Название | Briefe über den Yoga |
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Автор произведения | Sri Aurobindo |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870583 |
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Das Obermental muss erreicht und herabgebracht werden, bevor die Herabkunft des Supramentals überhaupt möglich ist denn das Obermental ist der Übergang vom Mental zum Supramental.
Aus dem Obermental rühren all die verschiedenen Anordnungen der schöpferischen Wahrheit der Dinge her. Vom Obermental gelangen sie herab zur [Ebene der] Intuition und werden von dort auf das Erleuchtete und Höhere Mental übertragen, um dann für unseren Verstand geordnet zu werden. Doch sie verlieren bei der Übertragung auf niedere Ebenen mehr und mehr von ihrer Macht und Gewissheit. Und was sie an Kraft einer unmittelbar erkannten Wahrheit besitzen, geht schließlich im menschlichen Mental verloren; denn dem menschlichen Verstand stellen sie sich als lediglich spekulative Ideen dar, nicht als verwirklichte Wahrheit, nicht als direkte Schau, nicht als dynamische Vision, die mit einer konkreten, unwiderlegbaren Erfahrung verbunden ist.
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Es gibt verschiedene Ebenen des Obermentals. Die eine ist mental und erschafft auf direktem Wege alle Gestaltungen, die sich darunter in der mentalen Welt manifestieren – das ist das mentale Obermental. Darüber befindet sich die Obermental-Intuition. Noch weiter oberhalb befinden sich die Ebenen des Obermentals, die mehr und mehr mit dem Supramental verbunden sind und einen teilweise supramentalen Charakter haben. Der höchste der Obermental-Bereiche ist das supramentale Obermental oder die Obermental-Gnosis. Doch sind dies Dinge, die du nicht verstehen kannst, solange du keine höhere Erfahrung hast, zur Zeit jedenfalls noch nicht. Nur diejenigen, die voll in das kosmische Bewusstsein eingetreten sind, können sie begreifen, und selbst diese nicht sofort. Man muss zunächst die Erfahrung des höheren Mentals, des erleuchteten Mentals und der Intuition voll erlangt haben, bevor man sie verstehen kann.
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So einfach ist es nicht – doch der Verständlichkeit halber kann man das Obermental in vier Ebenen einteilen: das mentale Obermental und jene drei, von denen du schreibst (intuitives, eigentliches und supramentales Obermental); doch es gibt viele Stufen auf jeder einzelnen dieser Ebenen, und jede kann als eine Ebene für sich betrachtet werden.
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Das ist nicht unmöglich – es ist auf jeder der höheren Ebenen durchaus möglich –, die Unendlichkeit ist überall, wenn man einmal die individuellen Begrenzungen durchbrochen hat.
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Es gibt viele Stadien des Überganges vom mentalen Obermental zum supramentalen Obermental und von dort zum Supramental. Es wäre voreilig zu sagen: „Dies ist das letzte, höchste Obermental“.
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Was du das supramentale Obermental nennst1 , ist noch das Obermental und nicht Teil des wahren Supramentals. Man kann das wahre Supramental nicht erreichen (außer in einer Art Trance oder im Samadhi-Zustand), solange man nicht die Wahrheit des Obermentals im Leben, Sprechen, Handeln und im äußeren Wissen gefestigt und nicht nur in der Meditation und inneren Schau erfahren hat.
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Zu jener Zeit, als die letzten Kapitel des Buches „The Synthesis of Yoga“ [„Die Synthese des Yoga“] im „Arya“ erschienen, war der Begriff „Obermental“ noch nicht geprägt und wird daher dort nicht gebraucht. Was in jenen Kapiteln beschrieben wird, ist das Wirken des Supramentals, sobald dieses in die Obermental-Ebenen herabkommt und das Wirken des Obermentals aufnimmt und umwandelt. Das höchste Supramental oder die Göttliche Gnosis, in sich bestehend, ist etwas, das noch jenseits davon und ziemlich darüber liegt. In den letzten Kapiteln sollte aufgezeigt werden, wie schwierig dies zu erreichen ist und wie viele Ebenen es zwischen dem menschlichen Mental und dem Supramental gibt; und wie selbst das Supramental bei seinem Herabkommen mit dem niedrigen Wirken vermischt und in etwas Geringeres als die eigentliche Wahrheit verwandelt wird. Doch diese Kapitel wurden nicht geschrieben.
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Die Unterscheidung [zwischen Obermental und Supramental] wurde im „Arya“ nicht gemacht, da zu jener Zeit das, was ich jetzt das Obermental nenne, als eine niedere Ebene des Supramentals angesehen wurde, und zwar deshalb, weil ich sie vom Mental her betrachtete. Die wahre Unvollkommenheit des Obermentals, seine Begrenzung, die eine Welt der Unwissenheit entstehen ließ, wird erst dann voll erkannt, wenn man es vom physischen Bewusstsein her, also vom Resultat (Unwissenheit in der Materie) zur Ursache hin (Teilung der Wahrheit durch das Obermental) betrachtet. Auf seiner eigenen Ebene scheint das Obermental lediglich ein zergliedertes, vielseitiges Spiel der Wahrheit zu sein und kann daher vom Mental leicht als ein supramentaler Bereich angesehen werden. Auch das Mental, sobald es vom Licht des Obermentals überflutet wird, fühlt sich in einer erstaunlichen Offenbarung der göttlichen Wahrheit lebend. Die Schwierigkeiten beginnen, wenn wir es mit dem Vital zu tun bekommen und noch mehr mit dem Physischen. Dann nämlich wird es unumgänglich, dem Problem zu begegnen und scharf zwischen Obermental und Supramental zu unterscheiden, denn es zeigt sich dann, dass die Macht des Obermentals (trotz seines Lichtes und Glanzes) nicht ausreicht, um die Unwissenheit zu überwinden, da es selbst dem Gesetz der Teilung unterliegt, aus dem die Unwissenheit stammt. Man muss es überschreiten, muss das Obermental supramentalisieren, damit das Mental und alles Übrige sich der endgültigen Wandlung unterziehen können.
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Was er das Obermental nennt, sind wahrscheinlich die ersten Bewusstseinsschichten, die über dem Mental liegen. Es können aber auch Erfahrungen von höheren Mental- oder Vitalebenen sein. Dem menschlichen Mental erscheinen sie alle so groß, dass sie leicht für das Obermental bzw. Supramental gehalten werden. Indirekte Kontakte mit dem Obermental können stattfinden, wenn man sich dem Kosmischen Bewusstsein öffnet, und mehr noch, wenn man in dieses Bewusstsein frei eintritt. Eine unmittelbare Obermental-Erfahrung kann nicht stattfinden, solange nicht wenigstens ein Teil des Wesens in der Weite und dem Frieden verwurzelt ist.
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Die Ebene der Intuition liegt über der des erleuchteten Mentals; dieses ist nichts anderes als das höhere Mental, erhoben in ein größeres Leuchten und offener für die abgewandelten Formen der Intuition und Inspiration.
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Die Intuition ist die erste Ebene, auf der es ein wirkliches Öffnen gegenüber der vollen Möglichkeit der Verwirklichung gibt, und mit ihrer Hilfe kann man dann weiter fortschreiten, zunächst zum Obermental, dann zum Supramental.
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Intuition sieht die Wahrheit der Dinge mit Hilfe eines direkten inneren Kontaktes, nicht wie die gewöhnliche mentale Vernunft, die mit Hilfe der Sinne und anderem nach indirekten Kontakten sucht und tastet. Doch verglichen mit dem Supramental ist Intuition insofern begrenzt, als sie die Dinge blitzartig sieht, Punkt für Punkt und nicht als ein Ganzes. Sobald sie in das Mental gelangt, wird sie dort mit der mentalen Bewegung vermischt und formt eine Art intuitive Mental-Tätigkeit, welche nicht die reine Wahrheit ist, sondern etwas, das zwischen der höheren Wahrheit und dem mentalen Suchen liegt. Sie kann das Bewusstsein durch eine Art Übergangsstadium leiten, und das ist praktisch ihre Aufgabe.
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Mentales intuitives Wissen greift unmittelbar einen Aspekt der Wahrheit auf, doch ohne jede Vollständigkeit oder Gewissheit, und die Intuition wird leicht mit dem gewöhnlichen mentalen Stoff vermengt, was irreführend sein kann; in ihrer Anwendung wäre sie dann leicht eine Halb-Wahrheit oder könnte derart falsch gedeutet und missbraucht werden, dass sie zum Irrtum wird. Ebenso ahmt das Mental die Intuition gern auf eine Weise nach, die es schwierig macht, zwischen einer wahren und einer falschen Intuition zu unterscheiden. Das ist der Grund, warum intellektuelle Menschen der mentalen Intuition misstrauen und behaupten, man könne sie nicht annehmen oder ihr folgen, wenn nicht der Verstand