Название | Macht |
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Автор произведения | Klaus-Jürgen Bruder |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864897870 |
Der Zynismus, mit dem dieses Experiment durchgeführt, ja geplant worden war, wird bestätigt durch den Zynismus der Schriften und Äußerungen der Protagonisten und Propagandisten, allen voran Klaus Schwab, dem Organisator des Weltwirtschaftsforum Forums (WEF), bekannt durch seine jährlichen Treffen in Davos, das diejenigen versammelt, die sich selbstbewusst »Entscheider« in Politik und Wirtschaft nennen. Das letzte Buch von Schwab, Covid-19: The Great Reset (2020), ist tatsächlich ein beispielhaftes Dokument, nicht nur eine Wortmeldung, sondern eine Keynote des Diskurses der Macht, mit der er die Katze aus dem Sack lässt, indem er alles, was wir in den letzten Monaten erlebt haben, bereits als »unvermeidliche Entwicklung« beschreibt: »Unvermeidlich« wird es zu einer Vernichtung einer unvorstellbar großen Anzahl kleiner und mittlerer Betriebe kommen, werden Millionen Arbeitslose entstehen, werden Generationen in beispiellosem Leid leben müssen – alles als Folge von Covid-19. Er, einer der wichtigsten Akteure in dieser Inszenierung, stellt deren Ergebnisse als Folge einer »Pandemie« dar, für die er selbst keinerlei Verantwortung übernimmt. Und – auch das ist für die Wirkung des Diskurses der Macht unverzichtbar – Schwab verspricht als Licht am Ende des Tunnels eine Gesellschaft, in der wir alle glücklich sein werden, auch wenn wir weder über Besitz verfügen werden noch über uns selbst. Er nennt diese Dystopie nicht Schöne neue Welt, aber wer mit »wir« gemeint ist, zeigt die maskenfreie »Corona-Party« im Hause Springer im Dezember 2020, auf der Tesla-Chef Elon Musk mit dem Axel Springer Award geehrt wurde und Gesundheitsminister Spahn die Preisrede hielt (Rügemer 2020).
Bei dem noch laufenden Experiment hat der Diskurs der Macht seine Wirkungsmacht in beeindruckender Weise bewiesen: Buchstäblich von einem Tag auf den anderen war die bisher noch funktionierende – gewiss von Kritikern bereits als Fassade analysierte – Demokratie vor unseren Augen beiseitegeschoben worden, und unverhüllt war ein Notstandsregime in Aktion erschienen: Ein Ausnahmezustand nahezu ohne Widerstand und Protest, den man noch nicht einmal bei seinem Namen nennen darf. Das charakterisiert ihn ebenso wie die überraschende Tatsache, dass er stillschweigend, ohne Widerstand, hingenommen wurde. Unvorbereitet auf das, was kommen sollte, war die Bevölkerung wie durch einen Schock gelähmt.
Zu verdanken haben wir dieses Besondere dem Diskurs der Macht, seinem Orwellschen Umgang mit den Begriffen: der Verkehrung der Bedeutung ins Gegenteil, seiner Verbindung der beiden Ebenen des Sprechens und des Tuns, in der die Behauptung – der Gefährlichkeit des Virus – durch die Schwere des Eingriffs in den Alltag vermittels der Maßnahmen bewiesen wird, schließlich durch den langen Zeitraum der Einübung in die Semantik des Diskurses, beispielhaft mit den Begriffen »Antisemitismus«, »Verschwörungstheorie« und in gewissem Maße noch »Querfront« (s. Bruder 2018).
Diese ursprünglich gesellschaftskritisch verwendeten Begriffe waren mit den Jahren nach 1989 zunehmend in staatstragende Hände gewandert, die sie zur Entsolidarisierung und Demoralisierung der politischen Opposition benutzen. Dabei wird ein doppeltes Spiel getrieben: Die Begriffe werden einerseits mit ihrem ursprünglichen Bedeutungshof in die Diskussion geworfen, zugleich gegen politisch linke Positionen gerichtet.
So wird der Begriff »Antisemitismus« zur Diffamierung der Kritik an der völkerrechtswidrigen Politik Israels gegenüber der palästinensischen Bevölkerung missbraucht, zur Diffamierung der Kritik an der Zerstörung demokratischer Strukturen durch die politisch immer weniger kontrollierte Durchdringung aller gesellschaftlichen Verhältnisse durch kapitalistische Strukturen, allem voran des Finanzkapitals, das als »jüdisches« konnotiert wird, der Kritik entzogen werden soll, durch Diffamierung jedes kritischen Hinterfragens der medial dargebotenen Oberfläche der politischen Inszenierungen.
Eine ähnliche Rolle spielt dabei auch der Begriff »Verschwörungstheorie«. Seine Verwendung zieht das Register des selbsternannten Kampfes gegen den Antisemitismus, welcher die Analyse kapitalistischer Zusammenhänge sogleich mit der antisemitischen »Theorie« der »jüdischen Weltverschwörung« gleichsetzt. Zugleich wird mit diesem Etikett versucht, die Analyse der kapitalistischen Verhältnisse als Angst vor »dunklen Mächten aus dem Jenseits« lächerlich zu machen. Mit dem Begriff »Querfront«, der für die Versuche der Kommunisten in der Weimarer Republik steht, im Bündnis mit rechten Parteien und Gruppierungen den erstarkenden Faschismus aufzuhalten, schließlich sollen vor allem jene politischen Artikulationen, die sich außerhalb der etablierten Parteien oder Gewerkschaften organisieren, gegenwärtig vor allem die »Querdenker«, mit dem Stigma des »Rechten« des Rechts auf politische Artikulation beraubt werden.
Diese Begriffe spielen heute die entscheidende Rolle bei der »Immunisierung« der Öffentlichkeit gegen das »Virus« der Proteste gegen die »Pandemie-Inszenierung«. Der politische Diskurs ist inzwischen so weit verkommen, dass es genügt, diese ohne jede Begründung dem politischen Gegner als Kainsmale aufzukleben, um ihn als ernst zu nehmende Opposition gegen die Politik der Regierung auszuschalten. Sie dienen der Einübung der Bevölkerung in die »Abwehr« von Aufklärung und Widerstand, die, sobald sie auftauchen, sofort im Keim erstickt werden sollen.
Während also die Regisseure der Pandemie-Inszenierung sich – seit den Neunzigerjahren – vorbereitet hatten in den sogenannten »Rollenspielen«, in denen sie die Handlungsanweisungen der geplanten Inszenierung entwickelten und sich selbst dabei in ihrer Rolle als deren Regisseure einübten, wie in dem aufsehenerregenden Buch von Paul Schreyer Chronik einer angekündigten Krise (2020) nachgezeichnet wird, fand parallel dazu die Vorbereitung der Bevölkerung durch ihre Einübung in das orwellsche »Neusprech« des Diskurses statt, mit dessen Parolen sie Protest und Aufklärung als »antidemokratisch« abzuwehren gelernt hatten.
Diese Abwehrfront, die sofort stand, hält bis heute – gegen jeden – auch den honorigsten – wissenschaftlichen Widerspruch; einzig die Aggressivität, mit der sie durch die mobilisierten Bürger verteidigt wird, bis hin zum Blockwartverhalten und angefeuert durch die Aufforderung zur Denunziation12 durch die »Maschinengewehre hinter der Front« (Freud 1920)13, zeugt von der Anstrengung der Verleugnung, die diese aufwenden müssen, um sich vor der Erkenntnis zu schützen, dass sie »Opfer fremder Machtgelüste« geworden waren (Adler 1919, S. 129).
Über den Autor
Klaus-Jürgen Bruder, Prof. Dr. phil. habil., ist Psychoanalytiker, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin und erster Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP). Wichtigste Publikationen: Lüge und Selbsttäuschung (mit Friedrich Voßkühler) (2009, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht), Subjektivität und Postmoderne. Der Diskurs der Psychologie (1993, Frankfurt/M.: Suhrkamp), Jugend. Psychologie einer Kultur (mit Almuth Bruder-Bezzel) (1984, München: Urban & Schwarzenberg) und Psychologie ohne Bewußtsein. Die Geburt der behavioristischen Sozialtechnologie (1982, Frankfurt am Main.: Suhrkamp).
Literatur
Adler, Alfred (2009). Die andere Seite. Eine massenpsychologische Studie über die Schuld des Volkes. In: Almuth Bruder-Bezzel (Hg.). Alfred Adler Studienausgabe. Band 7: Gesellschaft und Kultur (1897–1937). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 139–151.
Bhakdi, Sucharit (2020). »… man weiß nicht, in welche Zellen die mRNA gelangt!«; https://www.youtube.com/watch?v=LR6Ao-7UqlI&fea
ture=emb_rel_end, abgerufen am 28.01.2021.
Boltanski, Luc & Ève Chiapello (1999). Le nouvel Esprit du Capitalisme. Paris, Editions Gallimard.
Bourdieu, Pierre (1996). Sur la télevision. Paris: Liber – Raison d´agir.
Bruder, Klaus-Jürgen (2009). Die Lüge: das Kennwort im Diskurs der Macht. In: Ders.; Friedrich Voßkühler (Hg.). Lüge und Selbsttäuschung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Bruder, Klaus-Jürgen (2012). Massenloyalität. Zur Aktualität der Sozialpsychologie Peter Brückners. In: Kritiknetz – Zeitschrift für Kritische Theorie der Gesellschaft.
Bruder, Klaus-Jürgen (2018). Diskurs der Macht. Worauf bereitet der Anti-Semitismus-Diskurs uns vor? Eröffnungsreferat auf dem Kongress »Paralyse der Kritik: