Название | Stress bei Hunden |
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Автор произведения | Clarissa v. Reinhardt |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783936188646 |
EINLEITUNG
Das Thema Stress ist aus der Humanmedizin und -psychologie schon lange nicht mehr wegzudenken. Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Stress zu gesundheitlichen Problemen führt, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen belastet und uns unausgeglichen, gereizt und aggressiv gegenüber unserer Umwelt macht.
Das Leben in einer hoch technisierten, stark denaturierten Zivilisation stresst aber nicht nur uns Menschen, sondern auch unsere Hunde. Die heutigen Haltungsbedingungen verlangen viel von ihnen: Den Straßenverkehr mit immensem Geräuschpegel sollen sie meistern, das Rudeltier Hund soll stundenlang allein zu Hause bleiben und dann beim Spaziergang im öffentlichen Park durch gutes Sozialverhalten gegenüber allen Artgenossen und Menschen glänzen. Hunde sollen möglichst überallhin mitgenommen werden können, egal ob in ein Kaufhaus, ein Restaurant oder mitten in die Enge einer überfüllten U-Bahn. Sie sollen uns Menschen auf Spaziergängen im Wald begleiten, sich aber keinesfalls für Wild interessieren. Artig zu – auch fremden – Besuchern sein, aber Einbrecher verjagen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Auch die zunehmenden Reglementierungen durch Gesetzesvorgaben machen es unseren Hunden nicht leichter. In manchen Bundesländern ist es kaum noch möglich, sie einmal nach Herzenslust toben und sausen zu lassen, weil Herrchen und Frauchen durch die Verordnung zum Leinenzwang nicht mehr als wenige Meter Freiraum gewähren können. Uns Menschen wird empfohlen, bei zunehmendem Stress durch Joggen oder andere sportliche Aktivitäten mal richtig Dampf abzulassen! Was ist mit unseren Hunden? Wohl dem, der wenigstens einen großen Garten hat…
Zusätzlich müssen auch die meisten Hunde mit deutlich mehr Anfeindungen aus der Umwelt zurechtkommen. Wird man während eines Spaziergangs ausgesprochen unfreundlich angesprochen, so bekommt der Hund dies über die Stimmungsübertragung sehr wohl auch zu spüren und bleibt davon sicher nicht unbelastet. Besonders Halter von so genannten Kampfhundrassen (oder was manche Menschen dafür halten mögen…) oder von großen, schwarzen Hunden bemerken immer öfter, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Hund von jedem Gassigang gestresst, statt erholt und zufrieden zurückkommt.
Die Annahme, dass all dies an unseren Hunden spurlos vorübergeht, ist unrealistisch. Betrachtet man ihr Leben, lassen sich tatsächlich viele Gründe dafür finden, dass sie gestresst sein könnten und auch wenn jeder Organismus ein gewisses Maß an Stress problemlos kompensieren kann, ist es sicher an der Zeit darüber nachzudenken, ob dieses Maß für unsere Haushunde nicht längst überschritten ist.
Das Thema wurde in Bezug auf unsere vierbeinigen Begleiter lange Zeit unterschätzt. Erst in den letzten Jahren wurde ernsthaft darüber nachgedacht, wie viel Stress ein Hund eigentlich ertragen kann, bevor es zu überschießenden Reaktionen oder gesundheitlichen Problemen kommt. Und bisher wurde kaum über Stress bei Hunden oder anderen Haustieren geforscht. Aber was tun? Alle Hunde abschaffen, weil sie nur noch als gestresste Nervenbündel herumlaufen und wir ihnen das nicht zumuten wollen? Sicher nicht!
Durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema ist der erste Schritt zur Veränderung schon getan. Wenn wir erkennen, wann und weshalb unser Hund gestresst ist, können wir Konfliktsituationen entschärfen oder sie gar nicht erst aufkommen lassen. Hierzu möchten wir mit diesem Buch einen Beitrag leisten.
DEFINITION DES BEGRIFFS STRESS
Beschäftigt man sich mit dem Thema, so muss zunächst definiert werden, was Stress überhaupt ist. In dem medizinischen Fachlexikon Pschyrembel findet sich folgende Definition:
„Stress (engl. Druck, Belastung, Spannung) meint einen Zustand des Organismus, der durch ein spezifisches Syndrom (erhöhte Sympathikusaktivität, vermehrte Ausschüttung von Katecholaminen, Blutdrucksteigerung u.a.) gekennzeichnet ist, jedoch durch verschiedenartige unspezifische Reize (Infektionen, Verletzungen, Verbrennungen, Strahleneinwirkung, aber auch Ärger, Freude, Leistungsdruck und andere Stressfaktoren) ausgelöst werden kann. Unter Stress kann man auch die äußeren Einwirkungen selbst verstehen, an die der Körper nicht in genügender Weise adaptiert ist. Psychischer Stress entsteht in Folge einer Diskrepanz zwischen spezifischen Anforderungen und subjektivem Bewältigungsverhalten (coping). Andauernder Stress kann zu Allgemeinreaktionen im Sinne eines allgemeinen Anpassungssyndroms führen.“
WAS IST STRESS?
Die meisten Definitionen beschreiben Stress als einen Zustand, in dem ein Organismus auf eine innere oder äußere Bedrohung reagiert und seine Kräfte darauf konzentriert, die Gefahrensituation zu bewältigen.
Demnach ist Stress also ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Einzelphänomene, für die ein Zustand erhöhter Aktivierung des Organismus kennzeichnend ist. Im neutralen Sinne bezeichnet Stress die unspezifische Anpassung des Organismus an jede Anforderung, das heißt eine Anpassungsleistung. Die meisten Definitionen beschreiben Stress als einen Zustand, in dem ein Organismus auf eine innere oder äußere Bedrohung reagiert und seine Kräfte darauf konzentriert, die Gefahrensituation zu bewältigen. Stress hat es schon immer gegeben, und er kann aus evolutionärer Sicht als überlebenswichtige Reaktion auf Reize angesehen werden, durch die auch eine Anpassung an veränderte Umweltbedingungen erreicht wurde.
Dabei bezeichnet Stress ein ambivalentes Phänomen, für das der Stressforscher H. Selye die Unterscheidung zwischen Eustress und Distress eingeführt hat. Eustress ist eine notwendige Aktivierung des Organismus, die das Tier (oder den Menschen) zur Nutzung seiner besten Energien führt und damit auch eine Fortentwicklung eigener Fähigkeiten ermöglicht. Distress meint dagegen ein schädigendes Übermaß an Anforderungen an den Organismus. In den letzten Jahrzehnten wird der Begriff Stress vor allem im Zusammenhang mit einer Verminderung des Wohlbefindens, der Leistungsfähigkeit und der Gesundheit genannt. Mit anderen Worten: Sprach man von Stress, war praktisch immer Distress gemeint.
Stress findet seinen Ausdruck auf allen Ebenen des Organismus:
physiologisch, zum Beispiel in Schweißausbrüchen, Herzklopfen usw.
im Verhalten, zum Beispiel durch Aggressionen, Erregung oder Unruhe
im Erleben, zum Beispiel in der Bewertung des eigenen Zustands
Er kann sich in allen Lebensbereichen und Situationen und auch in allen Altersstufen manifestieren. Das Erleben von Stress und auch die vom Organismus entwickelten Bewältigungsstrategien können bei Menschen wie bei Hunden individuell verschieden sein. Erleben zum Beispiel mehrere Hunde die gleiche Situation, so kann es sein, dass einige sie gar nicht als belastend empfinden, während andere deutlich gestresst reagieren. Von denen, die gestresst reagieren, können ganz unterschiedliche Symptome und Bewältigungsstrategien gezeigt werden. In den situationsspezifischen Konzepten der Stressforschung konzentriert man sich vor allem auf die auslösenden Reizsituationen, die so genannten Stressoren.
Man unterscheidet:
Äußere Stressoren wie Überflutung der Sinnesorgane mit Reizen oder den Entzug von Reizen (Deprivation), Schmerzreize und reale oder simulierte Gefahrensituationen.
Entzug von Nahrung, Wasser, Schlaf, Bewegung, so dass primäre Bedürfnisse nicht mehr befriedigt werden können.
Leistungsstressoren, zum Beispiel Überforderung, Unterforderung,