Название | Briefe über den Yoga |
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Автор произведения | Sri Aurobindo |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870583 |
3Dein Traum bedeutet natürlich den Versuch, eine Verbindung auf der feinstofflichen Ebene herzustellen. Was du über Telefon und Kino sagst, stimmt teilweise, doch scheint mir, dass diese und andere moderne Dinge einen anderen Charakter angenommen hätten, wenn sie in anderer Einstellung aufgenommen und gebraucht worden wären. Die Menschheit war für diese Entdeckungen im spirituellen Sinn nicht bereit und nicht einmal im intellektuellen Sinn, wenn das gegenwärtige Durcheinander als Zeichen dafür gelten kann. Der ästhetische Niedergang hat vielleicht eine andere Ursache, zum Beispiel enttäuschten Idealismus, der in seinem Rückzug sein Gegenteil hervorbringt, nämlich einen trockenen und zynischen Intellektualismus, der von einem Ideal nicht enttäuscht werden will, von etwas Romantischem oder Emotionalem oder von irgend etwas, das über die Vernunft hinausreicht, die im Licht der Sinne wandert. Die asuras der Vergangenheit waren häufig große Wesen; der Ärger mit den gegenwärtigen rührt eher daher, dass sie nicht wirkliche asuras sind, sondern Wesen der niederen vitalen Welt, gewalttätig, brutal, unedel, und vor allem engstirnig, unwissend und dunkel. Doch diese Art zynischer und enger Intellektualismus, der sich ausbreitet, wird nicht andauern, er bereitet sein eigenes Ende durch die um sich greifende Dürre vor, und die Menschen beginnen, das Erfordernis neuer Lebensquellen zu fühlen.
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Ich glaube nicht, dass deine beiden Fragen hinsichtlich der spirituellen Sadhana von großer Wichtigkeit sind.
1. Die Frage bezüglich Wissenschaft und Spiritualität wäre vor zwanzig Jahren von einiger Bedeutung gewesen und beschäftigte die Menschen in den frühen Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, doch das ist nun vorbei. Die Wissenschaft selbst ist zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht – wie sie einst hoffte – entscheiden kann, was die Wahrheit oder die wirkliche Natur der Dinge ist; sie kann sich nur mit dem Ablauf der physischen Dinge befassen, wie diese sich ereignen oder nach welchen Richtlinien die Menschen mit ihnen umgehen oder Nutzen aus ihnen ziehen können. In anderen Worten, das Gebiet der Naturwissenschaft ist inzwischen deutlich gekennzeichnet und abgegrenzt worden, und Fragen über Gott oder die höchste Wirklichkeit oder andere metaphysische oder spirituelle Probleme fallen nicht in ihren Bereich. Dies jedenfalls trifft für das kontinentale Europa zu, und nur in England und Amerika versucht man noch, diese Dinge auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu erörtern.
Die sogenannten Wissenschaften, die sich mit dem Mental und dem Menschen (Psychologie usw.) befassen, sind so sehr von der Naturwissenschaft abhängig, dass sie deren enge Grenzen nicht überschreiten können. Wenn die Wissenschaft ihr Gesicht dem Göttlichen zuwenden soll, muss es eine neue, bisher noch nicht entwickelte Wissenschaft sein, die sich direkt mit den Kräften der vitalen Welt und des Mentals befasst und auf diese Weise das Mental überschreitet; doch die gegenwärtige Wissenschaft ist hierzu nicht in der Lage.
2. Vom spirituellen Standpunkt aus sind derartige zeitbedingte Phänomene, wie die Hinwendung gebildeter Hindus zum Materialismus, von geringer Bedeutung. Es gab immer Zeiten, in denen der Geist von Nationen, von Kontinenten oder Kulturen sich dem Materialismus zuwandte und sich von jedem spirituellen Glauben abkehrte. Solche Perioden gab es im Europa des 19. Jahrhunderts, doch waren diese meist von kurzer Dauer. West-Europa hat bereits seinen Glauben an den Materialismus verloren und sucht nach etwas anderem, entweder durch die Rückkehr zu alten Religionen oder durch die Suche nach etwas Neuem. Russland und Asien durchlaufen nun den gleichen materialistischen Trend. Diese Wellen deuten auf ein gewisses Erfordernis in der menschlichen Entwicklung hin, nämlich die Fesseln alter Formen zu zerbrechen und ein Feld für neue Wahrheit, für neue Formen der Wahrheit zu öffnen sowie für das Wirken im Leben und das, was hinter dem Leben steht.
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Ich vermute, X gründet seine Ideen auf dem Versuch von Jeans, Eddington und anderen englischen Wissenschaftlern, metaphysische Ergebnisse in wissenschaftliche Daten zu pressen. Es ist notwendig, dass er die Einwände von ernsthafteren Wissenschaftlern gegen eine derartige Vermischung voll zur Kenntnis nimmt. Zudem verfügt die spirituelle Suche über ihre eigene reiche Erfahrung, die nicht im geringsten von den Theorien oder Entdeckungen der Wissenschaft in der rein stofflichen Sphäre abhängig ist. Xs Vorstoß ist, ebenso wie der von Jeans und anderen, eine Reaktion auf den unrechtmäßigen Versuch einiger Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts – und auch von vielen anderen –, den Fortschritt wissenschaftlicher Entdeckungen zu benutzen, um den religiösen Geist weitgehend zu diskreditieren oder auszulöschen und gleichzeitig die Metaphysik als trüben Wortschwall abzutun und dabei die Wissenschaft als den einzigen Hinweis auf die Wahrheit des Universums hinzustellen. Ich glaube aber, dass es diese Einstellung nicht mehr gibt; die Wissenschaftler erkennen inzwischen, wie du sagst, die Grenzen ihres Gebietes. Ich möchte noch hinzufügen, dass dieser Gegensatz zwischen Religion und Wissenschaft sich niemals in Indien zeigte (bis zu den Tagen europäischer Erziehung), da Religion sich nicht in die wissenschaftliche Entdeckung mischte und die Wissenschaftler religiöse oder spirituelle Wahrheit nicht in Frage stellten; beide Dinge waren getrennt und widersprachen einander nicht.
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X irrt, wenn er in seinen Schriften unter allen Umständen auf der Vorstellung beharrt, die Wissenschaft sei noch materialistisch oder zumindest die Wissenschaftler – Jeans und Eddington ausgenommen – seien noch ausgemachte Materialisten. Das ist nicht der Fall. Die meisten europäischen Wissenschaftler haben nunmehr die Idee aufgegeben, dass Wissenschaft das Grundlegende des Daseins erklären könne. Sie sind zu der Ansicht gelangt, Wissenschaft als solche befasse sich allein mit dem Vorgang, nicht mit dem Grundlegenden, und erklären, es sei weder die Aufgabe der Wissenschaft, noch läge es innerhalb ihrer Mittel, jene großen Fragen zu beantworten, die die Philosophie und Religion beschäftigen. Dies ist die ungeheure Wende, die auf die jüngste Entwicklung der Wissenschaft zurückgeführt werden kann. Die Wissenschaft ist heutigentags weder materialistisch noch idealistisch. Das Grundgestein, auf dem der Materialismus aufgebaut wurde und das im 19. Jahrhundert unerschütterlich zu sein schien, ist nun zerbrochen. Der Materialismus ist zu einer philosophischen Spekulation geworden, genau wie jede andere Theorie; er kann nicht beanspruchen, unfehlbare biblische Autorität zu besitzen, die sich aus den Tatsachen und Folgerungen der Wissenschaft herleitet. Ich selbst, der im 19. Jahrhundert, der Zeit des absoluten Höhepunkts des wissenschaftlichen Materialismus, aufwuchs, empfinde diese Wende deutlich. Der Weg, der beinahe völlig blockiert war, es sei denn, man hätte gegen ihn revoltiert, ist nun für spirituelle Wahrheiten, spirituelle Ideen, spirituelle Erfahrungen weit offen. Das ist die wahre Revolution. Mentalismus ist nur eine Zwischenstufe, doch Mentalismus und Vitalismus sind nun durchaus als Hypothesen möglich, die sich auf den Tatsachen des Daseins gründen, auf wissenschaftlichen Tatsachen und anderen. Die Fakten der Wissenschaft zwingen niemanden, sich einer bestimmten philosophischen Richtung zuzuwenden. Sie sind neutral geworden und können sogar manchmal verwendet werden, obwohl dies den meisten Wissenschaftlern als nicht zulässig erscheint. Es ist von unserer Seite niemals behauptet worden, die neuen Entdeckungen der Physik würden die Ideen von Religion oder Kirche stützen; wir haben lediglich behauptet, die Wissenschaft habe ihren alten materialistischen Dogmatismus aufgegeben und sich durch eine revolutionäre Wende von ihrem alten Ankerplatz entfernt. Diese Wende habe ich erwartet und prophezeite sie im ersten „Ahana“-Band „A Vision of Science“ (Vision der Wissenschaft) und „In the Moonlight“ (lm Mondlicht).
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Ich fürchte, jegliches Interesse an solchen Spekulationen verloren zu haben; die Dinge werden