Название | Buschfieber - von Kanada und Alaska |
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Автор произведения | Heimo Dobrovolny |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783960088318 |
Übrigens, die Bezeichnung Yellowknife rührt vom gleichnamigen Fluss, welcher eben hier, von Nord nach Süd, in den Slave Lake mündet. Das Attribut „Great“ trägt dieser See nicht von ungefähr. Er ist etwa fünfzigmal so groß wie der Genfer See. Und der ein paar hundert Meilen davon nördlich gelegene riesige Bärensee ist noch einiges größer.
Eingangs wurde bereits ein Vorgeschmack gegeben, vom ziemlich aufregenden Flug gen Nord, entlang dem River, der wiederum seinen späten Namen von den „Yellowknifes“ ableitet. Diese Indianersippe wurde von Stammesverwandten so geheißen, weil deren Messer damals vorwiegend aus gelblicher Kupferlegierung hergestellt waren.
die „Lagunenstadt“ Yellowknife
Buschlandschaft vom Flugzeug aus
Weil wir gerade bei historischen Bemerkungen sind: Ein Yellowknife-Häuptling, namens Akaitcho, war es auch, der vor etwa zweihundert Jahren den berühmten Arktisforscher Sir John Franklin unseren Routenfluss hinauf Richtung Eismeer führte. Diesem bedeutenden Pionier werden wir noch in einem späteren Kapitel begegnen. Es wird vermutlich beeindrucken!
Also, wir hätten somit das eigentliche Ziel, den geplanten Lagerplatz an der Sandy Portage, inzwischen erreicht und könnten aufsetzen. Doch man hat zuvor eine ganz besondere Mission im Auge, wie zuvor mit dem Pilot besprochen und einen Versuch zur Erfüllung vereinbart. Eine relativ kurze Flugstrecke weiter flussaufwärts, weitet sich der River zu einem See, wie schon mehrmals entlang dieses Flusses. Denn am sogenannten Lawer Carp Lake ist ein besonders bedeutender Ort in der schicksalhaften Vita von Ralf. Nämlich der Platz seines Biwaks, wo er vor zwei Jahren um Haaresbreite, nur per Zufall, dem Hungertode entrann.
Unsere Beaver zieht deshalb im Tiefflug lediglich eine Besichtigungsschleife über der „Riviera“ und startet wieder kräftig durch, in geringer Höhe flussaufwärts. Was uns am künftigen Camp sonst noch erwartet, löste allgemeines Staunen und Jubel aus; bloß nicht bei Ralf; er wusste ja Bescheid und wollte dies als Begrüßungsüberraschung in petto halten. War voll gelungen! Aber ich möchte damit den Leser noch etwas auf die Folter spannen.
Während des Weiterfluges bekommen wir einen Vorgeschmack auf die nähere Umgebung unseres Basislagers: Urwald, Fels, atemberaubende Schluchten und Wasserfälle. Ein sehr eindrucksvoller Hauch von Garten Eden.
Garten Eden
… traumhaft schön …
Bald ist gesuchte Stelle an der Westseite des genannten Sees gefunden. Schon von weitem leuchtet ein blauer Gegenstand am Ufer entgegen. Wir kommen näher. Und hier liegt es, Ralfs Schicksalskanu von damals.
Nun ist allerdings ein nicht ganz einfaches Flugmanöver nötig, um nahe heran zu kommen, zu wassern, um an Land gehen zu können, was eigentlich beabsichtigt war.
Jetzt zeigt unser alter Bauer mit dem fliegenden Traktor, was er drauf hat.
Im extremen Tiefflug wird bald erkennbar, dass diese Gewässergegend sehr flach und steinig ist, also besteht für eine Wasserung erhebliche Gefahr. Mit mehreren engen und steilen Kurven, komme mir vor wie in der Achterbahn, gut anschnallen ist äußerst wichtig, wird das Areal abgesucht nach geeigneter Stelle zum Aufsetzen sowie einer ausreichenden Strecke für Ausbremsen, was letztlich nach bangen Minuten aber doch gelang. Puh!
Dann schließlich noch das langsame Herangleiten an das felsige Ufer. Auch geglückt. Endlich kriechen wir aus dem brüllenden Käfig. Die letzten Meter zum Land ein Kinderspiel: Schuhe aus, Hose runter, von Stein zu Stein, geschafft.
Was jetzt kommt, geht mir nur schwer in die Feder. Diese hoch emotionale Situation. Es steht noch der damals gebaute Steinofen, eine zerfetzte Plane liegt noch da, eine Plastikbox, darin Spielkarten. Eben genau so, wie Ralf diesen Ort des Schreckens, zu guter Letzt aber doch überglücklich, verlassen durfte. Warum, wieso? Sein Tagebuch erzählt alles genau!
Dann hocken wir an seinem Boot, umschlungen, starren hinaus auf das grünlich wellige Wasser, keiner bringt ein Wort aus zugeschnürter Kehle; feuchte Augen sind kaum vermeidbar. Ein Moment in meinem Leben, der ganz tief eingemeißelt bleibt.
Überglücklich und mit großer Dankbarkeit für den Pilot, klettern wir in den Donnervogel und sind bald wieder in den Lüften, beim Rückflug zur Sandy. Dies gab Ralf die Gelegenheit zu zeigen, wo er damals so verhängnisvoll kenterte und dabei die wichtigste Ausrüstung, das Gewehr, verlor.
An der Riviera sind Wasserung und Anlandung wesentlich einfacher. Das viele Gepäck kann von den Schwimmkörpern des Fliegers aus direkt ans Ufer gereicht werden; und die beiden mitgebrachten Alukanus ebenfalls.
Bald ist alles an Land. Die Beaver tuckert wieder los, nimmt ohrenbetäubende Fahrt auf und hebt ab. Bevor er sich endgültig in die blauen Lüfte entfernt, zieht der „Bauer“ über uns eine Schleife und verabschiedet sich mit dem üblichen Pilotengruß: ein Schaukeln mit den Flügeln!
Da stehn sie nun, die Outdoors, sagen wir besser Greenhorns, oder wie ein Trapper sich ausdrücken würde, die Sourdoughs. Eine gewisse Aufregung ist kaum vermeidbar. Doch erst mal lassen wir unserem Jubel freien Lauf, der uns schon aus der Vogelperspektive in der Kehle steckte. Denn da fehlte nur noch der rote Teppich, ausgerollt vor dem herrlichen Schlosse, das uns hier erwartete. Ja, hier steht ein wahres Märchenschloss, so zumindest kam uns die große Überraschung vor: Eine Art Trapperhütte. Cabin sagt man hierzulande. Zwar mickrig und äußerst primitiv, aber dennoch sehr willkommen. Denn Roswitha (von vielen auch nur Rosi genannt) und ich werden hier gleich für die erste Nacht Logis nehmen. Aha, geht da vielleicht gar jemand die Muffe? Bärenspuren im Sand sind nicht zu übersehen! Die Buschgenossen zeigen sich cool und grunzen bald zu Zweien in ihren Zelten; oder was Christian so nennt. Er teilt mit HP eine billige Behausung, wahrlich in die Riviera passend. Ob er das nicht noch bereuen wird? Da bereits spät und allesamt müde von dem langen und ereignisreichen Tag, ist ersehnte Heia angesagt. Natürlich, davor noch der wichtige Gute Nacht-Schluck!
Am folgenden Vormittag müssen sogleich diverse Aktivitäten in Angriff genommen werden. Noch ehe für die Lagerfeuerabende Holz gesammelt wird, sind unsere Hobbyangler fleißig bei der Montage ihrer Gerätschaften; dann hurtig ins Kanu, hinaus auf’s Wasser. Das Gewässer ist ein herrlicher See, vom Yellowknife River durchflossen, an dessen oberem Ende unser Camp liegt und von schäumenden, rauschenden Stromschnellen begrenzt ist. Der See ist etwa 10 Meilen lang und hat auch ausnahmsweise einen Namen. Hoffentlich wird er diesem auch gerecht: Fishing Lake!
Die ersten Versuche verheißen nichts Schlechtes, denn mit ein paar prächtigen Hechten ist bald das Abendessen gesichert. Und großer Optimismus macht sich breit. Doch wann kommen die ersten Enttäuschungen und Probleme? Wann zeigt sich die Kehrseite der Medaille? Allerdings war Pessimismus noch nie ein guter Ratgeber. Und so lässt man eben beim abendlichen Lagerfeuerchen der guten Laune freien Lauf. Auch das Wetter spielt auf ihrer heiteren Saite, in Begleitung zu unserem melodischen Gebrumme bei „Ring of Fire“, das meine Mundharmonika mit vielleicht etwas zweifelhafter Qualität intoniert. Aber, wie heißt es doch? Nicht Klasse zählt, sondern wichtig ist Spaß an der Freud! Kommen uns beinahe vor wie im kitschigen Western. Sogar übertroffen. Denn der sternübersäte, fahle Halbmondhimmel wurde, zu unserer speziellen Begrüßung, mit zaghaftem, gelbgrünen Flackern des ersten Polarlichtes erhellt. Die Aurora Borealis zu erleben, werden wir sicher noch öfter und besser die Gelegenheit haben. Hoffentlich! Kenne dies bisher nur aus Filmen.
Mit so prächtiger Stimmung verkriechen wir uns endlich ins Land der Träume.
Die Nacht verlief ruhig, für mich zumindest. Roswitha meinte allerdings, ob die Holzsägerei nicht tagsüber besser wäre? Sorry!
Also, Holz war die Devise für den bevorstehenden Tag. Das Wetter prächtig wie gestern, dann