AC/DC. Martin Huxley

Читать онлайн.
Название AC/DC
Автор произведения Martin Huxley
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854454342



Скачать книгу

und Harry Vanda verantwortlich. Das Debüt zog zwar weithin unbemerkt vor­über, in einzelnen Städten jedoch, in Perth und in Adelaide, wurde das Stück zu einem kleinen Hit.

      George hatte Malcolm unterdessen ermöglicht, als Gitarrist an der LP Hard Road mitzuarbeiten, die er und Harry Vanda für Stevie Wright produzierten. Der ehemalige Sänger der Easybeats war nach deren Auflösung heroinsüchtig geworden, hatte aber auch in Sydney die Besetzung des Musicals Jesus Christ Superstar verstärkt. Hard Road enthielt den australischen Superhit „Evie“, und es war für AC/DC eine Sache von größter Werbewirksamkeit, bei einem Gratiskonzert im Sydneyer Opernhaus vor mehr als 10.000 Zuschauern als Vorgruppe spielen zu dürfen. Die Hauptgruppe bestand neben Stevie Wright aus George Young und Harry Vanda sowie Malcolm.

      Das, was AC/DC bei diesem Auftritt geboten hatten, veranlaßte Go-Set zu der Prophezeiung, dass man auch zukünftig „mit ihnen rechnen muss. Sie spielen den Rock’n’Roll intelligent und bauen in Standard­nummern wie .Heartbreak Hotel“, ,No Particular Place to Go‘ und ,Shake, Rattle and Roll* ihre eigenen Ideen ein.“ Ferner konnte man in dem Bericht lesen, dass die Gruppe „gut aussah und sich gut anhörte. Ihr Material ist teilweise selbst komponiert und wird ohne Zweifel viele Freunde finden, wenn die Band ein bisschen mehr herumkommt.“

      George Young hatte im frühen Erfolg von AC/DC weiterhin eine Schlüsselrolle inne, und das nicht nur, weil er ein fähiger Produzent war, sondern auch, weil er seine hart erworbene Erfahrung aus den Tagen mit den Easybeats mitbrachte. Er hatte die Rückschläge in der Karriere seiner Band, die aus Naivität und Unerfahrenheit entstanden waren, vor Augen, und er gab viel von seiner Weisheit weiter. Seine nützlichen Ratschläge waren von unschätzbarem Wert für AC/DC, in­dem sie ihnen viele der Fehler ersparten, die er selbst gemacht hatte. Ganz besonders wichtig war es, die Rock’n’Roll-Wurzeln der Musik nicht aus den Augen zu verlieren. Dieser Bodenkontakt war den Easy­beats verlorengegangen, nachdem sie angefangen hatten, mit anderen Stilrichtungen zu experimentieren.

      Auch wenn Malcolm und Angus die frühen Jahre von AC/DC später als einen Aufstieg aus dem absoluten Nichts darstellten ‒ wobei diese Behauptung sicherlich eine ganze Menge Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann ‒, so sollte doch nicht vergessen werden, dass die Gruppe in zweierlei Hinsicht einen Vorteil besaß, nämlich einmal durch die Finanzkraft des Albert-Imperiums hinter sich und zum anderen durch die Hilfe ihrer Karriereberater George Young und Harry Vanda, die ihnen mit ihren Beziehungen zur Seite standen. Besonders George war beim Aufbau des typischen AC/DC-Klanges gleichermaßen unverzichtbar. Er bündelte ihre ungezügelte Kraft, versuchte dabei aber nicht, sie für den Massengeschmack glattzubügeln. „Es war unglaublich, wie das alles klappte“, wundert sich Angus heute. „George wusste genau, wen er im Studio oder bei den Radiosendern ansprechen musste, und das machte alles viel einfacher für uns.“

      Auch wenn ihnen im Tonstudio und im Geschäftsbereich viel gehol­fen wurde, auf der Bühne waren sie plötzlich wieder auf sich selbst gestellt. „Wir waren eine der ganz wenigen australischen Bands, die eigene Stücke spielten“, betont Angus. „Die anderen spielten Nummern von Led Zeppelin oder Deep Purple in ihren Kneipen; wir hatten ein größeres Ziel vor Augen. In den Klubs konnte es aber schon recht wild zugehen; in Perth stieg mal so ein Trottel auf die Bühne und nahm mich in den Schwitz­kasten. Der Typ hatte es schon den ganzen Abend auf mich abgesehen. Aber ich wehrte mich und versetzte ihm damit den Schock seines Lebens. Ich weiß, dass ich auf der Bühne winzig aussehe, aber wenn ich da oben bin, schwebe ich wie auf Wolken. Wenn ich diese Schuluni­form anziehe, gehe ich in einen anderen Zustand über. Da ergreift irgendwas Besitz von mir. Malcolm meint dazu: ,Er ist wie besessen.‘ Ich bin dann eine ganz andere Person. – Und als dieser Idiot in meine Welt eindringen wollte, musste ich ihm halt einen Platzverweis erteilen.“

      Obwohl die frühen Klubkonzerte von AC/DC auf diese Weise recht aufreibend sein konnten, zeigte die dabei gewonnene Erfahrung der Band, wie man ein völlig gleichgültiges Kneipenpublikum für sich gewinnt. Angus gibt ein Beispiel: „Einmal kamen wir in einer Kneipe in Australien bei den Leuten überhaupt nicht an. Man konnte spüren, wie sie dachten: ,Ist das alles?‘ Da drehte ich durch. ‒ ,Wenn die sich langweilen, dann möchte wenigstens ich meinen Spaß haben‘, dachte ich, ging mitten ins Publikum rein und tanzte mit meiner Gitarre auf den Tischen hemm. Einmal hatte ich nach so einem Abend noch ganze zwei Saiten auf meiner Gitarre. Aber Malcolm sagte: ,Mann, was du mit diesen zwei Saiten für ein Solo hingelegt hast, Angus!‘ Ich hatte eine gute halbe Stunde so gespielt.“

      In jenem (australischen) Winter 1974 stellten AC/DC mit Georges Zustimmung einen gewissen Dennis Laughlin als ihren ersten Manager ein. Auch er stammte ursprünglich aus Schottland, war in der Nähe von Burwood aufgewachsen und war der Sänger der bekannten Gruppe Sherbet gewesen. Eine der ersten von Laughlins Anweisungen als Manager lautete dahingehend, AC/DC hinaus auf die Straße zu bringen, um die Liveszene außerhalb Sydneys für sich nutzen zu können. Laughlin gelang es, für sie einen Vertrag zu erwirken, der ihnen den äußerst werbewirksamen Platz als Vorgruppe von Lou Reed auf dessen Austra­lientournee im August bescherte.

      Zu dieser Zeit hatten die Young-Brüder erkannt, dass die Gruppe unbedingt einen neuen Frontmann brauchte, weil die mangelhaften gesanglichen Qualitäten und das überzogene Gehabe im Auftreten von Dave Evans immer weniger zu Malcolms und Angus’ forscher Haltung mit ihrer klaren Linie passten. „Wir schmissen ihn oft von der Bühne“, gab Angus später Auskunft. „Ich und Malcolm improvisierten dann zu Boogies und alten Chuck-Berry-Nummern, und die Leute fanden uns ohne ihn besser.“

      Ein Papagei, ein Löwe und ein verruchter Höllenhund, losgelassen auf dem Reading- Festlval 1976

      4 BAD BOY BOOGIE

      Aus den Lehr- und Wanderjahren eines Spitzbuben

      Bon Scott verbrachte die ersten sechs Jahre seines Lebens in der Klein­stadt Kirriemuir bei Forfar, die ausgerechnet in der Grafschaft Angus im Südosten Schottlands liegt. Der bekannteste Sohn der Stadt war der Peter-Pan-Autor J. M. Barrie, und in der Blütezeit des Ortes im achtzehnten Jahrhundert war dort ein weitreichender Handel mit der für die Leinen­herstellung benötigten Jutefaser beheimatet gewesen. Zur Zeit der Geburt von Ronald Beiford Scott (am 9, Juli 1946) lag die Stadt jedoch wirtschaftlich darnieder.

      Bons Vater Charles, den seine Freunde und Verwandten nur Chick nannten, hatte vor dem Krieg in der familieneigenen Bäckerei gearbei­tet. Während seiner Zeit bei der britischen Armee traf er in Kirkcaldy, einer Hafenstadt bei Edinburgh, seine zukünftige Frau Isobelle Cun­ningham, besser bekannt als Isa. Sie heirateten 1941 und ließen sich nach Chicks Entlassung Ende des Jahres 1945 in Kirriemuir nieder. Beide stammten aus musikalischen Familien, und die Musik wurde auch weiterhin als fester Bestandteil des Familienlebens gepflegt. Chick schlug die Trommel in der Dudelsackkapelle von Kirriemuir und trat auch in der Operettengruppe der Stadt auf.

      1952, als Bon sechs Jahre alt war, wanderten die Scotts nach Austra­lien aus, wohin es Isas Schwester schon im Jahr zuvor verschlagen hatte. Die Familie zählte nun einen weiteren Sohn, Derek, zu dem sich im darauffolgenden Jahr noch Graeme gesellen sollte. Zuerst lebten sie in Melbourne, dann in Adelaide. Als Graeme 1956 an Asthma erkrankte, fanden die Scotts an der Westküste eine neue Heimat. In der ruhigen Hafenstadt Fremantle unmittelbar südlich von Perth herrschte ein trockeneres Klima.

      Schon in der Grundschule zeigte Bon (oder Ron, wie seine Familie heute noch sagt) eine Neigung zur Musik; zunächst spielte er Block­flöte, dann für kurze Zeit Klavier und Akkordeon, bis er schließlich am Schlagzeug hängenblieb. Die ersten Auftritte als Musiker hatte er mit zwölf, als er auf einem Schulkonzert mit einem Klassenkameraden ein Flötenduo spielte und als er zusammen mit seinem Vater in der Dudelsackkapelle des schottischen Heimatvereins von Fremantle die Trom­mel schlug. Bon durfte damit im Fernsehen auftreten und gewann fünf­mal hintereinander den Jahrespreis als Nachwuchsmusiker. Doch Ende der fünfziger Jahre hallten bereits die ersten schwachen Rock’n’Roll-Klänge aus Amerika über den Stillen Ozean. Schon bald sollte der rothaarige Spitzbube seine wahre Berufung finden; 1959 fing der Drei­zehnjährige mit Rockschlagzeug an.

      Daneben