Seewölfe - Piraten der Weltmeere 368. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 368
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397655



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als Mel Ferrow nach achtern stieg, sich aber immer noch den Hinterkopf rieb. „Ei! Ist da eine feine Beule, Mister Ferrow? Das freut mich aber!“ Und schrill: „Hoffentlich brummt dir ’ne Woche lang der Schädel, du aufgedröselte Miesmuschel!“

      „Vielleicht könnten wir das Thema jetzt beenden“, sagte Arne von Manteuffel und hatte Mühe, ernst zu bleiben. „Wenn’s beliebt, können wir das später weiter erörtern. Ich möchte gern den Mann abbergen. Klar bei Riemen, Männer!“

      Die Riemen wurden wieder ausgebracht, die Jolle nahm erneut Kurs auf das Riff. Von dem Hai war nichts mehr zu sehen. Ob er das Messer seitlich in den Kiemen überleben würde, war mehr als fraglich. Von Artgenossen mit kannibalischen Gelüsten war ringsum nichts zu entdecken. Aber das besagte nichts. Was in der Tiefe der See passierte, blieb menschlichen Augen verborgen – und oft genug war das gut so.

      Hasard junior war auch abgelenkt, denn in diesem Moment hörte er es – ein Glucksen und Kollern, ein Gurren und Girren.

      Was war das denn?

      Und der Mann gluckste und kollerte, gurrte und girrte genauso, während er sich über die Kisten beugte.

      Hasards Hals wurde lang und länger, während er diesen merkwürdigen Lauten lauschte und das rechte Ohr zum Riff drehte, um besser hören zu können.

      „Das muß ’n Türke sein!“ verkündete er erregt. „Und in den Kisten sind seine Kinderchen! ‚Seid schön ruhig, meine Kinderchen!‘ hat er gesagt …“

      „Wieso muß das ein Türke sein?“ fragte Karl von Hutten irritiert.

      „Spricht türkisch, Sir“, sagte Hasard junior etwas unwirsch, weil er die Frage höchst überflüssig fand. Wenn einer türkisch sprach, war er bestimmt kein Indianer oder so was.

      Trotzdem ergab das alles keinen Sinn – ein Türke in einer schiffbrüchigen Jolle, die eh ziemlich morsch aussah und nur deswegen noch nicht auf Tiefe gegangen war, weil sie auf dem Riff festsaß, vollgepackt mit fünf Kisten, die von dem Türken mit „meine Kinderchen“ angeredet wurden, das Gurren und Girren, nun, das war doch alles reichlich merkwürdig.

      Arne von Manteuffel und Karl von Hutten schauten sich an und schüttelten die Köpfe.

      „Er nennt seine Kinderchen auch ‚meine Lieblinge‘!“ verkündete Hasard junior. „Und ein Liebling heißt Suleika! ‚Reg dich nicht auf, Suleika‘, hat er gerade gesagt, ‚wir sind gerettet!‘“

      „Sag mal, verhörst du dich da nicht?“ fragte Karl von Hutten vorsichtig.

      „Nein, Sir“, sagte Hasard junior dennoch ziemlich empört. „Philip und ich haben schließlich sieben Jahre lang die türkische Sprache gesprochen, bevor wir englisch und spanisch lernten. So was vergißt man nicht.“ Er richtete sich im Bug auf und rief etwas Unverständliches zu dem Mann hinüber, offenbar eine türkische Begrüßung, denn der Mann war zunächst verdutzt, begann dann aber zu strahlen und rief etwas zurück, was Hasard junior sofort dolmetschte.

      „Er sagt, er wünsche uns allen ein langes Leben, viele Frauen und noch mehr Kinder und Kindeskinder!“

      Die Männer im Boot begannen zu grinsen, vor allem deswegen, weil ihnen jemand „viele Frauen“ wünschte. Dagegen war nichts einzuwenden, auch wenn es den Sitten der Kolberger nicht so recht entsprach. Aber es war doch eine sehr freundliche Begrüßung.

      Der Mann war stämmig und etwas korpulent, trug einen sichelförmigen Schnauzbart, hatte ein rundes Gesicht und dunkle Augen, die wie polierter Obsidian wirkten. Jetzt funkelte Freude in diesen Augen, Freude und Dankbarkeit. Er verbeugte sich ein ums andere Mal und legte dabei die Hand aufs Herz.

      „Auf Riemen und Riemen ein!“ befahl Arne.

      Wieder polterten die Riemen auf die Duchten, die beiden Schlagriemen mittschiffs, alle anderen Riemen längs der Bordwand, die Blätter zum Bug gerichtet, die Griffe mit der achteren Ducht abschneidend. Mel Ferrow griff nach dem Bootshaken, der Backbordbugmann ebenfalls, als klar war, daß die Jolle mit der Backbordseite ans Riff herangehen würde. Mit auslaufender Fahrt, steuerte Arne die Jolle an das Riff.

      Hasard junior fegte mit einem Satz über Bord aufs Riff, wobei er die Vorleine mitnahm, sofort um eine Riffzacke belegte und darauf die Achterleine wahrnahm, die er ebenfalls um eine Riffzacke schlang. An Backbord wurden Fender ausgebracht.

      Hasard junior stand bereits am Boot und hatte Stielaugen, als er auf die Kisten schaute.

      „Tauben!“ sagte er fassungslos.

      Tauben in einem wrackreifen Boot auf einem winzigen Korallenriff vor den Turks-Inseln!

      „Wie bitte?“ fragte Arne von Manteuffel, weil er meinte, sich verhört zu haben. „Sagtest du Tauben?“

      „Aye, Sir, Tauben“, erwiderte Hasard junior, wandte sich an den Türken und begann mit dem zu palavern.

      Inzwischen sagte Karl von Hutten, ebenfalls noch ziemlich perplex, zu Arne: „So was hab’ ich noch nicht erlebt – Tauben! Was will der Mann hier mit Tauben?“

      Arne wollte erwidern, daß gebratene Täubchen ein Leckerbissen seien, aber da rief Hasard junior, daß der Mann Jussuf hieße und aus Beirut stamme. Und schon ging das Palaver weiter, beide redeten mit Händen und Füßen und hatten sich eine Menge zu sagen. Sie lachten und gestikulierten, und die Täubchen girrten dazu.

      „He, Hasard!“ rief Arne energisch. „Wir haben nicht die Absicht, hier zu übernachten! Sollen wir ihn jetzt mit seinen Tauben übernehmen, oder will Jussuf aus Beirut lieber das nächste Schiff abwarten?“

      „Aber Sir!“ rief Hasard junior. „Er ist doch glücklich, daß wir hier sind. Darum redet er auch soviel …“

      „Du nicht minder“, sagte Arne. „Erklär ihm, daß ich ihn sehr herzlich begrüße und ihm auch ein langes Leben, viele Frauen und noch mehr Kinderchen wünsche. Ich sei bereit, ihn mit seinen Tauben an Bord zu nehmen und irgendwo an Land zu setzen – hm, wohin wollte er eigentlich?“

      „Nach Havanna auf Kuba“, erwiderte Hasard junior sofort.

      Jussuf nickte eifrig. Er hatte wohl mitgekriegt, von was die Rede war. Erwartungsvoll starrte er Arne an.

      Der kratzte sich hinter dem Ohr, wechselte einen Blick mit Karl von Hutten und sagte leise: „Ausgerechnet Havanna, was?“

      „Das hat uns noch gefehlt“, sagte Karl von Hutten ebenso leise. „Havanna! Warum nicht gleich nach Sevilla oder Kolberg?“ Er grinste.

      Arne räusperte sich und sagte zu Hasard: „Wir nehmen ihn erst mal an Bord, dann sehen wir weiter. Erklär ihm, daß wir nicht nach Havanna segeln. Vielleicht setzen wir ihn auf Tortuga oder Hispaniola ab, mal sehen. Sag ihm bloß nichts von unserer Insel, verstanden?“

      „Sir, ich bin kein Schwätzer“, sagte Hasard junior etwas pikiert.

      „Hab ich auch nicht behauptet“, sagte Arne und nickte seinen beiden Bugleuten zu: „Owe und Jens, seid so nett und packt mit an. Zwei Kisten stauen wir ins Vorschiff, die drei anderen hier in die Plicht.“

      Die beiden Männer zeigten klar, enterten auf das Riff über und bugsierten eine Kiste nach der anderen an Bord der Jolle, wo sie sorgsam in Empfang genommen und im Bug und in der Plicht abgestellt wurden.

      Bevor Jussuf achtern in die Plicht turnte, legte er wieder die Hand aufs Herz und verbeugte sich mehrere Male, wobei er in miserablem Spanisch kundtat, wie entzückt er sei und wie dankbar, nun doch auf ein längeres Leben hoffen zu dürfen, und er werde von nun an den „Capitán, seinen Sohn und seine tapferen Männer“ täglich in seine Gebete einschließen und Allah ans Herz legen, denn Allah sei groß und Mohammed sein Prophet.

      „Wieso Sohn?“ fragte Arne und fixierte Hasard junior, der bereits an der Achterleine stand, um sie loszuwerfen.

      „Er meinte, ich sei dein Sohn, Sir“, sagte Hasard junior, „wegen der Ähnlichkeit. Und weil ich kein Schwätzer bin, hab ich ihm nicht widersprochen. Geht ihn ja auch