Schöpferisches Schlesien von A bis Z. Suzanna Wycisk-Müller

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Название Schöpferisches Schlesien von A bis Z
Автор произведения Suzanna Wycisk-Müller
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783957446541



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der ist befreit von allem Streit."

      (Jakob Böhme)

      Böhme, Jakob

      * 1575 in Alt Seidenberg bei Görlitz

       † 17. November 1624 in Görlitz

       Mystiker und Philosoph

      Böhme wurde im lutherischen Glauben erzogen. Über seine Kindheit ist nicht viel überliefert. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk. Nach Abschluss der Lehre ging er auf Wanderschaft. Wo und wie lange er sie verbrachte, ist nicht nachweisbar. Nachweisbar ist, dass Böhme 1599 als Schuhmachermeister in Görlitz sesshaft wurde, heiratete, Erfolg in seinem Handwerk, ein eigenes Haus und viele Freunde hatte.

      Durch ein Lichterlebnis angesichts eines Zinnkruges erfuhr Böhme eine wahre Erleuchtung. Er begann über die Anfänge allen Seins nachzudenken. Böhme beschäftigte die Frage nach der Herkunft des Bösen in der guten Schöpfung Gottes, nach dem Zusammenziehen von Gut und Böse in allem von Gott Gestalteten bis hin zu Mensch und Tier. Böhme wollte den Geheimnissen von Gott und Mensch auf die Spur kommen. Er war ein angesehener Mann bis zu seiner Schöpfungsgeschichte „Morgenröthe im Aufgang" (1612), später auch „Aurora" genannt, in der er seine Einsichten und astrologischen Spekulationen schilderte. Als eine Abschrift dieser Schrift in die Hände des orthodoxen Oberpfarrers der Stadt Görlitz und somit an die Öffentlichkeit gelangte, erhielt Böhme Schreibverbot. Bald veröffentlichte er jedoch neue Schriften und seine Popularität wuchs. 1624 folgte er einem Ruf an den Dresdner Hof.

      Man nannte Böhme Philosophus teutonicus. Er war der bedeutendste Vertreter der deutschen Mystik. Als einer der ersten deutschen Philosophen schrieb er in deutscher Sprache.

      Als Religions-Philosoph bewegte er die ganze geistige Welt. Hegel14 nannte Böhme den „ersten deutschen Philosophen".

      14 Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770 - 1831, deutscher Philosoph

      Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

      (Dietrich Bonhoeffer, 1944)

      Bonhoeffer, Dietrich

      * 4. Februar 1906 in Breslau

       † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg

       evangelischer Theologe

       Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus

      Dietrich Bonhoeffers Vater war Professor für Psychiatrie und Neurologie an der Friedrich-WilhelmsUniversität in Breslau und Klinikdirektor. 1912 erhielt er einen Ruf an die Charité in Berlin, die Familie zog nach Berlin. Bonhoeffer wuchs mit sieben Geschwistern auf.

      Von 1923 bis 1927 studierte Bonhoeffer Theologie in Tübingen, Rom und Berlin. 1927 promovierte er in Berlin mit seiner Dissertation „Sanctorum Communio – eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche".

      Nach seinem Vikariat bei einer deutschen Gemeinde in Barcelona legte Bonhoeffer 1929 sein zweites theologisches Examen in Berlin ab und habilitierte 1930 zum Thema „Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie".

      Von 1930 bis 1932 war Bonhoeffer Stipendiat an der Theologischen Hochschule in New York. 1931 erhielt er eine Dozentenstelle an der Universität Berlin und wird Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule.

      Mit seinem Vortrag zum Thema „Die Kirche in der Judenfrage" lenkte er die Aufmerksamkeit der Nationalsozialisten auf sich und kam mit dem Regime in Konflikt. Daraufhin ging er nach England und betreute von 1933 bis 1935 deutsche evangelische Kirchengemeinden in London. Trotz des Angebots in England zu bleiben, kehrte Bonhoeffer 1935 nach Deutschland zurück und war in der bekennenden Kirche15 tätig. Die Predigerseminare wurden von den Nationalsozialisten bald verboten, Bonhoeffer erhielt Lehrverbot.

      1939 reiste Bonhoeffer in die USA und übernahm eine Gastdozentur am Union Theological Seminary in New York. Das Angebot, in den USA zu bleiben, lehnte Bonhoeffer ab, kehrte nach Deutschland zurück, arbeitete aktiv als Widerstandskämpfer. Durch seinen Schwager, Hans von Dohnanyi, der Jurist im NS-Justizministerium und Sonderführer der deutschen Abwehr war, hatte er Zugang zu Widerstandskreisen. Bonhoeffer war auch sehr eng mit dem schlesischen Widerstandskämpfer Helmuth James von Moltke16 befreundet.

      Am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer von der Gestapo verhaftet, in das Militärgefängnis Berlin-Tegel gebracht und später im Berliner GestapoGefängnis interniert.

      In der Gefangenschaft schrieb Bonhoeffer sein bekanntestes Buch „Widerstand und Ergebung". Nachdem das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gescheitert war, konnte die Gestapo Bonhoeffers Beteiligung am Widerstand in der militärischen Abwehr nachweisen.

      Im Februar 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer in das KZ Buchenwald gebracht, im April in das KZ Flossenbürg und dort sofort hingerichtet.

      Dietrich Bonhoeffer war aktiver Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus

       An Dietrich Bonhoeffers Geburtshaus in Breslau, Am Birkenwäldchen 7/Wrocław, ul. Bartla 7 ist eine zweisprachige Gedenktafel angebracht (Fotos: Jerzy Hawryszków, 2014)

      Bonhoeffer-Denkmal vor der St. Elisabeth-Kirche in Breslau/ Kościół Garnizonowy pw. św. Elżbiety, Wrocław

       (Fotos: Autorin, 2012)

      Die Inschriften auf den Gedenktafeln:

      Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren, evangelischer Pastor und Theologe, Mitglied des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus, Vorkämpfer der Ökumene und Märtyrer für den christlichen Glauben. Ermordet im Konzentrationslager Flossenbürg am 9. April 1945.

       Organisationskomitee „Für Dietrich Bonhoeffer"

      „Für Dietrich Bonhoeffer" 1988 (1997) 1999

      Zweitfassung der Gedenkskulptur von Karl Biedermann. Das Original (1988) befindet sich im Besitz des Bezirkes Mitte von Berlin und steht an einer der Wirkungsstätten Dietrich Bonhoeffers, der Zionskirche Berlin-Mitte.

      15 Die Bekennende Kirche (BK) war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen Versuche der Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in der Zeit des Nationalsozialismus. http://de.wikipedia.org/wiki/Bekennende_Kirche.

      16 s. Moltke, Helmuth James

      Born, Max

      * 11. Dezember 1882 in Breslau

       † 5. Januar 1970 in Göttingen

       Mathematiker und Physiker

       1954 Nobelpreisträger für Physik

      Max Born stammte aus einer deutsch-jüdischen Familie. Sein Vater war Professor für Anatomie und Embryologie an der Breslauer Universität. Seine Mutter stammte aus einer schlesischen Industriellenfamilie.

      Born besuchte das König-Wilhelms-Gymnasium in Breslau, studierte Rechtswissenschaften und Moralphilosophie, später Mathematik, Physik und Astronomie an den Universitäten in Breslau,