Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni

Читать онлайн.
Название Der Hüter der Sphären
Автор произведения Chris Vandoni
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783939043737



Скачать книгу

uns zunächst langsam nähern. Dann werden wir sehen, ob wir zwischen ihnen hindurchfliegen können.«

      Kovalenko setzte sich auf den Kommandantensessel und tippte auf dem Display der Armlehne einige Befehle ein.

      »Bitte setzen Sie sich alle wieder an Ihre Plätze. Beschleunigung auf fünf Prozent Schub.«

      Der Transporter setzte sich langsam in Bewegung. Gespannt blickte die Crew zum Panoramaschirm und bemerkte, dass die Kugeln sich praktisch nicht näherten.

      »Sir«, meldete sich der Ortungsoffizier. »Entweder stimmt etwas mit unseren Instrumenten nicht, oder diese Kugeln sind viel weiter entfernt, als es den Anschein macht.«

      »Geben Sie die Daten auf den großen Schirm«, wies ihn Kovalenko an.

      Kurz darauf starrte er auf die eingeblendeten Infor­mationen.

      »Falls die Distanzanzeige stimmt, und davon müssen wir ausgehen, müssen diese Kugeln riesig sein.«

      »Das sind sie auch«, bemerkte Kovalenko. »Beschleunigung auf sieben Prozent Schub erhöhen. Bei zweitausend Kilometern Distanz abbremsen und auf drei Prozent runtergehen.«

      »Ja, Sir!«

      Der Transporter näherte sich weiter den Kugeln.

      »Gibt es irgendwelche Energiesignale?«

      »Negativ. Keinerlei Waffensysteme. Scheint alles friedlich zu sein.«

      »Falls das Raumschiffe sind, ist die Erde mit großer Wahrscheinlichkeit hermetisch abgeriegelt.« Der Kommandant rieb sich das Kinn. »Ich frage mich, wer die sind und was sie hier wollen.«

      »Vielleicht erfahren wir es nach der Landung.«

      »Falls wir da überhaupt durchkommen.«

      Der Transporter näherte sich mit verminderter Geschwindigkeit dem Kugelmeer. Ungehindert erreichte er die Grenze von zweitausend Kilometern Distanz und bremste auf drei Prozent Schub ab.

      Auf dem Panoramaschirm waren mittlerweile nur noch wenige Kugeln zu sehen. An deren Oberfläche gab es keinerlei Schattierungen, als wäre sie völlig glatt, jedoch hell leuchtend.

      »Tatsächlich keinerlei Waffensysteme zu sehen«, bemerkte Jimenez.

      »Ich bin mir nicht mehr so sicher, dass es sich um Raumschiffe im konventionellen Stil handelt.«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Sehen Sie irgendwelche Antriebssysteme? Oder Schleusen und Decks? Diese Kugeln sehen eher aus wie kleine Sonnen.«

      »Noch tausendfünfhundert Kilometer bis zur nächstgelegenen Kugel.«

      »Geschwindigkeit und Kurs beibehalten.«

      Durch die Anzahl und die Dichte der Kugeln sowie deren Leucht­­intensität war von der Erdoberfläche nur wenig zu sehen.

      »Sir, ein Funkspruch von der Raumüberwachung.«

      »Auf die Lautsprecher.«

      »Commander Kovalenko«, klang es durch die Brücke. »Gehen Sie unverzüglich in orbitaler Entfernung in Warteposition und warten Sie weitere Anweisungen ab!«

      »Was ist da unten los? Was sind das für Kugeln?« Kovalenkos Stimme klang erregt.

      »Wir können Ihnen darüber keine Angaben machen. Halten Sie sich einfach an die Bestimmungen. Wir werden Sie informieren, sobald Sie landen können.«

      Die Verbindung wurde unterbrochen, worauf sich Kovalenko und Jimenez fragend ansahen.

      »Sinkflug beibehalten!«, rief der Commander.

      »Aber Sir! Sie haben doch die Anweisung gehört.«

      »Die können mich mal! Wir versuchen, da durchzukommen und zu landen.«

      Der Transporter setzte seinen Flug unbeirrt fort.

      »Sir! Noch tausendzweihundert Kilometer bis zur nächstgelegenen Kugel.«

      Der Commander erwiderte nichts und starrte weiter auf den Panoramaschirm, auf dem die leuchtenden Kugeln immer näher kamen. Die Sekunden und Minuten verrannen, ohne dass jemand etwas sagte und ohne dass etwas passierte. Die Anspannung unter der Besatzung stieg. Nur das Summen der Geräte war zu hören, als ob sämtliche Mitglieder der Mannschaft den Atem anhalten würden.

      »Noch achthundert Kilometer.«

      Mittlerweile waren nur noch ein halbes Dutzend Kugeln zu sehen, die den gesamten Panoramaschirm ausfüllten.

      »Noch fünfhundert Kilometer.«

      »Sehen Sie das auch?«, fragte Jimenez. »Die Oberfläche der Kugeln.«

      »Ja, sie flimmert auf eine eigenartige Art«, antwortete Kovalenko. »Als ob es sich um einen Energieschirm handeln würde.«

      »Noch dreihundert Kilometer!« Die Stimme des Navigationsoffiziers wurde lauter.

      Nun waren auf dem Panoramaschirm auf der linken und rechten Hälfte nur noch je eine Kugel zu sehen. Dazwischen klaffte eine Lücke, durch die man die Erdoberfläche deutlich erkennen konnte.

      »Wir versuchen, zwischendurch zu fliegen«, befahl Kovalenko. »Platz ist ja genug vorhanden.«

      »Diese Kugeln müssen gigantisch sein. Wer zum Teufel baut solche Dinger? Und dann noch so viele«, fragte sich Jimenez.

      Plötzlich gab es einen Ruck, der das gesamte Schiff erschütterte. Gegenstände segelten durch die Brücke. Jimenez, der soeben aufgestanden war, wurde unsanft von den Füßen geholt und schlug hart auf dem Boden auf. Ein lautes Knirschen und Knarren ging durch den Rumpf des Schiffes, als ob Metallteile aneinandergerieben oder verbogen wurden. Die Gravitationssimulatoren hatten Mühe, die Schwerkraft aufrechtzuerhalten und auszugleichen.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Situation einigermaßen normalisiert und das Schiff sich wieder stabilisiert hatte.

      »Unser Antrieb ist ausgefallen!«, rief der Steuermann aufgeregt. »Der Flug wurde ziemlich abrupt gestoppt. Aber nicht durch unsere Bremssysteme.«

      »Versuchen Sie, mit einem Prozent Schub zu beschleunigen!«, gab der Commander zurück.

      Die Bemühungen wurden mit einem weiteren Knirschen und Knarren beantwortet.

      »Stopp!«, schrie Kovalenko.

      »Wir sitzen fest.«

      »Da bin ich mir nicht so sicher. Mit einem Prozent Schub zurück!«

      Und tatsächlich entfernte sich der Transporter langsam von den Kugeln.

      »Anhalten und Triebwerke abschalten! Was immer das ist, wir kommen nicht daran vorbei. Da gibt es irgendeine Energiesperre.«

      »Achtung!«, rief der Navigationsoffizier. »Da tut sich etwas!«

      Auf dem Panoramaschirm konnte die gesamte Crew erkennen, wie sich von einer der Kugeln Lichtpunkte lösten und auf sie zuschossen. Wenig später war die gesamte Brücke von gleißendem Licht erfüllt.

      Der Tumult, der im Ratssaal ausbrach, ließ es kaum noch zu, jemanden anzusprechen. Die Ratsmitglieder schienen alle gleichzeitig zu reden und gestikulierten wild mit Armen und Händen. Viele von ihnen hingen an ihren Kommunikatoren, brüllten Anweisungen und Befehle in ihre Geräte oder lauschten mit entsetzten Gesichtern den Schilderungen ihrer Gesprächspartner am anderen Ende.

      Ashraf Desai versuchte vergeblich, die Anwesenden zu beruhigen. Eine vernünftige Diskussion über die Neuigkeit schien ausgeschlossen. Als ihm die Situation zu entgleiten drohte, entschloss er sich zu einer für ihn ungewohnten Maßnahme. Ohne zu zögern aktivierte er das Mikrofon an seinem Headset und brüllte kurz und bündig: »RUHE! «

      Dieses Wort, laut und schrill, die im ganzen Saal verteilten Lautsprecher übermäßig strapazierend, stach den Anwesenden wie ein Schwert in die Ohren. Fast augenblicklich herrschte absolute Stille. Die Ratsmitglieder