Название | Die Status Quo Autobiografie |
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Автор произведения | Francis Rossi |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453666 |
Queen Elizabeth Way 101 war auch der Ort, an dem ich zum Teenager heranwuchs und ein junger Mann wurde. Hier bekam ich meine ersten spitzen Schuhe und Mohair-Pullover und wandte mich nach und nach vom Sport ab und der Musik zu. Und Autos. Und Mädchen.
Mein Augenmerk wurde erstmals auf die Musik gelenkt durch die Kino-Vorstellungen samstagmorgens im alten ABC-Filmatelier in Woking, wo ich jede Woche anzutreffen war. Zu Beginn, bevor es losging, wurde immer ein Song gespielten, den alle Kinder mitsingen sollten: „We are the boys and girls together / Minors of the ABC.“ Wir waren alle Mitglied im Kinder-Kino des Fernsehsenders ABC und bekamen einen speziellen Button mit einem roten Dreieck darauf, der uns als Mitglieder auswies. Als ich neun oder zehn Jahre alt war, fing ich an, jeden Samstagvormittag dort hinzugehen. Ich liebte es. Es war eine wilde Sache, wenn das Licht ausging und die Kinder in der Dunkelheit tobten. Es war, als würde man zu einem Konzert gehen, und es wurden Filme gezeigt wie Superman, Flash Gordon oder The Lone Ranger.
Am Lustigsten war der Typ, der immer die Vorstellung ankündigte. Er erschien immer in Frack und Fliege und brüllte dann: „Good morning, Minors!“
Flash Gordon war so geil. Der Ausgang einer jeden Folge bannte meine Aufmerksamkeit jedes Mal aufs Neue. Jede Episode endete damit, dass Flash aus seinem Raumschiff herausfiel und im Maul irgendeines riesigen überirdischen Drachen landete. Und man musste in der Woche darauf unbedingt wieder kommen, um anzuschauen, ob ihm das diesmal zum Verhängnis geworden war oder nicht. Ich fiel jedes Mal wieder drauf rein und dachte, dass es ihn nun aber wirklich erledigt haben musste. Hatte es aber nie. Unser guter alter Flash Gordon überlebte immer.
Mein Lieblingsfilm war allerdings Superman. Ich war ein großer Fan und kaufte mir auch immer die Comics. Da gab es diese klassische Episode, in der Leute die Nachrichten im Radio hörten, in denen es hieß, der Mond habe seine Umlaufbahn geändert. Dann sah man Superman auf irgendeinem Acker einen Handstand machen und merkte, dass der Mond überhaupt nicht seine Umlaufbahn verlassen hatte, sondern dass Superman dahintersteckte, der die Erde nur mal kurz aus den Angeln gehoben hatte. Damit hatte Superman mich als Fan gewonnen. Wenn er die Welt anheben konnte, konnte er alles. Und ich liebte diesen Quatsch um grünes Kryptonite, wodurch er seine Stärke verlieren konnte. Aber selbst dann war er immer noch in der Lage, einen Schnellzug anzuhalten, indem er im Kreis herumwirbelte und einen Wirbelwind erzeugte. Einfach genial! Ich liebte auch diese Werbe-Gimmicks, die man mit den Comics dazubekam und aus denen man sich eine Röntgenbrille basteln konnte. Eine zu besitzen, wäre das Größte gewesen, aber die Preise waren immer in Dollar angegeben und bestellen konnte man sie nur bei einer Adresse in Amerika. So bin ich leider nie an eine herangekommen. Schade! Ich würde mich auch heute noch darüber freuen, wenn ich so eine Brille hätte.
Mein anderer Lieblings-Comic war The Tiger, bei dem jede Woche Roy von den Rovers auf dem Cover war. Roy spielte für die Melchester Rovers, und sein bester Kumpel war Blackie Grey, der Torhüter. Sie waren die Anführer des Teams und waren nicht nur auf dem Spielfeld Partner. Dass diese Konstellation eine derartige Anziehungskraft auf mich ausübte, war aber nicht der Grund dafür, dass Francis Rossi und ich später Status Quo anführten. Um nur einen Grund zu nennen, der gegen diese Annahme spricht: Roy verlor nie ein entscheidendes Match, Status Quo schon.
Aber ich möchte nicht vorgreifen. Ich war zehn, als ich anfing, mich für Musik zu interessieren. Wie aus heiterem Himmel wünschte ich mir auf einmal eine Gitarre. Meine Eltern mochten Lonnie Donegan, und seine Platten waren auch die ersten, die ich zu hören bekam und bei denen mir klar wurde, was die Gitarre eigentlich zum Sound beitrug. Auch gern aufgelegt zu Hause wurden Kenny Ball & His Jazzmen, und eine Zeit lang nahm ich Klavier- und Saxophon-Unterricht. Aber es war Lonnie Donegan, der mich ernsthaft über eine Gitarre nachdenken ließ. Ich sollte auch mal Bert Weedon erleben, der in jenen Tagen viel im Fernsehen zu sehen war und bei dem alles so easy aussah. Er spielte auf einer glänzenden, honigfarbenen Höfner-Gitarre, die Ornamente an der Mechanik und eine Perlmutt-Blende hatte – das sah wunderschön aus!
Wie schon bei meinem ersten Fahrrad, bettelte ich meine Eltern so lange an, bis sie mir zu Weihnachten eine Gitarre schenkten. Es war eine Framus-Akustikgitarre, die sie in Maxwell’s Music Shop in der High Street von Woking kauften. Ich weiß bis heute nicht, wie viel meine Eltern eigentlich damals dafür bezahlten, aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ich mein Bestes getan habe, um ihnen das Geld später einmal zurückzahlen zu können. Wie damals, als ich zum ersten Mal in Dads neuem Auto gesessen hatte, werde ich auch den Geruch nie vergessen, der mir in die Nase stieg, als ich den Gitarrenkoffer zum ersten Mal öffnete. Er war brandneu und roch berauschend nach frischem Lack. Mir wurde fast schwindelig. Und diesen Geruch kenne ich seit meiner ersten Gitarre – absolut anturnend. Sie sah somit nicht nur phantastisch aus, sondern roch auch noch tierisch gut, was mich nur noch mehr darin bestärkte, dass dies mein Ding war.
Der Gurt dazu war eine goldfarbene Kordel, ungefähr so dick wie mein kleiner Finger, die mir gewöhnlich beim Spielen in die Schulter schnitt, obwohl die Gitarre eigentlich nicht besonders schwer war. Aber es machte mir nichts aus. Ich liebte diese Gitarre einfach. Sie hatte eine Schärpe, deren puscheliges Ende von der Mechanik herabhing. Was sah die geil aus! Ich war zehn Jahre alt und mehr als zufrieden, mit einer eigenen Gitarre herumzulaufen. Und dann versuchte ich auf dem Ding zu spielen.
Ich werde niemals vergessen, wie erschrocken ich war, als ich die Gitarre zum ersten Mal umhängen hatte und sich das so erbärmlich anfühlte. Auf einmal wurde mir klar, dass ich ja gar nicht spielen konnte. Bis zu diesem Moment war mir nie der Gedanke gekommen, dass ich eigentlich gar nicht wusste, wie man Gitarre spielte. Um mich daran zu gewöhnen, hängte ich sie mir dennoch um, und es war wie ein Wunder. Ich wusste nicht einmal so recht, wie ich das Ding stimmen konnte, aber ich hämmerte Songs darauf heraus, praktisch vom ersten Moment an. Der erste Song, den ich aufgriff und durch den ich mich hindurch hangelte, war „Mary’s Boy Child“ von Harry Belafonte. Der Song war in der Weihnachtszeit die ganze Zeit im Radio gelaufen, und so glaubte ich, ihn schon in- und auswendig zu kennen – und eigenartigerweise tat ich das auch. Der Klavierunterricht hatte offenbar gefruchtet. Ich kannte die grundlegenden Dinge wie Tonleitern, Noten und so weiter, hatte zuvor aber wirklich noch nie eine Gitarre in der Hand gehabt. Ich dachte: Das ist ja leicht.
Um es gleich vorweg zu sagen, Gitarre spielen war einfach ein Hobby. Etwas für Regentage, wenn ich nicht mit meinen Kumpels rausgehen und irgendeinen Unsinn anrichten konnte. Doch bis zu meinem zwölften Lebensjahr hatte ich mir bereits ein kleines Repertoire an Songs angeeignet, die ich auf der Gitarre spielen konnte – „Baby Face“ und „Living Doll“. Ich wusste immer noch nicht, wie man sie richtig stimmte, und ich erinnere mich, dass ich unglaubliche Schwierigkeiten hatte, meine Finger zurechtzubiegen, damit ich die Akkorde greifen konnte. Doch aus irgendeinem Grund konnte ich immer Melodien heraushören und die Songs dann lernen. Ich hatte schon sehr früh ein Ohr dafür, und das schon zu einem Zeitpunkt, als meine Hände noch gar nicht mitkamen – ein Talent, das ich vermutlich von meiner Mum geerbt habe, die Klavier gespielt hat.
Ohne meinen Vater hätte ich die Sache aber nicht groß weiterverfolgt, sondern nur die Familie ein bisschen unterhalten. Meine Mutter war eine wunderbare Frau, vom Kopf her wie vom Herzen, und sie hat mich eigentlich auch großgezogen, aber dass aus mir ein professioneller Musiker wurde, habe ich zweifellos meinem Vater zu verdanken. Er trieb mich stets an, aus allem, was ich gut konnte, etwas zu machen, damit daraus mehr würde als nur ein wunderschönes Hobby. Er wollte wirklich, dass ich mich reinhängte.
Meine zweite Gitarre war auch wieder eine Framus. Diesmal war sie aber rot-schwarz, auf Hochglanz poliert, und hatte einen Weichschalenkoffer. Jeden Samstagabend gingen meine Eltern und ich zusammen in den Working Men’s Club und mein Dad sagte immer, ich solle doch meine Gitarre mitnehmen. Ich wollte nie, aber er meinte: „Leg sie doch einfach in den Kofferraum, für den Fall, dass du deine Meinung änderst.“ Als wir eines Tages dort waren und mein Dad ein paar Drinks zu viel hatte, forderte er mich auf, die Gitarre zu holen. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, stand ich da und sang und spielte „Baby Face“. Das war mein erster richtiger Auftritt vor Publikum.
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