Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf. Dolf Hermannstädter

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Название Got Me? Hardcore-Punk als Lebensentwurf
Автор произведения Dolf Hermannstädter
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783862870271



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vom Trust wollen sich bei allen einschleimen …« ist die ganz logische (?) Attacke, die ich bekommen hätte, wenn ich den ersten Satz mal so stehengelassen hätte. Um mir wenigstens diesen Vorwurf zu ersparen füge ich jetzt noch hinzu, dass es überhaupt nicht mein Ansinnen ist, es irgendjemandem ›recht zu machen‹ (auf jeden Fall nicht in diesem Zusammenhang). Die letzten beiden Monate waren wieder recht bewegt, es ist viel geschehen, ich habe viele Eindrücke gesammelt, viel gesehen und erlebt. Geschichten, die genug Stoff hergegeben hätten, um sich hier darüber auszulassen. Aber, wenn ich mir so überlege auf was die alles hinauslaufen würden …? Sie handeln meist von bestimmten Personen/Personenkreisen, über die ich mich aufrege oder irgendwie kritisiere. Leute, die mich nerven, weil sie in ihrem Auftreten oder Handeln dumm, peinlich, zurückgeblieben, stümperhaft und unzuverlässig sind – das soll nur eine kleine Auswahl der Worte sein, die mir dazu einfallen. Da ich zur Zeit aber keine Böcke habe mich auf dumme Angriffe hin zu rechtfertigen, werde ich all meine ›anti‹ und ›gegen‹ Gedanken für mich behalten. Mal sehen was die nächsten acht Wochen bringen. Da fällt mir noch was ein, ich brauche einen Anrufbeantworter (mit Ftz.-Nr.!). Sollte also einer von Euch in der Anrufbeantworterbranche tätig sein, oder einen Zuhause rumstehen haben oder sonstwie über Eltern, Bekannte, Freunde an so ein Teil kommen können, wäre ich sehr dankbar, wenn du dich mit mir in Verbindung setzen könntest, damit wir uns über den Preis, etc. unterhalten können. Das ist kein Witz! Noch was – Punks not dead – ich kann das bestätigen, ich war in Duisburg und Ulm …

      Trust #8 – September 1987

      Ich weiß nicht ob ihr’s bemerkt habt oder nicht, die letzte Ausgabe (Nr.7) war drucktechnisch unter aller Sau. Das Titelbild wurde unnötigerweise gerastert, all die Fotos im Heft sahen aus wie fotokopiert und, was mich am meisten ärgerte, die Seiten waren völlig schief montiert, so dass mal oben, mal unten weißer Rand war. Es war das erste Mal dass wir den Druck nicht selbst machten und dann sowas, kurzzeitig hab ich einen Hass in mir gehabt … ich hätte jemand killen können. Hier also die ›offizielle‹ Entschuldigung an alle, die an der Qualität Anstoß genommen haben. Es war nicht unsere Schuld, wir hätten es auch lieber in der üblichen Qualität gehabt. Hoffentlich kommt sowas nicht nochmal vor. Obwohl es ja eigentlich nicht so wild wäre. Denn, wenn ein Kunde einen Auftrag erteilt, seine konkreten Wünsche angibt und auch bereit ist dafür zu bezahlen; der Auftragnehmer aber die Arbeit verpfuscht bzw. nicht genau nach Kundenwunsch liefert, dann sollte der Kunde sagen können »So wollte ich das nicht – neu machen« oder aber, er geht gleich zu einer anderen Firma. Nun, in unserem Fall (es handelte sich um eine alternative Kleindruckerei, die von einem Iraner geführt wurde) hätte das Einstampfen und Neudrucken die Firma an den Rand des Ruins gebracht, was ja nun auch nicht unbedingt in unserem Interesse liegt. Noch dazu wäre es auch nicht möglich gewesen fristgerecht zu erscheinen, was uns aber enorm wichtig ist. Aber ist es das überhaupt? Wir setzen uns immer selbst unter Druck, wenn wir Redaktionsschlüsse festlegen, aber auf der anderen Seite möglichst aktuell sein wollen, so dass es von uns mit der Deadline nicht immer so ganz genau genommen wird. Ganz zu schweigen von unseren Anzeigenkunden, für einige der Herrschaften ist sowas wie Redaktionsschluß ein Fremdwort, dadurch haben wir wieder mehr Arbeit. Wie professionell soll denn nun eigentlich das alles werden, mit den Fanzines, Gigs, Platten und anderen Aktionen. Ich meine, es muß noch professioneller werden, was nicht heißt kommerzieller! Denn durch besseres Arbeiten hat man weniger Arbeit und Stress und kann dafür andere Sachen machen. Wir müssen noch mehr zusammenarbeiten, besser organisiert und zuverlässiger werden. Sonst treten wir auf der Stelle und es gibt nur ein langsames vorankommen. Jetzt werden Stimmen laut die sagen, moment mal, wenn wir so arbeiten wie alle anderen, professionell, rationell, zuverlässig, etc. dann tun wir ja genau das, was alle anderen auch machen – wo ist denn unser ›Anderssein‹? Nun, das Anderssein liegt nicht darin faul, schlampig, langsam, unzuverlässig, etc. zu sein, sondern in den Gründen und Zielen, für die wir arbeiten. Das ist das, was uns von ›denen‹ unterscheidet. Wie sollen wir denn jemals etwas ändern können, wenn wir schon an so kleinen Dingen scheitern, ja teilweise unser eigenes Leben nicht auf die Reihe kriegen. Versteht ihr was ich meine!! Ich will jetzt hier nicht einen bestimmten Personenkreis als Beispiel ranziehen, da es nicht auf alle zutrifft, aber immer noch auf den Großteil … Ich seh schon, ich schreib hier schon wieder ins Leere, entweder versteht wieder keiner was ich meine, oder aber ich werde verstanden und alles läuft genauso weiter wie bisher – langsam aber stetig. Ich glaub ich bin einfach zu ungeduldig … So jetzt noch was ›technisches‹, ich bin so ab ca. 10.Oktober für zehn – zwölf Wochen auf Geschäftsreise in den Usa (hätteste nicht gedacht, dass ich soviel Kohle mit dem Heft mache, was …?) d.h. also, ich werde wieder für einige Zeit keine Post beantworten können und ebensowenig unter meiner Telefonnummer in Augsburg erreichbar sein. Aber mein Briefkasten wird von Zeit zu Zeit von einem der anderen Trustmultis geleert, also kommen wichtige Sachen fürs Heft in die richtigen Hände bzw. können an mich weitergeleitet werden. Jetzt muß ich doch noch schnell was anfügen. Davon abgesehen, dass ich persönlich Haustierhaltung in mindestens 95% der Fälle für selbsteigennützig halte. Mir ist aufgefallen, dass viele Leute, die behaupten sie wären gegen Autoritäten, mit ihren Hunden so umgehen als ob sie der neue Führer sind: »Sitz, platz, komm, weg da, usw.« hört man die ganze Zeit. Wie ist das nun, gegen ›Druck‹ von oben sein aber selbst Druck nach unten ausüben – double standards, Freunde. Die gibts nicht nur bei ›denen da oben‹, mal sehen, vielleicht ein nächstes Thema?

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      Trust #9 – November 1987

      »Ich glaube, das System macht sich selbst kaputt. Die, die in das System nicht einsteigen, gehen nicht kaputt am System. Es geht nur das System kaputt. Alle die eingestiegen sind, gehen kaputt. Nicht wir sind im Widerstand, sondern die.«

      Sascha Anderson

      Nun, was kann man daraus schließen, vieles, ich schließe daraus, bzw. untermaure damit meine Idee dass jeder, zumindest in der westlichen Welt, eigentlich machen kann was er will. Es gibt da natürlich einige Gesetze die, wenn sie übertreten werden, einem die Freiheit einschränken. Oft ist es aber so, dass die Leute, die gewisse Gesetze übertreten, nur ihre eigenen Gesetze durchsetzen wollen und somit neue Gesetze schaffen – leider sehen die die meisten Leute nicht. Aber zurück zu der These, dass jeder machen kann was er will. Da werden natürlich jetzt viele wieder sagen dass das gar nicht stimmt, weil sie ja fast gar nichts machen können, weil sie eingeengt sind durch Schule, Beruf, Elterhaus, finanzielle Probleme oder sonstwas. Richtig, aber man kann nur soviel Luft ausatmen wie man einatmet, und wenn man sich von irgendwas/wem beatmen läßt, dann kann dabei auch nicht mehr rauskommen – eine ganz logische Sache. Überleg mal, was hält dich davon ab das zu machen was du willst? Deine Eltern? Na, dann zieh doch aus und das Problem ist gelöst (vorausgesetzt du hast das ›gesetzliche Alter‹). Dein Beruf? Schmeiß ihn und mach was du willst! Das Arbeitsamt? Meld dich ab und du bist auch davon gelöst! Nun, wenn all das geschehen ist ergeben sich einige Probleme, z.B. das du unter normalen Umständen völlig blank bist. Trotzdem kannst du machen was du willst, aber bevor du nicht einatmest kannst du auch nicht ausatmen, ist immer noch logisch. Na dann atme doch einfach ein! Ob das nun in Form von Arbeit, Arbeitsamt oder Eltern ist ist ja egal, wichtig ist, was dabei rauskommt. Wenn du natürlich schon damit überfordert bist einzuatmen, z.B. nach acht Stunden Arbeit, und dann keine Energie mehr hast um auszuatmen, um deine Sache zu machen, dann hast du etwas falsch gemacht. Entweder ist nicht genügend Energie da um auszuatmen oder du hast dich beim Einatmen übernommen. Jetzt fragst du dich bestimmt wieder was ich damit sagen will, naja eben das was ich Anfangs auch schon sagte, mach was du willst! Was hindert dich daran, meist nur das Fehlen der nötigen Energie oder die richtige Koordination von ein- und ausatmen. Oder aber, dass du bereits bestehende Gesetze brechen willst (was ich völlig in Ordnung finde), aber eben meist neue Gesetze schaffen willst. Und ob du es glaubst oder nicht, so intelligent und super deine ›Gesetze‹ oder ›nicht-Gesetze‹ auch sein mögen, es wird immer Leute geben, die diese Lösung anzweifeln und genauso dagegen kämpfen werden wie du gegen die bestehenden Gesetze. Was du auch nicht vergessen solltest, beim Ausatmen darfst du niemanden einschränken. Stop. Hier muß ich mal kurz einhaken, denn wenn du jetzt anfängst dich irgendwie selbstständig zu machen und das völlig kommerzielle Ausbeuterschwein wirst, finde ich das nicht gut. Das mag zwar deinem eigenen