Die Perry Rhodan Chronik, Band 3. Hermann Urbanek

Читать онлайн.
Название Die Perry Rhodan Chronik, Band 3
Автор произведения Hermann Urbanek
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783854453963



Скачать книгу

die soziologische Struktur der Science-Fiction-Leser anlässlich des 1. PERRY RHODAN-Weltkongresses. Die Auswertung der Fragebogen ergab, dass PERRY RHODAN-Leser politisch und vor allen Dingen wissenschaftlich aufgeschossener sind als der Durchschnittsjugendliche. So lehnen sie etwa in großer Überzahl die Zwangsrückführung von Gastarbeitern in ihre Heimat oder den Einmarsch westlicher Truppen in die OPEC-Länder zur Sicherung des Energiebedarfs ab. Sie wählen mehrheitlich die Grünen oder die SPD und lesen zu über 75% Tageszeitungen.«

      Diese Untersuchung der Uni Tübingen trug nicht unwesentlich dazu bei, dass sich das Bild, das sich die Öffentlichkeit von PERRY RHODAN und seinen Lesern machte, deutlich verbesserte und so unberechtigte und aus der Luft gegriffene Anschuldigungen, wie sie der Serie in den 70er Jahren gemacht worden waren, der Vergangenheit angehörten.

      Scheers Rückkehr, die erste!

      Seit K.H. Scheer aus gesundheitlichen Gründen seit Band Nr. 500 keinen neuen Roman für PERRY RHODAN geschrieben hatte, war von Leserseite immer wieder der Wunsch geäußert worden, der Altmeister solle doch wieder zum Autorenteam der von ihm mitkonzipierten Serie stoßen. Doch Scheer fühlte sich nicht in der Lage, regelmäßig an der Serie mitzuschreiben, bei der er nach wie vor für die technischen Belange zuständig war – eine Aufgabe, die später von Kurt Mahr übernommen wurde und die jetzt Rainer Castor wahrnimmt. So widmete er sich, unterbrochen von gesundheitlichen Rückschlägen, von 1972 bis 1977 der überarbeiteten Neuherausgabe und Weiterführung seiner ZBV-Serie in Taschenbuchform, wobei auch andere Autoren nach seinen Exposés die Abenteuer von Thor Konnat alias HC-9 und Hannibal Othello Xerxes Utan alias MA-23 schilderten. Der letzte Band 50 erschien erst 1980 und war eigentlich der Beginn eines mehrbändigen Abenteuers. Zu einer Fortsetzung kam es nicht, weil sich Scheer und der Verlag nicht einigen konnte, was zuerst kommen sollte: das Huhn oder das Ei; im speziellen Fall, ob Scheer erst mehrere fertige Manuskript vorlegen musste, bevor ZBV fortgesetzt wurde, oder ob Scheer erst mit dem Schreiben beginnen würde, wenn es eine verbindliche Zusage zur Weiterführung von Verlagsseite gäbe. Scheer war nicht bereit, gewissermaßen »auf Luft« neue ZBV-Romane zu verfassen, deshalb wurde ZBV nicht fortgesetzt und das begonnene Abenteuer auch nicht abgeschlossen.

      Aber er fühlte sich seit einigen Jahren wieder erstmals in der Lage und war auch willens, wieder bei PERRY RHODAN einzusteigen. Und so schrieb Willi Voltz am 14. August 1981 folgenden Brief an Walter Fuchs im Pabelhaus in Rastatt:

      »Wie ich telefonisch bei Dir und gestern im Gespräch mit Herrn Blach, Herrn Zenkert und Dir ankündigte, will ich K.H. Scheer wieder als Co-Autor für die PR-Serie gewinnen. Skepsis und Bedenken des Verlags sind mir bekannt, vor allem was die Einhaltung der Termine angeht. Ich habe nun mehrfach mit K.H. Scheer gesprochen und bin der Überzeugung, dass er gerne wieder PR-Romane schreiben will und schreiben wird. Die Verantwortung für die Termineinhaltung übernehme ich. (…) Was die Grundthemen der Serie angeht, werde ich in einem Gespräch mit Herrn Scheer darüber sprechen, dass Dinge wie Waffenfetischismus, Rassenverherrlichung (Terraner) und undifferenziertes Supermanngehabe darin nichts mehr zu suchen haben. Auch werde ich K.H. Scheer dazu anhalten, sich positiv hinter die Serie zu stellen.

      Grundsätzlich glaube ich, dass K.H. Scheer eine Bereicherung für die Serie sein wird und dass man mit der Reaktivierung der speziellen Scheer-Anhänger PR I (trotz der allg. Wirtschaftslage und der damit verbundenen Probleme, von denen Herr Blach gestern sprach) auch weiterhin unbeschadet durch sinkende Verkaufszahlen, die andere Serien und Reihen heimsuchen, bringen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich erleichtert darauf hinweisen, dass auch Marianne Sydow (die, wenn auch thematisch aus einer ganz anderen Richtung kommend) die Arbeit bei PR wiederaufgenommen hat – und damit ein spezielles Publikum anspricht.«

      Tatsächlich war Scheer nicht glücklich darüber, wie sich die Serie unter der Federführung von Willi Voltz entwickelt hatte, und hatte das in Gesprächen und Interviews auch zum Ausdruck gebracht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre Perry Rhodan in der laufenden Handlung immer noch Großadministrator des Solaren Imperiums gewesen. Nichtsdestotrotz nahm er die Arbeit an PERRY RHODAN auf, nicht ohne in seinem ersten neuen Roman nach zehnjähriger Abwesenheit eine neue Figur einzuführen, die an die alten Kämpen aus der Frühzeit der Serie erinnerte und auch aus dieser stammte: Clifton Callamon.

      Mit ihr wollte Scheer dem Pazifismus, der in PERRY RHODAN mit Band 1000 ausgebrochen war, einen Antipoden entgegenstellen. In einem Interview, das Matthias Hofmann und Rüdiger Schäfer 1990 mit Scheer führten (K.H. Scheer Interview – Sonderbeilage zu COSMOS 5 – Ein Fanzine des PRC Ruf der Kosmokraten; 1991) meinte Scheer zum Thema MdI und Pazifismus: »Ihr vergesst immer wieder im Hinterstübchen, dass es hier um eine abenteuerlich gefärbte Science Fiction-Serie geht, die neben bei auch verkauft werden soll und Erfolg haben muss! Wie will ich beispielsweise einen Zyklus von nur 25 Bänden ausschließlich nach der total pazifistischen Richtung aufbauen, es muss doch auch einmal etwas passieren! Wir waren schon so weit, dass keiner sich mehr ein Bein brechen durfte. Das geht nicht. Wir haben hier eine kommerzielle Romanserie, die möglichst vielen Leuten gefallen soll. Wenn gar nichts mehr passiert, wenn die Leute auf fremden Planeten gelandet sind und nicht einmal ein Taschenmesser dabeihatten, weil das als verpönt galt, dann führt das zu weit. Das hat mich damals verleitet, dieses Uraltgeschöpf Clifton Callamon ins Spiel zu bringen.«

      Die ersten Marktbereinigungen

      Nachdem die siebziger Jahre von immer neuen Serienstarts geprägt gewesen waren, neigte sich jetzt zu Beginn der 80er Jahre der Boom beim Horror langsam, aber beständig seinem Ende entgegen. Zumindest bei Pabel-Moewig, das auch in diesem literarischen Segment eine Vormachtstellung innegehabt hatte, und das trotz der enormen Konkurrenz durch Zauberkreis und Bastei mit Dan Shockers LARRY BRENT und MACABROS bzw. JOHN SINCLAIR und dem GESPENSTER-KRIMI. Dazu kam noch, dass Pabel-Moewig mit anderen Objekten viel Geld verloren hatte. Deshalb wurden verlagsintern alle Reihen und Serien auf ihre Rentabilität geprüft. Und es stellte sich heraus, dass bei einigen die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht mehr aufging.

      So wurde die Heftreihe VAMPIR, die im September 1972 als erste Horror-Heftreihe in Deutschland auf den Markt gebracht worden war, im Oktober 1981 nach neunjähriger Existenz eingestellt. In VAMPIR hatte nicht nur die legendäre DÄMONENKILLER-Serie von Ernst Vlcek und Kurt Luif ihren Anfang genommen, es wurden hier auch zahlreiche andere Mini-Serien und Zyklen dem deutschen Leser präsentiert, wie die FRANKENSTEIN-Romane von Donald F. Glut, BARNABAS, DER VAMPIR von Marilyn Ross oder der ebenfalls von Ernst Vlcek und Kurt Luif als Nachfolgeserie des mittlerweile eingestellten DÄMONENKILLERS geplante HEXENHAMMER. An Einzeltiteln, hin und wieder auch mit wiederkehrenden Protagonisten, gab es neben Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen auch Grusel- und Horror-Romane bekannter deutscher Autoren, darunter Hugh Walker alias Hubert Straßl, Frank Sky alias Hans Gerd Franciskowsky, Earl Warren alias Walter Appel, James R. Burcette alias Kurt Luif und Hivar Kelasker alias Hans Kneifel. Die VAMPIR-Taschenbücher und die DÄMONENKILLER-Taschenbücher waren wegen Unrentabilität bereits im März bzw. Mai 1980 mit Band 81 bzw. 63 vom Markt genommen worden.

      Auch die von Hugh Walker mustergültig herausgegebene TERRA FANTASY-Taschenbuchreihe blieb von dieser Marktbereinigung nicht verschont: Zwar erhielt die Erstauflage noch eine Schonfrist bis zum Frühjahr 1982, die 2. Auflage beendete aber bereits im Juli 1981 mit der Nr. 53 ihr Erscheinen.

      Der Blick über den Tellerrand

      Bei anderen Verlagen, die im Genre publizierten, sah es nicht viel anders aus. Kelter nahm die Reihe GEISTER-KRIMI, die seit 1974 gelaufen war und in der die Serienfiguren MARK TATE von W. A. Hary und RICK MASTERS von Andrew Hathaway (Richard Wunderer) ihre ersten Abenteuer erlebt hatten, mit Heft 405 aus dem Programm. In ihrer Blütezeit war die Reihe so erfolgreich gewesen, dass es auch gleichnamige Taschenbücher gab. Gegen Ende zu jedoch wurden viele der früheren Titel unter neuer Nummer nochmals aufgelegt. Bastei stellte die SF-Serie DIE TERRANAUTEN mit Heft 99 ein, führte die Geschichte aber in loser Folge im Taschenbuch weiter. Und Boje beendete die Publikation von SF-Jugendbüchern. Aber noch hatten generell die neuen Reihen und Serien das Übergewicht. Bastei startete im Taschenbuch den SF-Klassiker CAPTAIN FUTURE, der es bis zu seiner Einstellung 1984 auf immerhin fünfzehn Ausgaben brachte, sowie die Reihe BASTEI PHANTASTISCHE LITERATUR, in der angloamerikanische und deutsche Klassiker dem deutschen