Operation Terra 2.0. Andrea Ross

Читать онлайн.
Название Operation Terra 2.0
Автор произведения Andrea Ross
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783967525366



Скачать книгу

von Visionen aus seiner früheren Existenz heimgesucht.

      Die Machthaber des Jordanlandes nutzen derweil die Causa Jesus dazu, ihre jeweiligen Machtansprüche auszuleben. Während Statthalter Pontius Pilatus‘ zum Christentum konvertierte Frau den unglückseligen Rabbi retten möchte, gibt es für den selbstgefälligen Hohepriester Kaiphas nur ein Ziel; er trachtet hinterhältig danach, den populären Unruhestifter baldmöglichst ans Kreuz zu nageln.

      Pontius Pilatus sitzt zwischen den Stühlen, wird beim Schauprozess in Jerusalem wider Willen zur tragischen Figur. Ihm bleibt schließlich nichts anderes übrig, als das Todesurteil des Sanhedrins schweren Herzens zu ratifizieren.

      Der plötzliche Schock über seine Verurteilung zum Tode bewirkt bei Jesus/Solaras, dass er sich seiner wahren Identität schlagartig wieder bewusst wird. Seine Lage ist aussichtslos, denn nun muss der schwer geschundene Tiberianer sein Marterinstrument höchstpersönlich zur Hinrichtungsstätte tragen. Man nagelt den König der Juden ans Kreuz und wartet spottend darauf, dass er das Zeitliche segnen möge.

      In buchstäblich letzter Sekunde gelingt seiner treuen Gefährtin die Rettung, wobei ihr eine zufällige Sonnenfinsternis zu Hilfe kommt. Man bringt den vorgeblich Verstorbenen zu einem kühlen Felsengrab in der Nähe, welches mit einem massiven Stein verschlossen wird.

      Während Kalmes alles dransetzt, ihren Geliebten dort lebend wieder herauszubekommen, bereitet man sich auf Tiberia fieberhaft auf die Rückkehr des Raumgleiters Jehova Suspension vor, welcher gegen Mitternacht erwartet wird.

      Die machtgeile Vorderste Alanna bekommt es allmählich mit der Angst zu tun, weil sie die Folgen der Mission noch nicht genau abschätzen kann; ihr Sabotageakt ist jedenfalls misslungen. Es kriselt zunehmend zwischen ihr und dem designierten Regenten Kiloon, dessen Frau sie in Kürze werden soll.

      Auf Terra gelingt es der Missionscrew schließlich, ihren Kollegen Solaras zu reanimieren. Kurz vor dem Start zur Heimreise beschließt Leiter Balthasar, den Menschen Terras noch ein Vermächtnis von Jesus zu hinterlassen, um die nachhaltige Wirksamkeit der Mission um ein Vielfaches zu steigern.

      Dank geschickt platzierter Holographen werden kurze Zeit nach Jesus‘ unerklärlichem Verschwinden aus dem Grab einige auserwählte Schlüsselpersonen in den Genuss einer meisterhaft inszenierten Geisterscheinung kommen und den Mythos von einem auferstandenen Messias perfekt machen.

      Die Operation Terra 2.0 ist damit beendet; der Raumgleiter steuert in den Zeittunnel, der ihn nach Tiberia und zurück in die Gegenwart bringen soll. Dort wartet bereits die Elite Tiberias voller Vorfreude, um die erfolgreiche Crew in einem rauschenden Festakt zu ehren.

      Bereits kurze Zeit nach der Ankunft stellt sich jedoch heraus, dass auf Tiberia Intrigen im Gange sind. Auch auf Terra entwickelt sich die Geschichte nicht zur Zufriedenheit. Dort entsteht nämlich eine christliche Diktatur, deren raffgierige Maschinerie den Bewohnern mit der Zeit alle Freiheiten nimmt. Jesus‘ Botschaft von selbstloser Liebe und Mitgefühl wird rücksichtslos pervertiert und nach Bedarf umgedichtet.

      Solaras‘ alter Freund Arden, der frischgebackene Vorderste der Sektion Geschichte, Archiv und Schrift, wird unfreiwillig zum Drehund Angelpunkt bei der Aufdeckung eines folgenschweren Skandals, welcher von Alanna initiiert und von der nichtsahnenden Regentenfamilie protegiert wurde.

      Beim rituellen Festakt zur Amtseinführung Kiloons und dessen Eheschließung mit der schönen Alanna stellt sich heraus, dass die nagelneue Regentengattin mit den uralten Traditionen bricht und sehr eigensüchtige Pläne für die Zukunft Tiberias schmiedet. Schon bald sind geheime Bauvorhaben, konspirative Treffen und gezielte Desinformation an der Tagesordnung.

      Während Regent Kiloon die Fehler aus der vergangenen Mission schuldbewusst mithilfe einer neuerlichen Entsendung von tiberianischen Missionaren nach dem fernen Terra korrigieren möchte, verfolgt Alanna einen ehrgeizigen Plan:

      Sie will den Stammplaneten Mars wieder als habitable Welt reaktivieren, um »ihrem« Volk dort in nicht allzu ferner Zukunft eine neue Heimat zu bieten und sich selbst damit ein Denkmal zu setzen. Für die Erreichung dieses Zieles geht sie skrupellos über Leichen.

      Solaras plagen derweil ganz andere Probleme. Er muss sein Dasein seit der Rückkehr getrennt von seiner geliebten Kalmes fristen, denn nach Beendigung der gemeinsamen Mission darf das Paar nicht mehr sektionsübergreifend kommunizieren.

      So steuert das Schicksal der Liebenden, genau wie dasjenige der beiden Planeten, einer ungewissen Zukunft entgegen …

      ***

      Liebe Leser,

      im Anhang finden Sie ein Glossar, das auch eine Kurzanleitung für das verwendete KIN-Zeitsystem enthält. Wissenswertes über den Planeten Tiberia ist in Band 1 – Menschheit im Exil beschrieben. Jetzt wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung beim Weiterlesen!

      Ihre Autorin Andrea Ross

       Tiberia, etwa 1 TUN nach Rückkehr der Jehova Suspension

      

      Die Mitteilung auf Gabriels Kommunikator stammte aus der Sektion Ideologie und Bildung. Es sei eine Frau an ihrem Arbeitsplatz plötzlich ohnmächtig zusammengebrochen; die Ursache dafür liege bislang noch im Dunkeln, hieß es in der gebotenen Kürze.

      Der alternde Mediziner überlegte nicht lange, bestätigte den Erhalt der Nachricht und meldete sich spontan freiwillig zu diesem Routineeinsatz.

      Freilich, er hätte auch einen jüngeren Kollegen dorthin schicken können – aber schließlich arbeitete sie in genau dieser Sektion. Gabriel gab sich der törichten Hoffnung hin, vielleicht wenigstens einen Blick auf seine Angebetete erhaschen zu können. Seit dem KIN der gemeinsamen Rückkehr nach Tiberia hatte er sie bedauerlicherweise nicht mehr zu Gesicht bekommen.

      So schnappte er sich voller Vorfreude seine Ausrüstung und eilte fliegenden Fußes zum nächstbesten Magnetfahrzeug, um schnell beim Einsatzort anzugelangen. Die bewusstlose Frau schwebte sicherlich nicht in akuter Lebensgefahr … und falls dem wider Erwarten doch so wäre, könnte sie das jüngst verbesserte Modell des Chaktivator, welches er in seinem Fundus mit sich führte, immer noch rechtzeitig reanimieren.

      Nein, die außergewöhnliche Eile hing genau wie seine Nervosität vielmehr mit einer gewissen Kalmes zusammen, das musste Gabriel sich unumwunden selbst eingestehen.

      Vielleicht jagte er nur traumtänzerisch einem Hirngespinst nach, einem romantischen Wachtraum – aber sooft er sich in der Vergangenheit auch einen verliebten Esel gescholten hatte, war der ernüchternde Effekt ausgeblieben. Gefühle ließen sich eben niemals allein mithilfe der nüchternen Verstandeskraft abstellen. Nicht einmal bei älteren, ansonsten recht disziplinierten Herren, die es eigentlich besser wissen sollten.

      Kalmes, die einstige Gefährtin von Solaras beziehungsweise Jesus … ihm war zu Ohren gekommen, dass man die Liebenden auf Alannas Geheiß getrennt und in ihre jeweiligen Sektionsbereiche zurückverbannt hatte. Es war auf Tiberia eben üblich, die Kommunikationswege jedes Einzelnen streng zu kontrollieren. Nicht einmal Mediziner durften sich frei überall hinbegeben – es sei denn temporär, sofern sie zu einem Notfall gerufen wurden.

      Konnte ihm dieser Wink des Schicksals womöglich nach all den TUN des vergeblichen Hoffens die lang ersehnte Chance bieten, endlich ihr Herz zu gewinnen? Gabriels Kreislaufsystem schlug während dieses kühnen Gedankengangs besorgniserregende Kapriolen, ließ ihn vor lauter Aufregung hyperventilieren. Es fehlte nicht viel, bis er selbst einer Behandlung bedurft hätte.

      Als er beim Parkareal des fremden Sektionsgeländes angelangt war, setzte er das kleine Magnetfahrzeug versehentlich gegen das noch nicht vollständig zurückgeglittene Schwebetor, welches das Gelände von der öffentlichen Magnetpiste trennte. Der überwältigende Anblick eines wahrhaft monumentalen Neubaus hatte ihn total abgelenkt, seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch genommen.

      Der staunende Mediziner stellte das nur leicht beschädigte Fahrzeug achtlos auf einer hierfür markierten Fläche ab, wo es augenblicklich