Pepe S. Fuchs - Schatzjäger. Steffen Schulze

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Название Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Автор произведения Steffen Schulze
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783899692440



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der Mitte des Zeltplatzes gab es eine vom Uferbewuchs befreite Badestelle mit mehreren Sitzbänken. Isabella zog Pepe wie ein unartiges Kind hinter sich her, die Medizinflasche in der anderen Hand haltend. Pepe hatte Mühe, das Handtuch festzuhalten. Sie rannten an mehreren Wohnwagen vorbei und Pepe hoffte nur, dass sie nicht über eine der vielen Spannschnüre stürzen würden.

      »Ist doch schön hier, oder nicht?«, fragte Isa, als sie eng nebeneinander auf einer der Bänke saßen. »Und schau nur, die vielen Sterne!«

      Pepe legte den Kopf in den Nacken und musste ihr recht geben. Einen so klaren Himmel mit einem unendlich scheinenden Sternenteppich hatte er seit Afghanistan nicht mehr gesehen.

      »Oh, schau mal! Eine Sternschnuppe!«

      »Das ist ein Flugzeug.«

      »Gar nicht. Ist viel zu tief«, entgegnete Isa enttäuscht und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.

      »Dann eben ein Hubschrauber.«

      »Du bist echt ein Romantiker. Hier, trink was!«, polterte sie und rammte Pepe die Flasche in die Seite.

      Der seufzte und ließ die Medizin in seine Kehle rinnen. Beim zweiten Mal schmeckte das Zeug nicht mehr ganz so garstig.

      »Und jetzt gehen wir schwimmen!«

      »Was?«

      Pepe dachte, sich verhört zu haben. Doch Isa fing bereits an, sich auszuziehen. Erst die Flip-Flops. Danach zog sie sich ihre Bluse über den Kopf und ließ den BH-Verschluss aufschnappen. Als Frau musste man ganz schön gelenkig sein. Dass Isabella das war, bewies sie, als sie ihre Shorts mit durchgestreckten Beinen nach unten schob und Pepe dabei fast ihren Hintern ins Gesicht rammte. Natürlich war der String zum Schwimmen zu viel Stoff und so flog er auf den Sachenhaufen.

      »Kommst du?«, fragte sie, als sie fertig war und stemmte ihre Hände in die Hüften, wobei ihre Brüste auffordernd auf und ab hüpften.

      »Ich weiß nicht.« Pepe war unentschlossen.

      »Pft!« Isa zuckte die Schultern und rannte los.

      Pepe schaute sich um. In den umstehenden Wohnmobilen und Campingwagen brannte kein Licht. Trotzdem konnte hinter jedem Fenster ein Gaffer stehen und mit offenem Mund Isas Körper bestaunen. Und sehenswert war der wirklich. Wider besseres Wissen nahm Pepe einen weiteren Schluck aus der Flasche, ließ sein Handtuch fallen und lief Isa hinterher.

      Das Wasser war kalt und ganz und gar nicht Pepes Element. Als Fertigkeitsnachweis im Bereich der Grundfitness sollte jeder Soldat einmal im Jahr zweihundert Meter in sieben Minuten schwimmen. Pepe war jedes Mal froh, wenn es vorbei war. Zum Glück reichte ihm im Moment das Wasser des Sees nur bis zum Knöchel. Seine Zehen gruben sich tief in den schleimigen Schlick, der den Uferbereich bedeckte.

      »Ist das herrlich!«, rief ihm Isa zu.

      Sie war bereits so weit hinausgeschwommen, dass Pepe sie im Dunkeln kaum erkennen konnte.

      »Ja, super«, grummelte er und wagte sich bis auf Knietiefe vor.

      An seinen letzten Wasserkontakt dachte er nur ungern zurück. Damals wäre er im Jadebusen beinahe draufgegangen.

      »Noch zwei Schritte, damit der kleine Paco wenigstens nass wird«, lachte Isa und tauchte unter.

      »So klein ist der gar nicht«, dachte Pepe, sah an sich herunter und dann wieder hoch.

      Wo blieb sie nur? Konnte sie tatsächlich so lange die Luft anhalten? Die Badebucht war keine fünfzig Meter breit und wurde rechts und links von weit in den See reichenden Schilffeldern begrenzt. War sie dort hineingeschwommen und versteckte sich darin? Wenn es bloß nicht so dunkel gewesen wäre. Das mondlose Sternenlicht reichte allenfalls, um Konturen zu erkennen. Was? War da etwas um seine Beine geschwommen? Pepe machte langsam einen Schritt seitwärts und zuckte unwillkürlich zusammen, als etwas seine Wade streifte. Ein Fisch?

      »Isabella!«, rief er und schnellte erschrocken herum, als es hinter ihm im Schilf raschelte.

      Doch statt einer nackten Frau kam ein Schwan aus dem Dickicht und schaute Pepe mindestens ebenso vorwurfsvoll an wie die Ameise aus seinem Wohnwagen. Lautlos schwebte das Tier mit hochgeregtem Hals an ihm vorbei. Überhaupt war es gespenstisch still. Nur das leise Plätschern der Wellen, die sich am Ufer brachen, war zu hören.

      »Isa!«, rief Pepe erneut, dieses Mal leiser, fast flüsternd.

      Dabei ging er tiefer in den See hinein und schrak zusammen, als der kleine Paco in das kalte Nass eintauchte. Nicht nur deswegen bekam er eine Gänsehaut. Was sollte er nur Mark und Onkel Harry sagen? Sorry, Kleiner, aber wir waren nackig schwimmen und ich habe deine Mama verloren? Sie ist ertrunken.

      Bestimmt. Niemand konnte so lange unter Wasser bleiben. Pepe duckte sich tief über die Seeoberfläche, starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit – und wurde plötzlich umgeworfen. Er verlor den Halt und fiel klatschend auf den Rücken. Panisch mit Armen und Beinen strampelnd japste er nach Luft. Wasser drang in seine gebrochene Nase und brannte in der Ohrwunde. Jemand drückte ihn nach unten, mit seinem gesamten Körpergewicht. Ein nackter Jemand. Ein nackter Jemand mit einem weichen Körper und geschickten Händen. Prustend versuchte sich Pepe zu befreien und wieder auf die Füße zu kommen. Endlich bekam er seinen Kopf aus dem Wasser.

      »So klein ist der gar nicht«, hörte er Isa lachen, bevor sie erneut abtauchte und einen weiteren Angriff auf Pepes Körpermitte startete.

      Dieses Mal war er besser vorbereitet. Er fand Isas linke Hand, drehte sie mit seiner rechten auf ihren Rücken und umklammerte ihr Kinn mit links, wobei sein Unterarm auf ihren vollen Brüsten zu liegen kam.

      »Wow, wo lernt man denn so was?«

      »Im Rettungsschwimmkurs.«

      Dass er dabei beinahe ertrunken wäre, verriet Pepe lieber nicht.

      »Ja, rette mich!«, hauchte Isa und rieb ihren Po an Pepes Leiste.

      »Später vielleicht. Wir sollten langsam raus aus dem Wasser«, entgegnete Pepe und ließ Isa los.

      »Och, warum denn? Bist du sicher?«, sagte die und wand ihren nackten Oberkörper wie eine indische Tempeltänzerin.

      Pepe schaute ihr wie hypnotisiert zu und bekam einen trockenen Mund. Er schluckte und leckte sich mit der Zunge über die Lippen.

      »Na was jetzt? Willste nur gucken, oder auch anfassen?«

      Wenn er nicht augenblicklich die Kurve kriegte, war es zu spät. Auf keinen Fall durfte er auf den kleinen Paco hören. Der hatte mittlerweile ein gieriges Eigenleben entwickelt.

      »Es ist reichlich spät. Und kalt. Wir sollten zurückgehen«, brachte Pepe endlich heiser hervor und wich von Isa zurück, als drohte die zu explodieren. Und nicht er.

      »Du Spielverderber. Weißt du, wie lange ich schon keinen kleinen Paco mehr hatte? Jedenfalls keinen ohne Batterie?«

      »Nein.«

      »Siehste, ich auch nicht.«

      »Ein andermal.«

      »Versprochen?«

      »Versprochen«, antwortete Pepe.

      Damit war Isa anscheinend zufrieden. Sie seufzte, nahm Pepe zum wiederholten Mal an die Hand und zog ihn zum Ufer. Dort ließ sie ihn stehen, sammelte ihre Sachen auf und verschwand ohne ein weiteres Wort. Pepe sah zu, wie sie sich in der Dunkelheit aufzulösen schien. Was für eine Frau!

      Er griff sich das Handtuch und warf es sich um wie eine römische Toga. Die Flasche mit Harrys Medizin fest umklammert machte er sich schließlich, einen letzten, unsicheren Blick in Richtung Isas Wohnwagen werfend, auf den Weg zu seiner Unterkunft. Sollte er vorher noch mal am Bootssteg vorbeischauen? Was, wenn die Polen ernsthaft verletzt waren und Hilfe brauchten?

      6

       »Aufmachen, Polizei!«

      Pepe drehte sich auf die andere Seite.

      »Machen