Jungsteinzeit. Silviane Scharl

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Название Jungsteinzeit
Автор произведения Silviane Scharl
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783170367425



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      Die Autorin

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      Prof. Dr. Silviane Scharl lehrt prähistorische Archäologie an der Universität zu Köln. Sie forscht zu verschiedenen Aspekten der Jungsteinzeit und der Kupferzeit, so z. B. zur Errichtung von Monumenten, zum Siedlungswesen und zu Tausch- und Kommunikationsnetzwerken. Aber auch übergeordnete Fragen spielen in ihren Forschungen eine wichtige Rolle, wie z. B. Studien zum Innovationstransfer in Prähistorischen Gesellschaften.

Silviane Scharl

      Meinen Eltern

      Maria († 12.03.2020) und Rudolf Scharl

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      Umschlagbild: Poulnabrone Dolmen, Irland, Foto: Ulrich.fuchs, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Poulnabrone-dolmen.jpg (Zugriff am 02.07.2020).

      1. Auflage 2021

      Alle Rechte vorbehalten

      © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Print:

      ISBN 978-3-17-036740-1

      E-Book-Formate:

      pdf: ISBN 978-3-17-036741-8

      epub: ISBN 978-3-17-036742-5

      mobi: ISBN 978-3-17-036743-2

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      1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

      Die Jungsteinzeit (Neolithikum, älteste Daten aus Südosteuropa im 7. Jahrtausend v. Chr.) ist die Epoche der europäischen Prähistorie, in der die Menschen sesshaft werden und beginnen, Landwirtschaft zu betreiben. Die Zeit der großen Eiszeitjäger oder generell der mobilen Wildbeutergruppen (Alt- und Mittelsteinzeit) ist vorbei. Damit markiert sie das Ende der längsten Epoche unserer Menschheitsgeschichte, in der rückblickend wesentliche Entwicklungen stattfanden, die unser Leben bis heute prägen.

      Mit den Anfängen der Nahrungsmittelproduktion gehen nicht nur ökonomische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen einher. Die archäologischen Quellen reflektieren u. a. einen bedeutenden Wandel demographischer und sozialer Strukturen. Die Entstehung von Territorialität und Privatbesitz wird diskutiert. Darüber hinaus greift der Mensch nun verstärkt in seine Umwelt ein und gestaltet diese seinen Bedürfnissen entsprechend um. Der Prozess, der in Gang gesetzt wird und der im Lauf der nachfolgenden Jahrtausende z. B. zum Rückgang der Biodiversität, zur Veränderung unserer Landschaft durch Erosions- und Akkumulationsprozesse im Zuge von Entwaldung und landwirtschaftlicher Nutzung oder zur Veränderung der Atmosphäre geführt hat, dauert bis heute an und ist unumkehrbar. Damit werden in der Jungsteinzeit die wesentlichen Weichen für die weitere Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft gestellt.

      Wichtige Wurzeln unserer Gesellschaft liegen also in der »Steinzeit« – ein Begriff, mit dem wir in unserer Alltagssprache Eigenschaften wie »alt«, »verstaubt« oder gar »rückständig« assoziieren. Und in der Tat sprechen wir hier über einen Zeitraum der Menschheitsgeschichte, der sehr weit zurückliegt – ob er rückständig oder verstaubt ist, ist hingegen eine Frage der Perspektive. Im vorliegenden Buch werden die verschiedenen Facetten der ältesten bäuerlichen Gesellschaften beleuchtet. Hierzu gehören neben Wirtschafts- und Lebensweise und einer einsetzenden, dauerhaften Umwelt-/Landschaftsveränderung auch Innovationen wie Rad und Wagen oder Kupfermetallurgie, die bedeutende langfristige Entwicklungen angestoßen haben.

      Das vorliegende Buch ist jedoch nicht nur ein Buch über die Jungsteinzeit, sondern auch darüber, wie man sie erforscht. Da uns schriftliche Zeugnisse fehlen, sind wir auf die Analyse der materiellen Kultur dieser Zeit angewiesen. Um in diesen materiellen Spuren lesen zu können, ist ein ganzer Werkzeugkasten an Methoden notwendig, der uns erlaubt, jedes noch so kleine Detail in den Blick zu nehmen. Hier haben insbesondere naturwissenschaftliche Analysen in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Untersuchungsergebnisse bilden Mosaiksteinchen, mithilfe derer Archäologen versuchen, ein möglichst vielschichtiges Bild dieser Epoche zu entwerfen. Zugleich muss betont werden, dass viele Aspekte jungsteinzeitlichen Lebens bis heute nicht verstanden sind. Dies führt dazu, dass es zu bestimmten Aspekten Fachdiskussionen gibt, in denen sich völlig gegensätzliche Ideen scheinbar unvereinbar gegenüberstehen. Soweit zum Verständnis nötig, werden die wesentlichen Argumente solcher Diskussionen in den entsprechenden Kapiteln behandelt.

      Weiterhin muss betont werden, dass die Geschichte der Jungsteinzeit in diesem Buch nicht als lineare Geschichte erzählt wird, schon gar nicht als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, wie wir es häufig aus dem Geschichtsunterricht kennen. Im Fokus der Jungsteinzeitforschung stehen in vielen Fällen Prozesse, während Ereignissen eine untergeordnete Rolle zugesprochen wird. So werden beispielsweise im Rückblick als spektakulär bewertete Erfindungen wie Rad und Wagen meist in einem größeren Kontext und als Teil eines größeren, komplexeren Prozesses betrachtet. Nichtsdestotrotz spielt auch die »Jagd« nach dem jeweils ältesten Nachweis z. B. für Keramik oder das älteste Haustier eine nicht zu unterschätzende Rolle, vor allem in der Öffentlichkeit.

      In der Erforschung von Prozessen in der Jungsteinzeit und darüber hinaus wird langfristigen klimatischen oder umweltgeschichtlichen Entwicklungen eine wichtige Bedeutung zugesprochen. Generell ist die Mensch-Umwelt-Interaktion eines der grundlegenden Themen, das vor allem in der Langfristperspektive betrachtet wird. Dabei ist zu diskutieren, welches Gewicht jeweils Natur und Kultur in der Entwicklung prähistorischer Gesellschaften hatten. Während lange Jahre die Rolle der Natur betont wurde, in der der prähistorische Mensch als passives, auf Umweltveränderungen lediglich reagierendes Wesen erschien, wird in den letzten Jahren verstärkt die Rolle individuellen, freien Handelns betont (agency), das dem Menschen auch in der Jungsteinzeit ermöglichte, sein Leben aktiv zu gestalten. All diese Perspektiven spiegeln sich auch im vorliegenden Buch wider. Zugleich muss betont werden, dass alle Ausführungen naturgemäß einen Zwischenstand der Forschung darstellen, der sich durch neue Entdeckungen und Analysemethoden jederzeit ändern kann. Der Forschungsstand ist über die Quellenangaben erschließbar, wobei darauf geachtet wurde, – wo vorhanden – aktuelle Überblickswerke zu zitieren, die einen leichten Einstieg in die verschiedenen Themen ermöglichen. Fachbegriffe (kursiv gesetzt) werden im Glossar am Ende des Buches erläutert.

      Die Jungsteinzeit wird nachfolgend nicht als chronologischer Ablauf erzählt, sondern im Rahmen von Themenfeldern behandelt, mit deren Hilfe der Alltag der jungsteinzeitlichen Menschen beleuchtet wird. Es geht um Fragen wie: Wie haben diese Menschen gelebt? Wie alt wurden sie, wie gesund waren sie und was haben sie gegessen? Dabei werden auch immer wieder wichtige und spektakuläre Entdeckungen und Funde behandelt wie z. B. Ötzi die Eismumie vom Hauslabjoch, deren Erforschung eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse erbracht hat.

      Der räumliche Fokus des Buches liegt auf dem mitteleuropäischen