50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss. Melanie Wagenhofer

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Название 50 Dinge, die ein Oberösterreicher getan haben muss
Автор произведения Melanie Wagenhofer
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783990404041



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Abend ergreifen die Waldbewohner noch mehr vom Pfad Besitz. Kein Wunder, dass man ursprünglich solche Wege in den Baumkronen der Tropen zu wissenschaftlichen Zwecken gebaut hat.

      26 Stationen zu ebener Erde bieten Wissenswertes für Groß und Klein oder einfach nur Unterhaltung: vom Fuchsbau und Gleichgewichtsstationen über die Möglichkeit, Stimmen des Waldes via Waldgrammophon aufzunehmen, bis zur mit 50 Metern längsten Trockenrutsche Österreichs. Nach dem Vorbild englischer Irrgärten wurde ein Labyrinth angelegt, ein großer Spielplatz lädt auf einer Lichtung zum Spielen ein. Im Advent ist die Waldweihnacht mit Kunsthandwerk und kulinarischen Genüssen ein besonders idyllisches Erlebnis.

      In den sechs Baumhäusern, Baumhotels genannt, die sich auf Stelzen zehn Meter über dem Boden befinden, kann man das ganze Jahr komfortabel übernachten. Wer sich traut, der nimmt an einer nächtlichen Gruselwanderung durch den Forst teil, die im Winter in Schneeschuhen und mit Fackeln durchgeführt werden.

       INFO: Verein Baumkronenweg

      Knechtelsdorf 1, 4794 Kopfing

      

+43 (0) 7763/​2289, @ [email protected]

       Öffnungszeiten:

      Anfang April – Anfang November

       www.baumkronenweg.at

      Wie die Chinesische Mauer

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      Die Luck’n heilt den Ruck’n

      Der heilbringende Stein von St. Thomas

      Rund um den Wallfahrtsort St. Thomas am Blasenstein wimmelt es nur so von mystischen Orten und seltsamen Steinen wie der Bucklwehluck’n. Obendrein gibt’s dort den luftgselcht’n Pfarrer.

      Ein kurzer Moment des Zögerns und dann klettert man hinein in den Spalt. Drinnen ist man erstaunt über die Stille und die glatten Innenflächen des Steines, die Abertausende, die hier schon durchgeschlüpft sind, wohl poliert haben. 40.000 sollen es übrigens jedes Jahr bis heute sein. Ein Stück weiter wird es ziemlich eng, fast muss man sich wie eine Schlange eine Kurve entlang weiterwinden. Nicht umsonst heißt es bei den Blasensteinern: Wer durch die Bucklwehluck’n durchkommt, hat zumindest die Gewähr, dass das Kreuz noch nicht ganz kaputt sein kann. Unter Platzangst sollte man aber besser auch nicht leiden. Noch einmal ducken, sich vorsichtig über den glatten Stein am Ausgang bewegen und dann ist man wieder draußen. Noch in den 1930er Jahren sollen viele Blasensteiner vor jedem Kirchgang durch den Stein gegangen sein.

      Und warum tut man sich das an? Zur Erklärung: Wir befinden uns auf dem Blasenstein im Unteren Mühlviertel. Das Berglein (723 m) ist nicht nur weithin sichtbar, es bietet auch eine grandiose Aussicht über das Land: Halb Oberösterreich breitet sich an schönen Tagen vor ihm aus. Das silberne Band der Donau, die Burg Clam, der Dachstein. Der Blasenstein ist aber auch sonst ein besonderer Ort. Hier, genauer gesagt bei der Bucklwehluck’n, sollen sich seit jeher wunderliche Dinge zugetragen haben. Denjenigen nämlich, die durch den Spalt des beeindruckenden Granitfelsens kriechen, verheißt die Kraft der Luck’n Heilung bei Rückenproblemen und Rheuma und den Erlass ihrer Schulden. So schwören heute nicht nur die Bewohner von St. Thomas auf die Steinformation: Viele Besucher kommen von weit her, um einmal durchzukriechen. Für sie ist die Bucklwehluck’n also ein heiliger Ort. Ein Stein-Koloss, fünf Meter hoch, tonnenschwer und mit einem schmalen Durchlass. Auf den ersten Blick unspektakulär, bei genauerem Hinsehen, nein Hin-Spüren, ist da noch etwas: Es scheint, als strahle der Stein. Und tatsächlich haben Wissenschaftler eine leichte Radioaktivität festgestellt – Radonstrahlung. Wird wohl doch was dran sein an den Geschichten …

      Der kleine Ort St. Thomas hat noch eine ungeklärte Besonderheit zu bieten: In der frei zugänglichen Unterkirche liegt die Mumie des 1746 im Alter von 37 Jahren verstorbenen Chorherrn und Pfarrvikars von St. Thomas, Franz Xaver Sydler de Rosenegg. Der Körper ist nicht verwest, obwohl er mehr als ein Jahrzehnt unter der Erde ruhte. In der tiefgläubigen Gegend galt die Mumifizierung als Wunder, das bis heute nicht geklärt werden konnte. Gruselig-schaurige Geschichten ranken sich um den Verstorbenen und den Zustand dessen, was er auf Erden hinterließ. Von Gift bis radioaktive Strahlung muss vieles als Erklärung herhalten. An anderer Stelle heißt es, der Chorherr wäre an Epilepsie gestorben, weshalb er auch als Helfer bei dieser Krankheit gilt.

      Der Lederne Franzl

      Die Überlieferung spricht auch davon, dass der Geistliche an einer ansteckenden Krankheit gelitten und deswegen eine „Medizin auf Leben und Tod“ bekommen habe. Die Tatsache, dass er nicht verwest ist, wurde von den Menschen jedenfalls als Fingerzeig Gottes gewertet.

      Die Mumie, auch Lederner Franzl genannt, wurde von jenen Experten wissenschaftlich untersucht, die sich auch mit der Mumie aus dem Similaungletscher, vulgo Ötzi, beschäftigt haben. Es wird vermutet, dass der Tote unter Luftabschluss getrocknet ist, künstliche Mumifizierung wird ausgeschlossen. Beim Durchleuchten der Leiche wurde eine rätselhafte Kugel in der Größe eines Kirschkerns entdeckt, die an zwei Seiten „kleine Füßchen“ aufweist. War die rettende Medizin der Todesstoß für den Ordensmann? Man weiß es nicht. Und weil der Zahn der Zeit dann doch irgendwann zu nagen beginnt, soll den nun doch allmählich einsetzenden Verfall der Mumie heute eine luftdichte Vitrine aufhalten.

       INFO: Marktgemeindeamt St. Thomas am Blasenstein

      Markt 7, 4364 St. Thomas am Bl.

      

+43 (0) 7265/​54 55 - 0, @ [email protected]

      www.st-thomas.at, www.facebook.com/​st.thomas.blasenstein

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      Der Graf & Bob Dylan

      Burg Clam

      Der Weg führt eine schmale Straße entlang, die sich durch saftige, grüne Wiesen und Wald nach oben windet. Die letzten Meter legt man zu Fuß zurück, begleitet von der freudigen Anspannung vor dem, was dann kommt: Die Burg Clam – im Unteren Mühlviertel gelegen und 45 km von Linz entfernt – ist die besondere Kulisse für Auftritte von Künstlern wie Nena oder Sting. Jedes Jahr pilgern Tausende Besucher im Sommer zu den Burgkonzerten. Das ist aber noch lange nicht alles: Hier kann man auch herr(schaft)lich in die Vergangenheit eintauchen.

      Die Türme der Burg markieren weithin sichtbar den Austragungsort großer Sommerkonzerte. Gleich unterhalb, in der Burgarena auf der Meierhofwiese, lassen sich die Besucher nieder, um die besonderen und mittlerweile zur Tradition gewordenen Abende zu genießen. Unter die Gäste mischt sich meist auch der Hausherr, Carl Philip Clam-Martinic: „Die Musik, die hier geboten wird, trifft genau meinen Geschmack. Meine erste Schallplatte war eine von Bob Dylan und der stand auch schon auf dem Programm.“

      Seit 23 Generationen haben die Grafen Clam, österreichischer Uradel, im Unteren Mühlviertel ihren Stammsitz. Carl Philip Clam-Martinic übernahm nach längeren Auslandsaufenthalten die Rolle des Familienoberhauptes und bewohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern