Bildung gegen den Strich - eBook. Sara Sierra Jaramillo

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Название Bildung gegen den Strich - eBook
Автор произведения Sara Sierra Jaramillo
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783769880298



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das Monopol des Drogenhandels an sich gerissen. Also haben die Gangs die Milizen umgebracht. Oder die Milizen haben die Arbeit der Regierung gemacht und die Gangs umgebracht. So einfach ist das, sagt Carlos.

      Carlos sagt, dass in den Vierteln, die die Paracos kontrollieren, keiner mehr Drogen anfasst. Wer beim Kiffen erwischt wird, wird in einen dunklen Raum gesperrt und bekommt eine »Therapie«. Der Raum ist so dunkel, dass der arme Hurensohn nicht mal sieht, von wem er die ganzen Schläge und Tritte abbekommt. So einfach ist das, sagt Carlos.

      Carlos sagt: Hier auf der Plazoleta Rojas Pinilla gibt es nicht weniger Konflikte als in meinem Viertel. Es ist nicht so einfach hier, sagt er. Er hat keinen festen Verkaufsstand. Er schiebt seinen Wagen mit den großen grünen Avocados dorthin, wo gerade Platz ist.

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      Straßenkinder sind Flüchtlinge,Vertriebene vom Land, aus Randbezirken der Stadt, aus ihren Familien Geflüchtete. Straßenkinderschicksale sind Flüchtlingskinderschicksale. So ist das in Kolumbien. Dasselbe gilt für einen Großteil der obdachlosen Kinder und Jugendlichen in anderen Weltgegenden.

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      Die kolumbianischen Flüchtlingskinder reihen sich ein in die unermesslich große Zahl der Vertriebenen der Welt. Von ihnen ist die Hälfte minderjährig. 12,5 Mil­lionen Kinder und Jugendliche sind weltweit auf der Flucht. Viele haben unterwegs ihre Eltern verloren, sie müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. ­Kolumbien ist ein besonders drastisches Beispiel für das Flüchtlingselend der Welt.

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      Menschlicher Abfall

      Flüchtlinge sind menschlicher Abfall, der dort, wo er eintrifft und sich ­vorübergehend aufhält, keine nützliche Rolle einzunehmen und in der ­neuen sozialen Umgebung weder die Absicht noch die realistische Aussicht auf Assimilation oder Eingliederung hat; es gibt keine Aussicht auf Rückkehr oder ein Fortkommen vom Müllplatz, ihrem derzeitigen Aufenthaltsort (…).

      Das Hauptkriterium der Standortwahl für auf Dauer angelegte provisorische Lager ist eine Distanz, die groß genug ist, um den giftigen Ausfluss sozialer Zersetzung von den Wohnorten der einheimischen Bevölkerung fernzuhalten. Außerhalb des Lagers sind Flüchtlinge ein Hindernis und ein Ärgernis, innerhalb dessen sind sie vergessen. Indem sie dort festgehalten und alle Schlupflöcher verstopft werden, indem die Trennung endgültig und irreversibel gemacht wird, wirken »das Mitleid einiger und der Hass anderer« zusammen und erzeugen den gleichen Effekt: Abstand gewinnen und Abstand halten.

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      Die gewaltsamen Vertreibungen, ausgelöst durch Drohungen, Entführungen und Massaker von Guerilleros, Paramilitärs und Drogenhändlern, dauern in Kolumbien seit Jahrzehnten an. Alles dreht sich um den Besitz von Grund und Boden, die ökonomische Ressource, die die Kontrolle über Drogenanbau und Waffenschmuggel ermöglicht. Opfer der blutigen Auseinandersetzungen sind vor allem Bauern und Kolonisten, aber auch Angehörige der ethnischen Minderheiten, indigene (comunidades indígenas) und afrokolumbianische Gemeinschaften (comunidades afrocolombianas). Einzelne, Familien und ganze Clans fliehen in die Städte oder über die Grenzen des Landes und suchen in Ecuador, Venezuela oder Panama Schutz.

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      Für die betroffenen Kinder ist die Erfahrung von Vertreibung, Heimatlosigkeit und Kulturverlust traumatisch. Die Flucht bricht ihre Schullaufbahn unversehens ab, viele können später keine neue Schule finden. Den Flüchtlingsfamilien fehlt es in der Stadt meist an angemessenem Wohnraum, ausreichender Nahrung, Bekleidung und medizinischer Versorgung. Den Erwachsenen droht dauerhaft Arbeitslosigkeit. Mit staatlicher Unterstützung können die wenigsten rechnen.

      Unter der Last von Armut, Entbehrung und Aussichtslosigkeit zerbrechen ­viele Familien. Die Kinder und Jugendlichen, die zum Überleben selbst beitragen müssen, suchen ein Auskommen auf den Straßen, wo viele dann früher oder später für immer bleiben und den Kontakt zu ihren Familien nach und nach verlieren. Im Unterschied zu den Kindern und Jugendlichen der Straße in früheren Epochen, die vor den Schlägen, der Ausbeutung und dem Missbrauch durch ihre eigenen Verwandten von zu Hause geflohen sind, tragen heute viele der Jungen und Mädchen der Straße, die aus Flüchtlingsfamilien stammen, ein tiefes Verlangen nach der verlorenen Heimat in sich und sind begierig, wieder in eine Schule aufgenommen zu werden, um sich weiterzubilden.

      Weitere Informationen über Vertreibung und Flüchtlinge in Kolumbien:

        http://www.radiosantafe.com/2008/04/16/alarmante-cifra-de-desplazados-en -colombia-revela-acnur/

        http://news.bbc.co.uk/hi/spanish/specials/2005/colombia_desplazados/ newsid_4237000/4237043.stm

        http://www.elpregon.org/elmundo/84-americalatina/374-desplazados-en-colombia -los-mas-altos-en-los-ultimos-veinte-anos-

        http://www.ub.es/geocrit/sn-94-37.htm

        http://www.acnur.org/biblioteca/pdf/3822.pdf

        http://www.derechos.org/nizkor/colombia/doc/desplazmsf.html

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