Big Ideas. Das Feminismus-Buch. Ann Kramer

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Название Big Ideas. Das Feminismus-Buch
Автор произведения Ann Kramer
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783831082704



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Matilda Joslyn Gage und rund 150 weitere Frauen versuchen vergeblich zu wählen. Sie zitieren den 15. Zusatzartikel: Weder die Regierung noch ein Staat dürfe US-Bürgern das Wahlrecht wegen »der Rassenzugehörigkeit, der Hautfarbe oder des vormaligen Dienstbarkeitsverhältnisses« verwehren.

      SPÄTER

      1920 Der 19. Zusatzartikel gibt weißen US-Frauen das Wahlrecht, für Indianer folgt es 1924.

      1963 Der Equal Pay Act verspricht allen Arbeitern gleichen Lohn ohne Ansehen von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe.

      Matilda Joslyn Gage hielt 1852 mit 26 Jahren ihre erste öffentliche Rede bei der dritten National Woman’s Rights Convention in Syracuse (New York, USA). Die hochgebildete Suffragistin, Abolitionistin, Aktivistin für die Rechte der Indianer, Freidenkerin und Schriftstellerin sprach über die Erniedrigung, die gebildete Frauen aufgrund der »Tyrannenherrschaft« der Männer erleiden müssten und erklärte, die US-Regierung behandele Frauen mit Verachtung.

       Benennen der Ursache

      Gage beschuldigte den Staat und die Kirche, die Frauen zu unterdrücken, und veröffentlichte ihre Theorien 1893 in Woman, Church, and State. Detailliert legt sie dar, wie das Christentum die Frau erniedrigt, indem sie die Ehe als vom Mann dominierte Institution kontrolliert, Frauen wegen Hexerei verfolgt und ihre Minderwertigkeit von der Kanzel predigt. Die Frau sei aus dem Mann gemacht und unter seiner Herrschaft. Da Eva die Sünde in die Welt gesetzt haben soll, sei eine der Grundlehren der Kirche eine der Frau eigene Bosheit. Solche Überzeugungen hätten das Patriarchat gefestigt, das Frauen rechtlos und zum Gegenstand von körperlicher und sexueller Ausbeutung machte.

      Gage starb 1898 nach einem lebenslangen Kampf für gleiche Rechte in allen Belangen des Lebens. Ihren Grabstein ziert die Inschrift: »Es gibt ein noch süßeres Wort als Mutter, Heim oder Himmel. Dieses Wort ist Freiheit«. image

      »[Frauen] wird beigebracht, vor der Heirat Unterstützung von ihren Vätern zu erwarten und nach der Heirat von ihren Ehemännern.«

       Nationale Konvention für Frauenrechte

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      DIE FAMILIE LEGT ALLE FRAUEN IN KETTEN

      VERSTAATLICHUNG DER KINDERBETREUUNG

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Alexandra Kollontai, 1909

      SCHLÜSSELFIGUR

       Alexandra Kollontai

      FRÜHER

      1877 Die Schweiz gewährt arbeitenden Müttern achtwöchigen unbezahlten Mutterschutz bei Arbeitsplatzerhalt.

      1883 Deutschland gibt Frauen, die in die staatliche Versicherung einbezahlt haben, als erstes Land drei Wochen bezahlten Mutterschutz.

      SPÄTER

      1917 Die bolschewistische Revolution beendet das Zarentum in Russland und führt 1922 zur Gründung der Sowjetunion.

      1936 Sinkende Geburtenraten veranlassen die Sowjetunion unter Joseph Stalin, die Scheidungsrechte zu verschärfen und Abtreibung nur zu erlauben, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

      Alexandra Kollontai trat als eine der Ersten in Russland für eine neue, gerechtere Gesellschaftsordnung ein, die Frauen – insbesondere arbeitenden Müttern – gleiche staatliche Unterstützung und Rechte sicherte wie Männern. 1872 in St. Petersburg als Tochter eines Kavallerieoffiziers geboren, war sie belesen, mehrsprachig und hatte sozialistische und marxistische Ideen in Europa aufgenommen, nachdem sie aus einer Ehe ausgebrochen war.

      Frauen stärken

      Kollontai, ab 1899 Mitglied der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, forderte Arbeiterinnen auf, den Kampf ihrer männlichen Kollegen für politische und wirtschaftliche Freiheit zu unterstützen. 1909 schlug sie in Die sozialen Grundlagen der Frauenfrage Maßnahmen wie staatliche Unterstützung für werdende und stillende Mütter und Vergemeinschaftung von Hausarbeit und Kinderbetreuung vor. Sie argumentierte, Frauen könnten politisch und wirtschaftlich zum Staat beitragen, wenn die Gesellschaft und nicht Einzelne für Kinderbetreuung zuständig wären.

      1919 gründete Kollontai die weltweit erste Regierungsabteilung für Frauen. Neue Gesetze brachten bezahlten Mutterschutz, Geburtskliniken, Kinderhorte und Heime für alleinstehende Mütter. Ab 1921 führten viele Kliniken kostenlos Abtreibungen durch, ein Alphabetisierungsprogramm war in Arbeit. image

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      Kollontai trifft obdachlose Familien. Als Leiterin des Volkskommissariats für soziale Fürsorge war sie die erste und prominenteste Funktionärin der bolschewistischen Regierung von 1917–1918.

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      AM ANFANG WAR DIE FRAU DIE SONNE, JETZT IST SIE EIN MATTER MOND

      FEMINISMUS IN JAPAN

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Hiratsuka Raicho, 1911

      SCHLÜSSELFIGUREN

       Hiratsuka Raicho, Ichikawa Fusae

      FRÜHER

      1729 Der Neo-Konfuzianer Kaibara Ekiken schreibt Onna daigaku ( Hohe Schule der Frau), worin er die Bedeutung der moralischen Erziehung der Frau hervorhebt.

      1887 Der Schriftsteller, Erzieher und Reformbefürworter Fukuzawa Yukichi stellt in Donjo kosairon ( Neue Hohe Schule der Frau), neue Vorstellungen der Geschlechterrollen vor.

      SPÄTER

      1978 In Kyoto wird die Japanische Gesellschaft für Frauenforschung gegründet.

      1985 Japans Regierung verabschiedet ein Gesetz für gleiche Rechte auf Beschäftigung.

      Die Frauenbewegung in Japan kam während der Meiji-Restauration (1868–1912) auf, die das militärische Shogunat beendete und Japans Feudalgesellschaft in die Moderne führte. Zuvor hatten Frauen keinerlei Rechte, durften keinen Besitz haben und waren Männern in jeder Hinsicht untergeordnet. Mit Erneuerung der Kaiserherrschaft strebte Japan an, es dem Westen im Hinblick auf Technik, Militär und Gesetz gleich zu tun, feudale Privilegien abzuschaffen und mit Blick auf die europäische Aufklärung einige Geschlechterungleichheiten abzuschaffen.

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       Schriftstellerinnen

      Interesse an europäischer Literatur gab den Anstoß für die feministische Bewegung in Japan. 1907 gründete eine Gruppe Frauen den Literaturzirkel Keishu Bungakukai (Gesellschaft der Schriftstellerinnen), der Treffen mit bekannten Autoren und Professoren für europäische Literatur organisierte. 1911 gründete