No worries, too easy. Sabine Koch

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Название No worries, too easy
Автор произведения Sabine Koch
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783944921341



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Tageskilometerzähler zeigt 1,4 Kilometer, wir sind vor vier Tagen gelandet.“

      „No worries, willkommen in Australien, dann ist das hier das Begrüßungsgeschenk der Polizei, achten Sie demnächst auf die Verkehrszeichen, too easy.“

      „Too easy?“ wiederhole ich ungläubig, „Yeap, tschüss.“

      Einige Dinge von unserem Vorgänger gehen sofort über Bord, die Angelausrüstung, ein riesiger Tisch, eine Matratze und Kleinkram. Wir wollen Platz im Auto haben und vor allem soll der Cruiser leichter werden. Hinzugekommen ist vor allem stabiles Werkzeug wie Ratschenkasten, Zangen, Ring- und Maulschlüssel, Sandbleche, stabile Schaufel, Spannbänder, 220-Volt-Wandler zum Laden der Akkus für die Kamera, um möglichst von Campingplätzen unabhängig zu sein.

      Im ersten Schritt wird die Pistenkuh „geliftet“

      Wir schlafen am besten im Bett unterm Dach, den Tisch im Fahrzeug brauchen wir nicht, also weg damit. Der Land Cruiser ist mit der Serienbereifung ausgerüstet, wie er auch bei Britz vermietet wurde. Um eine bessere Geländetauglichkeit zu erreichen, lassen wir neue Räder montieren, größere und etwas breitere. Damit diese in die Radkästen passen, muss die Karosserie etwas angehoben werden. In einer kleinen Werkstatt sind die Arbeiten an einem halben Tag gemacht. Mittags ist ein neues Fahrwerk (Federn und Dämpfer) von „Ironman“ eingebaut, der Body kam 50 mm höher und wir konnten so Reifen der Größe 285/​75R16 mit einem MUD-Profil auf neue Felgen aufziehen.

      Es ist vollbracht. Die kleine Pistenkuh ist lila

       Alles meins, alles

      Damit aus dem HZJ eine kleine Pistenkuh wird, fehlt jetzt nur noch die lila Farbe. Wir wollen den Land Cruiser mit Farbrolle und Pinsel streichen, so wie man zuhause die Raufaser tüncht. Pinsel, Rolle und Schleifpad sind schnell im Baumarkt gekauft. Einen Autolackhandel zu finden, der uns den Acryllack im entsprechenden Farbton mischt, war schon schwieriger, aber auch das hat geklappt. Es fehlt jetzt nur noch der Ort, an dem wir die Malerarbeiten durchführen können. Die erste Idee ist naheliegend: auf dem Campingplatz. Der Manager des Platzes findet tausend Gründe dagegen, ich kann alle entkräften. Aber er findet den tausendundersten und tausendundzweiten Grund dagegen. Sagte man uns nicht, die Australier seien so direkt, sagen einfach, was ihnen passt und was nicht? Im Moment beginnt jeder Satz mit: „Ich helfe euch gerne aber …“. Ich gebe auf, er will einfach nicht. Dabei hätten wir uns für's Streichen auf den Müllplatz, einige hundert Meter entfernt von den Stellplätzen, gestellt und natürlich den Boden abgedeckt, damit auch kein einziges Farbtröpfchen ein Sandkorn violett färbt.

      „Lass uns mal zu Peter fahren, der war ja ganz okay“, ist Sabines Idee.

      Peter hat uns in seiner Werkstatt die neuen Federn eingebaut und die neuen Reifen besorgt. Zudem ist er vor 19 Jahren mit einem VW-Passat durch Afrika gefahren, bevor er in Australien hängen blieb. Wir finden ihn in seiner Werkstatt.

      „Hi Peter, alles klar?“

      „Yeap, und bei euch?“

      „Auch. Kurze Frage: Kann ich bei dir meinen Toyo rollen? Nicht lackieren, kein Schleifstaub, kein Farbnebel, nur anstreichen, und bitte keine Diskussion, ich habe zwei Stunden Diskussion hinter mir, sag einfach ja oder nein.“

      „Ja, am besten fahrt ihr hinter die Werkstatt, da stört ihr keinen und euch stört keiner.“

      So muss das laufen, kein langes Gerede, einfach umsetzen.

      Mit Schleifpad und Schweiß ist der alte Lack schnell aufgeraut. Gerade will ich den Härter in den Lack mischen, als hinter mir eine ältere Männerstimme schreit: „Was machen Sie da? Hören Sie sofort auf! Wer hat Ihnen das erlaubt?“ Ich drehe mich um, komme gar nicht zum Antworten, der Mann im Tennisdress und Tennisschläger unter dem Arm redet sich in Rage. Dabei provoziere ich noch nicht mal.

      Aus weiß wird lila

      „Wer hat Ihnen das erlaubt? Ich weiß davon nichts. Das gehört alles mir. Die Tankstelle, die Werkstatt, die drei Häuser gegenüber, alles gehört mir. Alles meins, alles.“ Ui, ein Alphamännchen verteidigt sein Revier, denke ich. Dabei will ich ihm gar nichts wegnehmen, von seiner Tochter will ich auch nichts und von seiner Frau schon mal gar nicht. In der Natur wäre es einfach, Affen untereinander würden dem Aggressivling etwas Futter reichen als Zeichen der Anerkennung der Rangordnung. Aber ob es jetzt das Richtige wäre, ihm eine Dose Baked Beans in die Hand zu drücken? Oder soll ich warten bis er kollabiert, weggetragen wird und dann einfach weiterarbeiten? Ich denke wieder darüber nach, ob ich nicht doch 'ne Dose Bohnen aus dem Vorrat hole, nur um mal zu sehen, wie das Alphamännchen reagiert. Habe ich noch nie gemacht. Doch dann bekomme ich die Chance zu antworten, er braucht Zeit zum Luft nachpumpen.

      „Guten Tag, ich bin Burkhard und das ist meine Frau Sabine. Wir sind vor ein paar Tagen aus Deutschland gekommen, haben den Toyota gekauft und Peter hat uns erlaubt, ihn hier zu streichen. Wir achten peinlichst darauf, niemanden zu stören und heute Abend wird alles so aussehen wie vorher, das ist alles mit Peter abgesprochen.“

      „Peter hat nicht das Recht, euch das zu erlauben. Er hat die Fläche als Abstellfläche gemietet und nicht als Arbeitsfläche. Für Arbeitsfläche müsste er mir viel mehr bezahlen. Das ist alles vertraglich geregelt. Stellen Sie Ihre Arbeiten sofort ein. Sofort!“

      „Doofes Arschloch“, denke ich mir und in Worten umschrieben hört sich das so an: „Natürlich hören wir sofort auf. Wenn uns die Sachlage bekannt gewesen wäre, hätten wir selbstverständlich Sie gefragt und seien Sie gewiss, wir sind Menschen die sich immer sehr genau an Gesetze und Verträge halten. Ohne das strikte Einhalten von Verträgen wäre ein vernünftiges Zusammenleben ja gar nicht möglich. Verträge sind doch Zeichen der Zivilisation. Schade, dass Peter das nicht so sieht.“

      „Ja, sehr schade. Er kann doch nicht Abstellfläche mieten und euch erlauben hier zu arbeiten, das steht so nicht im Vertrag.“ „Vielleicht können wir ja mit Ihnen einen mündlichen Vertrag für die Flächennutzung von vier Stunden schließen?“ Trotz meiner Diplomatie kommen wir nicht auf eine Welle. Er steigert sich schon wieder rein, kriegt einen roten Kopf, wird laut. „Wie stellen Sie sich das vor, ich werde doch ohne meinen Anwalt keine Zusagen machen.“ Wenn wir nicht sofort einpacken, liegt er gleich mit einem Herzinfarkt im Hof.

      Wir wollen nicht in der ersten Woche schon einen auf dem Gewissen haben, also packen wir ein und lassen noch schöne Grüße an den Juristen ausrichten.

      Uniting Church im Zentrum von Brisbane

      In Schleichfahrt geht es mit unserem aufgerauten Toyo durch die Vororte von Brisbane auf der Suche nach irgendeinem Parkplatz, wo man ein Auto streichen kann. „Die Gegend ist hier einfach zu nobel, die rufen sofort die Polizei, wenn ich den Farbeimer raus hole.“

      „Vielleicht können wir bei der Polizei unters Schattendach“, spaßt Sabine.

      „Zeig mal den Stadtplan, da gibt es doch bestimmt irgendwo ein Industriegebiet, wo am Wochenende nichts los ist.“

      Vier Kilometer später stehen wir im Gewerbegebiet, in einer Seitenstraße hämmert noch ein Autoschlosser auf Autos herum. „Der wird uns nicht stören, hier wird jetzt gestrichen.“ Rückwärtsgang rein, eingeparkt und Pinsel raus. Auf einem kleinen Parkplatz direkt am Straßenrand bekommt der Land Cruiser seine schöne violette Farbe.

      Ich sehe schon Ärger auf mich zukommen, es ist der Autoschlosser der