No worries, too easy. Sabine Koch

Читать онлайн.
Название No worries, too easy
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921341



Скачать книгу

Heute ist Weihnachten und wir müssen noch den Baum schmücken. Nur welchen Baum, die Auswahl ist groß. Letztendlich entscheiden wir uns für einen abgefallenen Pinienast, den wir vor unseren Tisch in den Sand stecken und mit Kugeln behängen – violette natürlich.

       Namensgebung von Fraser Island

      Der Name Fraser Island geht auf ein Schiffsunglück im Jahr 1836 zurück. Zuvor hieß die Insel „Great Sandy Island“. Der Kapitän James Fraser steuerte das Segelschiff „Stirling Castle“ von Sydney nach Singapur. Am Great Barrier Reef lief das Schiff auf Grund, der Rumpf wurde beschädigt, das Schiff sank. Die Überlebenden, darunter James Fraser und seine Frau Eliza, versuchten mit Rettungsbooten das Festland zu erreichen, was ihnen auch nach etwa 30 Tagen gelang. Kapitän James Fraser und viele Schiffbrüchige verstarben auf der Insel. Seine Frau überlebte durch die Hilfe von Aborigines. Monate später wurde sie gerettet und kehrte nach England zurück. Die Geschichte erzählte sie als Jahrmarktattraktion in London und die Insel bekam ihren heutigen Namen nach Kapitän James Fraser.

      Die Geschichte wird in dem Roman „A Fringe of Leaves“ des australischen Literaturnobelpreisträgers Patrick White nacherzählt.

      Surfers Paradise: Wolkenkratzer direkt am Strand

       Stahlbeton für Schickimickis

      Durch ein Gebiet erloschener Vulkane kurven wir zurück nach Brisbane. Die Felsspitzen erinnerten James Cook, den Entdecker Australiens (na ja, ob er überhaupt Australien entdeckt hat, ist zweifelhaft) an seine Heimat mit den hohen Schornsteinen der Glashütten. Die Landschaft bekam von James Cook den Namen Glasshouse Mountains verpasst. Wahrscheinlich waren die Holländer bereits mehr als 150 Jahre vorher an Land gegangen, als sie auf der Suche nach einem sicheren Seeweg von Indien in ihre Heimat waren. Da sie außer Haue von ein paar Wilden nichts mitnehmen konnten, war ihr Interesse gering. Die Arbeit, einen Mast in die Erde zu rammen und die Fahne zu hissen, machten sie sich erst gar nicht.

      Die Ehre gebührt dementsprechend offiziell James Cook. Dass die Ureinwohner Australien bereits vor 50.000 Jahren entdeckten, ist zu lange her, als dass es noch Beachtung hervor ruft, es zählt nicht.

      Glasshouse Mountains

      Unser Cruiser blubbert mit 80 km/​h vor sich hin, an einer Schilderbrücke auf dem Pazifik-Highway sehen wir das erste Hinweisschild zum „Surfers Paradise“.

      Surfers Paradise, der Name klingt gut, klingt nach ein paar Strandbuden, vor denen sonnengebräunte Twenties ihren Graffiti besprühten VW-Bus parken und sich mit Surfbrett in die meterhohen Wellen stürzen, klingt nach Bikini, Bacardi und Party. Klingt gut.

      Die paar Strandbuden sind inzwischen aus Stahlbeton, unzählige Stockwerke hoch und die Bude Q1 war bei der Erbauung 2005 der höchste bewohnte Wolkenkratzer. Sonnengebräunte Twenties sieht man auch, aber in der Mehrzahl blasse Japaner und hellhäutige Nordeuropäer, die, sobald sie braun gebraten sind, nach Hause fliegen. Und einige Deppen rennen mit ihrem Surfbrett herum, hätten sie mal richtig gegoogelt, wüssten sie, dass Surfers Paradise keine guten Surfbedingungen bietet, die Wellen sind am kilometerlangen Sandstrand einfach nicht hoch genug.

      Die Hochhäuser sind austauschbar, der Badeort könnte auch an der Côte d’Azur oder in Miami liegen. Die Postkarten sehen so gleich aus wie die Hotels der internationalen Ketten von Hilton, Marriott und Mercure oder die Schaufenster von Rolex, Prada, Gucci und Ralph Lauren. Davor stehen schöne Pärchen und solche, die sich nur für schön halten.

      Da Surfers Paradise ein Touristenort ist, an dem ordentlich Geld verdient wird, sieht man auch keine alten VW-Busse (außer den Surfern, die sich verfahren haben), sondern dicke Ami-Schlitten, fette Geländewagen und alles, was einen guten Sound hat, wohingegen mein 4,2-Liter-Motor nur ein Summen von sich gibt. Was bleibt ist Bikini, Bacardi und Party.

      Das Hard Rock Café unweit des Q1

      Bunte Neonlichter in der Nacht werben für Partys in Discos und Nachtclubs, für Pubs, Restaurants und Hotels, welche die imposante Skyline bilden. Vor allem die Skyline ist absolut beeindruckend, zumindest für jemanden, der aus Wilnsdorf kommt. Okay, der Bauer in Wilnsdorf melkt die Kuh im Stall auch bei Neonlicht. Licht hatte der Bauer, der an der Stelle, wo heute das Stadtzentrum liegt, vor 150 Jahren seine Farm baute, nicht. Er hätte mit seinen bescheidenen Erträgen die Stromrechnung gar nicht bezahlen können. 1877 war der Bauer pleite und verkaufte die Farm an einen Deutschen namens Meyer. Dieser baute Zuckerrohr an und war nach nicht einmal zehn Jahren ebenfalls ruiniert. Er verkaufte das Land und baute am Strand eine Bude, die er Main Beach Hotel nannte. Um das Hotel herum entstand in den nächsten 20 Jahren eine kleine Siedlung. Wahrscheinlich hießen alle Einwohner „Meyer“. Die Meyers vermehrten sich, Touristen kamen und eine bessere Verkehrsanbindung brachte noch mehr Touristen zu den Meyers. Die Meyers wurden reich und die Chance auf Reichtum zog Spekulanten und Investoren an, die das unfruchtbare Land an der Küste erwarben und Hotels bauten. 1925 eröffnete Jim Cavill aus Brisbane das Surfers Paradise Hotel und brachte es mit List und Tücke fertig, dass der Landstrich nach seinem Hotel benannt wurde. 1960 setzte ein Touristenboom ein, Schauspieler und Promis feierten Partys, bauten Villen, brachten Geld und noch mehr Geld. Land wurde knapp und teuer und so wurde in die Höhe gebaut. Wer weiß, was in 150 Jahren aus dem Wilnsdorfer Kuhstall geworden ist, vielleicht heißt Wilnsdorf dann „Bauer’s Paradise“ und Touristen aus fernen Ländern staunen über die höchsten Wolkenkratzer, die die Welt je gesehen hat und werden vom schlauen Bauern bei Neonlicht gemolken.

       Der Q1 Tower

      Der Q1 Tower – einst das höchste Wohnhaus der Welt

      Wir staunen über die Informationstafel am Eingang des Q1. „Das Q1 soll das höchste Wohnhaus der Welt sein?“, fragt Sabine ungläubig. „Noch nie was von gehört, ich dachte die Dinger stehen in USA, beim Scheich oder in Hongkong.“ „Guck mal, da gibt es eine Aussichtsterrasse im 77. Stock.“

      Der Aufzug bringt uns nach oben, die Stockwerksanzeigen rasen so schnell, dass man sie nicht mehr lesen kann. Durch den geänderten Luftdruck knackt es in den Ohren. Schon geht die Aufzugstür auf und wir sind auf 230 Meter Höhe. Hier befindet sich ein Restaurant für 400 Personen und durch dicke Glasscheiben eröffnen sich atemberaubende Blicke auf die Stadt.

      Verzehren muss man im Restaurant nichts, jeder zahlt 21 Dollar Eintritt. Natürlich recherchiere ich später, ob es wirklich das höchste Wohnhaus der Welt ist: Es stimmt, es war mit 323 Metern bei seiner Erbauung 2005 das höchste bewohnte Haus der Welt, Bürogebäude zählen da nicht mit. Es ist mit seinen 78 Etagen der höchste Wolkenkratzer auf der Südhalbkugel. Im Q1 Tower sind 526 exklusive Wohnungen untergebracht. Die kleinsten, billigsten Wohnungen mit 84 Quadratmetern kann man für schlappe 985.000 Dollar kaufen. Wer oben im 74. Stock wohnen möchte, legt 12 Millionen Dollar auf den Tisch.

      Atemberaubende Ausblicke auf Surfers Paradise

      Die Aussicht von hier oben ist für jemanden vom Dorf beeindruckend, bei klarer Sicht kann man das 80 Kilometer entfernte Brisbane sehen. Leider stören ein paar Reflektionen in den Scheiben beim