Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941. Группа авторов

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Название Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941
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Жанр Историческая литература
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Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783534720613



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beteiligt. Im Hinblick auf die gesteigerte Aktivität insbesondere der Bandera-Gruppe wurde verschiedenen führenden ukrainischen Emigranten Aufenthaltsgebot auferlegt. Trotzdem hat sich ein Teil dieser Emigranten angeblich im Auftrage von Reichsstellen in das Generalgouvernement begeben. Da sich begreiflicherweise die einzelnen Emigrantengruppen in Aktivität übersteigern wollen, wurden am 2.7.41 folgende Maßnahmen getroffen: 1) Verschiedene politisch führende ukrainische Emigranten werden in Ehrenhaft genommen, insbesondere im Generalgouvernement, darunter auch Stefan Bandera. 2) Die im Reich lebenden Führer der ukrainischen Emigrantenorganisationen werden unter Androhung strenger staatspolizeilicher Maßnahmen nochmals aufgefordert, mit allen Mitteln dafür Sorge zu tragen, dass ihre Mitglieder sich an die gegebenen Weisungen halten. 3) Alle Ukrainer, die sich im Generalgouvernement aufhalten, jedoch ihren festen Wohnsitz nicht dort haben, werden angewiesen, das Generalgouvernement unverzüglich zu verlassen und sich an ihren Wohnort zurückzubegeben, andernfalls erfolgt ihre Festnahme.

      c) Übrige besetzte Gebete:

      BdS Oslo meldet das Auffinden einer Kurzwellensende- und Empfangsanlage, von Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff, von Schusswaffen und Knetgummi zur Herstellung von Nachschlüsseln gelegentlich der Überholung der Russischen Handelsvertretung in Oslo. Festgenommen wurde u. a. der stellvertretende Leiter der Handelsvertretung in Oslo Medunow.3

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Einsatzgruppe A: Standort am 2.7.41: Von Schaulen nach Riga unterwegs (FT-Verbindung). EK 1a: Standort am 3.7.41: Von Mitau nach Riga unterwegs (FT-Verbindung). EK 1b: Standort Kowno. EK 24: Standort 3.7.41: Schaulen (NKWD-Gebäude). Schaulen5: 35000 Einwohner (12–15000 Juden). Etwa noch 2000 Juden vorhanden. Die übrigen geflüchtet. Gefängnis leer. Wehrmacht kann zwecks Weiterführung der kriegs- und für die Bevölkerung lebenswichtigen Betriebe auf die noch vorhandenen arbeitsfähigen Juden zunächst nicht verzichten. EK 36: Standort 5.7. Kowno (FT-Verbindung).

      Einsatzgruppe B: Standort 2.7.41 Lemberg (FT-Verbindung).

      EK 4a7: Standort Lemberg. EK 4b: Standort Lemberg. EK 58: Standort Lemberg. Nach zuverlässigen Berichten von Russen vor Abzug etwa 30000 Einwohner erschossen. Die in den GPU-Gefängnissen aufgestapelten und vergrabenen Leichen weisen furchtbare Verstümmelungen auf. Schwerste Erregung in der Bevölkerung; hat bereits 1000 Juden zusammengetrieben.9 EK 6 meldet am 2.7.1941 Erschießung von 133 Juden.10

      Einsatzgruppe C: Standort 3.7. Wolkowysk.

      Gruppenleiter meldet Ergebnis der Besprechung mit Heeresgruppe Mitte über Anerkennung der litauischen Komitees durch Feldkommandanten: Es herrscht in der Auffassung Einigkeit. Heeresgruppe Mitte hat sofort entsprechenden Befehl gegeben. EK 7a: Standort Wilna. Funktionäre des Komsomol und jüdische KP-Funktionäre liquidiert. EK versucht, möglichst schnell nach Minsk vorzustoßen. EK 7b: Standort am 2.7.41 unterwegs nach Sluzk. EK 811: Standort 3.7.41 Wolkowysk, Kommandos in Slonim und Baranowicze. EK 9: Standort Wilna. Vorauskommando nach Lida unterwegs.

      Einsatzgruppe D: Standort 2.7.41 Mühlbach vor Hermannstadt. 3.7.41 Weitermarsch nach Schäßburg (FT-Verbindung).

      Um den Einsatzgruppen und -kommandos größtmöglichste Bewegungsfreiheit zu erhalten, wurde dem BdS in Krakau,12 den Staatspolizeistellen Tilsit13 und Allenstein14 Genehmigung erteilt, durch zusätzliche vorübergehend wirkende EK’s die ihren Grenzabschnitten gegenüberliegenden neu besetzten Gebiete sicherheitspolizeilich zu bearbeiten und zu säubern.15 BdS Krakau meldet am 2.7.41: Abmarsch von EK’s aus Krakau 150 Mann,16 aus Warschau 50 Mann,17 aus Lublin 30 Mann.18 Verbindungsaufnahme mit Einsatzgruppen zwecks einheitlicher Ausrichtung der Tätigkeit befohlen.

      III) Militärische Ereignisse:

      Heeresgruppe Süd:

      11. Armee: Bildung je eines neuen Brückenkopfes ostwärts Jassy und Stefanesdi. Ungarn: Ungarische Kräfte südwärts Dolina angetreten. 17. u. 6. Armee: Buzak und Brody genommen. Bei Winniza feindliche Panzergegenstöße. Neuer Brückenkopf über den Horyn ostwärts Rowno. Eingebrochener Gegner südwärts Dubno geschlagen.

      Heeresgruppe Mitte:

      Säuberung des Waldes nordöstlich Bialystok. Fortsetzung der Einschließung zweier Feindgruppen nordostwärts und südostwärts Wolkowysk und des Kessels von Nowogrodek. Panzergruppe erreichte Brückenkopf bei Dobruysk und Svislac.

      Heeresgruppe Nord:

      Feindliche Gegenangriffe konnten Erweiterung der Brückenköpfe über die Düna nicht verhindern. Brückenschlag Jakobstadt.

      Finnland:

      Im Vorgehen aus dem Petsamo-Gebiet Tittowka genommen. Gebirgskorps nähern sich Liza-Abschnitt. Sibirische Truppen zäh und grausam. Bei Kuttawaja neue Truppen gelandet.

      Verteiler:

      RFSS und Chef der Deutschen Polizei

      Chef der Sicherheitspolizei und des SD

      Chef der Ordnungspolizei19

      Amtschefs I, II, III, V, VI und VII

      IV-Gesch. Stelle (3 Stück)

      IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

      IV E, IV E 5

      IV A 1 (5 Reserve)

       Aus: BAB, R 58/214

      1 Nach der Ermordung des OUN-Führers General Ewhen Konovalec 1938 übernahm sein früherer Stabschef Andrij Melnik, geb. 1890, die Führung der Organisation. Am 10.2.1940 kam es wegen Divergenzen über die zukünftige Strategie der OUN in Krakau zur Abspaltung der (zumeist jüngeren) Radikalen unter Stefan Bandera – in der Regel als OUN-B bezeichnet. Melnik wiederum stand seit dem Krakauer Bruch der Rumpf-OUN – nach ihm als OUN-M benannt – vor, der es im Zuge der Besetzung der Sowjetunion vielfach gelang, die einheimischen Verwaltungsposten mit ihren Anhängern zu besetzen. Melnik wurde Anfang 1944 inhaftiert, da er versuchte, eine ukrainische Legion auch mit Hilfe der Neutralen u. der Westalliierten aufzubauen. Im Zuge der militärischen Rückschläge des Reiches erfolgte im Okt. seine Freilassung u. Ernennung zum Vorsitzenden des Ukrainischen Nationalausschusses, dem auch Bandera angehörte, ohne daß beide sich auf eine gemeinsame Linie verständigen konnten. Beim Zusammenbruch Deutschlands setzte sich Melnik über Luxemburg nach Frankreich ab, das ihn nicht an die UdSSR auslieferte. Er starb 1964 in Köln; Biographie nach: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 371–375.

      2 Tymish Omeltschenko war Parteigänger der OUN-M u. präsidierte die UNO, die organisierte ukrainische Interessenvertretung im Reich, der über 42000 auf 1268 Filialen verteilte Mitglieder angehörten. Er war Mitverfasser einer am 11.6.1941 verfaßten Denkschrift für Hitler, nach der er sich gänzlich den Entscheidungen des „Führers“ fügen wollte; vgl. Grelka: Die ukrainische Nationalbewegung unter deutscher Besatzungsherrschaft, S. 167f.

      3 Vgl. Tagesrapport BdS Oslo v. 23.6.1941, in: Stein Ugelvik Larsen/Beatrice Sandberg/Volker Dahm (Hrsg.): Meldungen aus Norwegen 1940–1945. Die geheimen Lageberichte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD in Norwegen, Tbd. 1, München 2008, S. 312f.

      4 Das EK 2 stand anfangs unter der Führung von Rudolf Batz, geb. 1903, Jurastudium, 1931 Referendarexamen, 1933 NSDAP, 1934 Assessorexamen, 1935 Gestapa u. SS, 1936–1938 stellv. Chef Stapo-Leitstelle Breslau, 1938 Hstuf. u. Leiter Stapo-Stelle Linz, 1940 dto. Hannover u. Stubaf., Okt. 1940–Jan. 1941 Leiter IV beim BdS Den Haag, dann erneut Hannover, Kdr. EK 2 bis Nov. 1941, dann erneut Hannover, 1942 Ostubaf., Sept. 1943 KdS Krakau, Jan. 1945 Staf., März 1945 KdS Westfalen-Süd, Selbstmord 1961 in Haft. Die Fehlinformation, er sei im Herbst 1943 KdS Reval geworden (Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 476), beruht auf einer Verwechselung mit Bernhard Baatz; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Rudolf Batz; Vern. dess. v. 11., 14., 15. u. 17.11.1960, BAL, B 162/2994, Bl. 1029ff., 1035ff., 1041ff., 1048ff.; BAL, ZK: Rudolf Batz.

      5 Schaulen (Šiauliai), die größte Stadt im nordwestlichen Litauen, hatte vor dem Zweiten Weltkrieg eine jüdische Bevölkerung von 5360 Personen.