Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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und Magistratsbüro ins Leben gerufen. Von Einsatzgruppe ukrainische und politische Selbstverwaltung der Stadt als Gegengewicht gegen Bandera-Gruppe geschaffen. Weitere Maßnahmen gegen Bandera-Gruppe, insbesondere gegen Bandera selbst, in Vorbereitung. Sie werden schnellstens durchgeführt. EK 4a und EK 4b mit Gruppenstab gleichfalls in Lemberg eingetroffen.

      Einsatzgruppe C:

      EK 7a5: Standort Wilna. Beschlagnahme zahlreicher Akten im NKWD-Gebäude. National-litauische Aktivisten haben nach Einmarsch der deutschen Truppen Stadtkomitee gebildet. Leiter Zakevicius. Komitee zunächst vom Feldkommandanten anerkannt. AktivIsten erstreben Selbständigkeit ähnlich wie Slowakei. Berufen sich auf die gebrachten Blutopfer.6 Gruppenleiter C, SS-Brif. Nebe, wird am 2.7.1941 mit Heeresgruppe Mitte, mit der Zusammenarbeit gewährleistet, die Bereinigung dieser Angelegenheit in die Wege leiten.7 Auf Anregung des Einsatzgruppenleiters hat Heeresgruppe Mitte am 30.6.41 folgenden Befehl erlassen: „In einem Gefängnis in Brest sollen die dort befindlichen Zivilgefangenen von der Truppe befreit sein. Angeblich handelt es sich – wenigstens zum Teil – um politische Gefangene der Sowjets. Aus einem anderen Gefängnis sollen sich die Gefangenen – meist krimineller Art – selbst befreit haben. Es wird gebeten die Truppe darauf hinzuweisen, daß eine Befreiung von Gefangenen nicht erfolgen darf. Die Gefängnisse sind im Gegenteil durch die Truppe solange zu sichern, bis sie von den Organen der Sicherheitspolizei übernommen werden können. Eine Selbstbefreiung der Gefangenen ist unter allen Umständen zu verhindern.“ EK 7a hat Festnahmeaktion gegen Kommunisten und Juden eingeleitet. Etwa 8000 Juden in Wilna. Führende Kommunisten zum größten Teil geflohen. EK 7b noch bei Pruzana, wird nach Baranowicze vorgezogen. EK 98: Standort Wilna. Vorkommando am 30.6. nach Grodno abgeordnet.9 Durch Eintreffen EK 9 wird EK 7a frei für Minsk, das nach vorliegenden Meldungen stark beschädigt.

      III) Militärische Ereignisse:

      Lage am 30.6.1941: 4. und 9. Armee: Der Kessel um Bialystok und Wolkowysk wurde verengt und am Swislocz-Abschnitt durch Verbindungsaufnahme zwischen 4. und 9. Armee geteilt. Der Kessel um Nowogrodek wurde südlich Minsk geschlossen und weiter verengt. Feind unternahm aus den drei Kesseln erbitterte, aber planlose Ausbruchsversuche, teilweise unterstützt durch zivile Banden. 9. Armee meldet Verstümmelung und Ermordung deutscher Gefangener. Erreichte Linie: Westlich Dreczyn–Lyskow nordwestlich Wolkowysk–Krynki–Sokolka südostwärts Pisaki–Orla–Zdziecick–Lida–Werenow. Vorderste Teile der Heeresgruppe: Brückenkopf bei Bobruisk–südlich Minsk–Wolozyn–Molodeczno–Smolewicze. 16. und 18. Armee: Westlich der Düna nur noch versprengte Feindteile, Vorgehen beider Armeen Richtung Düna planmäßig. Brückenköpfe bei Dünaburg und Jakobstadt werden weiter verstärkt. Südteil Riga genommen. Eisenbahnbrücken unversehrt in eigener Hand. Libau fest in eigener Hand.

      Finnland

      Geb.Jäger Korps Norwegen durchbrach 29.6.41 3.00 Uhr russische Grenzbefestigungen im Murmansk-Gebiet und überschritt den Titowka-Fluß.

      Verteiler:

      RFSS und Chef der Deutschen Polizei

      Chef der Sicherheitspolizei und des SD

      Amtschefs I, II, III, V, VI, und VII

      IV-Gesch.Stelle (3 Stück)

      IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

      IV E, IV E 5

      IV A 1 (5 Reserve)

       Aus: BAB, R 58/214

      1 Karl-Heinrich von Stülpnagel, OB AOK 17, war 1938/39 führend an den Staatsstreichplanungen der Militäropposition beteiligt gewesen u. sollte am 20.7.1944 in Paris die einzige erfolgreiche Aktion des Putschversuchs durchführen; vgl. Friedrich-Christian Stahl: General Karl-Heinrich von Stülpnagel, in: Ueberschär: Hitlers militärische Elite, Bd. 1, S. 240–247; Christian Streit: Angehörige des militärischen Widerstandes und der Genozid an den Juden im Südabschnitt der Ostfront, in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, Darmstadt 2000, S. 90–103.

      2 Dr. Dr. Emil Otto Rasch, geb. 1891, 1911–1919 Kriegsmarine, danach DSTB, 1920 Freikorps Loewenfeld, Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, 1922 Dr.rer.pol., 1923 Dr.jur., danach Syndikus in der Industrie, 1931 NSDAP, 1933 SS u. Bürgermeister in Radeberg, 1935 Oberbürgermeister in Wittenberg, 1936 Ustuf. u. Stabsfhr. SD-OA Ost, Okt. 1937 Leiter Stapo-Stelle Frankfurt/M., März 1938 dto. in Linz, Febr. 1939 IdS Kassel, März 1939 Chef EG I Prag, Sept. 1939 Chef des Sipo-Kdos. der EG z.b.V. in Polen, Nov. 1939 IdS Königsberg, 1940 Brif., Chef EG B bzw. C bis Sept. 1941, danach Direktor der Kontinental Petroleum AG in Hamburg, Angeklagter im Nürnberger EG-Prozeß, Okt. 1948 krank aus der Haft entlassen, gest. 1.11.1948; BAB, BDC, SSO Dr. Dr. Otto Rasch; Runderlasse CdS v. 23.3.1938 u. 24.3.1939, dto. Gestapa I D v. 2.2.1939, sämtlich BAB, R 58/241; Affidavit Dr. Dr. Otto Rasch v. 13.8.1947, BAL, B 162/Vorl. Dok. Slg. Verschiedenes 301 Bt (O. 153); BAL, ZK: Dr. Dr. Otto Rasch; EdH, Bd. 3, S. 1181; Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, S. 37, 105; falsche Angaben bei Reitlinger: Die Endlösung, S. 208f.; vgl. Yaakov Lozowick: Rollbahn Mord. The Early Activities of Einsatzgruppe C, in: HGS 2(1987), S. 221–242; als überblick: Dieter Pohl: Die Einsatzgruppe C, in: Klein: Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion, S. 71–87.

      3 Stefan Bandera, geb. 1909, repräsentierte den 1939/40 abgespaltenen radikalen Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Er hatte bereits als Gymnasiast einer paramilitärischen Jugendgruppe angehört u. trat während des Studiums in Lemberg der Ukrainska Vijskova Orhnizacija bei. 1933 wurde ihm die Leitung der OUN-Landesexekutive für Galizien u. Wolhynien übertragen. Unter seiner Leitung wurde 1934 ein Attentat auf den polnischen Innenminister General Pieracki ausgeführt. Bandera wurde gefaßt u. 1936 zum Tode verurteilt, dann jedoch zu Haft begnadigt. Nach der Besetzung Polens im Sept. 1939 gelangte er wieder in die Freiheit u. nahm seine Tätigkeit als Führungskader der OUN erneut auf. Fast zwangsläufig ergab sich so der Kontakt zur Abwehr, die es gestattete, in den Kriegsgefangenenlagern Polens westukrainische Soldaten für kommende Aufgaben zu werben. Dabei setzten die jüngeren OUN-Funktionäre unter Bandera bei der Durchsetzung ihrer Ziele vor allem auf das Dritte Reich u. lehnten eine Anlehnung an den Westen ab, was zu ihrer Abspaltung als OUN-B auf dem Krakauer Kongreß vom Februar 1940 von der Mehrheits-OUN unter Andrij Melnik führte. Obwohl die deutsche Führung mehrheitlich ihre Zweifel an der Eignung der OUN-B hatte, waren deren Aktivisten für die Abwehr als Nachrichtendienstleute u. Angehörige von Spezialeinheiten wie in den Btl. „Nachtigall“ u. „Roland“, die mit dem Lehrrgt. Brandenburg z.b.V. 800 zum Einsatz gelangten, von unschätzbaremWert. Als diese Einheiten jedoch an der Proklamierung eines unabhängigen ukrainischen Staates mitwirkten u. zudem die enge Verflechtung der in deutschen Diensten stehenden Nationalisten mit ihren vor Ort agierenden Funktionären klar zutage trat, zerbrach diese übereinstimmung u. führte zur Festsetzung Banderas als Ehrenhäftling. Er wurde erst im Sept. 1944 aus dem KL Sachsenhausen freigelassen, um an der Gründung eines Ukrainischen Nationalkomitees mitzuwirken, dessen hauptsächliche Aufgabe es war, ukrainische Waffenträger für die in die Defensive geratene Wehrmacht zu werben. Nach der Niederlage des Dritten Reiches kämpften Bandera u. seine Leute als Partisanen weiter gegen die Rote Armee, bis er sich im Herbst 1946 nach Bayern absetzen mußte. Er ließ sich in München nieder u. übernahm dort als Führer den Vorsitz der Exil-OUN, die im Gegensatz zur 1948 gegründeten Exil-Rada verbleiben sollte. Da Bandera fernab der Möglichkeiten der Realpolitik seiner Linie treu blieb u. keinen wie auch immer gearteten Ausgleich mit der UdSSR akzeptierte, gehörte er zu den Hauptzielen des sowjetischen Geheimdienstes. Mehrere Anschläge auf ihn konnten in den 1950er Jahren verhindert werden. Als er im Oktober 1959 dennoch einem Attentat zum Opfer fiel, für das der KGB jegliche Verantwortung bestritt, wurde Bandera für die Ukrainer zum Märtyrer; Biographie nach: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 55–61; vgl. Armstrong: Ukrainian Nationalism 1939–1945; Alexander J. Motyl: The Turn to the Right: The Ideological Origins and Developments of Ukrainian Nationalism, 1919–1929, New York 1980; ders.: Ukrainian Nationalist Political Violence in Inter-War Poland, 1921–1939, in: East European Quarterly 19(1985), S. 45–55; zur Spaltung: Bruder: Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben, S. 118–123; zusammenfassend: dies.: Kollaboration oder Widerstand? Die ukrainischen Nationalisten