Torus der Tloxi. Matthias Falke

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Название Torus der Tloxi
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770301



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Einsetzung eines Ausschusses für Entschädigungs- und Restitutionsfragen zustimmen müssen. Die kuLau hatten den Antrag eingebracht. Laya und Zthronmic hatten sie darin unterstützt. Und selbst die Amish, die Prana-Bindu und G.R.O.M. hatten dafür gestimmt. Jede Delegation mochte ihre eigenen Beweggründe haben. Die Prana-Bindu dachten an die Große Gompa von Loma Ntang, die im Vorfeld des Konfliktes von den Sinesern zerstört worden war. Ihr Engagement bedeutete so gesehen eine Entlastung. Denn die meisten anderen erhoben ihre Entschädigungsansprüche ja gegen die Union. Am erstaunlichsten war dies bei jenen Kulturen, die mit Sina bestens zusammengearbeitet hatten. So behaupteten die Zthronmic, einer ihrer heiligsten Tempel, den sie das Schwarze Tor nannten, sei bei der Vernichtung Sinas zerstört worden. Ich hatte Bilder dieses angeblichen Heiligtums gesehen. Es war ein wüstes Bauwerk, aus rohen Balken und Brettern zusammengezimmert, ein Wachturm innerhalb einer primitiven Palisade eher als ein Tempel. Und sie hatten ihn, wie Rogers mir hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte, freiwillig an Sina abgeliefert, in vorauseilendem Kotau vor jener Macht, mit der sie seit Jahrhunderten die allerbesten Geschäftsbeziehungen pflegten. Zerstört war zerstört. Jedenfalls konnten sie jetzt noch politisches Kapital aus der Sache schlagen, indem sie bei uns Ersatz einklagten.

      Die ganze Entschädigungsfrage iterierte ihrerseits zu einer heftigen Kriegsschulddiskussion. Eine historische Kommission musste eingesetzt werden, die Ursachen, Ausbruch, Ablauf und Konsequenzen des Krieges erarbeiten und als Grundlage für alle daraus resultierenden Rechtsstreitigkeiten zur Verfügung stellen sollte. Natürlich beharrte die Union darauf, dass der Krieg ihr aufgezwungen worden war und sie von ihrem Recht auf Notwehr Gebrauch gemacht habe. Dem wurde widersprochen. Bis heute sei beispielsweise ungeklärt, ob die Warpraum-Sonde, die den Jupiter aus seiner Bahn geworfen hatte, überhaupt sinesischer Herkunft gewesen sei. Bekanntlich hatte sich Sina, solange es existierte, geweigert, offiziell die Verantwortung für diesen Vorfall zu übernehmen. Es war klar, dass unser Feldzug unter dieser Perspektive als willkürlicher Angriffskrieg erscheinen musste.

      Als Rogers, in höchster Erregung und mit dunkelrot glühender Miene, seine Sicht der Dinge darzulegen versuchte, reichte die von den Zthronmic geführte Fraktion – wir nannten sie die sinesische – einen Befangenheitsantrag ein. Die Logik der Sache schlug mehr und mehr zu unserem Nachteil aus. Die Eigendynamik des Kongresses entwickelte sich zu unseren Ungunsten. Wir mussten der Einsetzung eines interstellaren Strafgerichtshofes zustimmen, der die Vergangenheit der aussagenden Personen überprüfte und sich dabei die Ermittlung wegen Kriegsverbrechen vorbehielt. Mit infernalischem Gebrüll schleppten die Zthronmic ihre Anklageschrift in den Sitzungssaal. General Rogers wurde der völkerrechtswidrige Einsatz von Antimateriewaffen im ersten Sinesischen Krieg, genauer: in der Schlacht vor Persephone, zur Last gelegt, ebenso der Angriff auf Sina City mit einer künstlichen Singularität, die zur Vernichtung des Planeten geführt hatte. Als ich in dieser Sache als Zeuge aussagen wollte, erklärte man mich ebenfalls für befangen. Zu meiner Überraschung warf man mir mein Verhalten während des Krieges keinesfalls vor – obwohl es in der Logik dieser Leute dort sicher einiges zu beanstanden gebe. Vielleicht behielt man es sich für später vor. Man hatte aber in den Unterlagen entdeckt, dass ich Jahre zuvor, in den seligen Zeiten der wissenschaftlichen Erkundungsflüge, einen Mann meiner ENTHYMESIS-Crew erschossen hatte. Das stimmte sogar. In dem Zeitennebel namens Amygdala waren wir in eine Zeitschleife geraten, in der ich meines freien Willens beraubt wurde und einen Offizier meiner Besatzung niederschoss. Die Sache war vor einem Tribunal der Union verhandelt worden. Ich war in allen Punkten der Anklage freigesprochen worden. Die Angelegenheit lag über ein Jahrzehnt zurück. Ich war damals ENTHYMESIS-Kommandant im Rang eines Colonels gewesen.

      Man wandte jedoch ein, dass die Union selbst befangen gewesen sei, da ihr schwerlich ein Interesse zugemutet werden könne, einen ihrer führenden Kommandanten abzuurteilen. Die Verhandlung müsse vor einem unabhängigen Gremium neu aufgerollt werden. Ich sei so lange als Zeuge unbrauchbar. Auch hier war klar, dass niemandem an einer ernsthaften Revision der einstigen Verhandlung gelegen war. Es ging lediglich darum, mich – als ranghöchsten Offizier der Union und einen der treibenden Akteure des zweiten Sinesischen Krieges – in Misskredit zu bringen, mich von allen Rednerpulten fernzuhalten und so viel Zeit zu gewinnen, wie man zu benötigen glaubte, um uns endgültig über den Tisch zu ziehen.

      So gingen wir jeden Tag einen weiteren Schritt rückwärts. Auf der organisatorischen Ebene stiegen wir von den Unter- zu den Unter-Unter-Ausschüssen hinab. Im machtpolitischen Poker mussten wir jeden Tag eine weitere Position preisgeben, neuen Zugeständnisse machen, unserer abermaligen Schwächung zustimmen und uns selbst öffentlich fesseln und demontieren. Das anfängliche Drohgespenst, die Fremdkulturen würden den Kongress platzen lassen, verwandelte sich nach und nach in eine Verheißung, in eine Ultima Ratio, in die letzte Möglichkeit, den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen, die wir uns selbst mit viel Raffinement geknüpft hatten.

      So konnte es nicht weitergehen. Mit den wenigen Verbündeten, die uns geblieben waren, setzten wir die Einsetzung eines Konvents durch. Er sollte eine galaktische Verfassung ausarbeiten. Dabei würde er unabhängig von der Arbeit in den Ausschüssen sein, die so lange unbehelligt weitergehen konnte. Und er sollte seine Tätigkeit sofort aufnehmen, das heißt vor der Wiedereröffnung des Plenums, die bis auf Weiteres verschoben war.

      Das Zustandekommen des Konvents war ein erstes Hoffnungszeichen nach Tagen, in denen wir uns der Verzweiflung gegenübergesehen hatten. Für einige Zeit schien es nur zwei Alternativen zu geben: uns selbst ans Messer zu liefern oder den Kongress abzubrechen – was mit großer Sicherheit den nächsten Krieg zur Folge gehabt hätte. Nun hatten wir den schleichenden Rückzug hinter jedes unserer Prinzipien stoppen können. Ein Gremium war geschaffen, in dem wir unsere Vorstellungen einbringen konnten. Es war vor allem mit unseren Verbündeten stark besetzt, mit jenen Völkern, die von Haus aus zu Spekulation und begrifflicher Feinarbeit neigten, den Prana-Bindu – die ihren offiziellen Beitritt zur Union von der Verabschiedung ihrer Verfassung abhängig machten –,den kuLau, den Amish und von G.R.O.M. Auch die Tloxi und die Union selbst stellten starke Kontingente. Die Zthronmic und Laya, die einen Konvent als Debattierclub ansehen mochten, hatten auf eine Teilnahme verzichtet. Wir werteten das als ihre erste strategische Niederlage. Als Vorsitzender wurde Laertes einberufen, der selbst erklärte Chefideologe der Union. Niemand hätte einen Würdigeren gewusst. Als Grundlage für die zu schaffende Verfassung nahm er die Charta der Union, deren Paragraphen er so allgemeingültig und neutral wie möglich umformulierte.

      Wir atmeten auf.

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