Seewölfe Paket 28. Roy Palmer

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Название Seewölfe Paket 28
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954399963



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wurden, schneller und erfolgreicher als die anderen. Und es gab ihnen eine Art Selbstwertgefühl, das ihnen den Verlust einer Hand ersetzte.

      „Da hast du recht, Matt“, sagte Carberry. „Neidisch werden könnte man. Erinner mich nicht an meinen linken Daumen. Der ist schon ein Stück breiter geworden.“ Er stieß Matt mit dem Ellbogen an und raunte: „Magst du ’n Schluck aus der Pulle?“

      „Her damit!“

      Matt gluckerte einen. Dann Carberry. Sie grinsten sich an und wüteten weiter.

      Hasard ließ eine Stunde später einen zweiten Brandsatz „Pfirsichblüten“ hochschießen. Dieses Mal waren keine Kerle zu sehen. Vielleicht waren sie schon in Deckung gegangen, als sie das Jaulen hörten. Aber das machte nichts. Hasard betrieb psychologische Kriegführung. Er wußte, daß sich die Kerle über das Feuerwerk beunruhigten.

      Und um diese Unruhe, die sicher auch mit Furcht gepaart war, noch ein bißchen anzuheizen, ließ er im Flachschuß ein paar Brandsätze vom Typ „Feuerbäume“ zu den Inseln sausen, auf denen sie die Kerle gesehen hatten.

      Das war eine Pracht in der Dunkelheit, die sich plötzlich von bunten Blitzen erhellte. Wenn die Feuerbäume zerplatzten, bildeten sie riesige Verästelungen in roten, grünen und weißen Farben. Diese Dinger waren ähnlich dem Griechischen Feuer nicht zu löschen.

      Als sie jetzt auseinanderbarsten, zickzackten sie in wilden Bahnen kreuz und quer durchs Dünengelände – und das mit sicht- und hörbarem Erfolg. Da schnellten brüllende Gestalten hoch und führten Veitstänze auf. Sie schlugen kreischend und heulend um sich, einige rasten gar in Kuhlen, in denen noch Wasser stand, und warfen sich hinein. Ein paar rissen sich die Kleidung vom Leib und rannten nackend davon. Der Scheitan saß ihnen auf den Fersen.

      Ja, das waren schlechte Zeiten für die Krieger vom Raubstamm der Joasmäer. Sie würden ja gerne kämpfen, aber doch nicht mit diesen weißen Teufeln mit ihren ätzenden Krallen, die aus dem Nichts heraus nach ihnen griffen wie zustoßende Vipern.

      Mitternacht. Die Wahnsinnsarbeit war geschafft. Sie hatten wirklich wie die Kesselflicker geschuftet. Ferris Tucker baute mit ein paar Mannen das Gerüst ab und ging noch einmal mit Hasard ums ganze Schiff herum. Das Wasser war abgelaufen, sie befanden sich auf Sand, allerdings einem Sand, der von zerborstenen Muscheln bedeckt war, einer ziemlich dicken Schicht.

      „Sauber-sauber“, murmelte Hasard und strich da und dort über die Planken des Unterwasserrumpfes, der teilweise einen faustdicken Panzer getragen hatte. Er war verschwunden und hatte sich ringsum auf dem Sand abgelagert. Die Planken hatte Ferris Tucker bereits mit einem neuen Harpüseanstrich versehen, einem Schutzmittel aus Teer und Schwefel gegen Wurmfraß und Rott.

      „Das Plankenholz ist in Ordnung“, sagte Ferris Tucker zufrieden. „War eine Scheißarbeit, hat sich aber gelohnt.“

      „Das meine ich auch, vor allem, was das Gewicht betrifft, das wir losgeworden sind“, sagte Hasard. Er dreht sich zu Carberry um. „Ed, kümmerst du dich bitte um die Ankertrosse? Nimm ein paar Männer mit. Ihr braucht das gekappte Ende ja nur neu am Ankerroring anzuschlagen. Holt die Lose durch, die Trosse ist zur Zeit nicht belegt.“

      „Geht klar, Sir“, sagte der Profos und rief Matt Davies, Stenmark und Batuti zu sich. Sie schnappten sich die Trosse, die aus der Steuerbordklüse hing, und zogen mit ihr los in Richtung des gekappten Ankers.

      Will Thorne hatte in das Ende bereits ein großes Auge gespleißt, an dem ein Ankerschäkel hing. Sie brauchten den Schäkel praktisch nur am Roring anzuschäkeln.

      Carberry vorneweg, trotteten sie hintereinander in die Dunkelheit, die Trosse über der Schulter. Der Weg wurde zuletzt wegen des Trossengewichts etwas mühsam, und sie atmeten auf, als sie fast genau auf den Anker stießen, der sich auf der einen Seite mit Flunke und Arm bis zum Ankerkreuz tief in den Sand eingegraben hatte. Der saß bombenfest und würde erst auszubrechen sein, wenn die Trosse auf und nieder stand.

      „Ist auch ’ne neue Art, zu Fuß zum gekappten Anker zu latschen, um die Trosse wieder anzuschlagen“, brummte Carberry kopfschüttelnd. „Wenn ich das mal meinen Enkeln erzähle, meinen die bestimmt, Opa Ed habe nicht mehr alle Tassen im Spind.“

      „Hast du recht“, sagte Matt Davies tiefsinnig und half Carberry mit seinem Haken, den alten Schäkelbolzen aufzuschrauben, der verdammt fest saß. Wenn das sonst der Fall war, nahm man dafür einen Marlspieker. Matt erledigte das mit seinem Haken – wieder ein Vorteil, den er mit dieser „künstlichen Hand“ hatte.

      Sie schlugen die Resttrosse ab, die noch eine Länge von etwa drei bis vier Yards hatte. Carberry schraubte den alten Schäkelbolzen wieder ein.

      „Willst du diesen Gammelrest samt Schäkel mit zurück an Bord nehmen?“ fragte Matt. Er wußte, daß der Profos zur Eichhörnchensorte gehörte, die nichts fortwarf und alles einsammelte, was noch irgendwie brauchbar erschien. Nur war bei diesen Typen alles brauchbar.

      „Soll das hier vielleicht liegenbleiben?“ schnauzte Carberry. „Auch ein Ankerplatz muß saubergehalten werden!“

      Das war wieder einmal so ein Argument, das einem die Stiefel ausziehen konnte.

      „Ah so“, sagte Matt trocken, „dann hätten wir natürlich noch ’ne Harke mitnehmen müssen.“

      „Harke? Wieso Harke?“

      „Um den Ankerplatz zu harken“, erwiderte Matt, sich umblickend, „und ungebührliche Muscheln sowie anderes Zeug tunlichst zu entfernen.“

      Batuti, Stenmark und Matt feixten bis zu den Ohren, was den Profos jedoch nicht weiter anfocht. Er war bereits damit beschäftigt, die Trosse von der „Santa Barbara“ näher heranzuzerren, um sie am Roring einschäkeln zu können.

      „Helft mal!“ knurrte er.

      „Still!“ zischte Batuti. Er stand plötzlich gespannt und lauernd da.

      Carberry ließ die Ankertrosse fallen und drehte sich um. Über seine Schulter hing der „Gammelrest“. Wie die anderen spähte er in die Richtung, in die Batuti deutete.

      Aus der Dunkelheit schlichen sechs Gestalten heran. Sie stoppten jäh, als sie die vier Männer sahen.

      „Na? Kommt nur näher, ihr kleinen Scheißerchen!“ lockte der Profos. „Wolltet wieder an der Trosse rumschnippeln, was, wie? Na wartet, ihr bösen Buben …“

      Ein Messer wirbelte auf ihn zu. Er duckte sich, das Messer flog über ihn weg. Die sechs Kerle stürmten auf sie los.

      Carberry riß das Tau von seiner Schulter, schwang es zurück und schlug damit zu. Er senste alle sechs Kerle von den Füßen. Der schwere und massive Eisenschäkel am Ende des Taus krachte dem Flügelmann rechts an den Schädel, der Kerl wurde von der Wucht nach links katapultiert, und dabei nahm er seine fünf Kumpane mit. Sie kippten um wie Zinnsoldaten.

      Noch bevor sie wieder auf den Füßen waren, fielen die vier Arwenacks über sie her und machten kurzen Prozeß. Sechs weitere Krieger würden bei Allah um Einlaß bitten müssen.

      „Zu was waren Tau und Schäkel gut?“ fuhr der Profos den Hakenmann an.

      „Schon kapiert“, erwiderte Matt und starrte auf die sechs Toten. „Hier muß ’ne Wache bleiben, Ed. Die werden nach den sechs Kerlen suchen, wenn sie nicht zurückkehren.“

      „Wir beide bleiben hier“, entschied der Profos, „bis wir mit den Knien im Wasser stehen. Dann soll die Ablösung mit dem Boot kommen. Sten und Batuti, sagt dem Kapitän, daß die Trosse dann rund um die Uhr bis morgen früh bewacht werden muß. Am besten sollte auch die zweite Jolle ausgesetzt werden. Die Kerle haben es auf die Trosse abgesehen. Sie wollen uns weiter festnageln.“

      „So wird es wohl sein“, sagte Stenmark.

      Sie zogen die Trosse gemeinsam näher an den Anker und schäkelten sie am Roring an. Wie vereinbart, marschierten Stenmark und Batuti zur „Santa Barbara“ zurück.

      Carberry und Matt lehnten sich an den schrägstehenden Anker.

      „Auch