Peng, der Penguin. Helmut Ziegler

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Название Peng, der Penguin
Автор произведения Helmut Ziegler
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783862871643



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Helmut Ziegler

       Peng,

       der Penguin

      Illustrationen von

      Isabel Kreitz

Fuego-Verlags-Logo

      FUEGO

      – Über dieses Buch –

      Peng ist der Außenseiter unter den Königs-Pinguinen eines Vogelparks, einsam und zurückhaltend. Aber er besitzt Charakter und dazu eine einzigartige Gabe: Sein Gefieder kann sich verfärben. Es leuchtet violett bei Wut, wird grün vor Neid, weiß vor Angst und strahlt golden, wenn er glücklich ist. Mit Robert, einem elfjährigen aufgeweckten Jungen, der als einziger Pengs Sprache versteht, verbindet ihn bald eine wunderbare Freundschaft.

      Als Peng mit Hilfe von Roberts Mutter zum Superstar einer gigantischen Werbekampagne wird, genießt der Star-Pinguin seinen Ruhm in vollen Zügen. Doch schon bald müssen sich die Freunde gegen billige Vermarktung, fiese Verträge und durchdrehende Fans wehren. Dafür braucht es List, Mut sowie eine ordentliche Portion Frechheit. Und einen verwegenen Plan, bei dem Peng über sich hinauswachsen muss!

       »Das Pinguinbuch, das alle anderen Pinguinbücher überflüssig machet. Leider auch meine eigenen.«

      Walter Moers

      Für Dich, Anton

       »Werft mich in einen Fluss,

       und wenn ihr Pech habt,

       hab ich Glück

       und komm mit einem Fisch im Maul zurück.«

      Aus dem Song »Fisch im Maul«

      der Band Fink

       Erstes Kapitel

       Die kalte Dusche

      Die Höhle, in der Peng lebte, war nicht größer als eine Badewanne, aber ziemlich gemütlich. Denn die Höhle war kühl. Sie war dunkel. In der Mitte befand sich eine kleine Mulde, wie geschaffen dafür, auf dem Bauch zu liegen, zu schlafen und zu träumen. Und durch den Eingang konnte man ein Stück Himmel sehen.

      Das Beste aber war: Sie lag abgenickte erlegen, versteckt hinter zwei Bäumen. Wenigstens hier ließen die anderen Pinguine ihn in Ruhe. Die anderen, das waren Königspinguine. Er aber war ein Humboldtpinguin, der einzige hier im Vogelpark.

      Er war einen Kopf kleiner als die Königspinguine. Nur halb so schwer. Und lange nicht so kräftig. Königspinguine verfügten außerdem über lange und spitze Schnäbel, gelbschwarz gefärbt, mit denen sie fies pieken konnten. Wie Wespen. Pengs Schnabel war kurz, rund und stumpf. Der rötliche Fleck darauf sah aus, als rutsche ihm gerade eine Brille von der Nase. Hübscher als er waren die Königspinguine auch: Ihr Hals leuchtete orangerot, die Brust in einem warmen Gelb. Peng dagegen sah aus, als hätte ihn ein dreckiger Fahrradreifen überrollt: Ein schwarzer Streifen lief quer über seine Brust, darunter befanden sich graue Flecken - wie Matschspritzer.

      In der kleinen Höhle hinter den Bäumen fühlte sich Peng sicher. Hier wurde er nicht ausgelacht, nicht verspottet, nicht beleidigt, nicht weggeschubst. Besonders Nantuk, der Boss der Königspinguine, war so ein Typ, der einen anrempelte und dann blaffte: »Pass doch auf, wo ich hingeh!«

      Einen Nachteil allerdings besaß seine Höhle. Ihre Decke hatte winzige Risse und Löcher. Und wenn es regnete, sickerte immer Wasser durch.

      Peng schlief noch. Er träumte, dass er mit seinen Eltern auf einem Eisberg spazieren ging. Gleich würden sie am Rand ankommen und ins Meer springen.

      »Platsch.«

      Ein dicker Tropfen zerplatzte auf Pengs Kopf. In seinem Traum tauchte er elegant in das klare kalte Wasser ein.

      »Platsch.«

      Nun hatte auch sein Schnabel einen Tropfen abbekommen. In seinem Traum sah Peng unter sich, in der Tiefe des Meeres, kleine durchsichtig blaue Garnelen schwimmen, mit denen er sich gleich den Magen vollschlagen würde.

      »Platsch.«

      Diesmal lief ihm Wasser in den Nacken. Der Garnelenschwarm vor seinen Augen, eben noch farbig und fröhlich in Reichweite seines Schnabels auf und ab schwebend, wurde blasser und verschwand schließlich ganz.

      Peng öffnete verschlafen die Augen und hob den Kopf. Der Himmel vor seiner Höhle leuchtete strahlend blau, nicht eine Wolke war zu sehen. Er schloss die Augen, um wieder in seinen Traum zurückzukehren.

      »Platsch.«

      Ein weiterer Tropfen klatschte mitten auf seine Stirn. Nun war Peng wach. Und bekam auf der Stelle schlechte Laune.

      Daran war nicht das Gepladder schuld. Er war ein Pinguin, wasserdicht, frostgeprüft. Selbst wenn er nicht wie viele seiner Verwandten am Südpol lebte, Kälte und Feuchtigkeit störten ihn nicht. Im Gegenteil, manchmal war es ihm hier viel zu heiß. Wenn aber bei Sonnenschein Wasser von seiner Höhlendecke tropfte, bedeutete dies, dass die Tierpfleger mit ihren dicken Schläuchen das Gehege reinigten.

      Das wiederum bedeutete: Heute war Sonntag.

      Peng hasste Sonntage. Sonntags besuchten unendlich viele Menschen den Vogelpark, erst recht bei schönem Wetter. Massenhaft standen sie dann am Zaun und glotzten. Zeigten mit dem Finger auf ihn. Redeten über ihn.

      »Guck mal, Mama«, würde eines der Kinder sagen, »der hat ja einen Frack an.« Prompt kam die blöde Antwort: »Ja, Spatz, der hat sich extra für uns fein gemacht.« »Papa«, würde ein anderes Kind fragen, »warum läuft der so komisch?« Prompt kam die blöde Antwort: »Pinguine können nicht richtig gehen, eben nur watscheln. Sieht tollpatschig aus, oder?«

      Jeden Sonntag dasselbe. Peng konnte es nicht mehr hören. Er machte sich nicht fein. Er war auch nicht tollpatschig.

      Und irgendwann, das war so sicher, wie alter Fisch zu stinken beginnt, würde eines der Kinder einen Zweig von einem Baum abbrechen. Ihn durch den Zaun stecken und direkt vor seine Füße halten. Er würde stolpern und nach vorn knallen, steif wie ein gefällter Baum. Sich dabei ordentlich weh tun. Und vor Schmerzen schreien. »Iiieehjuk!« Und weil dieser Schmerzensschrei für Menschen so klingt, als käme er aus einer verrosteten Trompete, würde das Kind sich kaputtlachen.

      Jeden Sonntag dasselbe. Peng hatte es satt. Er war doch kein Clown.

      Er beschloss, seine Höhle nicht zu verlassen. Sollten sich die anderen draußen ruhig zum Affen machen. Sollten sie die aus Beton nachgemachte Felsenküste ablatschen, in dem flachen Becken im Kreis schwimmen, sich an den blauen Kacheln den Kopf stoßen, um Fisch betteln. Er würde streiken, abseits in seiner Mulde liegen bleiben und von Eisbergen träumen.

      Peng drehte sich leicht zur Seite, um den Tropfen auszuweichen. Er stellte sich vor, wie Schneeflocken sanft auf ihn herabrieselten. Der Wasserstrahl, der plötzlich hammerhart in die Höhle schoss, schleuderte Peng aus seiner Mulde. Mit dem Schnabel knallte er gegen die Wand. Er japste hektisch nach Luft. Doch schon im selben Augenblick riss ihn eine riesige Welle mit sich, spülte ihn ohne jede Gegenwehr aus der Höhle. Er streifte einen der Bäume, prallte ab und rutschte wehrlos den Abhang zum Bassin herab. Der raue Stein brannte heftig an seinem Bauch.

      »Iiieehjuk«, kreischte er, »iiieehjuhuk!«

      »Buffz!« Mit einem dumpfen Schlag endete Pengs Fahrt, als sein Kopf gegen ein Paar dunkelgrüne Gummistiefel stieß und mit dem Schnabel zwischen den glitschigen Schuhen stecken blieb.

      »Sieh an, unser Tiefflieger«, sagte der Tierpfleger grinsend. »Dann wären wir ja vollzählig. Guten Morgen, Peng.«

      Peng wollte sich befreien, aber sein Schnabel saß fest. Der Wärter bewegte seine Füße nicht.

      Peng stützte sich mit seinen Flügeln auf dem Boden ab und drückte seinen Körper hoch, um den Kopf zu befreien. Er ruckelte mit aller Kraft. Doch der Tierpfleger sah kalt auf ihn herab, grinste