Название | Erinnerungen |
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Автор произведения | Maximilien de Robespierre |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783940621948 |
Wer war Robespierre?
Am 6. Mai 1758 wurde Maximilien Marie Isidore de Robespierre in Arras, einer Stadt im Norden Frankreichs, geboren. Als Kind eines Advokaten am Obergericht von Artois genoss er das Ansehen seiner Familie in der Heimatstadt. Noch in seiner Kindheit starben die Eltern Robespierres. Die frühe Konfrontation mit dem Tod prägte den Charakter des Heran- wachsenden. Er reifte unter diesen Umständen schnell heran und war entschlossen, sich seine Unabhängigkeit durch ein juristisches Studium zu sichern. Mit zwölf Jahren kam der junge Robespierre nach Paris an das Kollegium „Ludwig der Große“. Hier erfuhr er eine starke Prägung durch seinen Lehrer, einem enthusiastischen Republikaner, der ihn in die Ideen und Theorien der römischen Republik einführte. Die Lobeshymnen seines Lehrers auf die republikanischen Werte eröffneten Robespierre eine neue Welt und veränderten seine Gedanken. Nach seinen herausragenden Leistungen am Kollegium widmete sich Robespierre schließlich einem juristischen Studium. In seiner Zeit als Student machte er eine bedeutsame Begegnung mit seinem größten Vorbild, dem Philosophen Jean Jacques Rousseau. Sein Spaziergang mit dem Verfasser des „Gesellschaftsvertrages“ wurde für Robespierre zu einem einschlägigen Ereignis, dass den jungen Studenten Zeit seines Lebens nicht verließ, war er doch stets voller Bewunderung für Rousseaus Schriften und dessen Genie. Nach Beendigung seines Studiums ging Robespierre vorerst der Arbeit eines Advokaten in seiner Heimatstadt Arras nach. Seine kurze Karriere bei Gericht wurde bald von seiner zunehmenden politischen Tätigkeit überschattet. In der Zeit, als sich das aufklärerische Gedankengut in Frankreich verbreitete und der allgemeine Wunsch laut wurde, die Lage im Land zu verändern, bekannte sich auch Robespierre zum Kampf mit allen Mitteln für die Demokratisierung der Gesellschaft. Die starke Staatsverschuldung im Ancien Régime führte kurz bevor es zum Bankrott kam im Mai 1789 zur Einberufung der Generalstände, die seit über eineinhalb Jahrhunderten nicht mehr zusammengekommen waren.
Dieser Befehl des Königs löste im Land eine große Euphoriewelle aus, die auch Robespierre teilte. Er verfasste politisch-theologische Abhandlungen, in denen er entschieden demokratische Ideen vertrat. Robespierres letzter Prozess als gerichtlicher Verteidiger, markierte den Übergang seiner Karriere zur Politik. Neben der Klärung des eigentlichen Falls seines Mandaten, setzte sich Robespierre hier in seiner „heftigen Schlußrede“ – wie er sie selbst betitelte – für die politischen Belange seiner Nation ein. Er rühmte die Einberufung der Generalstände als „die Morgenröte eines neuen Tages“ und forderte von keinem geringeren als dem Monarchen selbst, den Anschluss an die Mitgestaltung der neuen Zukunft Frankreichs. Der Prozess wurde gewonnen und Robespierre erreichte dadurch hohes Ansehen. Dies begünstigte seine Wahl zum Abgeordneten des dritten Standes in die Generalstände.
In Versailles erlebte Robespierre die revolutionären Unruhen und betrachtete die Entwicklungen mit großer Freude, sah er doch bereits „[d]ie Aristokratie […] in den letzten Zügen“ und den „Hof […] in Todesangst“. Sein Vorhaben nach Freiheit und Gleichheit für das französische Volk zu kämpfen, machte Robespierre auch weiterhin in der Nationalversammlung öffentlich. Mit seinen linksradikalen Forderungen fand er sich bald auf Seiten der Jakobiner wider, einem politischen Club, der sich während der Französischen Revolution als Gegenpol zu den Girondisten etablierte. Der Jakobinerklub, dessen Präsident Robespierre 1790 wurde, war stark gefärbt vom rousseauschen Gedankengut und verfolgte eine Politik für das einfache Volk.
1792 wurde gegen den König unter Führung Robespierres Anklage wegen Hochverrats erhoben. Mit der anschließenden Hinrichtung des Monarchen, entbrannte die Zeit der Terreur, der Schreckensherrschaft, in der sowohl gegen die äußere Bedrohung des revolutionären Frankreichs als auch gegen potentielle Revolutionsfeinde gewaltsam vorgegangen wurde. Für Robespierre, der Mitglied des Nationalkonvents war, bedeutete der Terror eine Reinigung des Staates von jeglichen Gegnern, die zur Durchsetzung der republikanischen Tugenden unabdingbar war. Während der Zeit der Terreur wurde Robespierre am 27. Juli 1793 zum Mitglied des Wohlfahrtsausschusses, dem Exekutivorgan des Nationalkonvents, gewählt. Er baute die Macht des Wohlfahrtsausschusses soweit aus, dass dieser bald über uneingeschränkte Vollmachten verfügte. In den folgenden Monaten wurden dadurch unzählige Menschen auf Grund ihrer konterrevolutionären Meinungen zum Tode verurteilt, um den Aufbau der „Herrschaft der Tugend“, wie es Robespierres Ziel war, voranzutreiben. Doch der Widerstand gegen den Terror spitzte sich zu. Das beständige Verlangen Robespierres, den Staat weiter zu säubern und die Schreckensherrschaft nicht zu beenden, führten dazu, dass sich der Wohlfahrtsausschuss gegen Robespierre selbst richtete. Am 27. Juli 1794 wurde der Schreckensherrscher verhaftet und einen Tag später ohne Gerichtsverhandlung, ganz nach ehemaligem Vorgehen gegen die Revolutionsfeinde, hingerichtet. Der noch heute berühmte Ausspruch seiner girondistischen Gegner symbolisiert damit auch Robespierres eigenes Ende: „Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder.“
Die Rezeption Robespierres ist bis heute groß. Vor allem in der Literatur finden sich häufig Anknüpfungspunkte an sein Leben. Das Drama „Dantons Tod“ von Georg Büchner aus dem Jahr 1835 ist wohl das berühmteste Werk, das den historischen Stoff verarbeitet und Robespierre als Gegenspieler zu Danton zeigt.
Quellenteil:
Maximilien de Robespierre – „Erinnerungen“
ERSTES KAPITEL
Euch widme ich diese Schrift, ihr Manen des Bürgers von Genf, damit sie, wenn ihr das Licht der Öffentlichkeit bestimmt ist, unter dem Schutz des beredtsten und tugendhaftesten der Menschen stehe. Mehr als je bedürfen wir heute der Beredsamkeit und der Tugend. Göttlicher Mann, dir danke ich es, daß ich mich selbst erkannt habe. Daß ich in früher Jugend schon lernte, meine Menschenwürde hochzuhalten, über die großen Gesetze der sozialen Ordnung nachzudenken. Das alte Gebäude ist zerfallen. Die Pfeiler eines neuen Baus haben sich auf seinen Trümmern erhoben, und dank dir habe auch ich ihnen meinen Baustein eingefügt. Nimm meine Huldigung! So arm sie ist, darf sie dir gefallen: nie habe ich den Lebenden Weihrauch gestreut.
Ich habe dich am Ende deiner Tage gesehen, diese Erinnerung ist mir der Quell einer stolzen Freude; ich habe deine erhabenen Züge betrachtet, ich habe die Furchen des bitten Kummers gesehen, zu dem die Ungerechtigkeit der Menschen dich verdammt hat. Seitdem erkannte ich die Sorgen eines edlen Lebens, das sich dem Streben nach Wahrheit weiht. Sie haben mich nicht erschreckt. Das Bewußtsein, das Wohl seines Nächsten bezweckt zu haben, ist der Lohn des Tugendhaften; später erst folgt die Dankbarkeit der Volker, die seinem Andenken die Ehre gönnen, welche seine Zeitgenossen ihm versagt haben.
Wie du, möchte ich dieses Glück um den Preis eines mühevollen Lebens, selbst um den Preis eines frühzeitigen Todes erkaufen.
Bestimmt, mitten unter den größten Begebenheiten, welche je die Welt bewegt haben, eine Rolle zu spielen; im Begriff, die Gewitter losbrechen zu sehen, welche von allen Seiten sich zusammenballen, deren Wirkung kein menschlicher Verstand erraten kann, bin ich mir selbst, bin ich es bald auch meinen Mitbürgern schuldig, Rechenschaft von meinen Gedanken, meinen Handlungen abzulegen. Dein Beispiel ist da. ist vor meinen Augen; deine bewunderungswürdigen „Bekenntnisse“, freimütige Offenbarung der reinsten Seele, werden der Nachwelt ein Vorbild der Kunst, mehr noch ein Wunder der Tugend sein. Ich will deiner Spur folgen; sollte ich auch keinen Namen hinterlassen, nach dem künftige Jahrhunderte forschen werden; wohl mir, wenn ich in der gefährlichen Laufbahn, die eine unerhörte Umwälzung vor uns auftut, den Eingebungen treu bleibe, die ich aus deinen Schriften geschöpft habe.
Ich bin in Arras1) geboren; meine Familie stand daselbst in einem bedeutenden Ansehen: das Glück hatte sie nicht begünstigt, nur ihren Tugenden dankte sie die Achtung, deren sie genoß. Der Ahnherr meines Vaters war ein Irländer: der Sache der Stuarts ergeben, begleitete er den letzten Sprößling dieses königlichen Hauses nach Frankreich, und ließ sich, nachdem er die Pflicht erfüllt, die ihm sein politischer und religiöser Glaube auferlegt, im Artois2) nieder. Sein Grabmal ist noch in der Kirche von Carvin, einem Flecken bei Béthune.