Название | Die Status Quo Autobiografie |
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Автор произведения | Francis Rossi |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453666 |
Ich konnte fühlen, wie glücklich es auch meine Eltern machte, und so wurde dieser Ort zum schönsten aller Orte, die ich bis dahin gekannt hatte. Ich würde sogar sagen, dass sehr vieles von dem, was sich für mich in meinem Leben seit damals ereignet hat, all das, was mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin, auf irgendeine Weise auf jene wundervollen Tage im Queen Elizabeth Way 101 zurückzuführen ist.
Ich habe in der Schule sogar mal ein Gedicht verfasst. Es ging so:
My name is Richard Parfitt
I’m four-foot seven high
I play the guitar, sing la-la
And say: What a good boy am I.
I live at Queen Elizabeth Way
The number is one-oh-one
I’m not really a naughty boy
Just cheeky to my mum …
Ich habe damit den Schulwettbewerb und zum ersten Mal in meinem Leben einen Preis gewonnen. Und obwohl es wirklich eine Kleinigkeit war, die ich dafür bekam, erfreute es mich doch mehr als die goldenen Schallplatten, mit denen wir später bei Status Quo ausgezeichnet wurden, weil das Gedicht vom Queen Elizabeth Way 101 handelte. Der Ort übt eben einen ganz besonderen Zauber auf mich aus.
Getoppt wurde das alles noch von einem verwilderten Waldstück und einem Sumpf hinter dem Haus. Hinter dem Sumpf lag wiederum ein Fluss, aus dem ein Stück Land herausragte, das aussah wie ein halb unter Wasser liegender Wal. Wir nannten es Moby Dick. Auf der anderen Seite des Hauses waren wir umgeben von Feldern, auf denen wir Fußball spielen konnten und auf denen es Feldmarkierungen für Cricket gab. Das Cricket-Feld konnte ich vom hinteren Teil meines Gartens aus einsehen. Es gehörte einem örtlichen Cricket-Club mit dem wunderbaren Namen Oddfellows Cricket Club – der auch auch heute noch schwer aktiv ist.
Erneut wohnten wir am Ende einer Sackgasse. Ich kehre immer noch manchmal dahin zurück, sitze einfach in meinem Auto und betrachte diesen Ort aus meiner Kindheit. Es ist unglaublich, was für Erinnerungen sich sofort bei mir einstellen. Wenn es still genug ist und ich die Augen schließe, kann ich alles richtig vor mir sehen, weil ich so glücklich gewesen war. Am liebsten habe ich Sport getrieben und mit meinen Freunden herumgealbert. Ich habe als Kind nicht besonders viel ferngesehen – höchstens typische Jungen-Sendungen wie Have Gun Will Travel. Es gab in den Fünfzigern nicht so viele Kinderprogramme im Fernsehen, und so verbrachte ich die meiste Zeit draußen mit meinen besten Freunden Freddy Wellbeloved, Terry George, Edward Brogan, Philip Stead und Nicky Gunter, um nur einige zu nennen. Wir wohnten alle in derselben Sackgasse, besuchten dieselbe Schule, die Highlands County Secondary, und spielten jeden Tag zusammen. Wir waren keineswegs böse Kinder. Aber mich schaudert heute noch, wenn ich daran denke, in was für Gefahren wir uns damals begeben haben. Ein Spiel, in das wir echt vernarrt waren, bestand darin, einen Stock zu nehmen und ihn mit einem rostigen Nagel an einen anderen kleineren Stock anzunageln, sodass das Ganze am Ende wie ein Hockey-Schläger aussah. Dann zogen wir unsere Rollschuhe mit den Eisenrädchen unten an und jagten mit den selbstgezimmerten Schlägern hinter einem kleinen hölzernen Ball her. An einem Ende der Straße war eine Abflussrinne und gleich daneben stand ein Laternenmast, das war unser Tor. Und am anderen Ende der Straße gab es wiederum eine Rinne mit einem Laternenmast, das war unser zweites Tor. „Have Ball Will Travel“, nannten wir es, und dass wir es schafften, uns bei dem wilden Herumgefuchtel mit den Stöcken nicht gegenseitig den Schädel einzuschlagen, grenzt an ein wahres Wunder.
Natürlich haben wir oft in dem Wäldchen gespielt. Wir wurden immer ermahnt, nicht so nah an den Sumpf heranzugehen, denn man konnte einsinken und ertrinken. Aber die anderen Kinder zeigten mir einen Weg, wie man über den Sumpf drüber kommen konnte. Wie sie das herausgefunden hatten, weiß ich nicht, aber der Pfad durch den Sumpf war ein Geheimnis, das nur unsere Gang kannte.
Es gab noch einen Haufen anderer Kinder. Sie kamen aus Ryden’s Way, einem anderen Teil der Wohnanlage, und sie waren unsere Feinde. Wenn sie es jemals wagten, in unseren Wald zu kommen, hüpften wir einfach über den Sumpf, wohl wissend, dass sie es niemals wagen würden, uns zu folgen. Aus den Zweigen und Ästen der Bäume bastelten wir uns unsere eigenen Pfeile und Bögen, und dann rannten wir damit durch den Wald und beschossen uns gegenseitig. Oder wir hingen in fast 20 Meter hohen Bäumen und feuerten von da oben mit Murmeln. Erstaunlicherweise hat keiner von uns jemals dabei ein Auge verloren oder sich etwas gebrochen.
Wenn uns langweilig wurde beim Versuch, uns gegenseitig zu verstümmeln, bauten wir Flöße. Wir schnürten Holzstücke an alte Ölfässer und schleppten das Ensemble rüber zum Fluss. Es war stets ein waghalsiges Unternehmen, aber wir hatten damals viel Spaß dabei. Die Strömung des Flusses trieb uns einfach weiter, doch wenn wir dabei eine Sandbank gestreift haben, drehte sich das Ölfass um und wir landeten Hals über Kopf im Wasser.
Immer am 5. November, in der Bonfire Night, wenn mit Fackelzügen an Guy Fawkes erinnert wird, jenen katholischen Offizier, der 1605 ein Attentat auf den englischen König verübte, wurde von der Gemeinde ein großes Lagerfeuer veranstaltet. Da wir unseren eigenen Wald besaßen, hatten wir natürlich immer viel Zeug zum Verbrennen. Forderungen wie „Schützt den Wald“ oder Begriffe wie „Umwelt“ kannte man damals noch nicht. Wir gingen einfach in den Wald und holzten ein paar Bäume ab, dann schleppten wir das Holz rüber zum Feld, wo wir immer spielten, und machten ein großes Lagerfeuer. Und dann haben wir natürlich auch Knallfrösche und Böller angezündet, weil sie einen so schönen Krach machten. Alles, was Lärm ergab und für Aufruhr sorgte, war mir willkommen. Wenn unsere Eltern gerade mal nicht hinsahen, zündeten wir die Feuerwerkskörper an und bewarfen uns gegenseitig damit – wie mit Granaten.
Das Loch im Boden, in dem wir uns einquartiert hatten, war eigentlich ein alter Bombenkrater. Den Rest des Jahres zogen wir diesen kratzigen alten Teppich, den wir irgendwo gefunden hatten, darüber, steckten einen Wäschepfahl in die Mitte und schon hatten wir unseren sogenannten Carpet Club. Alle Kinder hockten unter dem großen Teppich eng beisammen wie in einem richtigen Zelt. Um in die Gang aufgenommen zu werden, musste man einen Initiierungsritus bestehen: einmal durchs Abwasserrohr kriechen und die Four Irons überqueren. Die Four Irons waren die Überreste der alten Brücke, die einst über den Fluss geführt hatte, von der aber jetzt nur noch das blanke Eisengerippe übrig war – vier Träger, über die man wie auf rostigen Schienen auf die andere Seite gelangen konnte. Wer der Gang angehören wollte, musste sich trauen, auf diesen vier alten Eisenträgern, die gerade mal knapp vier Zentimeter breit waren, das Wasser zu überqueren. Das kam dem Balancieren auf einem Drahtseil gleich. Den Kandidaten wurde aber vorher nicht gesagt, dass sie, sobald sie das geschafft hatten, auf der anderen Seite der wildeste Bulle des gesamten Bezirks erwartete. Das einzige Schlupfloch, durch das man wieder hinausgelangen konnte, war ein Gatter auf der anderen Seite der Viehweide. Das war wie in einem Cartoon mit Tom und Jerry: man musste sich irgendwie bis zum Gatter retten, während der Bulle hinter einem herjagte. All anderen Kinder rannten aufgeregt am Gatter hin und her und hofften insgeheim, dass der Bulle einen erwischte. Wer das alles überstand, wurde in die Gang aufgenommen.
Wir hatten bei alledem immer derart viel Spaß, dass wir abends nicht heim wollten. Vor allem wenn wir Fußball spielten. Wir spielten immer so lange, bis es so dunkel war, dass wir den Ball nicht mehr erkennen konnten. Es ging soweit, dass wir Eltern, die ein Auto besaßen, zu überreden versuchten, das Auto am Spielfeldrand abzustellen und die Scheinwerfer einzuschalten, damit wir weiterspielen konnten – leider ließen die sich aber nie dazu breitschlagen. Es war ein anständiger, altmodischer Riemenball aus braunem Leder, mit dem wir gewöhnlich spielten. Er war entsetzlich, wenn man köpfen musste, und er war mörderisch schwer, wenn er nass und matschig war. Dennoch war es ein klasse Ball. Wir spielten im Sommer wie im Winter Fußball, bei Tag und bei Nacht. Immer so lange, bis meine Mum von der Türschwelle aus herüberrief: „Es ist Zeit für eine Teepause!“ Das war der Moment, in dem ich mich gewöhnlich schweren Herzens aus dem Spiel ausklinkte und reinging. Bis die Sache mit der Musik anfing, war das alles, was ich wollte: Rausgehen und draußen spielen.
Meine Mutter wusste wahrscheinlich immer, was gerade so abging. Aber mein Vater bekam das meiste glücklicherweise nicht mit. Er verbrachte