378 Dinge, die man über Remscheid wissen muss. Группа авторов

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Название 378 Dinge, die man über Remscheid wissen muss
Автор произведения Группа авторов
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783942625357



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an diesen ersten Abend zurück. Ich wollte mein neues Quartier etwas näher unter die Lupe nehmen, das Umfeld erkunden und frische Luft schnappen. Irgendwie muss ich mir wohl gedacht haben, dort am meisten über mein neues Zuhause erfahren zu können. Erlebnisbar oder so hieß der Laden. Ach, guck, da liegt ja noch der Flyer auf dem Boden:

       2. ErlebBar

      Die ErlebBar in der Remscheider Hindenburgstraße wurde 2015 eröffnet und ist als Café und Bar ein Treffpunkt mit Remscheid-Flair im Herzen Alt-Remscheids. Die Gäste können sich in der modernen und gemütlichen Atmosphäre inspirieren lassen und besondere regionale Getränke und Snacks genießen. Spezialitäten, wie der in Remscheid geröstete Kaffee, bergische Waffeln, Kottenbutter und Remscheider Bier kommen bei den Gästen gut an. Mit zahlreichen Veranstaltungen, wie einem wöchentlichen Bingo-Abend, wird in der ErlebBar immer wieder Tradition mit Moderne und einer guten Portion Heimatgefühl verbunden.

       Tja waren es jetzt acht oder neun Bierchen? Ich weiß es nicht mehr genau. Aber es schmeckte, dieses in Remscheid gebraute Bier, das mir der Wirt da servierte. Mein eigentliches Ziel, mit meinem Charme aus alten Tagen die hübscheste Frau zu erobern und eine Nacht in ihrem zweifelsohne luxuriöseren Appartement zu verbringen, verlor ich an der Theke dagegen mal wieder aus den Augen. Ich weiß auch nicht mehr den Namen des älteren Herrn, den ich stattdessen dort traf, aber auf meine Frage, was man denn in Remscheid unternehmen könne, winkte er mit einem lauten Lachen ab. „Dat kannste vergessen, Rolf, hier ist der Hund begraben. Früher war dat toll hier, aber mittlerweile werden bei uns in Remscheid die Bürgersteige pünktlich um sechs hochgeklappt. Tote Hose.“ Ein, zwei fragwürdige Gestalten nickten zustimmend. Doch der junge Wirt widersprach eifrig. „Remscheid hat doch eine Menge zu bieten! Vielleicht nicht so wie Köln oder Düsseldorf, aber es gibt viel zu entdecken. Tolle Natur, viele Veranstaltungen, schöne Restaurants und Kneipen.“ Na, das ist ja ein Optimist, dachte ich mir, der will bestimmt nur sein Gebrautes loswerden. Was ihm definitiv gelang.

      Beim Blick auf meine Anziehsachen, die ich nachts noch in tänzelndem Schritt quer durch den leeren Flur verteilt haben musste, kommt plötzlich meine Erinnerung zurück – als ich das Remscheid T-Shirt sehe, dass ich mir voller Begeisterung in der Kneipe kaufte. Oh Gott, das habe ich ja ganz vergessen. Es muss schon etwas später am Abend gewesen sein, als ich mit dem Wirt eine Wette einging, die ich bei näherer Betrachtung eigentlich nur verlieren kann. Beim Weg ins Bad finde ich in meiner schwarzen Motorradjacke das entsprechende Schriftstück:

       Hiermit gehe ich, Rolf Steinberger (42 Jahre alt, wohnhaft in der Brüderstraße, Alt-Remscheid) folgende Vereinbarung ein: Ich schaffe es, innerhalb von vier Wochen 378 (in Worten: dreihundertachtundsiebzig) Dinge zu finden, die man über Remscheid wissen muss, und diese zu Papier zu bringen. Im Fall eines Gewinns wird diese Sammlung in einem Buch im JUHR Verlag veröffentlicht und Rolf Steinberger bei der Agentur 378meter als Mitarbeiter auf Lebenszeit beschäftigt.

       Oh Mann: Ich wette ja des Öfteren mal um ein Bier oder ein paar Euro, aber so eine Wette habe ich in meinem Leben noch nicht abgeschlossen. Ich erinnere mich wieder, wie man mich an der Theke beklatschte, mir alle zujubelten und ich schließlich Korn auf Korn spendiert bekam.

       Rolf Steinberger packt das, Rolf Steinberger hat es drauf. Wenn nicht Rolf Steinberger, wer dann? Das sage ich mir unter der Dusche immer und immer wieder auf. Auch wenn ich in diesem Kuhdorf wirklich nicht alt werden möchte, den Arbeitsplatz in dieser Bar könnte ich in der Tat erst mal ganz gut gebrauchen. Und ein eigenes Buch? Das könnte der Start einer großen Karriere werden! Wie ein neuer Mensch komme ich aus der Dusche und beginne gleich mit meiner Recherche.

       3. 378 Meter

      Der höchste Punkt Remscheids befindet sich auf dem Brodtberg am Hohenhagen auf 378,86 Metern im Stadtteil Remscheid-Süd. Er ist keine besonders große Erhebung, der nebengelegene Stadtteil Lennep liegt bereits auf 370 Metern Höhe. Trotzdem ist der Remscheider Brodtberg im Regierungsbezirk Düsseldorf die höchste Erhebung. Im Panorama der Stadt lässt er sich leicht durch den 70 Meter hohen Fernmeldeturm identifizieren.

       Jetzt weiß ich auch, wie der Wirt auf die Zahl 378 gekommen ist. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, was das denn nun wieder soll. Da scheint doch eine clevere Marketingidee hinter zu stecken.

       Nun gilt es für mich wohl den Brodtberg zu besiegen. Auch wenn ich von Reinhold Messner gelernt habe, dass „das Gipfelglück nur ein Wunsch der Untengebliebenen ist“, so will ich es mir doch beweisen. Ich will den Berg erklimmen, nassgeschwitzt, aber voller Erfahrungen auf dem Gipfel eine Flagge hissen und Remscheid erobern. Und damit beginne ich genau jetzt. Also genau genommen nach dem Frühstück.

       4. Die Perle des Bergischen Landes

      Wo die Straße so bucklig, bergauf und bergab. Wo es regnet tagtäglich und das nicht zu knapp. Wo der Sturmwind dem Wanderer den Regenschirm knickt. Wo man selten am Himmel die Sonne erblickt. Da liegt eine Stadt, die ist Remscheid genannt. Und das ist die Perle im Bergischen Land.

      Das Gedicht wurde von Walter Sträter verfasst und bringt wohl das auf den Punkt, was viele Remscheider über ihre Heimatstadt denken. Selbst Goethe schrieb 1774 bei einem Ritt von Düsseldorf ins Bergische Land über die betriebsame Gegend. Sie biete einen beruhigenden Anblick, „weil das Nützliche hier aus Ordnung und Reinlichkeit hervortritt“.

       5. Urzeit Remscheids

      Vor etwa 400 Millionen Jahren, im Zeitalter des Devons, lag auf der nördlichen Erdkugel der Urkontinent Laurussia und im Süden Gondwana. Das Gebiet Remscheids lag südlich des Äquators und auf dem Grund eines tropischen Meeres. Im Bergischen Land wurden zahlreiche Fossilien von Amoniten, Seeskorpionen und Panzerfischen gefunden.

      Vor etwa 300 Millionen Jahren schoben sich die Kontinente zusammen. Als diese kollidierten, entstand der Großkontinent Pangea und das heutige Rheinische Schiefergebirge wurde aufgefaltet. Das Meer verschwand, und es herrschten wüstenähnliche Bedingungen. Der Meeresspiegel variierte je nach Temperatur, vor etwa 95 Millionen Jahren verlief die Küste ungefähr durch Wuppertal. In der Eiszeit jedoch war der Meeresspiegel viel tiefer und Gletscher schoben sich bis nach Düsseldorf. Die Kältesteppe wurde von Mammuten, Höhlenlöwen und Hyänen bevölkert. Und irgendwann auch vom Frühmenschen.

      Vor etwa 40.000 Jahren lebte der berühmte Neandertaler nur 30 Kilometer von Remscheid entfernt. Am Ende der letzten Eiszeit, vor rund 10.000 Jahren, bekam die Landschaft das Gesicht, welches wir heute kennen.

       6. Entstehung des Bergischen Landes

      Der Sage nach reiste Graf Adolf II. mit seinem Gefolge durch das heutige Bergische Land und suchte einen geeigneten Standort um eine Burg zu erbauen. Der Platz musste gut geschützt liegen, aber gleichzeitig einen Aussichtspunkt bieten, um herannahende Feinde zu sichten. Eine Versorgung mit Wasser musste auch gesichert sein. So ritten sie durch das Land und fanden keinen geeigneten Ort. Als sie schon aufgeben wollten, scheute das Pferd des Grafen. Auf dem Weg waren Kröten unterwegs, die einen Hinweis auf eine Wasserstelle lieferten. Der Standort, den er so fand, erwies sich als außerordentlich gut, und so errichtete er an dieser Stelle seine neue Burg, bekannt als „Schloss Burg“.

       7. Remscheider Sturköpfe

      Grimmige Gesichter, selten mal ein freundliches „Hallo“ – so seien die Remscheider Sturköpfe, sagt man. Auch das stete „Meckern und Motzen“ wird ihnen angehängt. Nur gibt das ein echter Remscheider natürlich nicht zu, er ist schließlich Sturkopf durch