50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss. Melanie Wagenhofer

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Название 50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss
Автор произведения Melanie Wagenhofer
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783990404041



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in ihren Bann ziehen.

       INFO: Atlantis Qualidive, Franz und Ursula Pramendorfer

      Tauchbasis: Viecht am Traunfall 10a, 4693 Desselbrunn

      

+43 (0) 676/​419 01 06

       www.flusstauchen.at

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      Akrobatik im Mühlbach

      In St. Ägidi springen Forellen durch einen Reifen

      Alaba springt durch einen Reifen, Müller nimmt Anlauf und köpfelt den Ball ins Tor. Nein, die Rede ist nicht von Artisten oder Fußballern, sondern von Forellen. Seit 1947 betreibt die Familie Luger in St. Ägidi ihren österreichweit einzigartigen „Forellenzirkus“.

      In St. Ägidi bei Engelhartszell im Sauwald fließt der Mühlbach an der alten Erledt-Mühle vorbei, die übrigens auch ein Museum über die Müllerei beherbergt. „Meine Mutter hat neben dem Bach immer ihre Wäsche aufgehängt und die Forellen gefüttert: Da sind sie dann bei ihr stehen geblieben“, erinnert sich Bernadette Sageder-Luger. Den Buben hätte die Mutter verboten, die zahmen Fische aus dem Bach zu holen. Die ersten Bande mit den sonst so scheuen Wassertieren waren geknüpft. Als in den 1950er Jahren das Kraftwerk Jochenstein gebaut wurde, kamen immer wieder Ingenieure vorbei, die dort im Einsatz waren. Sie entdeckten die zahmen Tiere, legten ihnen kleine Bälle auf eine Leiter über dem Wasser, von wo sie die Fische herunter schubsten. So kam die Idee auf, mehr daraus zu machen. Karl und Otto Luger – Vater und Onkel von Bernadette – begannen, die Forellen zu dressieren und schon bald war der „Forellenzirkus“ zur Attraktion geworden.

      Heute sind es Bach- und Regenbogenforellen sowie Saiblinge, die den „Dompteuren“ gehorchen, insgesamt etwa zehn Tiere, die Fußball spielen oder durch Reifen springen. „Mein Mann Markus sagt immer, das sei unsere technische Abteilung“, meint Sageder lachend, „unsere sportlichen Angestellten.“ Eigentlich sind sie wohl noch ein bisschen mehr: Da treffen Tierliebe und die Freude daran, sich mit Tieren zu beschäftigen, auf fruchtbaren Boden: Die ganze Familie – federführend „Zirkusdirektor“ Markus Sageder und dessen Vater – ist leidenschaftlich dabei, erkennt jedes einzelne Tier an der Zeichnung und gibt den Fischen Namen zum Beispiel von Fußballern. Gehalten werden sie in einem abgegrenzten Bereich des Baches, Holzlatten sollen sie vor Raubvögeln schützen. Angelockt werden die Fische, die bis zu zehn Jahre alt werden können, mit Futter, nach und nach lernen sie ihre kleinen Kunststücke. Aber nicht jede Forelle und jeder Saibling ist geeignet. „Manche sind einfach zu scheu dafür“, weiß Luger. Begonnen wird mit dem Abrichten, wenn die Tiere etwa drei Jahre alt sind. Auch andere Wasserbewohner werden den Besuchern nahe gebracht: „Wir zeigen heimische Bach- und Steinkrebse“, erklärt Luger, leider seien die Tiere durch das Einsetzen von amerikanischen Flusskrebsen in heimische Gewässer in ihrem Bestand mehr und mehr dezimiert worden.

      Nicht nur Fische haben bei den Lugers besondere Talente, auch Hähne neigen zur Akrobatik: „Meine Mutter beschäftigt sich mit ihnen und bringt sie mit viel Geduld so weit, dass sie sich auf den Kopf eines Menschen setzen und von dort aus in aller Ruhe die Umgebung betrachten“, erzählt Luger.

      Die alte Mühle, die erstmals 1348 urkundlich erwähnt wurde und sich seit 1905 im Besitz der Familie Luger befindet, ist heute noch zu besichtigen, Wohnräume der einstigen Müllersfamilie zeigen viel vom Leben von einst. „Wir verfügen über eine Getreide- und eine Sägemühle mit venezianischem Sägegatter, eine Technik, die aus Venedig stammt und für die Herstellung von Schiffsbrettern verwendet wurde.“

      Übrigens: Wenn Sie sich selbst in der Dressur von Hähnen versuchen möchten: In St. Ägidi sind die Artisten Sulmtaler- und Cochin-Hähne.

       INFO: Forellenzirkus und Mühlenmuseum

      Familie Sageder-Luger

      Mühlbach 3, 4725 St. Ägidi

      

+43 (0)7717/​75 52

       Öffnungszeiten:

      April – Oktober (Di und So 10 – 12 und 14 – 17 Uhr und nach Voranmeldung)

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      Bierbrauer für einen Tag

      Braumeister Johannes Leitner (rechts)

      Im Jahr 1770 taten sich die Freistädter Bürger zusammen, um außerhalb der Stadtmauern eine Brauerei zu bauen. Heute gibt es viele Freistädter Bier-Fans von Jung bis Alt, die nicht mehr auf den hopfig-anderen Gerstensaft aus Freistadt verzichten möchten. In der im Mai 2014 neu errichteten Seminarbrauerei im Braukeller kann sich jeder seinen ganz individuellen Gerstensaft zusammenbrauen.

      Die Gruppe – maximal zehn Personen – trifft um neun Uhr zusammen und kürt zuerst einen Braumeister für einen Tag aus ihrer Mitte, denn einer muss ja schließlich das Kommando übernehmen. Noch wichtiger ist aber die Entscheidung, die dann folgt: Welches Bier wollen wir brauen? Soll es ein Weizenbock sein, ein Rauchbier, ein belgisches Fruchtbier oder doch lieber ein Imperial Stout? Elf verschiedene Bierstile – ein Querschnitt der gesamten Bierlandschaft – werden in Freistadt beim Selberbrauen angeboten: „Wir brauen dann aber kein Leichtbier, sondern eines, das Charakter hat und einen Tick stärker daherkommt“, sagt der echte Freistädter Braumeister Johannes Leitner.

       Das Brauhaus in Freistadt

      Beim Bierbrauen muss alles seine Richtigkeit haben. Das dokumentiert ein Schreiber aus der Gruppe, der Protokoll führt. Im Hintergrund überwacht ein erfahrener Brauer die Tätigkeiten, bei denen alles von Hand gemacht wird – so wie es eben früher beim Bierbrauen üblich war. Zunächst wird nach Rezeptur das Malz abgewogen und händisch in der Schrotmühle geschrotet. Dabei wechseln sich die Teilnehmer ab, denn das Kurbeln erweist sich als ganz schön schweißtreibend. „Das Bierbrauen soll ein Erlebnis sein, bei dem jeder Schritt von den Brauern selbst getan wird“, erklärt Leitner.

      Auf das Schroten folgt das Maischen im Sudkessel. Hochwertiges Mühlviertler Urgesteinswasser wird mit dem Malzschrot vermischt und das Ganze mit einem riesigen Kochlöffel in Bewegung gehalten: „Rechtsdrehend, damit es eine gute Energie hat“, erklärt der Braumeister. Dabei durchläuft die Maische verschiedene Temperaturstufen: von 50 über 64 bis 78 Grad. Die Bierbrauer müssen genau und vor allem sauber arbeiten; die richtige Kochtemperatur muss immer wieder kontrolliert werden. Mit dem Schöpfer wird die Maische in den Läuterbottich geschöpft, wo mittels eines Siebbodens die flüssigen und festen Bestandteile getrennt werden. Flüssiges fängt die Sudpfanne auf. Die Flüssigkeit, auch Würze genannt, wird anschließend auf Kochtemperatur gebracht, dann ist sie bereit für den Hopfen, den die Freistädter von 36 Mühlviertler Hopfenbauern beziehen. „Das ist unser Gewürz“, sagt Leitner. „Jenes, mit dem wir uns von anderen Bieren abheben.“ Je nachdem, welches Bier gebraut wird, erfolgen zwei bis drei Hopfengaben. Nach dem Kochen muss wieder kurz gerührt werden, damit sich der Heißtrub am Boden absetzt. Zwischendurch holt ein „Lehrling“ aus der Gruppe ein kühles, frisches Bier.

      Im Anschluss wird die Würze auf einem Kühlschiff auf zehn bis 20 °C heruntergekühlt. Mit der Zugabe der Hefe, dem sogenannten Anstellen, wird im Gärbottich die alkoholische Gärung eingeleitet. Damit ist die Arbeit der Bierbrauer für einen Tag vollendet. Nach einer Woche wird das Bier „geschlaucht“, also ins Fass abgefüllt. Danach beginnen die Nachgärung, Lagerung und Reifephase.