The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders

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Название The Family (Deutsche Edition)
Автор произведения Ed Sanders
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862871469



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»Unter hundert Mädchen, mit denen ich schlief, war im Schnitt eine, mit der was los war und die ich in mein Rudel aufnahm«, sagte er. Little Paul, Gypsy und Leslie fuhren daraufhin von San Jose zur Spahn-Ranch.

      Während sich die Family noch in San Jose aufhielt, nahm eine Lehrerin namen Joan Wildbush alias Juanita vier Tramper mit. Es waren T. J. Walleman alias T. J. der Schreckliche, Tex Watson, Ella Sinder und Clem alias Matschkopf. Joan Wildbush war mit ihrem funkelnagelneuen 1968er Dodge-Caravan in der Nähe von Palo Alto, Kalifornien unterwegs; so jedenfalls hat sie es später der Polizei erzählt. Als Lehrerin hatte sie damals gerade Schulferien; sie war eine lebhafte junge Dame von rubenschen Ausmaßen. Sie nahm die vier mit nach San Jose, wo man sie offenbar überredete, mit hinunter zur Spahn-Ranch zu fahren und Charlie kennenzulernen. Juanita war in der Sprache der Polizeiberichte eine Weiße, an die einssechzig groß, blond, blauäugig, Körpergewicht 65 Kilo, Geburtsdatum 21. Januar 1944.

      Manson muss ihre Seele während einer jener ganztägigen Liebes-Sessions mit den »Liebesstrahlen« seines Gesangs entflammt haben, jedenfalls vermochte er auch sie auf Anhieb in den Pferch seiner Anhängerinnen zu locken. Sie entnahm einem Treuhandfonds, den ihr Vater, ein Anwalt in New Jersey, für sie eingerichtet hatte, 11.000 Dollar und händigte sie Satan aus. Die Family war außer sich vor Freude.

      Um diese Zeit entdeckte Manson im South Topanga-Canyon einen großen neuen 1957er White- oder GMC-Schulbus, der einer Dame namens Mitzi gehörte. Sie erblickten den Bus, als Manson, Kaplan und Ouisch eines Tages aus irgendeinem Grund durch den Canyon brausten. Der Preis betrug 600 Dollar. Mit Hilfe der von Juanita eingebrachten Beute kaufte Manson den Bus.

      Die Family malte den Bus hellgrün an und stattete ihn für mögliche spätere Trips aus.

      Dean Morehouse erinnert sich, gesehen zu haben, dass Tex und Mary Brunner eines Tages in dem neuen grünen Bus zum Cielo Drive gefahren seien; sie hätten Terry Melcher besuchen wollen, doch sei der nicht zu Hause gewesen.

      Ein weiterer Einfluss auf Mansons Denken rührte von der religiösen Gemeinschaft Fountain of the World her, die ihren Sitz westlich der Spahn-Ranch im Box-Canyon, in der Nähe der Feuerwehr von Santa Susanna, hatte. Er war sehr beeindruckt von dieser Gruppe und hielt sich häufig dort auf.

      Es handelte sich um eine christlich-apokalyptische Sekte, die sich dem »Frieden durch Liebe und Dienst am Nächsten« verschrieben hatte (so oder so ähnlich lautete das Schild auf dem Hügel oberhalb des Hauptsitzes) und jeden Samstagabend öffentliche Versammlungen abhielt. Mehrere Arbeiter von der Spahn-Ranch, darunter auch Shorty Shea, gehörten der Gruppe an und besuchten regelmäßig die Versammlungen und die Singgruppen. Auch Manson und die Family nahmen gelegentlich an diesen Versammlungen teil. Einer der Anführer der Fountain of the World war ein Schwarzer namens John; Manson versuchte mehrmals, seinen Platz zu übernehmen. Die Mitglieder der Sekte trugen Kutten und lebten im Zölibat. Charlie beauftragte einige seiner Mädchen, die Priester des Ordens zu verführen, doch offenbar ohne Erfolg.

      Die Fountain-Bewegung war von einem heiligen Mann namens Krishna Venta, der später eines gewaltsamen Todes starb, gegründet worden. Die Family fand Geschmack an der von Gewalt geprägten Geschichte der Fountain. Zu der Niederlassung des Ordens gehörten unterirdische Kammern und Höhlen, in denen die Mitglieder ihren Kult verrichteten. In den Anfängen der Sekte war es zu Streit gekommen, und unbekannte Mitglieder hatten den Gründer, Krishna Venta, und neun seiner Jünger in die Luft gejagt – mit Hilfe von vierzig Dynamitladungen, die sie in den Katakomben angebracht hatten. Das hatte sich am 10. Dezember 1958 ereignet, doch die Fountain-Bewegung bestand fort und florierte noch immer, als Manson sie kennenlernte.

      Von ihr scheint Charlie auch die Idee zu seiner Kreuzigungszeremonie übernommen zu haben. In der Nähe der Fountain-Niederlassung befand sich ein großer Felsen, der wie ein riesiger Schädel aussah. Auf der Spitze dieses »Schädels« stand ein Holzkreuz. Mitglieder der Sekte, so heißt es, ließen sich an dieses Kreuz binden, um zu büßen oder zu meditieren. Verrückt.

      In der Nähe der Spahn-Ranch entdeckte die Family eine verborgene Lichtung, die von einem natürlichen Wall riesiger Felsblöcke abgeschirmt wurde. Auf der einen Seite dieser Lichtung befand sich ein Hügel, der »Hügel des Martyriums«. Auf dieser hügeligen, im Schutz von Felsen liegenden verborgenen Lichtung fand möglicherweise die erste LSD-Kreuzigungszeremonie der Welt statt.

      Dort machten sie sich über Charlie her und banden (nicht nagelten) ihn als Jesus an ein aus Baumstämmen zusammengehauenes Kreuz, während andere, die als Peiniger oder Jünger agierten, ihn verhöhnten oder beweinten. Eines der Mädchen spielte die Mutter Maria, wie sie in einen weiten Mantel gehüllt und wehklagend am Fuß des Kreuzes kniet.

      Dann wurde gefickt, offensichtlich im Anschluss an eine Art Auferstehungsgottesdienst.

      Im August 1968 verbrachte ein Teil der Family ungefähr eine Woche bei der Fountain of the World. Es heißt, Manson habe der Fountain-Bewegung rund 2.000 Dollar von Juanitas Geld gegeben.

      In irgendeinem Stadium ihrer Entwicklung begannen die Mitglieder der Family – insbesondere die Mädchen – zu allem, was Charlie sagte, »Amen, Amen« zu sagen, so als seien seine Worte göttlich.

      Manson fing an, seine Anhänger Gehorsamkeitsprüfungen zu unterziehen. So befahl er zum Beispiel Sadie Glutz einmal beim Essen, ihm eine Kokosnuss zu besorgen, und wenn sie deshalb bis nach Rio müsste. Prompt stand sie auf und trabte los. Nachdem sie einige Schritte getan hatte, rief er sie jedoch wieder zurück. Ein andermal, bei einer Versammlung der Fountain-Sekte, wollte er deren Mitgliedern mit der Ergebenheit seiner eigenen Anhänger imponieren und wies Little Paul an, eine Woche am Kreuz zu verbringen – worauf Little Paul allerdings spontan Fersengeld gab. Doch der Hexenmeister zeigte Erbarmen und rief ihn zurück.

      Am 20. August 1968 musste die hochschwangere Sadie Mae Glutz alias Susan Atkins vor dem Obersten Gerichtshof des Mendocino-County erscheinen, wo sie sich wegen Drogenbesitzes schuldig bekannte. Da ein vom Gericht angeforderter Bewährungsbericht noch ausstand, wurde sie aufgefordert, am 30. August zur Urteilsverkündung erneut vor Gericht zu erscheinen. Man war übereingekommen, dass Susan/Sadie die Marihuanasache auf sich nahm und Mary Brunner die LSD-Anklage, damit die anderen frei ausgingen.

      Es gelang Sadie mit ihrem Charme den Bewährungshelfer, einen gewissen David Mandel, einzuwickeln, und so fasste dieser einen verständnisvollen Bericht ab, eine Art »Schaden-an-der-Seele«-Dokument. Der Bericht schließt: »Unserer Meinung nach, Euer Ehren, wäre eine Inhaftierung der Beklagten von geringem oder gar keinem Nutzen für die Gesellschaft und für sie selbst. Bereits als Minderjährige befand sie sich auf dem Weg in ein Leben, das aus geringfügigen Betrügereien bestand, aus Edelprostitution und Prostitution im allgemeineren Sinne, und machte sich zu einem Objekt der Unterhaltung und Ersatzbefriedigung für andere gestörte Seelen.«

      Den Hexen von Mendocino waren auf der Spahn-Ranch nur ein paar Tage der Ruhe vergönnt, dann mussten sie wegen ihrer Rauschgiftprozesse wieder aufbrechen.

      Ende August trafen die Mädchen ihre Vorbereitungen für die Reise nach Mendocino, für die sie den neuen grünen und weißen Bus benutzten. Sie fuhren den Küsten-Highway über Big Sur hinauf nach Mendocino-County. Sadie saß am Steuer.

      Am 30. August 1968 wurde Sadie Mae Glutz vom Obersten Gericht des Mendocino-County auf Grund ihres Schuldbekenntnisses für schuldig befunden, gegen die kalifornischen Rauschgiftgesetze verstoßen zu haben. Die verhängte Strafe von 60 Tagen Haft wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

      Offenbar blieb sie vor Ort und wartete den Prozess der anderen Mädchen ab, der am 6. September stattfand. An diesem Tag bekannte sich Mary Theresa Brunner alias Mother Mary schuldig, gegen die Rauschgiftgesetze verstoßen zu haben, und Richter Robert Winslow verurteilte sie zu 60 Tagen Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Obgleich Mary Brunner ebenfalls einen günstigen Bewährungsbericht vorzeigen konnte, wurde sie ins Gefängnis gesteckt.

      Roger Smith, vormaliger Bewährungshelfer von Charlie Manson, der 1968 ein Programm zur Drogenrehabilitation in der Haight-Ashbury-Klinik betrieb, erzählte mir später in einem Interview, dass Terry Melcher und Dean Morehouse in einem