bei Sanddurchfahrten muss der Allradantrieb eingeschaltet und die Differenziale gesperrt werden (empfohlene Gangstellung: L4 und 2. Gang). Zudem ist das „Luftablassen“ an den Reifen von großer Bedeutung. Eine Reduzierung auf minimal 0,8 bis maximal 1,5 bar ist für Sandpassagen empfohlen. Je lockerer der Sand erscheint, umso niedriger muss der gewählte Luftdruck liegen. Die Reduzierung des Luftdrucks vergrößert die Auflagefläche des Reifens auf dem Sand und damit den Grip