Ostseegrab. Anke Clausen

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Название Ostseegrab
Автор произведения Anke Clausen
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839233542



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      Sie war gerade dabei, die Eier abzuschrecken, als sie den Wagen hörte. »Da kommt Papa!«, rief sie den Kindern zu. Der Audi stoppte quietschend auf der Einfahrt. Tina lief zur Haustür und öffnete. Stefan sah furchtbar aus, doch, was sie noch mehr irritierte, war, dass auch Sophie und Pelle bei ihm waren. »Was ist denn?«, fragte sie verwirrt. Stefan gab ihr einen flüchtigen Kuss. Er roch grauenhaft.

      »Lass dir die Geschichte doch von Miss Marple erzählen. Mir reicht es für heute!«

      Tina sah erschrocken zu Sophie, doch die schüttelte nur den Kopf und ging mit Pelle nach oben. Irgendwas stimmte da ganz und gar nicht! Was war denn nur passiert?

      Stefan wollte nur noch unter die Dusche und endlich schlafen. Vorher musste er aber noch den Staatsanwalt informieren, dass er die Leiche ohne wirkliche Begründung nach Lübeck hatte bringen lassen. Nichts konnte schlimmer sein als das, was in den letzten Stunden geschehen war. Und dann noch Sophie! Er hatte jetzt schon genug von ihr und das Wochenende hatte noch nicht einmal richtig angefangen. Stefan wusste, dass sie sich nicht vom Herumschnüffeln abhalten lassen würde. Er hätte sich die Warnung auch sparen können.

      »Papa! Papa, Pelle ist hier und er hat Sophie mitgebracht!«

      Antonia und Paul warfen sich in seine Arme. Stefan drückte sie fest an sich. In diesen Sekunden vergaß er alles. Er war ein glücklicher Mann. Ohne seine Familie wäre er sicher schon im Irrenhaus. »Hey! Ich hab euch vermisst! Was macht denn euer Bruder?«

      Paul zuckte mit den Schultern. »Ach, der sagt nie was.«

      »Natürlich nicht!«, kommentierte Antonia. »Er ist doch noch ein Baby. Komm Papa! Wir haben Frühstück gemacht.« Sie nahm seine Hand und zerrte ihn zum Esstisch. Auch wenn alles sehr lecker aussah, verspürte er keinen Hunger. Sein Kleinster lag in der Wippe und maulte leise. Beim Anblick seines kleinen Sohnes musste er wieder an das Baby vom Dach denken. Er musste sich zusammenreißen. »Na, kleiner Mann!« Stefan strich Finn über die Wange. »Ich bins, Papa! Da musst du doch nicht meckern.«

      »Er verlangt sein zweites Frühstück und er hat die Hose voll«, erklärte Tina.

      Stefan hatte sie gar nicht kommen hören.

      »Setz dich doch.«

      »Ich würde gern duschen und muss telefonieren.«

      »Gleich, Schatz.« Tina gab ihm einen Kuss und nahm das Baby auf den Arm. »Ich leg Finn in Antonias Zimmer, dann hast du im Schlafzimmer deine Ruhe. Sei so lieb und pass kurz auf die Kinder auf. Fangt doch schon mal an zu essen!«

      Stefan schüttelte schweigend den Kopf. Er würde auf der Stelle einschlafen und mit dem Gesicht in einem belegten Brötchen landen.

      »Ich will Kinderwurst!«, forderte Paul.

      »Kann Sophie denn nicht kurz aufpassen?«, fragte er hoffnungsvoll.

      »Sophie duscht gerade. Ich bin doch gleich wieder da.«

      Sie duscht gerade! Neue Wut kroch in ihm hoch.

      »Papa, du musst auch mal wieder duschen.«

      Er sah seine Tochter an. Sie war wirklich das hübscheste kleine Mädchen, das er je gesehen hatte. Und sie war mindestens genauso pfiffig. Da stand ihm noch was bevor.

      »Papa duscht ja gleich. Nun hole ich mir einen großen Becher Kaffee und dann schmieren wir Brötchen. Alles klar?« Die Kinder nickten zufrieden. Stefan ging um den Tresen herum zur Espressomaschine. Er zitterte und war sich nicht sicher, ob aus Erschöpfung oder vor Wut.

      Sophie ließ sich das heiße Wasser über den Körper laufen und versuchte, sich zu entspannen. Sie war nach Fehmarn gekommen, um in der Inselidylle neue Kraft zu schöpfen. Sie hatte sich auf Strände, Deiche und Reetdachhäuser gefreut. Wasserleichen passten so gar nicht in das Bild. Pelle lag auf der Badematte und schnarchte leise. Beim Joggen über eine Leiche zu stolpern, das war doch wirklich wie im Krimi. Sophie hatte die Tote immer noch genau vor Augen. Die schlanke Figur, das nasse blonde Haar. Sie drehte das Wasser ab und griff nach einem dicken Frotteehandtuch. Sie wickelte sich ein und setzte sich neben ihren Hund auf den Boden. »Ach Pelle, was für ein schräger Ferienbeginn.« Der Labrador öffnete die Augen und wedelte müde mit dem Schwanz. »Stefan ist stinksauer auf mich«, stellte sie fest. »Und trotzdem! Irgendetwas stimmt da nicht. Und du hast mich darauf gebracht, mein Held!« Pelle legte seinen Kopf auf ihr Bein und grunzte. »Pst! Ich muss nachdenken!« Die Leiche kann nicht angeschwemmt worden sein. Unmöglich! Sie lag vier Meter oberhalb des angetriebenen Seetangs. War die Frau mit letzter Kraft nach oben gekrochen? Nein, es gab keine Schleifspuren. Und außerdem lag sie auf dem Rücken. Wenn es tatsächlich ein Unfall war, wo war dann das Equipment? Gut, das Brett und der Schirm könnten irgendwo in der See treiben, aber wo war das Trapez? Diese Dinger saßen doch immer bombenfest. Es war einfach unmöglich, dass ein Mensch in Panik die Schnallen und Klettverschlüsse öffnen konnte. Sophie knotete das nasse Haar zusammen und schlüpfte in Jeans und T-Shirt. Obwohl sie wirklich Hunger hatte, verspürte sie keine große Lust nach unten zu gehen. Es ärgerte sie, dass Stefan ihren Verdacht einfach als Spinnerei abtat. Was bildete er sich eigentlich ein?

      »Komm! Wenn wir Glück haben, schläft der doofe Stefan schon.« Sophie ging mit Pelle die Treppe hinunter in die offene Küche. Sofort stürzten sich die Kinder auf den Hund. »Guten Morgen, Mäuse. Pelle hat euch bestimmt auch vermisst. Er war mit mir joggen.«

      »Guten Morgen?«, Stefan sah sie wütend an. »Weißt du eigentlich, wie spät es mittlerweile ist?«

      »Nein, weiß ich nicht! Warum gehst du nicht endlich ins Bett?«

      »Würde ich sehr gerne. Doch Tina ist oben bei Finn und ich hatte den Auftrag noch eben ganz kurz bei den Kindern zu bleiben, bis du wieder unten bist. Das war vor einer halben Stunde!«

      Sophie ging zur Espressomaschine und versuchte ruhig zu bleiben. »Jetzt bin ich da. Schlaf schön.«

      Stefan schob seinen Stuhl zurück und sprang auf.

      »Schatz!«, Tina kam gut gelaunt die Treppe hinunter. »Du bist ja immer noch hier. Jetzt leg dich endlich hin. Du siehst wirklich furchtbar aus.«

      Stefan öffnete den Mund, schüttelte dann den Kopf und verschwand ohne ein weiteres Wort.

      »War was?«

      »Nein, Mama«, Antonia griff nach einer Scheibe Wurst. »Papa und Sophie haben sich nur gestritten, obwohl man das nicht tun soll.« Die Wurstscheibe verschwand in Pelles Maul.

      »Ach Quatsch«, beschwichtigte Sophie.

      »Was war denn überhaupt los? Wieso seid ihr bei Stefan mitgefahren? Freiwillig steigt doch niemand in seinen Wagen.«

      »Ganz bestimmt nicht«, lachte Sophie, dann nickte sie in Antonias Richtung. »Ich erzähl dir alles, wenn wir die Spione losgeworden sind.« Sie wandte sich den Kindern zu. »Würdet ihr mir einen großen Gefallen tun und mit Pelle in den Garten gehen? Er muss jetzt auch was essen. Ich mach ihm sein Frühstück fertig und ihr passt auf, dass er alles auffuttert.« Antonia und Paul klatschten begeistert. Sophie schüttete das Trockenfutter in die Edelstahlschüssel und nahm sie mit auf die Terrasse. Die Kinder und Pelle folgten ihr begeistert. »Wenn er alles brav aufgegessen hat, bekommt er noch ein Leckerli. Kommt ihr zurecht?« Die beiden Futterkontrolleure nickten ernst. Sophie grinste. Pelle würde seinen Napf natürlich in Rekordgeschwindigkeit leeren.

      »Jetzt erzähl schon!«, bohrte Tina sofort ungeduldig, als sie wieder am Esstisch saß.

      »Ich bin über eine Leiche gestolpert.«

      Stefan wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Schlafzimmer. Unter der Dusche waren ihm fast die Augen zugefallen. Am liebsten wäre er sofort ins Bett gekrochen, aber er hatte keine Wahl. Zuerst musste er den Staatsanwalt verständigen. Er musste begründen, warum er die Tote in das Rechtsmedizinische Institut hatte bringen lassen. Und er musste erklären, warum er diese Anweisung gegeben hatte, ohne sich vorher mit dem Staatsanwalt abzusprechen. Zum Glück verstand er sich mit Ingmar Harder hervorragend. In den letzten Jahren hatten sie sich schätzen