Название | Das Kreuz mit dem C |
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Автор произведения | Martin Lohmann |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766641021 |
Dieses Buch will aufrütteln und ermuntern. Es will Mut machen, aus der Mittelmäßigkeit des Unverbindlichen auszubrechen. Erst recht in diesen schwieriger gewordenen Zeiten, in denen deutlicher als sonst erkennbar zu werden scheint, dass vieles als Wert gesehen wurde, was in Wirklichkeit kein Wert war und ist. Ohnehin zeigt sich schon seit Längerem, dass die Menschen sich mehr Qualität und – um eine gerne benutzte Metapher zu nehmen – mentales Schwarzbrot zutrauen, als manche Politiker sich selbst zutrauen. Das C ist moderner und aktueller, als es viele wahrhaben wollen. In ihm steckt mehr Zukunft als vielfach geahnt. Und die Wähler fragen danach. Nicht alle. Aber viele. Nicht laut. Aber leise. Nicht in geschlossenen Gruppen. Aber eben doch insgesamt mehr, als vielfach erkannt.
Dieses Buch lädt ein, etwas vermeintlich Altes und allzu häufig Vergessenes als Neues zu entdecken. Nicht als Rückschau, sondern als Blick nach vorn. Die Zukunft will es so! Denn es ist Zeit für einen freien und mutigen Blick auf das, was wirklich morgen trägt. Ja, es geht auch darum, einen vergrabenen Schatz wenigstens einmal zu orten – um ihn heben zu können. Und es geht darum, im Kreuz mit dem C eine Chance zu entdecken, Politik aus christlicher Verantwortung zu wagen. Nicht eine christliche Politik! Keine evangelische oder katholische Politik! Keinen Fundamentalismus! Das wäre wahrlich alles andere als christlich.
Wozu wir auffordern müssen, ist, sich nicht mehr zu verstecken als Christ mitten in der Welt, in Europa und Deutschland. Nichts birgt so viel Dynamik und Humanität wie das C! Ohne das C verlieren wir nicht nur unsere Kultur, sondern letztlich das Leben. Die Zeit der Minderwertigkeitskomplexe ist vorbei. Schluss mit jeder Ängstlichkeit! Allen, die sich über das mangelnde Profil in der Union beklagen, kann nur geraten werden: mitmachen, einmischen, einmischen und abermals einmischen! Und allen in der Politik, die noch oder wieder ahnen oder sich wenigstens sagen lassen, wie wichtig und kraftvoll das C sein kann, wissen nur zu gut: Gerade in schwierigen Zeiten sind klare christliche Antworten gefragt. Krisenzeiten verlangen nach Profil. Wir brauchen einen Kompass, aber gewiss nicht noch mehr Weichspülmittel. Es ist Zeit für das C!
Bonn-Bad Godesberg, 31. März 2009
Martin Lohmann
Worum es geht
Das C will mehr
Früher war doch irgendwie alles einfacher. Als Konrad Adenauer noch Kanzler war, als die Menschen in Deutschland noch sonntags zur Kirche gingen, als die Bundesrepublik noch ein christliches Land war – da war doch alles klar. Über das „C“ hat man damals nicht diskutiert. Meint man. Und heute? Ein Konrad Adenauer könnte wohl kaum mehr Bundeskanzler werden. Wirklich? Jetzt sind wir doch längst eine Republik der Gottlosen geworden. Wirklich? Mit Kirche kann uns doch keiner mehr kommen. Wirklich? Multikulti statt christlich. Wirklich? Es geht doch gar nicht anders: Angela Merkel kann keinen Adenauer geben. Man kann und darf sie nicht vergleichen mit ihm. Wirklich? Eine wiederverheiratete geschiedene protestantische Frau ist halt auch im Blick auf das „C“ nicht mit Ansprüchen zu konfrontieren, die für einen Konrad Adenauer noch selbstverständlich waren. Wirklich? Heute muss man das „C“ eher verstecken oder allenfalls zu einer netten Beiwerksfloskel verkümmern. Alles andere wäre utopisch und keineswegs zeitgemäß. Wirklich? Die Kanzlerin kann halt nicht so viel C bieten wie andere. Wirklich? Es wäre auch unzeitgemäß. Tatsächlich?
Wir brauchen Politiker, die sich einen zuverlässigen Kompass leisten, Menschen mit Mut zur Wahrheit und Profil. Nicht nur, weil sich so viele überlegen, wen sie denn noch wählen können. Nicht nur durch neue politische Gruppierungen, die mit Engagement Protest üben gegen die sogenannten etablierten Parteien. Sondern grundsätzlich. Es wird gefragt, was denn ein C im Parteinamen noch wert ist – in der Debatte zum Lebensschutz, bei den Fragen zur Stammzellgewinnung, im Wirtschaftsleben, bei Überlegungen zum Recht auf Arbeit, im Blick auf den gerechten Lohn, in der Frage nach dem, was Familienpolitik eigentlich sein sollte, im Streit um die Patientenverfügung, im Datenschutz. Und überhaupt überall dort, wo die Sehnsucht nach Freiheit mit der Kultur der Verantwortung kollidiert beziehungsweise erst richtig ins Miteinander zu kommen beginnt. Freiheit, die ich meine – was ist das? Steckt im C ein verstaubter und womöglich verklemmter kirchlicher Anspruch? Oder nicht doch wesentlich mehr? Sind die persönlichen Lebensbiografien der Maßstab oder nicht doch mehr? Woran haben sich Politiker zu orientieren?
Alte Fragen neuer Menschen
Einerseits verlieren die Kirchen an Einfluss. Andererseits wächst das Bedürfnis nach Orientierung, nach Halt und nach belastbaren Hinweisen für ein gelingendes Leben. Während die Kirchlichkeit abnimmt, bleibt oder wächst sogar die Religiosität. Der Mensch im postindustriellen Zeitalter hat auch Züge eines Menschen im postkirchlichen Zeitalter. Aber in einem postreligiösen Zeitalter befindet er sich nicht. Seine Fragen sind und bleiben als die alten modern: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wie kann ich ein sinnvolles Leben finden? Was ist Freiheit wirklich?
Während die Individualisierung des Lebens zunimmt, entsteht andererseits ein wachsendes Bedürfnis nach mentalen und gefühlten Kuschelecken gemeinschaftlichen Erlebens. Wenigstens das. Nicht nur an den Kassen der Vergnügungsparks bilden sich allmorgendlich lange Schlangen am Einlass. Auch die Zugehörigkeit zu sogenannten Communities im Internet hat Konjunktur. Soziale Kontakte im Netz ersetzen mit ihrer „erlebbaren“ Wärme die Kälte der im wirklichen Leben erfahrenen Vereinzelung. Second Life oder First Life? Second Life als First Life? Und überall lugt die Frage hervor: Was ist der Mensch? Was trägt? Was macht Sinn? Wo kann ich leben?
Was das mit unserer Frage nach dem C zu tun hat? Auch die Politik und ihre Politiker leben in dieser Verunsicherung, sind Teil einer Gesellschaft, die auf der Suche ist. Das kann ihnen nicht vorgeworfen werden. Aber: Sie haben einen Anspruch – und der Souverän, also das Volk, an sie. Erst recht, wenn sie sich mit einem Buchstaben „schmücken“, dem viele sehr vertrauen. Einem Buchstaben, der für eine bestimmte Vertrauenswürdigkeit steht, für eine Qualität, die über die „ganz normale“ Oberflächlichkeit hinausweist.
In den jeweiligen Programmen der Parteien steht zu diesem C manches. Aber Papier ist geduldig. Und Grundsätze werden formuliert. Mehr aber auch nicht. Vor allem, wenn es um das alte C geht. Das „alte“ C? Ist es vielleicht deshalb ein Kreuz mit ihm, weil es sich letztlich dem gestalterischen Zugriff entzieht? Weil es mit Konsequenzen verbunden ist, die fordernd sind – und herausfordernd?
C oder nicht C?
All dem soll hier nachgespürt werden. Wir wollen wissen, was mit dem C möglich ist und was nicht. Wir wollen wissen, ob und welche Chancen und Risiken in ihm stecken. Und wir wollen wissen, ob es für die Handelnden in den C-Parteien eine Überforderung ist oder gar sein muss. Es geht um das Menschenbild, um Freiheit und Würde, um Verantwortung und Zukunft. Es geht darum, welchen Stellenwert all dies in der Union hat oder haben müsste.
Seit Jahren ist nicht zuletzt die Beantwortung der Frage nach dem Recht auf Leben ein Ärgernis für viele. Und als in den Jahren nach der Wende die Union eine neue, gemeinsame gesetzliche Regelung zur Abtreibung suchte, orientierte man sich an dem, was im Unrechtsstaat DDR Recht war. Seither gilt bundeseinheitlich, also deutschlandweit: Abtreibung, sprich die Tötung noch nicht geborener Menschen, ist und bleibt Unrecht, wird aber – unter bestimmten, sehr großzügig gehandhabten Bedingungen – grundsätzlich nicht bestraft. Straffreies Unrecht. Damals wurde diese Regelung als Kompromiss gefeiert. Damals aber wandten sich auch viele von den Unionsparteien ab, weil sie eine auf Tötung hin erlaubte Kompromissregelung für nicht vereinbar hielten mit dem hohen C, das die Parteien nach wie vor im Namen tragen.
Zu ähnlichem Entsetzen führte bei vielen Christen eine Debatte zur Nutzung von embryonalen Stammzellen im Herbst 2007. Genauer gesagt: