Torus der Tloxi. Matthias Falke

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Название Torus der Tloxi
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770301



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der Neutralen zu stärken.

      Auf der anderen Seite steckten einige Zthronmic mit den Abgeordneten der Laya die Köpfe zusammen. Sie hatten schon auf der Ebene der Störmanöver und Zwischenrufe eine gemeinsame Partei gebildet. Jetzt legten sie den Grundstein für die Zusammenarbeit in der Gruppe jener, die sich als Nachlassverwalter der Sineser zu verstehen schienen. Als die beiden anmutigen Vertreter der kuLau vorüberschwebten, wurden auch sie von ihnen angesprochen. Es war auf den ersten Blick klar, dass die filigranen pflanzenhaften Wesen und die raubtierartigen Zthronmic nie etwas anderes als eine Zweckgemeinschaft würden bilden können. Dennoch mussten sie einander aufgefallen sein, weil ihre Reaktionen auf Salanas Rede synchron gegangen waren. Vielleicht hatten sie auch im Vorfeld schon miteinander Bekanntschaft gemacht. Die Forderung nach Entschädigung für die zerstörten Heiligtümer wurde von ihnen gemeinsam unterstützt.

      Begleitet von zwei Tloxi schwebte das Wasserbecken G.R.O.M.s aus dem Saal. Ihm folgte ein Wesen, das wie eine spindelförmige Wolke aus Rauch oder Dampf wirkte, die in intensiven Rot- und Grüntönen gebändert war. Es sah aus wie ein Gasplanet, den man in die Länge gezogen und dabei auf die Maße eines übergewichtigen Menschen verkleinert hatte. Vor seiner »Brust« war mittels eines berührungslosen Generatorfeldes eine Übersetzungseinheit angebracht. Ihre Aktivitätsanzeige wies darauf hin, dass das sonderbare Lichtwesen sich angeregt mit G.R.O.M. zu unterhalten schien, auch wenn die Szene in völlige Stille getaucht blieb.

      Jennifer setzte ihren japanischen Bambus-Seide-Drink ab und fuhr die Lehne ihres gravimetrischen Liegestuhls bis zum Anschlag zurück. Dann streckte sie ihre endlosen Beine aus und machte es sich bequem. Ich hatte mir, gegen ihren Protest, eine Qatzigarette angesteckt, deren wohltuendes Aroma ich in tiefen Zügen inhalierte. Reynolds drehte eines der elektronischen Bauteile, an denen er beständig herumzubasteln pflegte, in den Händen. Sein Blick war in sich gekehrt. Jennifer studierte angelegentlich die Decke des kleinen Raumes.

      Wir hatten die Übertragung von Salanas Rede zur Eröffnung des Kongresses im Livestream verfolgt. Da wir keine Delegierten waren, waren wir nicht für das Plenum zugelassen. Rogers hatte in Aussicht gestellt, uns für einige der Ausschüsse und Fachgruppensitzungen kooptieren zu lassen. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich Wert darauf legte. Wir waren Wissenschaftsoffiziere, Mitglieder der fliegenden Crew und Kommandanten. Was ging dieses Politikergeschwätz uns an? Eigentlich waren wir nur als militärische Eskorte hier, als Chauffeure, und um dem ganzen Auftritt einen gewissen Pomp zu verleihen. Die Anwesenheit der MARQUIS DE LAPLACE, die draußen im Parkraum schwebte, war ein Argument von nicht zu unterschätzender Schlagkraft. Gerade in den anstehenden Geheimverhandlungen, den Vieraugengesprächen, den Sitzungen hinter verschlossenen Türen und den Gremien, von deren Existenz kein Protokoll jemals etwas verraten würde.

      Nicht ohne Genugtuung hatte ich zur Kenntnis genommen, dass die MARQUIS DE LAPLACE das mit Abstand mächtigste Schiff war, das über der Rotationsebene des Torus lag. Die Kreuzer, Zerstörer oder Frachtschiffe, mit den die anderen Delegationen angereist waren, konnten ihr nicht das Wasser reichen. Und es war immer noch das Schiff, das die Schlacht von Persephone für sich entschieden und das Sina den Todesstoß versetzt hatte. Seine Feuerkraft hatte, soviel wir wussten, in der Galaxis nicht ihresgleichen, seit wir Sina ausgeschaltet hatten. Das musste auch den anderen Abordnungen klar sein. Und es beruhigte mich umso mehr, als mir Salanas Rede ein wenig unterwürfig und leisetreterisch erschienen war. Sollten wir uns dafür entschuldigen, dass wir uns zur Wehr gesetzt und das Sinesische Imperium in den Rinnstein der Geschichte getreten hatten?

      Ich zerquetschte den Qatstummel und gab den Aschenbecher der Ordonnanz mit, als sie zum nächsten Mal durch die Lounge kam, um nach dem Rechten zu sehen. Ich hatte durchsetzen können, dass Layra, die Kleine von der Bar, jetzt in der Offizierslobby des Unionsbereichs aufwartete, statt draußen den Thekendienst zu versehen. Jennifer hatte zwar die Brauen gerunzelt, sich dann aber in die Sache geschickt. Ich glaube, nichts amüsierte sie mehr als meine Versuche, bei diesen jungen Dingern Eindruck zu schinden, die, wenn sie in der betreffenden Geschichtsstunde gefehlt hatten, keine Ahnung hatten, was die »Schlacht von Sina« gewesen war.

      Endlich glitt die Tür auf, und Dr. Rogers samt Gefolge stapfte in die Lounge. Er schnipste Layra hinterher und bestellte einen doppelten Scotch. Seine Adjutanten konnten sich das nicht erlauben. Sie ließen sich ein Fläschchen Wasser oder eine Tasse Tee kommen.

      Rogers wartete, bis er sein Getränk in Händen hielt, das er ohne viel Federlesens herunterkippte. Solange schwiegen auch wir. Wir kannten ihn lange genug, um zu wissen, dass nichts ihn mehr verdrießen konnte, als wenn man ihm seinen Auftritt vermasselte. Nachdem er sich remontiert hatte, atmete er tief durch und ließ die Blicke theatralisch von einem zum anderen wandern.

      »Was meinen Sie?«, fragte Jennifer. Seine ehemalige Lieblingsschülerin war die Einzige, die sich erlauben konnte, ihn direkt anzusprechen, ohne dazu aufgefordert zu sein.

      Er nickte in einer seltsam grimmigen Weise vor sich hin, als wolle er einen Zynismus nach dem Motto »Da haben wir die Scheiße« folgen lassen. Stattdessen sagte er:

      »Hut ab vor Salana!«

      Ich wunderte mich und ließ ihn das auch erkennen.

      »Ja«, rief er. »Natürlich. Diesen Auftakt über die Bühne zu bringen, ohne dass es zum Eklat kam, war eine Leistung.«

      Ich stieß unzufrieden die Luft durch die Nase.

      »Wenn wir so anfangen zu denken! Am Ende sind wir froh darüber, dass sie uns nicht auf unserer eigenen Station massakrieren. Waren wir nicht schon weiter?!«

      Er lächelte in seiner überlegenen und überheblichen Art.

      »Gemach, gemach!«

      Ich sah ihm an, dass er mir im Grunde zustimmte. Dieses »im Grunde« bestimmte ziemlich genau die Differenz zwischen ihm, der notgedrungen so etwas wie ein Freizeitpolitiker hatte werden müssen, und mir, der ich dieses Geschäft zutiefst verachtete.

      »Das kommt schon alles«, meinte er. »Der Anfang ist gemacht. Wir haben ihnen keinen Anlass gegeben, die Sache wieder hinzuschmeißen, ehe sie richtig angefangen hatte.«

      Jennifer kippte ihre gravimetrische Liege nach vorne und setzte die Füße auf den Boden.

      »Darauf haben sie es ja angelegt«, sagte sie.

      »Natürlich«, nickte Rogers. »Als sie alle schrien: ›Wir wollen keine Zusammenarbeit‹, haben sie gehofft, Salana würde die Beherrschung verlieren und entgegnen: ›Dann geht doch!‹ Mindestens die Hälfte der Versammlung wäre im gleichen Augenblick aufgestanden und abgeflogen. Wir hätten die ganze Veranstaltung abblasen können. Aber er hat sich nicht provozieren lassen.«

      Plötzlich kam doch der alte Militär und Schlachtenlenker wieder durch.

      »Er hat ihnen keine Flanke geboten, sich keine Blöße gegeben, die sie hätten ausnutzen können.«

      Er sah mich mit der Miene an, mit der auf der Akademie wichtige Weistümer auszusprechen pflegte.

      »Keine Fehler zu machen, ist die halbe Miete!«

      Ich verzog trotzig das Gesicht und suchte Reynolds’ Blick. Er drehte seinen Quantenchip in den Händen, als seien wir bei einem Seminar zur Konstruktion neuartiger Rechner und nicht auf einer heiklen diplomatischen Mission.

      »Wir müssen sie einbinden«, sagte er in seiner näselnden Art. »Sie ins Boot holen, sie an den Verhandlungstisch zwingen.« Er sah mich an, belehrend wie in seinen alten Tagen als WO. »Solange sie debattieren, schießen sie nicht!«

      Ich stand auf.

      »Ist das alles?!«, rief ich. »Wir sind froh, wenn sie nicht auf uns schießen? Der Krieg ist aus! Wir haben ihn gewonnen! Habt ihr das vergessen? Wir sollten die Bedingungen des Friedens diktieren! Stattdessen machen wir mehr Zugeständnisse, als wir jemals wieder einsammeln können. «

      Ich hatte mich in Rage geredet. Wie lächerlich das war, sah ich an dem feinen Schmunzeln, mit dem Jennifer meinen Auftritt verfolgte. Trotzdem war ich der Meinung, dass ich recht hatte.

      »Wer sind denn diese Zthronmic? Diese Laya? Diese Blumenstängelwesen?