Название | Gereimtheiten und andere Gemeinheiten |
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Автор произведения | Klaus Pawlowski |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944369136 |
Und der Salat? Und selbst der Lauch
kaum noch bezahlbar. Ja, und auch
das Obst. Die Äpfel. Ein Pfund Trauben
fünf EURO achtzig. Kaum zu glauben.
Doch halt, dort bei den Bäckerwaren
ein Riesenschild: »Wir helfen sparen!«
Als ich voll Hoffnung hin zum Brot guck’,
liegt da beim Roggenbrot ein Notebook.
Der Deckel reckt stolz in die Luft sich,
»Top-Angebot!! Zehn EURO fuffzig.«
Ein Stückchen weiter bei den Fischen
seh’ ich ein Handy mitten zwischen
dem Rotbarsch und dem Lachsfilet.
Und wie ich so verwundert steh’,
sagt mir die netzbemützte Frau:
»Heut’ billiger als Kabeljau!«
Da bin ich gar nicht mehr erstaunt,
als dann der Schlachter gutgelaunt
und während er die Jagdwurst häutet,
auf seine Fleischauslagen deutet:
»Statt Steaks und diesem Braten da
empfehl’ ich hier die Kamera.
Ist günstiger als Schweinebauch.
Und Garantie gibt’s dafür auch.«
Da hab ich ohne viel zu fragen
rasch schnäppchenmäßig zugeschlagen
und futtere die nächste Zeit
Flatrates mit Zoom, 1 Gigabyte.
Energiesparlampen
Wie kann das Mistding runterfallen?
Und platzen? Was jetzt? Los! Fix fix!
In allen Zimmern – ja, in allen! –
reiß’ ich die Fenster auf. Dann nix
wie in die Küche … und ich greife
die Gummihandschuh’ vom Regal.
Und während ich sie überstreife …
Wo ist der Mundschutz? Scheißegal …
Jetzt erst mal in den Keller runter:
Die Heizung aus! Verdammt, da stoß’
ich mir den Kopf. Halt! Dackel Gunther …
und Kater Fritz, wo sind die bloß?
Die muss ich doch evakuieren.
Miez, Miez. Los! Raus, du blöder Hund!
So, jetzt das Unglück inspizieren
mit einem Wollschal vor dem Mund.
Da liegt das Zeug. Erst mal mit Besen
und Kehrblech. Vorsichtig! Den Rest
per Hand noch in den Beutel lesen,
der luftdicht sich verschließen lässt.
Jetzt noch die Handschuhe entsorgen.
Auch luftdicht. Und den schönen Schal.
Kann ich das Zimmer wohl schon morgen
betreten? Soll ich erst einmal
heut’ Nacht auf der Terrasse pennen?
Mein Gott, ich schwitz’ ja wie ein Schwein.
Ja, derart kreislauffördernd können
die Energiesparlampen sein.
Erst mal verschnaufen. Teufel auch,
was für ein Energieverbrauch.
Unter ständiger Kontrolle
Seitdem ich mir per Internet
preiswert ein neues Daunenbett
bestellt hab’, plus zwei Daunenkissen,
da lassen sie’s mich täglich wissen
in Emails: die diversen Damen
mit wilden Körpern, sanften Namen,
dass sie in meinen Daunenrollen
preisgünstig mit mir kuscheln wollen.
Oder: ich hab’ für wenig Geld
vier Sommerreifen mir bestellt
bei ebay. Und seitdem erwarten
zu unbegrenzten Probefahrten
mich Autohändler, und zwar täglich.
Und seit ich kürzlich den unsäglich
preiswerten Wein im Netz geordert,
werd’ ich andauernd aufgefordert,
dass ich Regale, Sektverschlüsse
und edle Gläser kaufen müsse.
Auch Kopfschmerzmittel für die Dröhnung
und Wunderpillen zur Entwöhnung.
Ich hatte meinen Nachbarn Pracht
vor kurzem unsanft angemacht.
Prompt fand’ ich auf den Emailseiten
ein Buch zu Nachbarstreitigkeiten.
Und als ich mich entschuldigt hab’
und seiner Frau zwei Küsse gab,
ganz kleine, wird mir jetzt seit Tagen
preiswert Viagra angetragen.
Von der Natur
Die Ballade vom Sonnensammler
Nein, die Geschichte glaubt mir keiner:
Die wilde Sammelleidenschaft
hat meinen besten Freund, den Rainer,
betört, verstört, dahingerafft.
Der Rainer sammelte ekstatisch
und systematisch überdies
die Sonne. War er so fanatisch
nur, weil er Rainer Dunkel hieß?
Ich weiß nur dieses: Seine Ohren,
die Augen, Arme, selbst sein Herz,
die drehten sich als Kollektoren
bei jedem Wetter sonnenwärts.
Er raffte Sonne, wo sie vorkam,
ob groß, ob klein, ob leicht, ob schwer.
Was ihm ins Auge fiel, ins Ohr kam,
wo Sonne war, da war auch er.
Wenn er Gehalt bekam, dann sparte
er es auf einer Sonnenbank.
Zum großen Teil. Denn er verwahrte
manch’ Sonnenschein im Küchenschrank.
Wo andre Brand auf Bier verspüren,
verspürte er nur Sonnenbrand.
Er trank, statt Wein zu konsumieren,
nur Sonnenmilch am Sonnenstand.
Statt Treppen reichte ihm im Hause
schon längst ein Sonnenaufgang nur.
Statt Brot aß in der Frühstückspause
er eine Sonnenscheibe pur.
Auch hat er seine zwei Toiletten
mit Sonnenbrillen ausstaffiert.