Pepe S. Fuchs - Schatzjäger. Steffen Schulze

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Название Pepe S. Fuchs - Schatzjäger
Автор произведения Steffen Schulze
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783899692440



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hatten die beiden des Öfteren auf dem Medizinsektor zusammengearbeitet. Routiniert öffnete der Kleine den Verbandskasten und suchte das Gewünschte heraus.

      »Ich denke, die Nase können wir mit zwei Hälften eines Zungenspatels und einem groben Heftpflaster stabilisieren. Das Ohr sieht im Grunde schlimmer aus, als es ist. Muss wohl nicht genäht werden.«

      »Bist du Ärztin?«

      »Nein. Ich habe allerdings viel Zeit in Krankenhäusern verbracht. Aber nun genug gequatscht. Raus aus den Klamotten!«

      »Das geht schon«, entgegnete Pepe schnell, obwohl er tatsächlich fror. Ein Bad in voller Montur zu nehmen, stellte sich jetzt als blöde Idee heraus.

      Doch Isa machte sich längst an seinem Gürtel zu schaffen.

      »Mark, hol dem Paco mal ein großes Handtuch. Das mit der Sonnenblume drauf«, wies sie ihren Sohn an, packte Hosen- und Boxer-Shortbund gemeinsam und legte Pepe mit einem kräftigen Ruck untenrum frei.

      »Ja, Mama!« Mark flitzte davon.

      »Schaffst du die Schuhe allein?«

      »Was?«

      Pepe konnte sich im Moment nicht wirklich konzentrieren, da ihm Isa wie bei einem kleinen Jungen das zerschnittene T-Shirt über den Kopf zog. Sie hielt es gegen das Licht der Laterne und betrachtete den langen Schlitz.

      »War wohl sehr scharf das Messer, was?«, fragte sie.

      »War es«, bestätigte Pepe.

      »Die Haut ist nur leicht geritzt worden«, stellte Isa fest und fuhr mit ihrem Zeigefinger zart die rote Schramme ab, die sich quer über Pepes Oberkörper zog.

      Der schluckte und trat sich seine Schuhe von den Füßen.

      »Na also, geht doch«, freute sich Isa und befreite Pepe von Hose und Unterhose, die bereits um seine Knöchel hingen.

      »Hier, Mama!«

      Mark reichte Isa das Handtuch und sie fing gleich an, Pepe trocken zu reiben. Erst den Oberkörper, anschließend den Rücken.

      »Die Rückseite sieht auch nicht besonders gut aus«, stellte sie fest, was sie allerdings nicht davon abhielt, kräftig darüber zu reiben. Als sie tiefer ging, griff Pepe nach ihren Händen.

      »Danke, den Rest schaff ich allein.«

      »Gut, dann beeil dich und setz dich hin, damit ich nach der Nase und dem Ohr sehen kann.«

      Pepe tat wie ihm befohlen, wischte sich halbherzig trocken, wickelte sich das Handtuch um die Hüfte und nahm wieder Platz. Tatsächlich fühlte er sich schon etwas besser.

      »So, nun den Kopf zurück«, ordnete Isa als Nächstes an und begann, Pepes Verletzungen zu säubern.

      Mark schaute mit großen Augen zu, lief von einer auf die andere Seite, stellte sich auf Zehenspitzen, um ja nichts zu verpassen.

      »Leider habe ich keine Schmerztabletten mehr«, sagte Isa, als Pepe zusammenzuckte, da das Jod im offenen Schnitt an seinem Ohr brannte.

      »Macht nichts«, antwortete er durch zusammengebissene Zähne. »Die schlagen bei mir eh nicht so gut an.«

      »Ich habe deine vielen Narben gesehen. Was bist du, Stuntman, oder was?«

      »So etwas Ähnliches«, wich Pepe aus.

      »Ich habe im Anmeldebuch nachgesehen«, korrigierte Mark. »Er ist Soldat.«

      »Was?«, stutzte Pepe.

      Er hielt Isas Hand fest und richtete sich in seinem Stuhl auf, um den Kleinen besser sehen zu können. Nach dem Beruf war in dem Formular überhaupt nicht gefragt worden.

      »Kannst du denn schon lesen?«

      »Klar, ich bin fast acht.«

      »Und warum bist du dann nicht in der Schule?«

      »Weil es Nacht ist, da haben die zu.«

      »Nein, ich meine generell. Nicht jetzt. Warum gehst du nicht zur Schule?«

      »Geh ich doch. In Malchow. In die Goetheschule.«

      »Und ihr wohnt hier auf dem Zeltplatz? Die ganze Zeit? Macht keinen Urlaub?«

      »Klar.«

      Isa drückte Pepe wieder zurück und zerbrach einen Zungenspatel, um eine provisorische Schiene an die gebrochene Nase zu legen.

      »Warum denkst du, dass ich Soldat bin?«, fragte Pepe und es klang ein wenig nach Kermit, dem Frosch, da Isa ihm die Nasenflügel zudrückte.

      »Weil du die Stauffenbergstraße 18 in Berlin als deine Adresse angegeben hast.«

      »Und?«

      »Dort ist das Verteidigungsministerium und kein Wohnhaus weit und breit.«

      Verdammter kleiner Schlaumeier. Der könnte glatt mit der neunmalklugen Angelika Holm, Beates Nichte, verwandt sein. Schnell verdrängte Pepe den Gedanken an die Eisenacher Kommissarin. Dem Problem würde er sich später widmen – widmen müssen. Ihr letztes Aufeinandertreffen hatte ein beachtliches Gefühlschaos in ihm hinterlassen. Jetzt war es wohl besser, selbst in die Offensive zu gehen.

      »Was ist denn mit Onkel H?«, fragte er, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben.

      »Was soll denn mit Onkel H sein?«, stellte Mark die Gegenfrage.

      »Ist er, ich meine, gehört er, besser gesagt, deine Mutter und er ...«

      »Ob er ihr Stecher ist? Nein. Wir sind gute Freunde. Sie haben sich in einer Einrichtung kennengelernt und sind zusammen von dort abgereist.«

      »Einer Einrichtung?«

      »Mark, ab ins Bett!«, fuhr Isabella dazwischen.

      Grob drückte sie ein Pflaster auf Pepes Ohr, sodass der einen Schmerzensschrei nur knapp unterdrücken konnte.

      »Mann, Mama!«, schmollte Mark und lehnte sich mit seinem Oberkörper auf den wackligen Campingtisch.

      »Nichts Mann, Mama. Ab ins Bett. Aber vorher bringst du uns noch bitte Harrys Medizin und zwei Gläser.«

      Erst sah es so aus, als wollte Mark weiter protestieren, am Ende gehorchte er doch. Er lief zum Wohnwagen hinüber und kam mit einer großen Glasflasche ohne Etikett und zwei Zahnputzbechern zurück. Dann trottete er mit hängenden Schultern zu dem Igluzelt und krabbelte hinein.

      »Er ist ein guter Junge«, merkte Isa an und goss die Becher randvoll.

      Sie drückte Pepe einen in die Hand, zog einen Campingstuhl neben Pepe, setzte sich ebenfalls und prostete ihm zu. Pepe stieß mit ihr an und nahm einen ordentlichen Schluck. Das Zeug brannte wie Feuer und lief wie Batteriesäure seine Kehle hinunter. Er konnte sogar spüren, wie die Flüssigkeit im Magen ankam und sich großflächig verteilte.

      »Was ist das?«, fragte er nach Luft japsend.

      »Keine Ahnung.« Isa leerte ihren Becher in einem Zug, als wäre es Leitungswasser. »Aber wo die Flasche herkommt, gibt es noch mehr.«

      »Und, bist du einer?«, hakte Isa nach und goss nach.

      »Was für einer?«

      »Na ein Soldat.«

      »Ja.«

      »Und du machst hier Ferien?«

      »So ungefähr.«

      »Läufst du vor etwas weg?«, fragte Isa als Nächstes und Pepe wurde das Gefühl nicht los, dass sie anfügen wollte: »So wie ich?«

      Er antwortete nicht, schloss die Augen und sank tiefer in den Campingstuhl. Harrys Medizin hatte es echt in sich. Ihm wurde bereits schummrig, er war kurz davor, einzudösen.

      »Lass uns zum See gehen!«, rief Isa plötzlich und sprang auf.

      »Was?« Pepe schrak hoch.