Название | Kein Lord wie alle anderen |
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Автор произведения | Inka Loreen Minden |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963701870 |
Izzy seufzte abermals und bewunderte Lady Hastings’ grüne Abendgarderobe, die farblich wunderbar zu ihrer bezaubernden Ausstrahlung passte. »Sie ist wirklich eine Schönheit.«
Penny ließ den Blick unverhohlen über Izzys pompöses Kleid wandern und bemerkte spöttisch: »Ich glaube eher, all diese rosa Blümchen und Rüschen schrecken die Herren ab.«
Nun musste auch Izzy grinsen. »Ja, Rowena hat einen fürchterlichen Geschmack. Genau deshalb habe ich dieses himmlische Gewand, das sie nur für mich und extra für diese wundervolle Feier ausgesucht hat, angezogen.«
»Du bist eine sehr weise Frau, Isabella Norwood.« Penny lächelte verschmitzt. »Nur das Kleid deiner Stiefmutter übertrifft deines an Hässlichkeit.«
Izzy konnte gerade noch verhindern, loszuprusten. Rowena sah mit ihrem Babybauch in dem pinkfarbenen Albtraum beinahe wie ein neugeborenes Ferkel aus. Ein Ferkel, das ein Schneckenhaus auf dem Kopf trug. Rowenas blonde Perücke, die ihre Zofe zu einem kunstvollen Turm aufgesteckt hatte, wackelte jedes Mal gefährlich, wenn ihre Stiefmutter wie ein Huhn gackerte, äh, lachte.
Izzys Magen zog sich zusammen. Sie wollte wirklich nicht gehässig sein, doch sie fühlte sich nur noch unwohl in ihrer Haut und vor allem in diesem Kleid.
Penny beugte sich ein wenig zu ihr. »Ich kann nicht verstehen, warum du so lange zögerst. Du bist schon zweiundzwanzig. Willst du denn keine eigene Familie gründen? Bald wird dich kein Mann mehr ansehen!«
»Keiner sieht mich wirklich an, Penny. Sie alle finden mich seltsam.« Und das war gut so.
»Dann bist du blind. George und Andrew vergöttern dich!«
»Penny, deine Brüder sind acht und fünfzehn Jahre alt.« Izzy kicherte leise. »Und sie sehen in mir wahrscheinlich eher einen Kumpel und keine Frau zum Heiraten. Außerdem sind sie ein wenig zu jung für mich, findest du nicht?«
Penny rollte mit den Augen. »Sieh dich mal um. Fast jeder alleinstehende Herr blickt immer wieder zu dir. Glaub mir, da gibt es einige, die echtes Interesse an dir haben, zum Beispiel Lord Thaunton. Aber der Baron ist zu alt für dich. Wie findest du denn Sir Mortimer? Er ist ein Knight und wohnt nur eine Tagesreise von hier entfernt …«
Vielleicht hatte ihre Freundin recht und Izzy erregte Aufmerksamkeit bei den Herren. Ihr fehlte wohl dieser spezielle Sinn, um zu erkennen, falls sie jemanden in ihren Bann zog. Doch wahrscheinlich hatten diese Männer längst gehört, wie seltsam und undamenhaft sie sich die meiste Zeit benahm, und wollten nur unterhalten werden.
Penny flüsterte ihr hinter vorgehaltenem Fächer zu: »Deine Stiefmutter hat nicht nur einen alleinstehenden Marquess eingeladen, sondern gleich zwei! Die beiden sind wohl gerade die angesagtesten Junggesellen am Heiratsmarkt. Sagt dir denn keiner von ihnen zu?« Penny senkte ihre Stimme weiter. »Ich gestehe, unser neuer Nachbar, Lord Wakefield, ist keine Augenweide, aber Lord Rochford ist äußerst attraktiv. Doch er scheint eher seinen Freund Lord Hastings interessanter zu finden als dich. Die beiden stecken die meiste Zeit zusammen …«
Izzy hörte Penny kaum zu, da sie sich unendlich schlecht fühlte. Normalerweise teilten sie wirklich alles miteinander, aber den wahren Grund, warum sie keinen Ehemann wollte, konnte sie Penny nicht sagen. Ihre Freundin dachte, sie wolle einfach ihre Freiheiten nicht aufgeben. Izzy hatte Papa versprochen, für immer über die Vorkommnisse in jener schrecklichen Nacht Stillschweigen zu bewahren. Niemand kannte dieses dunkle Geheimnis, außer Papa und ihr ehemaliges Küchenmädchen Jenny.
Als die Musiker plötzlich den nächsten Tanz ankündigten, sprang Izzy fast vom Stuhl, denn Lord Wakefield … Henry … kam direkt auf sie zu. Wie er so resolut durch den Salon marschierte, wirkte er groß, düster und auch ein wenig bedrohlich, denn er machte eher den Eindruck, als würde er in den Krieg ziehen!
Penny stand gemeinsam mit ihr auf und drückte kurz ihre Hand. »Ich habe Ashton die Quadrille versprochen. Viel Spaß mit deinem Lord!« Und schon huschte sie zu ihrem Verlobten.
Nur einen Atemzug später befand sich Henry vor ihr, sodass Izzy leicht den Kopf in den Nacken legen musste. Sie machte einen Knicks und ein möglichst zerknittertes Gesicht, bevor sie sagte: »Lord Wakefield, wären Sie sehr enttäuscht, wenn wir diesen Tanz ausfallen lassen würden? Ich fürchte, ich brauche noch ein wenig Pause.«
Er blinzelte nicht einmal, zeigte kaum eine Regung, als er antwortete: »Ganz und gar nicht, meine Liebe.« Seine Stimme klang dunkel, samtig – eigentlich sehr angenehm. Wenn er sie nur nicht so durchdringend anblicken würde!
»Wir könnten stattdessen eine Limonade trinken«, setzte sie schnell hinzu, damit er nicht dachte, sie würde sich wegen seiner Narben vor ihm ekeln und deshalb nicht mit ihm tanzen. »Unsere Köchin macht die beste Limonade der ganzen Gegend.«
»Sehr gerne, Miss Norwood. Ich hole uns zwei Gläser.« Als er sich von ihr abwandte, achtete sie genau auf seine Beine. Kaum merklich zog er das linke hinterher. Henry biss sicher gerade die Zähne zusammen. Schließlich hatte Izzy vor dem Ruheraum, als er sich unbeobachtet glaubte, gesehen, wie es wirklich um ihn bestellt war.
Am besten, sie tanzte fortan mit keinem der Herren mehr und unterhielt sich mit dem Marquess, damit er sich nicht verpflichtet fühlte, andere Damen zum Tanz aufzufordern. Izzy hatte ohnehin schon fast mit jedem alleinstehenden Mann auf ihrer Karte getanzt, und mehr als zwei Mal mit ein und demselben Herrn über das Parkett zu wirbeln kam schließlich schon fast einer Verlobung gleich.
Andererseits durfte sich Lord Wakefield bei ihr keine Hoffnungen machen! Sie musste unverzüglich klarstellen, dass sie keinerlei Ambitionen hatte, zu heiraten – ohne den Mann zu kränken. Sie wollte ihm wirklich keinen Grund geben, zu denken, sie würde sich vor ihm oder seinem Aussehen fürchten.
»Ist es so offensichtlich?«, fragte er düster, als er mit den Gläsern zu ihr zurückkehrte.
Izzy schluckte schwer. Oh je, hatte sie die ganze Zeit auf seine Beine gestarrt? »Haben Sie schlimme Schmerzen?«, fragte sie zerknirscht. »Wir können uns gerne setzen.«
Schnell ließ sie sich wieder auf ihrem Stuhl nieder, und Henry setzte sich neben sie. Dann reichte er ihr die Limonade. »Sie nehmen wohl kein Blatt vor den Mund, Miss Norwood?«
Ihr Gesicht erhitzte sich. »Ich halte nichts davon, um den heißen Brei herumzureden.« Sehr zum Leidwesen von Papa und Rowena.
Eine von Henrys nachtschwarzen Brauen hob sich. »Dann sagen Sie immer, was Sie denken?«
»Natürlich nicht, das geziemt sich schließlich nicht für eine Dame. Ausnahmen mache ich nur bei Personen, die ich mag.« Rasch trank sie ein paar kleine Schlucke aus ihrem Glas, um einerseits ihre flinke Zunge zu zügeln und andererseits ihre brennenden Wangen zu verstecken.
Verdammt, er machte sich doch jetzt keine Hoffnungen?
Henrys Mundwinkel zuckte, und er klang amüsiert, als er sagte: »Ich dachte schon, Sie wären hier die Einzige, die sich nicht für mich zu interessieren scheint.«
Er machte sich Hoffnungen. Himmeldonnerwetter!
Der Anflug eines Schmunzelns huschte über seine Lippen. »Sie sind also die Frau mit den Hosen?«
Natürlich war ihr Ruf bereits bis zu ihm vorgedrungen, denn sicher amüsierte sich alles, was Rang und Namen hatte, über die »verrückte Isabella«. Vorteil für Izzy! Kein Mann fand eine Frau in Hosen attraktiv.
Wir sind wohl beide Außenseiter, jeder auf seine Art, dachte sie, was uns nicht zu Verbündeten werden lässt!
Als sie gerade nach einer geistreichen Antwort fischte, fragte er leise: »Schreckt Sie mein Äußeres ab?«
Er war aber auch sehr direkt! Nun musste sie genau überlegen, was sie erwiderte. Schließlich wollte sie ihn nicht verletzen, aber er sollte auch nicht denken, dass sie sich für mehr als nur eine platonische Freundschaft interessierte.