Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1. Группа авторов

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Название Oberhausen:Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd.1
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Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
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isbn 9783874683289



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Grundlage ihres bäuerlichen Seins. Die noch während der Frankenzeit vorhandenen riesigen Waldbestände zwischen Ruhr und Lippe sind aber im Laufe der Zeiten aufgrund stetig steigender Bevölkerungszahlen immer mehr der Axt zum Opfer gefallen. In unserer Heimat sind von diesen Wäldern nur noch einige geringe Reste erhalten geblieben, nämlich der Dunkelschlag, der Hiesfelder Wald und die Hühnerheide.

      Viele heimische Ortsnamen legen noch heute davon Zeugnis ab, dass unser Gebiet ehemals Waldgebiet war. Denn was bedeuten die Namen Holten, Barmingholten, Buschhausen anderes als Wald, ebenso wie die Orts- und Flurnamen mit „-loh”, wie Marxloh oder Lohberg, oder auch Sterkrade von der Rodung her.

      Die häufigen Kriegszüge der Franken zwischen der zweiten Hälfte des 3. und dem frühen 5. Jahrhundert n. Chr. ins römische Reich blieben nicht ohne Folgen auf die grenznahe Besiedlung im Ruhr- und Emschermündungsgebiet, was durch die starke Abnahme von Funden in dieser Zeit belegt ist. In Oberhausen fehlen spätkaiserzeitliche und frühvölkerwanderungszeitliche Funde gänzlich, obwohl ein Siedlungsabbruch in Hinblick auf den besser erforschten Duisburger Raum eher unwahrscheinlich ist.

      Erst ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. kann im Oberhausen-Sterkrader Raum (u. a. im Alsbachtal) durch mehrere archäologische Befunde eine fränkische Besiedlung bezeugt werden. Deren Wichtigster ist ein fränkisches Gräberfeld aus der ▶ Merowingerzeit (2. Hälfte des 6. Jahrhunderts), das 1921 bei Bauarbeiten im Bereich Weseler Straße/​Oskarstraße/​Georgstraße zufällig gefunden und 1936 durch Ausgrabungen erschlossen wurde. Es wurden insgesamt 13 Gräber aufgedeckt, wobei zehn Gräber näher untersucht wurden. Zwei dieser Gräber konnten wegen der Waffenbeigaben eindeutig als Männergräber und fünf wegen der Perlen- und Schmuckbeigaben sowie Spinnwirtel als Frauengräber bestimmt werden. Zu den schönsten Schmuckfunden zählen Bügel-, S- und Almandinscheibenfibeln; bei den Waffenfunden sind insbesondere die Lanzenspitzen und Knopfschildbuckel hervorzuheben. Neben diesen Metallfunden wurden auch eine Reihe von Tongefäßen, insbesondere die typisch fränkischen Knicktöpfe, mit charakteristischer Rillen- und Rädchenverzierung entdeckt. Insgesamt wird die Größe dieses Sippenfriedhofes auf etwa 50 Gräber geschätzt, der spätestens von der Mitte des 6. Jahrhunderts bis zur ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts genutzt wurde. Die dazugehörige Siedlung hat sich möglicherweise im Bereich der heutigen Westhoffstraße in Sterkrade auf dem Gelände des ehemaligen Schulte-Westhoff-Hofes befunden. Weitere archäologische Untersuchungen in der Zukunft müssen zeigen, ob diese Vermutung richtig ist.

      Auf dem Oberhausener Stadtgebiet sind zwei weitere Stellen mit Funden aus der Frankenzeit bekannt. Auf dem Gelände des Barmscheidshofs in Schmachtendorf wurden 1937 in den Überresten einer abgetragenen Sanddüne Bruchstücke fränkischer Tongefäße gefunden. Der Barmscheidshof wurde erstmalig im Jahre 1139 urkundlich erwähnt und gehörte zum Eigentum des Klosters Hamborn. Auch beim Abtragen eines kleinen Hügels in Osterfeld (Brockhofsfeld) wurden mehrere merowingisch-fränkische Gefäße geborgen, die auf das Jahr 500 n. Chr. datiert wurden. Die Gefäße wurden bis auf wenige Scherben vernichtet.

      Etwa 900 Meter vom fränkischen Gräberfeld in Sterkrade entfernt gefundene Goldmünzen aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts unterstreichen die frühmittelalterlichen Anfänge Oberhausen-Sterkrades (Bremenerstraße/​Reinerstraße). Zusätzlich wurden am Heidenkirchhof in Osterfeld und am Tackenberg zwei weitere spätrömische Münzen entdeckt.

       Mittelalter (ab 800 n. Chr.)

      Zu den wichtigsten historischen und archäologischen Fundstellen des Mittelalters in Oberhausen gehören die Burg Vondern, das Kastell Holten und das Kloster Sterkrade. Auf dem Gelände bzw. in der Umgebung dieser Gebäude wurden eine Reihe von Ausgrabungen (meistens Notgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten) durchgeführt. Hierbei wurde eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Metallfunde, Gläser) gemacht.

      Zunächst ist auf die Burg Vondern einzugehen. Auf dem Gelände bzw. in der Umgebung der Burg Vondern wurde, insbesondere ab 1986, eine Reihe von Ausgrabungen durchgeführt. Hierbei wurden eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Metallfunde, Leder, Gläser) gemacht. Der älteste Fund, ein Kugeltopf, stammt aus dem 11./​12. Jahrhundert und beweist die frühe Besiedlung dieses Gebietes.

      In einem Plan aus dem Jahre 1822 gibt es dazu auch noch einen Hinweis auf einen Vorgängerbau, eine sogenannte Motte. Archäologisch konnte die Lage, Existenz und Beschaffenheit der Motte bisher nicht nachgewiesen werden. Der Verein „Freunde der Archäologie Raum Oberhausen (FARO) e. V.“ hat dies nun mit Hilfe der Ruhr-Universität Bochum mit der Methodik der Geomagnetik im Jahre 2011 nachgeholt. Verifiziert wurde das Ergebnis der Geomagnetik durch bodenkundliche Untersuchungen. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse kann fast sicher davon ausgegangen werden, dass die Motte als Vorgängerbau eindeutig identifiziert wurde. Im Zusammenhang mit den bereits erwähnten archäologischen Funden (u. a. Kugeltopf) wird von einer Besiedlung und Befestigung des Geländes spätestens ab dem 11. Jahrhundert ausgegangen.

      Kastell und Stadt Holten: Auf dem Gebiet von Holten wurden im Laufe der Zeit auch eine Reihe von Funden ab dem Mittelalter gemacht und auch Ausgrabungen durchgeführt. Hierbei wurden eine Reihe von archäologischen Funden (u. a. Keramik, Münzen, Gläser) gemacht. Interessant waren z. B. Ausgrabungen aus dem Jahre 1930 auf dem Gelände des Kastells Holten, bei denen eine meterdicke Kulturschicht freigelegt wurde. Die gefundenen Steinreste, Keramikscherben, Eisen- und Gewichtssteine sowie Tierknochen weisen auf eine Zeitstellung der Anlage ab dem 10. Jahrhundert hin und bestätigten die Vermutungen über das hohe Alter der Burg.

      Ein aktuelles Projekt des Vereins FARO e. V. aus dem Jahre 2011 umfasste eine Baustellenbeobachtung auf Grund eines Gebäudeabrisses in der Krumme Straße, ein Grundstück im Herzen des mittelalterlichen Holten. Aufgrund von Verzögerungen im weiteren Baustellenfortschritt war es Mitgliedern des Vereins FARO e. V. möglich, eine ausgiebige Bestandsaufnahme (Profilaufnahme, Befund- und Fundsicherung) durchzuführen. Beim Anlegen eines Profilschnittes wurde z. B. eine alte Wegestruktur gefunden, die aufgrund des vorhandenen Fundmaterials auf das 17. Jahrhundert datiert werden konnte. Selbst der große Stadtbrand von 1631 konnte anhand einer vorhandenen Brandschicht archäologisch eindeutig nachgewiesen werden. Die aufgefundene Fundpalette beinhaltete viele Keramikfunde, Glas, Holz, Knochenreste und sogar Leder und kann größtenteils auf das 15. bis 17. Jahrhundert datiert werden. Diese Funde beweisen einen gewissen Wohlstand der Holtener Bürger im späten Mittelalter.

       Abb. 6: Schmuckfibeln

      Schließlich sind einige mittelalterliche Funde aus dem Kloster Sterkrade zu erwähnen. Bei Ausgrabungen aufgrund von Bauaktivitäten der Jahre 1984 und 1989 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Sterkrade (gegründet 1254) wurden einige interessante Befunde und Funde gemacht. So wurden einige Brunnen und eine alte Teichbefestigung aufgefunden und dokumentiert. Bei diesen Notgrabungen wurden auch die ältesten Keramikfunde aus dem 9./​10. Jahrhundert gemacht, die je im Ortskern von Sterkrade gefunden werden konnten.

       Abb. 7: Kugeltopf aus dem 11./​12. Jahrhundert

       Abb. 8: Verschiedene Keramikfunde

       Abb. 9: Lederreste

       Abb. 10: Münzen aus dem 19. Jahrhundert

       Abb. 11: Bartmannkrüge