50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss. Melanie Wagenhofer

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Название 50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss
Автор произведения Melanie Wagenhofer
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783990404041



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ist, hält sich gut am Geländer fest und riskiert einen Blick. Natürlich hält das Konstrukt und man fängt an zu genießen: Respekt und Zögern sind beim atemberaubenden Blick, der sich von der Aussichtsplattform Five Fingers am Krippenstein (2.108 m) auftut, schnell vergessen: ein Besuch in einer modern inszenierten Wanderwelt.

      Jeder der Finger der einer riesigen Hand ähnelnden Plattform, die hier seit 2006 quasi ins Nichts hinausragen, ist vier Meter lang und einen Meter breit: Einmal steht man auf Glas und hat einen ungehinderten Blick in die Tiefe. 400 Meter geht es von diesem Punkt aus hinunter. Ein anderer Finger hat einen barocken Rahmen, durch den man Hallstatt und seinen See wunderbar fotografieren kann. Ein weiterer verfügt über ein Fernrohr und wird gar noch verlängert durch ein Sprungbrett, das natürlich nur symbolisch angebracht ist.

      Mit der Gondel der Dachsteinseilbahn geht es von Obertraun an steilen Felswänden vorbei hinauf in die spektakuläre Wanderwelt mit den modernen Stationen. In zwanzig Minuten sollte man bequem von der Bergstation Krippenstein am grandiosen Aussichtspunkt angelangt sein, wo sich ein spektakulärer Blick über die Welterberegion, über den Hallstättersee und das Innere Salzkammergut auftut. Von den Five fingers haben übrigens nicht nur die Leute oben etwas. Bis Mitternacht ist die Hand am Berg beleuchtet und so weithin sichtbar.

      Den Gipfel des Krippensteins hat man mit einer besonderen Konstruktion über sich selbst hinaus wachsen lassen: Die silbern glänzende Welterbespirale aus Aluminium legt sich über ihn und erhöht den Gipfel um einige Meter. Wer Lust hat, kann am Fotopoint den eigenen Gipfelsieg schießen lassen. Wellenförmige hölzerne Liegen laden zum Entspannen vor dem Weiterwandern ein.

      Ein spezieller Tipp sei hier noch angebracht: Ganz spezielle Momente erlebt man von der einem riesigen Schiff ähnelnden Aussichtsplattform bei Sonnenaufgang.

      Der Dachstein hat noch mehr Überraschungen parat: Von der Bergstation der Dachstein-Krippenstein-Seilbahn ist man den Heilbronner Rundwanderweg in Richtung Heilbronner Kreuz eine halbe Stunde gewandert, wenn sich plötzlich aus dem Gesteinsmeer drohend ein riesiger metallener Hai erhebt. Das Ungetüm hat es im Urmeer hier einst tatsächlich gegeben. Die acht Meter lange leblose Version von heute ist begehbar und offenbart beim Blick aus dem Maul eine tolle Aussicht auf den Dachstein-Gletscher. Auf dem Weg dorthin lassen sich auch noch relativ viele fossile Überbleibsel finden.

       INFO: Dachstein Krippenstein Gästeinformation

      

+43 (0) 50/​140

      Öffnungszeiten der Dachstein Krippensteinseilbahn oder Dachstein-Welterbe-Seilbahnen Obertraun:

      Mai – Oktober

      www.dachstein-salzkammergut.com, www.dachsteinwelterbe.at

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      Wie das Fliegen im Fluss

      Taucher mit Huchen

      In den 1990er Jahren haben die Taucher auch die Unterwasserwelt der Flüsse für sich entdeckt. Es gibt nicht viele Orte in Europa, wo man Flusstauchen kann, einer davon ist die Traun, die unter Wasser sensationelle Motive bietet.

      Das Besondere am Flusstauchen, auch Strömungstauchen genannt, ist, dass man vom Wasser mitgenommen wird, sich tragen lässt, fast das Gefühl hat zu fliegen, heißt es. Flusstauchen ist deshalb auch eine besondere Herausforderung, ein Abenteuer, Schnorcheln im Fluss die massentauglichere Variante.

      Knapp 100 Kilometer führt die Traun durch das Salzkammergut. Den, der untertaucht, erwartet viel Spannendes und Überraschendes wie „versunkene“ Unterwasser-Gebäude, alte Wehrbauten und Treppelwege aus der Zeit der Salzschifffahrt. Der Untergrund ist aus weichem Löss, der das Wasser in vielen Jahrhunderten zu riesigen Gebilden geformt hat. Es gibt Höhlen und Tunnel zu entdecken, unerwartete Überhänge, Unterwasserschluchten mit eingekeilten Baumriesen und anmutige Grotten. Am „oberen Traunfall“ liegt eine grüne Felsinsel unter Wasser, vor ihr befindet sich die mit 18 Metern tiefste Stelle des Tauchgebietes. Die riesigen Felsen sind mit Muscheln überzogen. Die beiden alten Pumphäuschen, die einst das frische Quellwasser nach oben befördert haben, kann man betauchen.

      Reißende Strömungen und prickelnde Wasserfälle kennzeichnen den fischreichen Voralpenfluss. Unter normalen Bedingungen sieht man acht bis zehn Meter – durch unter Wasser aufgehende Quellen an manchen Stellen mehr als 20 Meter in die Tiefe. Hier begegnet man Äschen, Forellen, Hechten, Barben, Karpfen, Aalen und Barschen sowie selteneren Wasserbewohnern wie Huchen. Viele Fische scheinen kaum mehr Scheu vor den Froschmännern zu haben, stehen still, Aug und Aug mit dem Beobachter, und sind dann mit einem Flossenschlag schon wieder verschwunden.

      Entlang des gesamten Flussverlaufs eignen sich viele Einstiegsstellen hervorragend zum Schnorcheln oder Tauchen. Die besten finden sich rund um den Traunfall bei Steyrermühl, der als abwechslungsreiches Tauchrevier gilt. Tauchprofis liefern fachkundige Anleitung zu beeindruckenden Strömungserlebnissen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und mit verschiedenen Schwerpunkten. Franz Pramendorfer hat hier die 1. Österreichische Flusstauchbasis gegründet, das Scuben, wie er das Schnorcheln in der Traun nennt, hat er erfunden.

      Einst wurde das Salz, das „weiße Gold“, auf der Traun verschifft, die dazu vom Hallstättersee aus geflutet wurde. Über Jahrhunderte war der zwölf Meter hohe Traunfall ein knochenbrecherisches Hindernis, das ab dem 16. Jahrhundert von den Flößern und Schiffsleuten über verwegene Holzkonstruktionen umschifft wurde. Diese stammten vom Wasserbauingenieur Thomas Seeauer aus Bad Goisern und galten damals als größte Ingenieurleistung Europas auf diesem Gebiet. Davor lud man um und überwand das kritische Stück auf dem Landweg.

      1922 wurde das Kraftwerk Siebenbrunn errichtet, weshalb alte Wehranlagen und Brunnenhäuser im ansteigenden Wasser des Staubereichs verschwanden. Der alte Traunfall unterhalb davon ist noch heute von der Brücke aus erkennbar. In mehreren Wasserfällen donnerte die Traun parallel zum Ufer zwölf Meter in die Tiefe. Wo heute im klaren Quellwasser getaucht wird, kochte das Wasser in den Wasserfällen. Es fällt kaum mehr Traunwasser in den Fall, sondern fließt über einen Kanal einige hundert Meter flussabwärts zum Traunfallkraftwerk von 1902. Dies ist in etwa der Weg, den wagemutige Flößer auf ihrer Schussfahrt einst nahmen. Jetzt schlängeln sich Taucher und Schnorchler durch das rauschende, glucksende und tosende Naturparadies, das sich seit dem Bau einer Kläranlage Ende der 1980er Jahre wieder glasklar präsentiert.

      Die fantastische Unterwasserwelt der Traun

      Oberhalb und unterhalb der Traunfälle wird auch geschnorchelt. So eine Tour erfordert durchaus ein wenig Mut, oft schon der Einstieg ins kristallklare Nass im „unteren Traunfall“, der über einen Sprung von einem Felsen erfolgt. Zum Teil gleitet man durch das Wasser, dann beginnt mit Stromschnellen eine wilde Fahrt, bei der schäumendes Wasser, Wirbel und Strudel das Adrenalin in die Höhe schnellen lassen. Kilometerlang kann man den Fluss und die Auenlandschaft rechts und links genießen. Von den Tauchlehrern wird man an den Einstiegspunkt gefahren und am Ausstieg wieder abgeholt. Die Guides kennen die Traun perfekt und wissen, wie man Engstellen und Stromschnellen gefahrlos meistert. Taucherbrille, Schnorchel, Flossen und ein Neoprenanzug gehören zur Ausrüstung – Letzterer sorgt dafür, dass man nicht auskühlt, Stöße auf der Reise durch das Wasser abgefedert werden und man sich wunderbar schwerelos fühlt. Schnorcheln im Fluss eignet sich auch schon für Kinder (ab acht). Die Traun ist nicht besonders kalt, in den Sommermonaten hat der Fluss 20 °C. Und weil selbst im Winter sehr gute Sichtverhältnisse herrschen, wird auch in der kalten Jahreszeit von und mit Profis getaucht.

      Der