Название | The Family (Deutsche Edition) |
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Автор произведения | Ed Sanders |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862871469 |
Eines der Mädchen (Manson hat immer Sadie beschuldigt) schleppte im Sommer 1968 den heftigen vietnamesischen Tripper auf die Ranch. Es wurde so schlimm, dass Charlie den Arzt kommen lassen musste, um etwas dagegen zu unternehmen. Juan Flynn hatte es so schlimm erwischt, dass er drei Monate brauchte, bis er wieder klar wurde. Als Manson zwei Jahre später der Prozess gemacht wurde, behauptete einer der Mordermittler, Flynn habe sich eine Hundekrankheit zugezogen, die in der Family grassierte, nachdem Manson mindestens eines der Mädchen – offenbar als Bestandteil ihrer Befreiungsexerzitien – dazu verleitet hatte, einen Hund oral zu befriedigen.
Bücher wurden von Manson, dem halbgebildeten Propheten des Unheils, mit einem Bann belegt. Manson hielt anscheinend wenig von Offenbarung 1 Vers 3, wo es heißt: »Selig ist, der da liest.« Was ihn nicht daran hinderte, von den Mädchen zu verlangen, dass sie ihrem Pascha mit der behaarten Brust Texte wie Siddharta und natürlich die Bibel vorlasen.
Charlie verachtete auch, was er »schwarze Sklavenmusik« nannte, und er ließ es nicht zu, dass Platten von Jimi Hendrix gespielt wurden. Trotzdem versuchte er bei manchen seiner Aufnahmen so wie Nat King Cole zu singen und bediente sich für manche seiner Songs bei Blues-Motiven und -Akkordfolgen.
Charlie beeindruckte alle mit seinen Fähigkeiten als Schlagzeuger. Er war »geradezu teuflisch am Schlagzeug«, berichtet Richard Kaplan. Doch sein musikalisches Gehör war offenbar nicht unfehlbar. »Los, gib mir 'n Ton«, hörte man ihn oft sagen, wenn die Spieler in den Pausen bei den Family-Sessions ihre Instrumente stimmten. »Das ist 'n Erleuchtungstest, wie weit du mit dem Schlagzeug bist«, meinte Charlie einmal zu Richard Kaplan.
Aber nicht nur Bücher und Jimi-Hendrix-Platten, sondern sogar Brillen standen auf der Verbotsliste. Charlie glaubte nicht daran, dass George Spahn wirklich blind war. Es war einer von Charlies Ticks: Immer wieder redete er davon, dass George nur durch das Verhalten seiner ehemaligen Frau erblindet sei, die offenbar ein zänkisches Weib gewesen sein müsse. Charlie ließ keine Augenkrankheit gelten. Mary Brunner soll vierzehn Brillen besessen haben, wie Danny De Carlo berichtet, aber Charlie belegte sie mit seinem Bann: »Keine Brillen.«
Charlie legte es auch darauf an, andere mit seiner Macht über Tiere zu beeindrucken. Er nahm Schlangen in die Hand und bändigte sie mit seinem Blick oder ließ es zu, dass die Pferdebremsen der Spahn-Ranch auf seinem Mund und seinen Lippen herumkrabbelten. Er habe sie verzaubert, behaupteten die Mädchen, und deshalb stächen sie ihn nicht.
Später war es immer sehr beeindruckend, wie auch andere Family-Mitglieder gelassen die Bremsen auf ihren Lippen ertrugen, denn Pferdebremsen können, wenn sie wollen, eine Lippe regelrecht zerbeißen.
Charlie hätte für seine wachsende Family gern den abgelegenen hinteren Teil der Ranch gehabt. Dort befand sich eine Bruchbude, die hauptsächlich aus einem großen Raum mit einem steinernen Kamin und einem großen, in viele kleine Scheiben unterteilten Fenster bestand. Um sie mit Strom zu versorgen, hatte man die Überlandleitung heimlich angezapft. Und für die Wasserversorgung nahmen sie das ziemlich eklige Wasser aus dem Creek, von einem selbstgebauten Damm flussaufwärts. Eine kleine Wasserpumpe beförderte es in einen Tank am Berghang. Von dort gelangte es durch einen grünen Plastikschlauch ins Badezimmer, und ein weiterer grüner Wasserschlauch führte durch das Wohnzimmer in die Küche.
Wie in jeder Siedlung am Rand der Wüste lagen auf der Spahn-Ranch Berge von alten, rostigen Autoteilen und Maschinen herum. Diesen chaotischen, verstaubten, verödeten, wertlosen, schäbigen und baufälligen Gebäudekomplex mit seinen Blech- und Teerpappdächern und seinen kaputten Fenstern wollte Charlie also mit seiner Haschhorde erobern. Aber dieser Komplex war abgelegen und, wichtiger noch, ihr Besitzer war ein schwacher, konfuser, blinder alter Marin, der ständig von Verwandten und Bekannten bedrängt wurde, die ihm allerlei unerbetene Ratschläge erteilten und ihn teils auszunehmen versuchten.
Schließlich schaffte es Manson: Er vertrieb die bisherigen Bewohner aus dem hinteren Teil der Ranch und nistete sich selbst dort ein.
Ein Biker aus Topanga, den einige von der Family wahrscheinlich im Galaxy Club in der Stadt kennengelernt hatten, gab Richard Kaplan etwas LSD, das sich jedoch als PCP-Tiersedativum entpuppte, im Dope-Land auch als Steam bekannt – eine schräge, geisteszersetzende Droge. Voll auf Steam stolperte Kaplan in Charlies Büro am Ende des Plankenwegs und fand dort Charlie und die inbrünstigen Zwanzig vor, wie sie einem Band mit Songs – von na wem wohl – lauschten. Charlie machte mit ihm einen Rundgang durch das Camp der Family und fragte ihn, ob er nicht der Family den hinteren Teil der Ranch, die er, Charlie, doch so dringend brauchte, überlassen könne. Im Austausch dafür bot er ihm das mit Hexenemblemen bemalte Zelt an. Und so gab Kaplan, voll auf Stoff, den hinteren Teil der Ranch her. Noch in derselben Nacht feierte die Family ihren Umzug vom Filmgelände zum hinteren Teil der Ranch mit einer Orgie. Kaplan besitzt auch heute noch jenes Hexenzelt, eine erstklassige Reliquie des Manson-Wahns.
Wie es sich für anständige Bücherhasser gehört, verbrannte die Family alle Bücher Kaplans, darunter alle Literatur über Magie und Richard erinnerte sich noch voller Sentimentalität daran, wie seine Bücher über Alchemie und Nietzsches Jenseits von Gut und Böse in der steinernen Feuerstelle der hinteren Ranch in Flammen aufgingen.
Inzwischen waren weiter nördlich in Mendocino-County die Hexenmädchen am 16. August 1968, nachdem sie 55 Tage im Knast zugebracht und sich dann schuldig bekannt hatten, auf freien Fuß gesetzt worden. Charlie schickte Brenda und Squeaky nach Ukiah, um die freigelassenen Mädchen zur Spahn-Ranch zurückzuholen. Eifrig richteten sie den hinteren Teil der Ranch her, damit die Mädchen einen Ort hatten, wo sie sich auf die bevorstehende Gerichtsverhandlung vorbereiten konnten, die ein paar Wochen später, Anfang September, stattfinden sollte. Als Brenda und die Mädchen mit dem schwarzen Bus zurückfuhren, hatten sie in San Jose eine Panne und blieben dort hängen.
Um den 20. August herum rief Bob Beausoleil, der mit seinen Mädchen in Nordkalifornien unterwegs war, auf der Spahn-Ranch an. Irgend etwas stimmte nicht mit dem Übereignungsschreiben für den Lastwagen, den George Spahn ihm gegeben hatte, und deshalb rief er an, um die Sache aufzuklären. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Beausoleil, dass der schwarze Bus in San Jose steckengeblieben war.
Im Juni 1968 lebte ein achtzehnjähriges Mädchen namens Leslie Van Houten mit einigen Freundinnen auf der Kalen-Ranch in der Nähe von Victorville und Apple-Valley, Kalifornien. Dort tauchte Bob Beausoleil auf, der die Gruppe mit seinen Messerwerfertricks ins Staunen versetzte. Er schnappte sich Leslie Van Houten und brauste in einem blauen 1962er Volkswagen davon, der dem Stiefvater von Leslies Zimmergenossin gehörte. Dieser VW wurde später in San Francisco ausgeschlachtet und landete auf dem Schrottplatz.
Den ganzen Sommer über fuhren Gail und die schöne Gypsy, die Verkörperung der Magna Mater, und Leslie und Beausoleil und zwei unbekannte Blondinen aus San Francisco im nördlichen Kalifornien herum; sie benutzten dazu den alten schwarzen, auffrisierten Dodge, der früher George Spahn gehört hatte.
Leslie Van Houten war in Cedar Rapids, Iowa geboren. Auf der Monrovia High School in Kalifornien war sie in den unteren Klassen Kassenwartin gewesen. Sie gehörte der Hilfsorganisation Jobs Daughters an und war ein eifriges Mitglied des Kirchenchors. Sie hatte mystische Neigungen, engagierte sich in der Self Realization Fellowship, wurde zum Dropout, lernte Beausoleil kennen und geriet allmählich immer tiefer in das Netz aus Abmachungen, Unterwerfungen und Verwandlungen, die schließlich in Mord enden sollten.
Nachdem Beausoleil also Ende August erfahren hatte, dass der schwarze Bus in San Jose hängengeblieben war, machten er und seine Freundinnen sich dahin auf und schleppten den Bus zu einer Pflaumenplantage. Es existieren widersprüchliche Angaben über diesen Punkt. Offenbar organisierte Beausoleil einen neuen Bus für die Family, und der alte wurde aufgegeben. Auch der neue Bus wurde schwarz angemalt.
Als Beausoleil mit seiner Mädchentruppe in San Jose zu den Mitgliedern der Family