Big Ideas. Das Feminismus-Buch. Ann Kramer

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Название Big Ideas. Das Feminismus-Buch
Автор произведения Ann Kramer
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783831082704



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sich 1870 den Married Women‘s Property Act. Frauen durften nun ihre Einkünfte, persönlichen Besitz, Einkommen aus Vermietung und Investitionen sowie Erbe unter 200 Pfund behalten. Das sicherte Ehefrauen zwar einige Rechte, doch weniger als unverheirateten Frauen, was sich erst 1882 mit einer Überarbeitung des Gesetzes änderte. image

      »Einer englischen Ehefrau gehören gesetzlich nicht einmal ihre Kleider.«

       Caroline Norton

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      Eine Frau steht um 1870 im Zeugenstand des Scheidungsgerichts. Scheidungen wurden nur vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt, waren extrem teuer und daher Reichen vorbehalten.

       Barbara Leigh Smith Bodichon

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      Die uneheliche Tochter der Hutmacherin Anne Longden und des radikalen Abgeordneten Benjamin Leigh Smith wurde 1829 in Sussex (Großbritannien) geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter lebte sie in der Familie ihres Vaters. Für die Zeit ungewöhnlich erhielten die Mädchen dieselbe Bildung wie die Jungen. Als lebenslange Verfechterin von Bildung für Mädchen gründete sie mit 21 Jahren mit ihrem Erbe eine Mädchenschule und später Girton, das erste Frauencollege in Cambridge.

      1857 heiratete Leigh Smith Dr. Eugene Bodichon. Ihre Ehe war unkonventionell: Ein halbes Jahr lebten sie in Algier (Algerien), wo er seinen anthropologischen Interessen nachging, die anderen sechs Monate verbrachte sie allein in London mit künstlerischer Arbeit. 1891 starb Leigh Smith in Sussex.

       Hauptwerke

      1854 A Brief Summary in Plain Language of the most Important Laws concerning Women

      1857 Women and Work

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      MEHR DENN JE WAR ICH ENTSCHLOSSEN, ÄRZTIN ZU WERDEN

      BESSERE MEDIZINISCHE VERSORGUNG FÜR FRAUEN

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Elizabeth Blackwell, 1895

      SCHLÜSSELFIGUREN

       Elizabeth Blackwell, Sophia Jex-Blake, Elizabeth Garrett Anderson

      FRÜHER

      1540 In England untersagt die Charta der Zunft der Barbiere und Chirurgen, Vorläuferin des Royal College of Surgeons, Frauen ausdrücklich den Arztberuf.

      1858 Der britische Medical Act verbietet Frauen das Medizinstudium.

      SPÄTER

      1876 Ein neuer Medical Act ermöglicht ärztlichen Behörden in England, Zulassungen für Frauen ebenso wie für Männer auszustellen.

      1892 Der britische Ärzteverband akzeptiert Ärztinnen als Mitglieder.

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      Eine Krankenschwester nimmt in einem Findelhaus des 19. Jahrhunderts das Baby einer Mutter an, die ihr Kind nicht versorgen kann. Frauen konnten Krankenschwestern werden, aber Männer hatten als Ärzte das Sagen.

      Im 19. Jahrhundert war die Medizin eine Männerwelt, obwohl Frauen seit Langem als Kräuterkundlerinnen, Hebammen und Krankenschwestern heilend tätig waren. Frauen wurden von männlichen Ärzten versorgt, die sich zu allen Aspekten der weiblichen Gesundheit äußerten. Die Idee von einer Frau als Ärztin galt als absurd. Frauenrechtlerinnen der ersten Welle forderten Zugang zur medizinischen Ausbildung und zum Arztberuf sowie zu breiterer Universitätsbildung und der Ausübung anderer akademischer Berufe.

      Der Kampf um die Öffnung der medizinischen Berufe für Frauen war lang und erbittert. Dass Frauen am besten von weiblichen Ärzten behandelt würden, behauptete Elizabeth Blackwell. Ihr Beispiel trug dazu bei, dass sich die medizinischen Berufe für Frauen öffneten.

       Kampf um Ausbildung

      Blackwell, der eine todkranke Freundin angeblich anvertraut hatte, es sei ihr zu unangenehm, einen männlichen Arzt aufzusuchen, war davon überzeugt, dass Frauen von Frauen eine bessere Gesundheitsversorgung erhalten würden. Zwar stieß sie der Gedanke an das Studium des menschlichen Körpers anfangs ab, doch entschlossen, Ärztin zu werden, sprach sie bei mehreren medizinischen Universitäten in Philadelphia vor – ohne Erfolg. Der vorherrschenden Meinung nach waren Frauen, wie die britische Ärztezeitung The Lancet 1870 ausführte, sexuell, psychisch und körperlich ungeeignet für die beschwerlichen Verantwortlichkeiten eines Arztes. Man fürchtete auch, Frauen würden das hohe Ansehen und die Expertise männlicher Ärzte untergraben.

      Schließlich bekam Blackwell im New Yorker Geneva Medical College einen Studienplatz, wo sie 1849 als erste Frau der USA das Examen ablegte. Als Ärztin stieß sie nicht nur bei männlichen Kollegen, sondern auch bei Patientinnen auf Widerstand, die Ärztinnen mit Engelmacherinnen assoziierten.

      Auf Reisen durch Europa setzte Blackwell ihre medizinischen Studien fort und sammelte Erfahrung, doch der Zutritt zu Krankenstationen wurde ihr oft verwehrt. 1857 kehrte sie nach New York zurück, wo sie in einem Elendsviertel zusammen mit ihrer Schwester Emily und Dr. Marie Zakrzewska ein Frauen- und Kinderspital gründete. Trotz großem Widerstands gelang es Blackwell, das Prinzip durchzusetzen, dass Frauen mehr von Frauengesundheit verstünden als Männer. 1868 erweiterte sie ihre Klinik um ein Universitätsspital für Frauen.

       Neue Studienmöglichkeiten

      Blackwell zweifelte nicht, dass die Gesellschaft den Bedarf an weiblichen Ärzten schließlich anerkennen würde. Wie andere Vorkämpferinnen auf dem Gebiet der Medizin beharrte sie auf der gleichen Ausbildung für Männer und Frauen, ohne Zugeständnisse für Frauen. Blackwells Vorbild prägte zwei Frauen besonders: Sophia Jex-Blake, Kopf einer Kampagne, die die Edinburgh University 1870 schließlich zwang, Medizinstudentinnen aufzunehmen, und Elizabeth Garrett Anderson, die sich in Vorlesungen für männliche Studenten setzte, ihr medizinisches Examen bei der Apothekergesellschaft ablegte und 1872 in London das erste Frauenhospital Großbritanniens gründete, das später den Namen Elizabeth Garrett Anderson Hospital erhielt. 1874 gründete Blackwell mit Jex-Blake und Garrett Anderson die London School of Medicine for Women. image

      »Wenn die Gesellschaft nicht die freie Entwicklung der Frau akzeptiert, dann muss die Gesellschaft umgestaltet werden.«

       Elizabeth Blackwell

       Elizabeth Blackwell

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      1821 in Bristol (Großbritannien) geboren, emigrierte Elizabeth Blackwell 1932 mit ihrer Familie in die USA. Als ihr Vater 1838 starb, arbeitete sie als Lehrerin, um die Familie zu unterstützen. 1849 qualifizierte sie sich als Ärztin. Während ihrer Arbeit in Europa erblindete sie aufgrund einer Infektion auf einem Auge. 1856 adoptierte sie in der Zeit, in der sie in New York ihr Spital gründete, die irische Waise Kitty Barry.

      1869 kehrte sie nach Großbritannien zurück. Blackwell arbeitete weiterhin