No worries, too easy. Sabine Koch

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Название No worries, too easy
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921341



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sie lag zwei Tage mit Kaffeesatz und Möhrenschalen in unserer Biotonne.

      „Wir haben die Rechnung, aber die kann man nirgends vorzeigen, das geht einfach nicht.“

      „Geben Sie mal her.“ Aber die Dame weigert sich dann doch, die Rechnung anzufassen oder sie gar auf ihren Schreibtisch zu legen.

      „No worries, wir nehmen die Adresse von der Visitenkarte und Sie lesen mir einfach die Rechnungsnummer vor. Too easy.“

      „Okay, das ist ein guter Kompromiss. Hauptsache das Papier wird nirgends abgeheftet.“

      „So, das war’s. Sind die 14.500 Dollar, die Sie hier eingetragen, das, was Sie für den Wagen gezahlt haben?“

      „Ja.“ Es waren zwar Euro, aber ich will wegen der Kleinigkeit von 25 Prozent keine Diskussion über Umrechnungskurse beginnen.

      „Dann bekomme ich von Ihnen 618 Dollar.“

      Sabine neben mir ist geschockt, völlig sprachlos und ihr Sonnenbrand wirkt blass. Gleich kippt sie rückwärts um, befürchte ich, aber sie kommt wieder zu sich.

      „Ich dachte, die Verwaltungsgebühr liegt zwischen 50 und 70 Dollar.“ „Ja, aber in Queensland fällt zusätzlich eine Steuer bei Eigentümerwechsel an, die sich nach dem Fahrzeugwert richtet.“

      Ich habe den Kuli vom Ausfüllen des Formulars noch in der Hand, mit einem knappen „No worries“ ziehe ich das Formular zu mir rüber, streiche die Null am Ende und schwupps, sind nur noch 1450 zu versteuern. „Too easy“. Die Verwaltungsangestellte starrt mit halb geöffnetem Mund auf die geänderte Zahl.

      „Das kannst du hier nicht machen, wir sind nicht in Afrika“, flüstert mir Sabine mit strengem Ton zu. „Da habe ich vielleicht etwas übertrieben“, geht es mir durch den Kopf. Die Angestellte reagiert immer noch nicht, das hat sie so wohl noch nicht erlebt. Ich ziehe noch mal das Formular zu mir, schreibe die Null wieder hin und streiche die vordere eins. Aus 1450 werden 4500 Dollar. Die nette Dame ist zurück im Leben: „Was haben Sie denn jetzt für den Wagen gezahlt?“, fragt sie in einem Ton, als sei sie nicht sonderlich amüsiert von meinen Korrekturen.

      „14.500“, antworte ich ehrlich, sieht man mal von dem Umstand ab, dass ich nichts von Euro erwähne. „Aber der Verkäufer hat uns beschissen. Der Karren ist nur 4500 wert und in dem Preis waren ja auch noch Kaffeetassen, Angel und Bratpfanne dabei. Darauf muss ich ja keine Steuern zahlen.“

      Sie zögert, schüttelt den Kopf, tippt was in den Computer und sagt: „Das macht dann 179 Dollar.“ Sabine legt schnell vier fünfziger auf den Tisch, steckt das Wechselgeld und die Papiere ein und dann nichts wie raus.

      „Na, wie habe ich das gemacht? Mal gerade in einer halben Stunde 400 Dollar verdient, da ist heute Abend wohl ein Schuss Whisky in meiner Coke und nicht nur Eis.“

      „Vielleicht hast du das nicht bemerkt, wir haben gerade keine 400 Dollar verdient, sondern 180 Dollar ausgegeben. So ist in den nächsten Wochen sicher kein Whisky in deiner Cola.“

      Jetzt gehört der Toyota ganz offiziell uns. Fühlt sich gut an.

      Zurück auf den Highway. Die Scheiben runtergekurbelt, im Radio läuft Kid Rock mit „All Summer long“, die Tachonadel steht bei 70 und die Sonnenbrille sättigt die Farben. Das ist es, was ich mag, einfach dahin cruisen, vollgetankt, Schlafsack auf dem Rücksitz, der Sonne entgegen. „Yeah“.

      Wir haben unsere Reise nur grob geplant, haben keinen genauen Zeitplan. Es ist auch egal, ob die Reise zwei, drei oder fünf Jahre dauert oder ob wir nach drei Monaten keine Lust mehr haben und die Kutsche verkaufen. Wir müssen etwas auf unser Budget achten, die finanziellen Mittel sind begrenzt, daher wollen wir versuchen, langsam zu reisen und Campingplätze zu meiden.

      Die Routenplanung richtet sich hauptsächlich nach den Klimatabellen. In der Regenzeit sind weite Landstriche im Norden unpassierbar und die Ortschaften werden aus der Luft versorgt. Zu dieser Zeit sind wir im trockenen Süden. Vorläufig sieht unsere Route erst mal so aus:

      Von Brisbane nach Fraser Island. Durch die Glasshouse Mountains zurück nach Brisbane und Surfers Paradise. Entlang der Great Dividing Range nach Sydney und durch die Wälder der High Country im Bundesstaat Victoria zur Great Ocean Road mit ihren berühmten zwölf Aposteln. Den Stuart Highway hoch nach Alice Springs im Zentrum des Outback. Auf der sogenannten French Line quer durch die Simpson Desert nach Birdsville. Sind die Pisten des Old Telegraph Track auf Cape York befahrbar, soll es hoch zum nördlichsten Punkt Australiens gehen. Von dort „irgendwie“ möglichst offroad diagonal durch Australien zum südwestlichsten Punkt beim Cape Leeuwin, der Uluru und die Great Central Road sollen dabei auf der Route liegen. Perth und das selbst ernannte Königreich Hutt River Province wollen wir uns auf jeden Fall ansehen und die „längste und einsamste Offroad-Strecke der Welt“, die Canning Stock Route, ist ein Muss. Eventuell noch einen Umweg über die Gibb River Road und der Savannah Way bringt uns dann nach Cairns, wo der Cruiser verkauft werden soll. Findet sich kein Käufer, verschiffen wir ihn über Japan nach Wladiwostok und fahren zurück nach Köln.

      Mit der kleinen lila Pistenkuh auf dem Strand-Highway auf Fraser Island

       Fraser Island

      An einem perfekten Sommermorgen starten wir von unserem kleinen „wilden“ Camp im Staatsforst nach Rainbow Beach. Die letzte Möglichkeit, Diesel zu normalen Preisen zu kaufen, nutzen wir natürlich und füllen Haupt- und Zusatztank bis zum Stehkragen. Auf der Insel gibt es zwar eine Tankstelle, aber Treibstoff ist dort 30 Prozent teurer, genau wie Lebensmittel und alles andere.

      Wir haben unsere Vorräte bei Aldi in Gympie ergänzt und sind mindestens 18 bis 20 Tage autark, sieht man mal vom Trinkwasser ab. Aber Wasser wird es im Regenwald wohl genug geben.

      Im kleinen Fährticketbüro können wir auch gleich das Permit erwerben, das uns berechtigt, 30 Tage mit dem Allradler die Offroad-Pisten zu befahren, dazu kommen noch vier Euro pro Person und Nacht für das Nutzen der zahlreichen Campspots.

      Perfekter Ausklang des Tages

      Eigentlich verrückt: Ein Nationalpark mit der weltweiten Einzigartigkeit, dass sich tropischer Regenwald auf einer reinen Sandinsel gebildet hat – und genau diese einzigartige Natur ist das Reiseziel vieler Allradfreunde. Nationalpark, Naturschutz und Offroad Fahren ist kein Widerspruch, im Gegenteil, für den Besuch der Insel ist Allradantrieb vorgeschrieben.

      Und noch etwas Einzigartiges gibt es auf Fraser Island: einen 125 Kilometer langen, bei Ebbe zu befahrenden Sandstrand. Wir sind gespannt, aber jetzt weht uns der Wind ins Gesicht, wir stehen auf der Fähre, die uns in ein paar Minuten am Strand von Fraser absetzen wird.

      Zunächst fahren wir auf dem überraschend festen Sandstrand 40 Kilometer nach Norden und schlagen uns dann in die Büsche für die erste Nacht. Schilder regeln, an welchen Strandabschnitten man campen darf und wo nicht. Die insgesamt ausgewiesenen 16 Stellen sind etwa zwei Kilometer lang und bieten traumhafte Plätze im Schatten kleiner Pinien mit Blick auf den Pazifik.

      Das Ende des ersten Tages ist perfekt. Vom Meer her weht ein warmer Wind und vertreibt die Moskitos. Wir sitzen auf der Düne, bewundern den Sternenhimmel mit einem Glas Rotwein in der Hand und lauschen dem gleichmäßigen Rauschen der Wellen.

      Der nächste Morgen, einfach nur herrlich. Blaues Firmament, die warme Sonne, der salzige Duft des Pazifiks lassen den Kaffee richtig gut schmecken. Am Strand entlang geht’s weiter. Kleine Wasserrinnsale, die ins Meer münden, sind zu durchqueren, alle nur wenige Zentimeter tief. Lediglich der Eli Creek ist etwas