Seewölfe - Piraten der Weltmeere 368. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 368
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397655



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heiße Brühe, Sir?“ fragte eine helle Stimme hinter Arne und riß ihn aus seinen Gedanken.

      Er drehte sich um. „Gerne, Philip.“

      Der Junge stand mit einem Tablett und drei dampfenden Kummen vor ihm und schaute zu ihm hoch, in seinen eisblauen Augen tanzten Teufelchen.

      „Philip geht Ausguck im Großmars, Sir“, sagte er. „Ich bin Hasard.“

      „Bist du sicher?“ fragte Arne etwas verdutzt.

      „Absolut, Sir.“ Jetzt grinste das Bürschchen.

      Arne seufzte und nahm eine Kumme entgegen. „Immer diese Verwechslungen. Kannst du mir mal verraten, wie ich euch auseinanderhalten soll?“

      „Ich glaube, ich bin schon etwas größer als Philip, Sir“, erwiderte Hasard. „Ich bin ja auch älter als er.“

      Arne schaute zu Karl von Hutten und Oliver O’Brien hinüber, die ebenfalls jeder eine Kumme von Hasard entgegengenommen hatten, dem Dialog lauschten und verstohlen grinsten – natürlich. Es war ja auch ein Witz, wenn Hasard erklärte, er sei deswegen größer, weil er älter als Philip sei.

      Arne fragte: „Um wieviel älter, Söhnchen?“

      „Bestimmt um mehr als zehn Minuten, Sir“, sagte Hasard.

      „Das ist natürlich eine verdammt lange Zeit“, sagte Arne sehr ernsthaft, „aber ich glaube nicht, daß sie ausreicht, um dich schneller als Philip wachsen zu lassen. Außerdem nutzt mir das gar nichts – oder nur, wenn ihr nebeneinandersteht. Aber auch da bin ich mir nicht sicher, ob ich euch unterscheiden kann. Wenn du um zwei oder drei Haaresbreiten größer bist, kann ich lange peilen, um das festzustellen. Gibt’s keine anderen Merkmale?“

      Aber da wußte Hasard auch keinen Rat, es sei denn den Vorschlag Mister Carberrys, der einmal erklärt hatte, einem der beiden „Rübenschweinchen“ müsse man einen Ring durch die Nase ziehen, um ihn vom anderen unterscheiden zu können. Da war er von Vater Hasard ganz schön angepfiffen worden mit dem Verweis, er lehne es ab, seine Söhne in irgendeiner Weise markieren zu lassen, sie seien keine Kälber in einer Rinderherde.

      Das Erkennungsproblem blieb ungelöst, denn Bruder Philip meldete sich aus dem Großmars und schrie: „Korallenriff Backbord voraus! Auf dem Riff eine größere Jolle! Scheint vom Sturm und vom Seegang draufgeworfen zu sein!“

      Die drei Männer stellten die Kummen auf dem Tablett ab, das Hasard immer noch hielt, zogen ihre Spektive hervor und beäugten das Riff samt Jolle. Hasard reckte den Hals, konnte aber nur wenig erkennen. Sie waren noch zu weit weg. Am liebsten wäre er jetzt zu Philip aufgeentert, um mit ihm „um die Wette“ zu peilen. Jeder meinte von sich, er habe bessere Augen als der andere. Darum wetteiferten sie miteinander, wer zuerst etwas sah, wenn sie sich zusammen im Ausguck befanden. Bisher war das Ergebnis unentschieden gewesen.

      Aber er war im Moment von Bootsmann Ropers abgeteilt, die Schiffsführung auf dem Achterdeck mit der heißen Brühe zu versorgen – die wurde jetzt kalt.

      Er räusperte sich. „Wünschen die Gentlemen noch Suppe?“

      „Keine Zeit, Jungchen“, sagte Karl von Hutten, ohne den Kieker abzusetzen. „Stell sie in der Kombüse warm, wir holen’s nach, einverstanden?“

      „Aye, aye, Sir.“ Hasard trabte ab.

      Karl von Hutten sagte zu Arne gewandt: „Wir sollten besser etwas abfallen. Das Riff gehört zu den Vorläufern der Turks-Inseln. Da sind ganz gemeine Dinger dabei – dicht unter der Wasseroberfläche. Du erkennst sie an dem Kabbelwasser. Sie verlaufen nach Südosten. Siehst du’s?“

      „Alles klar“, sagte Arne und zum Rudergänger: „Zwei Strich nach Steuerbord abfallen!“

      „Zwei Strich nach Steuerbord abfallen“, wiederholte der Rudergänger und legte Ruder. Kurz darauf meldete er: „Neuer Kurs liegt an.“

      „Recht so“, sagte Arne.

      „Recht so“, wiederholte der Rudergänger.

      Hein Ropers, der Bootsmann der „Wappen von Kolberg“, ließ die Segel nachtrimmen. Weil der Wind jetzt achterlicher einfiel, konnten Schoten und Brassen etwas aufgefiert werden. Die „Wappen“ lief voller und legte etwas an Fahrt zu. Sie steuerten jetzt Kurs Südsüdost und hielten im spitzen Winkel von den Riffs ab.

      „Jolle hat Kisten an Bord!“ schrie Philip zum Achterdeck hinunter. Seiner Stimme nach zu urteilen, hatte ihn jetzt die Aufregung gepackt. In Kisten pflegt ja meist etwas drin zu sein – logisch, aber solange man über den Inhalt nichts wußte, konnte man Spekulationen anstellen, zumindest hatte das Nichtwissen den Reiz des Geheimnisvollen.

      „Hm, Kisten“, murmelte Arne und gestand sich ein, daß ihn nun auch die Neugier packte. Er ließ den Kieker sinken und schaute Karl von Hutten an.

      Dessen Gesicht blieb unbewegt. Fast gleichgültig sagte er: „Keine Kiste ist es wert, wegen ihr das Schiff aufs Spiel zu setzen, Arne.“

      „Das Schiff nicht“, sagte Arne, „aber wir könnten mit unserer Jolle hinüberpullen.“

      Karl von Hutten schien auch davon nicht viel zu halten, aber bevor er etwas erwiderte, schrillte Philips Stimme los.

      „Ein Kerl an Bord!“

      Sie zuckten zusammen, fuhren herum und schauten zu dem Riff. Ja, sie konnten es mit bloßem Auge sehen. Ein Mann stand in der Jolle und winkte wie verrückt mit einem farbigen Tuch. Er brüllte auch, seine Stimme klang dünn über das Wasser. Was es war, blieb unverständlich, aber jeder Mann an Bord der „Wappen von Kolberg“ wußte, daß dieser Mann um Hilfe bat.

      Wie die Arwenacks so waren die Kolberger noch nie an einem Schiffbrüchigen vorbeigesegelt und hatten ihn seinem Schicksal überlassen. So etwas gab es nicht.

      „Nun denn“, sagte Arne lächelnd zu Karl von Hutten. „Dann wollen wir uns diesen Unglücksraben mal an Bord holen. Oder?“

      „Einverstanden.“ Karl von Hutten lächelte zurück. „Aber ich glaube nicht, daß er für uns ein Unglücksrabe ist.“

      „Was macht dich so sicher?“

      Karl von Hutten zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Oder anders herum: ich weiß nur, daß ich ein gutes Gefühl habe, nicht mehr und nicht weniger.“

      Das Riff lag jetzt fast querab an Backbord, etwa zweihundert Yards entfernt. Die „Wappen von Kolberg“ ging in den Wind, die Segel wurden auf gegeit. Dann setzten sie die sechsriemige Jolle aus.

      Hasard junior zappelte auf der Kuhl herum und hatte bettelnde Augen, als Arne und Karl von Hutten das Achterdeck verließen, um ebenfalls in die Jolle abzuentern.

      „In Ordnung“, sagte Arne.

      „Danke, Sir“, sagte Hasard und strahlte. Wie der Blitz turnte er in die Jolle hinunter.

      Jetzt war’s umgekehrt. Oben im Großmars maulte Philip junior und beneidete den Bruder, der mit dabeisein durfte, wenn das „große Geheimnis“ gelüftet wurde.

      Arne schaute noch einmal zu ihm hoch, bevor er in die Jolle abenterte.

      „Weiter scharf aufpassen, Philip!“ rief er hinauf. „Nicht davon ablenken lassen, was beim Riff passiert, klar?“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Philip. „Vorsicht! Ich habe Haifischflossen beim Riff gesehen!“

      Arne zeigte klar. Sie hatten Waffen an Bord der Jolle. Die hatte Renke Eggens, sein Erster Offizier, bereits dort deponieren lassen, bevor sie die Jolle aussetzten. Ob Jonas oder nicht – man konnte ja nicht wissen.

       2.

      Mel Ferrow, der Mann aus Jean Ribaults Crew, saß mit in der Jolle, und zwar als Backbordschlagmann. Als er die Warnung Philips vor den Haien unten in der Jolle gehört hatte, war in seinen wasserhellen Augen ein harter Glanz aufgetaucht