Macht. Klaus-Jürgen Bruder

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Название Macht
Автор произведения Klaus-Jürgen Bruder
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783864897870



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S. 10) sich bereits ausgedrückt hatte.

      Damit sind wir beim Autoritarismus, der Schwester der Angst. Diesen Zusammenhang sehen wir überall, auch bei den berühmten Gehorsamsexperimenten von Milgram. Insofern kann man von Autoritarismus als Voraussetzung der Wirksamkeit von induzierter Angst als Herrschaftsmittel sprechen, wie auch umgekehrt Angst den Autoritarismus fördert.

      Der Kern des Autoritarismus ist die Affirmation der bestehenden, autoritär, hierarchisch strukturierten Verhältnisse in allen Lebensbereichen, in Wirtschaft und Politik. Herrschaft und Autoritarismus stützen sich gegenseitig. Wichtig für das Wirken ist das ungleiche Verhältnis: aufseiten der Herrschaft ein Riesenapparat, mit allen Rechten und Werkzeugen. Auf der anderen Seite der Einzelne, der dem nichts entgegensetzen kann.

      Heute haben wir nicht mehr die rigide und scharfe Form des Autoritären wie zur Zeit des Wilhelminismus. Wir haben »flache Hierarchien«, vielfältige Formen der Übernahme der Herrschaft in eigene Regie, der Entfremdung, die Herrschaft nur noch in Ausnahmefällen erkennen lassen – dann allerdings »bewaffnet« und gnadenlos.

      So zeigt sich die Affirmation zu den bestehenden Verhältnissen nicht mehr als »Kadavergehorsam«, sondern eher in »vorwegnehmender Compliance«, als »Massenloyalität« (Brückner). Das Bewusstsein ist eingeschlafen und eingeschläfert. Das ist der Boden für die Wirksamkeit manipulativer Einflüsse. Zurückgezogen auf die kleinste Einheit, in die Hilflosigkeit. Hier setzt die Herrschaft an: Teile und herrsche. Entsolidarisierung als Solidarität verkauft.

      Almuth Bruder-Bezzel, Dr. phil., Dipl.-Psych., ist Psychoanalytikerin (DGIP, DGPT) in eigener Praxis, Lehranalytikerin und Supervisorin am Alfred Adler Institut (AAI) Berlin. Sie veröffentlichte eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, Aufsätzen, Vorträgen und Büchern, im Zeitraum von 1983 bis 2019, vor allem zur Geschichte und Theorie der Individualpsychologie Alfred Adlers. Zusätzlich immer wieder Vorträge und Aufsätze zum Themenbereich »Psychoanalyse und gesellschaftliche Probleme« wie Arbeitslosigkeit, Prekariat, neoliberale Identität, Rechtspopulismus.

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      Klaus-Jürgen Bruder

      Wie kommt es, dass die Beherrschten die Meinungen der Herrschenden übernehmen? Der Diskurs der Macht in Zeiten von Corona

      Was wir augenblicklich erleben: Die Mehrzahl der Bevölkerung willigt vertrauensvoll in die Anweisungen der Regierung ein – obwohl diese Anweisungen den Interessen der Bevölkerung an der Fortsetzung ihres bisherigen Lebensalltags entgegenstehen oder sogar widersprechen.

      Wie hat die Regierung das geschafft? Hat ihr die Angst – vor Ansteckung, Krankheit und Tod – dabei geholfen? Oder die Angst vor Ungehorsam?

      Angst vor dem Virus, vor etwas, das wir nicht sehen, von dessen Anwesenheit wir nichts wissen, auch nichts davon spüren, solange wir nicht – von anderen – davon erfahren, solange uns andere davon nichts sehen lassen, wie Eulenspiegel einst dem Erzbischof von Mainz die wunderbarsten Gemälde an die Wände seines Palasts zu malen versprochen hat, die allerdings nur derjenige tatsächlich sehen könne, der wirklich frei von jeder Sünde sei.

      Wie ist es möglich, dass wir übernehmen, was andere meinen, uns als unsere eigene Meinung zu eigen machen? Und zwar nicht die Meinung unserer besten Freunde oder uns Nahestehenden, von denen wir wissen, dass sie die Ratschläge, die sie uns geben, auch selber befolgen – nein, wir übernehmen die Meinung uns persönlich völlig fremder Menschen, die wir allenfalls aus dem Fernsehen kennen, deren tatsächliches Handeln wir niemals nachprüfen könnten, ja sogar wenn wir die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich an das, was sie versprochen haben zu tun, nachdem wir sie in ihre Positionen gewählt hatten, nicht mehr erinnern.

      Das ist nicht Angst vor dem Virus allein, das ist Vertrauen in jene, die uns Angst machen, und wenn es nicht Vertrauen ist, das sich in einer Beziehung aus der Erfahrung gebildet hat, dass wir immer gut gefahren sind mit den Ratschlägen und Mitteilungen, die wir von anderen bekommen haben, wenn wir sogar aller schlechten Erfahrung zum Trotz dem anderen »vertrauen«, seine Meinung übernehmen, dann ist es »Loyalität« (s. Brückner 1972).

      Loyalität den »Oberen« gegenüber, dass es schon »seine Richtigkeit« habe, was sie von uns verlangen, spielt zumindest am Anfang eine