Название | Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf |
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Автор произведения | Dolf Hermannstädter |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862870271 |
Für euch ist es nur ein Spiel
und mir ist es verdammt ernst
es ist mein Leben
ich würde nie eine Lüge leben
Es ist kein Spiel
kein Spiel für kleine Kinder
Es ist kein Spiel für kleine Herzen
Das was ich noch sagen kann
glaub ich aus vollem Herzen
Etwas tief in mir drin
Das mir niemand nehmen kann
Es ist kein Spiel
kein Spiel für kleine Kinder
Es ist kein Spiel für kleine Herzen
Niemand weiss was morgen bringt
Doch ich weiss wohin ich will
Ich werd nicht meine eigene Jugend
zum Abschied nochmal Küssen
Unabhängig und bewußt
ohne faulen Kompromiß
die Reize reichen niemals aus
um gegen mich selbst zu leben
Es ist kein Spiel
kein Spiel für kleine Kinder
Es ist kein Spiel für kleine Herzen
Der Traum ist was bleibt
Der Versuch ist was zählt
Es, es ist kein Spiel
KEIN SPIEL!
Ab Jan. ‘88 bin ich wieder in Augsburg, bis dahin erreichbar unter 001/415/6483561 (Nachricht hinterlassen) oder MRR c/o Dolf, P.O. Box 288, CA 94701 Usa
Trust #10 – Januar 1988
Gegen Anfang des Jahres hab ich gedacht, dass 1987 Veränderungen bringen wird. Was genau hab ich natürlich auch nicht gewußt, hatte eben so ein Gefühl. Also, blicken wir mal zurück & ziehen Bilanz. Es ist einiges geschehen, Umweltskandale wurden aufgedeckt, es wurde dagegen demonstriert & in kleinem Rahmen sind auch Verbesserungen errungen worden. 87 war wohl auch das Jahr der meisten direkten Aktionen, von Sprühaktionen über Strommasten bis hin zu Cops erschießen. Ich sollte aber vielleicht wieder mehr aufs Thema zurück, da ich mir irgendwelche Änderungen in unserer heißgeliebten Szene erwartet habe. Viele Bands sind durch Deutschland/Europa gekommen und haben die Leute begeistert oder enttäuscht. Einge hervorragende Platten sind erschienen, Labels wurden gegründet oder die Leute haben hart an ihren Labels gearbeitet, auch einige Vertriebe haben sich mehr und mehr etabliert. Bands wurden gegründet, andere haben sich aufgelöst. Es wurde viel Bier getrunken und diskutiert, man hatte Spaß und Arbeit (ich will diese beiden Wörter nicht im direkten Zusammenhang verstanden haben.) Für mich selbst war 87 auch ein gutes Jahr, ich war zweimal in den Usa und bin auch dort viel rumgekommen, in Europa wars auch recht ›reisig‹. YU, A, CH, NL, UK und auch in Deutschland war ich von Kiel bis Konstanz. Ich habe sehr viele Leute kennengelernt, einge wirklich gute, viele nette und nen Haufen Lutscher. Mit dem Heft is auch alles verhältnismäßig gut gelaufen, Auflage verdoppelt, finanziell eingerenkt – soweit also alles in Butter. Oder? Eigentlich sollte ich ja zufrieden sein, bin es aber nicht. Warum? Weil sich nichts geändert hat, weil viele Leute immer noch dumm sind und sich nicht weiterentwickeln, nicht dazulernen, (ich sitz hier übrigens gerade in NYC in der CBGB’s record canteen und habe gerade einen mini-Teddy an meinen Sweater geheftet bekommen – ist aber wieder weg …?) sich über alles aufzuregen und beschweren. Aber zu faul sind, ihren Arsch hochzubekommen um dagegen bzw. dafür etwas zu tun. Was kann man also tun um etwas in diesem Jahr zu ändern. Ich, für meinen Teil, werde auf jeden Fall nicht resignieren, sondern weitermachen um was zu erreichen. Was? Das weiß ich wie üblich auch nicht, aber ich glaube ich bin schon ganz froh, wenn ich 89 im TRUST wieder etwas ähnliches schreiben kann. Jetzt wieder ein paar ›technische‹ Sachen. Ich weiß im Moment immer noch nicht wann ich wieder in D-land bin, irgendwann Jan./Feb. Wie ich hörte ist meine Post irgendwie liegengeblieben, also nicht wundern. Gut, ich denk, das wars für diesmal – ich freu mich schon euch alle wiederzusehen und hoffe, dass alles so gut ist wie es war. Macht weiter!!
Trust #11 – März 1988
Nun mal das ›Technische‹ am Anfang, wir ihr sehen könnt ist das nun doch keine ›Sex‹-Ausgabe. Das hat mehrere Gründe: Einmal war die Resonanz sehr gering (was vielleicht auch an der falschen Ankündigungsart von Moses gelegen hat – sowas wollten wir nicht), zum anderen haben Leute, die was bringen wollten, nichts gebracht und leider muß ich mich da auch selbst dazuzählen. Aber wir können es ja immer noch machen, oder ist überhaupt kein Interesse da? Laßt Euch überraschen.
Ich bin übrigens wieder in Augsburg und habe diesmal keinen Bericht über meine Reise verfaßt (da werden jetzt eh alle aufatmen) das hat folgenden Grund: Ich könnte mich die ganze Zeit über verschiedene Sachen aufregen und es würde keinem helfen und außerdem wäre es grundsätzlich dasselbe, was ich in meiner Gastkolumne im letzten MRR geschrieben habe – die paar Interessierten können es ja dort nachlesen.
Verdammter Mist, jetzt fällt mir kein geeigneter Übergang zum eigentlichen Thema ein, ich will ja über ›Persönlich, Privat‹ schreiben. Na gut, dann eben ohne den Übergang. Denk mal nach, gibt es irgendwas das du, aus welchen Gründen auch immer, der Öffentlichkeit verheimlichen willst? Ja? Gut, dann hast du eine Privatsphäre. Hast du aber schonmal drüber nachgedacht, warum du nicht willst dass die Öffentlichkeit erfährt dass du z.B. deiner Mutter jedesmal einen Abschiedskuss gibst, wenn du das Haus verläßt. Oder dass du eine tolle Briefmarkensammlung hast und es dir außerdem einfach Spaß macht, jeden Mittwoch Abend vor dem Schlafengehen in die Badewanne zu onanieren. Da brauchst du garnicht lang zu überlegen, gell, du wirst wie die meisten anderen auch sagen: »Das geht niemanden was an, das ist persönlich.« Richtig, aber es ist auch eine (angenommene) Tatsache, es ist geschehen oder geschieht immer noch. Also sollte man doch auch zu dem, was man macht, stehen. Ob es nun gut oder oder schlecht war – die Frage stellt sich hier garnicht – es ist nun mal so. Beleuchten wir doch mal die Gründe für Privates. Es kann sein, dass es Leuten peinlich ist und verletzt oder dass sie ihr Ansehen verlieren oder dass es für andere Leute unangenehm ist. Man kennt das ja, irgendeine hochangesehene Persönlichkeit wird mit ein paar Gleichgesinnten in einer Folterkammer gesehen und ist auch schon sofort sein ganzes Image los.
Darf ich mir erlauben zu sagen, dass viele Leute ihre Persönlichkeit leugnen, nur um nicht ihr Ansehen zu verlieren? Ist es richtig, dass Leute, die viele persönliche Geheimnisse haben und nicht gerne über ihre Privatsphäre reden, einfach nur die Wahrheit verdrängen wollen? Wäre es da nicht angebracht, soviel wie möglich gerade über die Privatsphäre von Leuten zu erfahren, um sie wirklich kennenzulernen?
Ich wäre auf jeden Fall geschockt, wenn ich erfahren würde das Jello Biafra in seiner (privaten) Freizeit, wenn er nicht auf der Bühne ist oder ein Interview gibt, mit Nazis zusammenhängt – wo er doch in aller Öffentlichkeit sagte »Nazi Punks Fuck Off« – oder meinte er nur Nazi Punks? (Das ist übrigens nur ein Beispiel, unterstelle mir bloß keiner ich hätte das gesagt!!)
Rauszufinden, was wer zu verbergen hat und warum! Wenn jemand begründet etwas verbergen will, wie soviele Politiker und andere ›Persönlichkeiten‹, dann hat das meist gute Gründe,