Название | Macht |
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Автор произведения | Klaus-Jürgen Bruder |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783864897870 |
1.Manipulation durch Wiederholung
2.Manipulation durch Erzeugen von Angst
3.Manipulation des Denkens
4.Manipulation des Verhaltens durch Sprache
5.Manipulation von Informationen
6.Manipulation von Bedürfnissen
Mit »Wiederholung« und »Angst« werden tatsächlich die beiden wichtigsten Anheizer genannt. Zur Angst könnte man allgemeiner Affekte als Instrument nennen, wozu auch Aggression zur Herstellung eines Feindbildes zählen würde. Die anderen vier »Techniken« sind genau genommen eigentlich keine Techniken, sondern deren Ansätze – oder Zielpunkte, was und worüber manipuliert werden soll.
In kritischer Absicht dagegen stellt Albrecht Müller in verschiedenen Publikationen Listen von Manipulationsmethoden auf und bringt dazu entsprechende Beispiele aus der Politik, um dabei zu helfen, »sich davor zu bewahren, selbst Opfer von Meinungsmache zu werden« (Müller 2019, S. 21). Ich kombiniere aus solchen Aufzählungen von 2004, 2009 und 2019 und wähle die wichtigsten aus.
1.Wiederholen ist die gängigste Methode, immer wieder das Gleiche, und dies von vielen maßgeblichen Personen, auch von verschiedenen Ecken. Wenn alle das Gleiche sagen und »wenn niemand widerspricht, warum soll man es nicht glauben?« (ebd. 2009, S. 129 f.). »Zweiundsechzigtausend Wiederholungen ergeben eine Wahrheit«, heißt es in Aldous Huxleys Schöne neue Welt (1932/1979, S. 47).
Hierzu schreibt Marcuse sehr eindrücklich: Die ständige Wiederholung derselben Reklame, derselben Phrasen und Gemeinplätze, derselben Parteistandpunkte, wirke destruktiv:
Sie zerstört geistige Autonomie, Intelligenz und Verantwortungsbewusstsein, verleitet zur Trägheit, Fügsamkeit […]. So gesehen wird die Politik der Wiederholung wirksame Aggression gegen den Geist in seinen kritischen, die Gesellschaft aufstörenden Funktionen. (Marcuse, 1968, S. 28 f.)
2.Sprachregelungen, mit denen Urteile und Wertungen verbunden sind: Wiederkehrende Formeln und Sprechblasen zu Sachverhalten oder Personen wie: »die Löhne sind zu hoch«, »mehr Eigenverantwortung – weniger Sozialstaat« oder festgelegte, werthaltige Bezeichnungen von Personen oder Regierungen. Die wir verachten sollen, heißen »Regime« oder »Diktatur«, »Schlächter Assad«, »Autokrat Putin« (vgl. Müller, 2004, S. 6 ff.; ebd. 2019, S. 23). Dazu gehören auch Wendungen, die man mit Orwell als »Neusprech« bezeichnet und die bei Orwell die drei Grundsätze bedeuten: »Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke.«
Diese wiederholten, normierten Redewendungen werden uns wie Ohrwürmer in unser Gehirn geträufelt, ins Unterbewusstsein geschafft, am besten so, dass wir dies gar nicht merken (subliminal). Auch das erinnert an Schöne neue Welt, wo solche Parolen im Schlaf immer wieder über Lautsprecher aufgesagt werden, er nennt das »Hypnopädie« (vgl. Huxley 1932/1979, S. 32 f.).
3.Affirmativ auftreten, keine Zweifel oder Alternativen aufkommen lassen. Wie: »es steht außer Zweifel«, »wie wir alle wissen« (Müller 2009, S. 133). Mit diesem autoritativen Gestus wird Gleichschaltung hergestellt.
4.Experten einsetzen, sich auf Experten berufen. Sie werden bei Kampagnen oft missbraucht, wie bei Debatten zur Kernenergie, Klimawandel, Wirtschaftsfragen, Wahlforschung (ebd. 2019, S. 53) – und derzeit zur Corona-Politik.
5.Verschweigen oder aus dem Zusammenhang reißen von Fakten, Absichten, Geschehnissen, sodass es keinen oder einen veränderten Sinn ergibt (vgl. ebd. 2019, 25 f., 29 f.).
Massenmedien, so schreibt Marcuse, vermischen »Wahrheit und Halbwahrheit mit Auslassungen, Tatsachenberichte mit Kommentaren und Wertungen, Information, Werbung und Propaganda« (Marcuse 1968, S. 27). Dazu gehört auch der gezielte Einsatz von Gerüchten und Vorurteilen.
6.Der Einsatz von Emotionen, unter anderem von Angst, wird übertrieben, und es werden abschätzige Beurteilungen und Vorurteile geschürt (vgl. Müller 2019, S. 36, 59).
7.Wippschaukeleffekt: Je schlechter der eine erscheint, desto besser der andere, zum Beispiel »schlechter Trump, guter Obama« oder »im Vergleich zu Autokraten ist unsere Demokratie gut« (vgl. ebd. 2019, S. 42 f.).
8.Konflikte zwischen Personen nutzen und inszenieren. Konflikte schaffen Öffentlichkeit (vgl. ebd. 2019, S. 61 f.).
9.Umfragen nutzen, um Stimmung zu machen (vgl. ebd. 2019, S. 46).
10.Alle Teilnehmer einer Gesprächsrunde sind der gleichen Meinung, oder die Runde wird durch ein bis zwei kritischere Stimmen ergänzt »als Alibi und Glaubwürdigkeitskatalysator« (ebd. 2019, S. 40 ff.).
Solche und ähnliche Methoden der Meinungsbeeinflussung werden systematisch und ständig eingesetzt, wir merken das aber meistens nicht, sind dem ausgeliefert – und das ist eine der Bedingungen für die Wirksamkeit von Manipulation.
Wenn im großen Stil Meinung beeinflusst werden soll, werden Kampagnen veranstaltet, als Internetauftritte, Fernsehspots, Talkshows inszeniert, dazu Wissenschaftler, Lobbygruppen, Journalistenfachleute eingeladen (vgl. ebd. 2009, S. 145 f.).
Ob das gewünschte Ziel erreicht wird, ist jedoch offen. Auch wenn unentwegt ein ganzes Arsenal an Manipulationsversuchen auf uns einprasselt, wissen wir, dass Manipulation zum Glück deutliche Grenzen hat und nicht alle Methoden bei allen Menschen gleich effektiv und im gleichem Maß wirken. Dies hat ja bereits Lazarsfeld vertreten und gehört zu den Ergebnissen der Yale Studies.
Vor allem können Meinungen den Beherrschten nicht wirklich aufgezwungen werden, die Beherrschten müssen diese auch selbst als »Überzeugung« übernehmen.
Die Wirkung von Manipulationsversuchen hängt von einer Reihe von Variablen ab, längerfristigen und situativen. Dazu gehören vor allem die demografischen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, soziale Lage, Einkommen, soziale Positionen und Rollen, auch Tätigkeiten und Abhängigkeiten, die im Beruf oder in der Familie, im Freundeskreis, eingenommen werden.
Natürlich sind auch, besonders in etwas »normaleren« Situationen, Persönlichkeitseigenschaften, Bedürfnisse Abwehrstrukturen von Bedeutung. Wenn eine Anforderung oder ein Produkt so gar nicht auf ein Bedürfnis passt, kann es auch nicht begehrt werden. Ebenso werden sich lebenslang eingespielte Abwehrstrukturen und Verarbeitungsmechanismen gegen bestimmte Tendenzen richten und es wird da kaum eine tiefergehende Beeinflussung möglich sein, jedenfalls nicht unter einigermaßen »normalen« Bedingungen.
Dazu als Beispiel unsere aktuelle, alles bestimmende Situation, die Corona-Politik. Die Zustimmung zu dieser Politik insgesamt ist sehr hoch – bis zu sechzig Prozent – zu einzelnen Fragen mag sie geringer sein. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung ergab, dass die Zustimmung zum Pandemie-Management abhängig ist vom Einkommen und der sozialen Schicht: Haushalte mit geringem Einkommen sind eher unzufrieden, sie sind auch die, die am meisten verlieren. In der untersten Einkommensgruppe sind nur 46 Prozent zufrieden mit der Regierungspolitik, bei der höchsten sind es dagegen 72 Prozent. Darüber hinaus hegen fast vierzig Prozent aller Befragten den Verdacht, die Pandemie könnte benutzt werden, »um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen«. Auch hier: Je höher das Einkommen, desto mehr Vertrauen (vgl. junge Welt vom 11.07.20).
Als Instrumente der Zustimmungen wurden in erster Linie eingesetzt: Angstmachen, besonders durch Übertreibungen, finstere Prognosen und Zahlenspiele. Auch viele einzelne Strategien wirkten, wie abrupte Verbote, dann schrittweise Vorschriften und Lockerungen und immer wieder erneute Verlängerungen. Dazu eingesetzt wurden neben den Regierungsmitgliedern von ganz oben besonders »Experten«, bei gleichzeitiger Ausschaltung alternativer Expertenmeinungen. Die Medien wurden oder haben sich angepasst, bei gleichzeitiger Ausschaltung oder Verpönung der Alternativmedien. Proteste wie Demonstrationen wurden verboten oder eingeschränkt, auf jeden Fall in hohem Maß diffamiert, am beliebtesten mit den Keulen »Rechtsextremismus« oder »Verschwörungstheorie«.
Wie setzt sich Herrschaft durch? Die psychologischen Fundamente der Meinungsbildung
Neben