Ich wünsche mir ... einen Prinzen. Rachel Hauck

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Название Ich wünsche mir ... einen Prinzen
Автор произведения Rachel Hauck
Жанр Религия: прочее
Серия
Издательство Религия: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783961400089



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sich mehr denn je konzentrieren. Da war keine Zeit für die Liebe.

      Eines Tages mochte vielleicht wieder einer die Glocke zu Pembroke läuten. Wer wusste das schon? Aber so sicher er wusste, dass sein Name Colin Edward Stratton Tattersall war, ein Prinz im Königreich Brighton, so sicher wusste er auch, dass er das nicht sein würde.

      Kapitel drei

      „Weißt du noch, wie wir zum ersten Mal in Cathedral City angekommen sind?“ Avery drehte sich um und sah Susanna in einem Kleid von Jenny Packham in der Tür stehen. In ihre hochgesteckten glänzenden Locken war kunstvoll ein Diamantdiadem eingearbeitet.

      „Du hast das Fenster runtergekurbelt und dich aus dem Auto gehangen.“ Leise lachend setzte sich Susanna auf einen Stuhl. Ihr Rock floss über die roten Polster. „Kommt mir vor, als sei es eine Ewigkeit her.“

      Avery betrachtete ihre Schwester über den Kosmetikspiegel, während Susannas Stylistin Natasha ihren Lockenstab wie einen Zauberstab durch Averys lange rötliche Strähnen arbeitete.

      Susanna war eine wahre Prinzessin. Auf St. Simons geboren, aber vorherbestimmt für das Inselkönigreich Brighton.

      „Kopf hoch, bitte, Miss“, sagte Natasha.

      „Suz, hast du dir je vorgestellt, du würdest einmal Nathaniel heiraten?“ Die stürmische Romanze schien dem Untergang geweiht, als Nathaniel gestand, dass sein königlicher Status es ihm unmöglich machte, eine Ausländerin zu heiraten.

      „Ich war ja nicht einmal sicher, ob ich ihn je wiedersehen würde. Ich wollte ihn heiraten, das weißt du doch.“ Susanna beugte sich vor, ihre schlanken Arme über den Beinen gekreuzt. „Schön siehst du aus, Avery.“

      „Fühlt sich komisch an, so herausgeputzt zu werden.“ Sie sah auf ihr Kleid aus braunem Samt hinunter, das sich über Schichten aus blauem Chiffon und weißem Tüll bauschte. Natasha schnappte sich die Seite ihres Kopfes und richtete sie kurzerhand wieder gerade. „Ich bin es gewohnt, auf dem Volleyballplatz oder in der Küche des Shacks zu stehen.“

      „Oder zu surfen.“

      „Ja, oder zu surfen.“ Avery lächelte. Die Wellen und der Wind des Atlantiks waren ihr Schlaflied. „Wo hast du dieses Kleid gefunden? Es ist der Wahnsinn.“

      „Melinda House. Es ist einem Christian-Dior-Kleid aus den 1950ern nachempfunden. Als ich es gesehen habe, habe ich gleich an dich gedacht. Das Braun passt wirklich gut zu deinem kastanienbraunen Haar. Die perfekten Farben für das Erntefest.“

      Die Haare noch in Lockenwicklern, kam Mama herein, in einem schulterfreien Organzakleid in dunklem Orange.

      „Mama!“ Avery pfiff und beobachtete ihre Mutter durch den Spiegel. „Du siehst … gar nicht aus wie meine Mama.“

      „Miss, bitte, wir sind gleich hier fertig.“ Mit festem Griff hob Natasha Averys Kopf.

      „Ich mach mich ganz gut für eine, die länger, als sie sich erinnern kann, in der Küche gestanden hat, was?“ Mama legte eine langsame Drehung hin. „Ich glaube, ich rocke dieses Kleid, wie man so sagt.“

      Avery lachte. „Hör mal einer an. Meine Mama, der Hipster.“

      „Was das nun wieder heißen soll.“ Mama beugte sich über Averys Schulter. „Du siehst bezaubernd aus, Liebes. Nun, ihr beide werdet schleunigst in meiner Suite erwartet. Rollins bringt Tee auf mein Zimmer.“

      „Tee in deiner Suite? Schleunigst?“ Avery zog ein Gesicht und tauschte ein Lächeln mit Susanna. Mama trank morgens nur Kaffee. Und sie sagte nie „schleunigst“.

      „Nun, wenn man in einem Palast ist, lebt man wie von königlichem Geblüt. Früh genug gibt es wieder Töpfe, Pfannen und Fritteusen. Ich bin dann mal wieder weg, damit meine Zofe mir das Haar machen kann.“ Mama ging rückwärts zur Tür und versuchte sich an einem brightonschen Akzent, während sie so tat, als würde sie aus einer Tasse Tee trinken. Mit abgespreiztem kleinem Finger. „Bin ich nicht eine Augenweide?“

      „Das ist keine Zofe, Mama“, rief Susanna hinter ihr her. „Sie ist eine Stylistin, die der Palast für besondere Anlässe beauftragt.“

      Zu spät. Mama war weg.

      Natasha gab die letzte Strähne von Averys Haar frei und ließ sie über ihre Schulter fallen. Sie beugte sich vor, um Avery im Spiegel zu betrachten. „Da. Nun schauen Sie sich bloß mal an, mit Ihrem Hals wie dem von Audrey Hepburn. Was meinen Sie, Hoheit?“ Natasha wandte sich an Susanna.

      „Ich finde, meine Schwester sieht wunderschön aus.“

      „Dann bin ich hier weg.“ Die Stylistin sammelte ihre Sachen zusammen. „Ich werde gehen und Leslie mit der Königinmutter helfen und bei Seiner Majestät vorbeischauen. Ich wünsche Ihnen eine wunderbare Zeit heute Abend.“

      „Haben Sie vielen Dank, Natasha.“ Susanna erhob sich, als die Tür ins Schloss fiel. „Avery, wie geht es Mama? Ich meine, wie geht es ihr wirklich?“

      „Sie ist anders. Irgendwie gedämpft, auch wenn kleinlaut nicht das passende Wort für sie wäre. Aber seitdem wir hier sind, ist sie lebendiger, als ich sie erlebt habe, nachdem Papa gestorben ist.“

      „Sie weiß nicht recht, was sie ohne Daddy machen soll. Diese ganze Pseudozankerei hat nur versteckt, wie sehr sich die beiden geliebt haben und wie abhängig sie voneinander waren.“

      „Was ist mit dir? Geht es dir gut?“ Avery schlüpfte in einen passenden Bolero und strich mit den Händen über den weiten Rock. Sie liebte prachtvolle Kleider.

      „Ich schlage mich tapfer, obwohl es schwer war, so weit weg zu sein. Nathaniel hat mir geholfen, mit der Trauer zurechtzukommen. Er vermisst seinen Vater immer noch.“ Ihre Hand bewegte sich auf ihren Bauch und blieb dort liegen. „Das Kleine hier hilft.“

      „Hast du Angst, es zu verlieren?“ Avery hakte sich bei ihrer Schwester unter. „Lass uns unseren Glauben zusammentun und darauf vertrauen, dass alles gut werden wird.“

      Susannas Augen glitzerten. „Wir beten jeden Abend für dieses Baby. Aber ja, lass uns unseren Glauben zusammentun.“ Sie küsste ihre Schwester auf die Wange. „Ich bin so froh, dass du zur Welt gekommen bist. Du warst wie so eine lebendige, atmende, braunäugige, rothaarige Babypuppe für mich.“ Sie grinste und kniff in Averys Wange. „Die zu einer echten Landplage herangewachsen ist.“

      „Hey. Aber nur weil ich so sein wollte wie du.“ Avery lachte und machte sich zum vorderen Zimmer auf. „Und wenn du meinst, ich sei eine Landplage, dann warte nur, bis dieses Baby auf der Welt ist.“

      „Immer her damit, Schwester.“ Aber der Humor in Susannas Stimme spiegelte sich nicht in ihren Augen. Stattdessen sah Avery dort eine tiefe Ernsthaftigkeit. „Wir sind jetzt über vier Jahre verheiratet. Ich war fünfmal schwanger und habe sie alle verloren. Es fängt langsam an, sich wie eine schlechte Angewohnheit anzufühlen.“

      „Nicht dieses Mal.“ Avery nahm das zum Kleid passende Täschchen zur Hand, das Melinda House mit herübergeschickt hatte, und stopfte ein Stück Kaugummi, einen Lippenpflegestift und ihr Lieblingslipgloss hinein. „Ich spüre das.“

      „Leider spüre ich das auch. Bei diesem Baby geht es nicht nur darum, dass Nathaniel und ich uns eine Familie wünschen. Da geht es um das Hause Stratton und darum, einen Erben abzuliefern. Die Presse ist völlig verrückt deswegen und bringt Monat für Monat neue Schlagzeilen über unsere Fortpflanzungsfähigkeit. Als ob eine 450 Jahre alte Dynastie nur von meinem Uterus abhängt. Zum Glück versuchen es Corina und Stephen auch.“

      Stephen war Nathaniels jüngerer Bruder. Seine Frau, Corina, noch ein Mädel aus Georgia, man mochte es kaum glauben, war eine amerikanische Milliardärstochter, die den Reserveerben heimlich geheiratet hatte.

      „Dann