Название | Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft |
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Автор произведения | Lothar Eißmann |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867295093 |
Eine neue Generation von Geschichtsarchiven
Die neuen Seen werden in Zukunft nicht nur die plakativsten ins Auge fallenden Zeugen der größten Erdumwälzung am Südrand des Norddeutschen Tieflandes der letzten Jahrtausende sein. Mit ihnen beginnt auch eine neue Archivierungsphase mit der Basis »21. Jahrhundert nach Christus«, nämlich die der kommenden Jahrtausende. Wie sich in den Ablagerungen der älteren Naturseen über Tausende von Jahren biologisch, lithologisch wie geochemisch der Gang der erdgeschichtlichen Prozesse, des Klimas und, mit beiden gekoppelt, der biologischen Entwicklung, seit rund 7000 Jahren auch die Aktivität des Menschen spiegelt, wird sich in den Sedimenten der Tagebaurestseen vom Tag der Flutung die künftige, in immer stärkerem Maße anthropogen überprägte Entwicklung der Natur reflektieren. Der zu erwartende zyklische Aufstieg und Niedergang in der Kulturgeschichte künftiger Menschengeschlechter wird dabei dominant abgebildet und den natürlichen Gang wohl oft bis zur Unlesbarkeit überprägen. Möglicherweise werden sich die Höhen der Kultur in Sedimentmarken der Seepflege bzw. geringer Eutrophierung, die Tiefen in der anthropogenen Veränderung der Seen äußern, in Zuständen, wie wir Gegenwärtigen sie bei ungezählten Seen dieser Erde registrieren müssen, meistens sogar in Regionen wirtschaftlicher Hochkultur, wo in nur wenigen Jahrzehnten einer jahrtausendelangen Seegeschichte die Gewässer ihre naturgegebene Balance verlieren, unter dichten Pflanzenteppichen erblinden oder zu Kloaken verkommen.
Werden die Seen das Klima verändern?
Oft wird nach den Auswirkungen der Seen auf das Wetter, ja sogar auf das Klima gefragt. Wir müssen uns auf wenige apodiktische Bemerkungen begrenzen.
Zunächst ist festzuhalten, dass die Verdunstung über offenem Wasser wesentlich größer ist als über Landflächen. In der weiteren Umgebung von Leipzig beträgt die Verdunstung bei einem realen (korrigierten) mittleren Niederschlag von etwa 630 mm/Jahr rund 475 bis 500 mm. Über geschlossenen Wasserflächen kann von rund 700 mm ausgegangen werden. Sie liegt damit rund 70 mm höher als der Niederschlag. Als anschauliches Beispiel hierfür kann der am Südwestrand der Stadt Leipzig gelegene und ausschließlich durch Niederschläge gespeiste und über viele Jahrzehnte als Freizeitsee genutzte Leipziger Elsterstausee gelten. Nach Kappung seiner künstlichen Wasserzuführung ist der ehemals knapp 50 Hektar große und über dem Wasserspiegel der vorbeifließenden Weißen Elster liegende Flachsee zu einem nur periodisch wasserführenden Standgewässer, einem »Himmelteich«, mutiert, der gegenwärtig trocken liegt. Die nicht unerhebliche Zunahme der Verdunstung, die auch zu einem nennenswerten regionalen Wasserverlust durch die entstehenden Bergbauseen führt, und das gegenüber dem Boden stark abweichende thermische Verhalten des Wassers müssen sich auf das Mikroklima zumindest der engeren Seeregion auswirken. Die Feuchtigkeit steigt, die sommerliche Schwüle und die Anzahl ihrer Tage nehmen zu. Sie erfährt insofern eine gewisse Kompensation, als die Windgeschwindigkeiten mit wachsender Streichlänge über den Seen etwas ansteigen. In der kalten Jahreszeit ist über und im Umkreis der Seen auch mit stärkerer Nebelbildung zu rechnen. Insgesamt werden unter dem Einfluss der Seen die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht geringer, die Temperaturen also ausgeglichener. Die Beträge dürften jedoch in geringer Seeentfernung – wenige Kilometer – vielfach schon unter der subjektiven Wahrnehmungsgrenze liegen.
Geologische Gesamtschnitte durch das südliche Mitteldeutsche Seenland
Die Seen durchschneiden immer vollständig die eiszeitlichen Ablagerungen der Region, den größeren Teil der braunkohlenzeitlichen Formation aus Meeres-, Fluss- und Moorablagerungen (Braunkohle), stellenweise bis zu deren Basis aus Kaolin und Fels. Man beachte die Dichte der eingetragenen und zur Rekonstruktion verwendeten Bohrungen als Ausdruck des hohen Erkundungs- und Erforschungsgrades.
DAS MITTELDEUTSCHE SEENLAND
VOM WANDEL EINER LANDSCHAFT
DER SÜDEN
DIE STADTNAHEN SEEN – LEIPZIGER NEUSEENLAND
Kulkwitzer See
Braunkohlentagebau Kulkwitz-Miltitz
Die wertvollste Hinterlassenschaft in denkbar größter Großstadtnähe des genau 100 Jahre bei Markranstädt betriebenen Braunkohlenbergbaus ist der ca. 30 Mio. m3 fassende Hohlraum der Tagebaue Kulkwitz und Miltitz. Der Braunkohlenbergbau hatte 1864 mit Tiefbau begonnen und fand nach mehreren Unterbrechungen 1936 eine Fortsetzung mit dem ein Jahr später eröffneten Übertageaufschluss »Christian«, der sich allmählich über die Felder Kulkwitz und Miltitz bis zum Sicherheitspfeiler der verlegten B 87 ausdehnte. 1963 fand die Bergbautätigkeit ihren endgültigen Abschluss. Schon im März 1963 war die Wasserhaltung eingestellt worden. Die Geburtsstunde für die Entstehung des ersten großen Bergbausees am Rande der Großstadt Leipzig mit ihrer unmittelbar benachbarten rund 100000 Einwohner zählenden DDR-Neubausiedlung Grünau wurde eingeläutet.
Der Tagebau gewann