Bildung gegen den Strich - eBook. Sara Sierra Jaramillo

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Название Bildung gegen den Strich - eBook
Автор произведения Sara Sierra Jaramillo
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783769880298



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      Links:

      Mutterschaft Minderjähriger:

        http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterschaft_Minderj%C3%A4hriger

        http://www.eundc.de/pdf/40008.pdf

      Teenager-Schwangerschaften in Berlin und Brandenburg:

        http://www.sexualaufklaerung.de/cgi-sub/fetch.php?id=529

        http://www.isp-dortmund.de/downloadfiles/Doku_Vortrag_Teenagerschwangerschaften_-_M._Gnielka.pdf

      Schwangerschaften Minderjähriger. Hintergründe:

        http://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=500

      Je jünger die Schwangeren sind, umso häufiger kommt es zu Abtreibungen. Die Wahrscheinlichkeit einer Totgeburt ist bei Schwangeren in jungen Jahren größer als bei erwachsenen Frauen. Ihr Anteil beträgt bei Volljährigen durchschnittlich etwa 0,4 Prozent. Bei 17- bis 19-Jährigen nimmt die Rate leicht, bei noch jüngeren Müttern stark zu. Totgeburten machen bei Mädchen im Alter von 14 Jahren sogar bis zu 0,9 Prozent aus.

      Hauptschülerinnen werden häufiger schwanger als Gymnasiastinnen. ­Letztere entscheiden sich allerdings öfter für einen Schwangerschaftsabbruch, während Haupt- und Realschülerinnen ihr Kind eher austragen. Möglicherweise erhoffen sich die jungen Frauen mit niedrigerem Schul- und Ausbildungsabschluss durch die Mutterschaft einen Zuwachs an gesellschaftlicher Anerkennung. Oft stammen minderjährige Mütter aus Familien, in denen sie Vernachlässigung, Scheidung der Eltern und Alkoholismus erfahren haben. Mädchen, deren eigene Mütter bei der Geburt noch sehr jung waren, neigen überproportional häufig dazu, selbst bereits als Jugendliche Kinder zu bekommen.

      Der tendenzielle Rückgang des Bevölkerungswachstums ist ein weltweites Phänomen. Mit durchschnittlich 1,4 Kindern je Frau steht Deutschland mit an der Spitze dieser Entwicklung. In Asien ging die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau von 5,1 auf 2,6, in Lateinamerika von 5 auf 2,7 Kinder zurück. In den andinen Ländern Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Peru und Venezuela nahm das Bevölkerungswachstum zwischen 1975 und 2005 um ein Drittel ab. Gleichzeitig (insbesondere seit 1990) wächst die Anzahl der Schwangerschaften junger Mädchen, und zwar in städtischen wie in ländlichen Gebieten.

      In den sechs genannten Andenländern leben zurzeit 28,8 Millionen Menschen im Kindes- und Jugendalter. Über 20 Prozent der Bevölkerung sind Kinder, weitere 20 Prozent Jugendliche. Von sieben Millionen weiblichen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren sind über eine Million (18 bis 20 Prozent) schwanger oder bereits Mütter. Die meisten schwangeren Mädchen gibt es in Vene­zuela, Kolumbien und Ecuador. (In einigen Gebieten gehören junge Mutterschaften zur herrschenden Kultur, so unter der indianischen Bevölkerung in Bolivien und Ecua­dor. Diese Thematik bleibt hier unberücksichtigt.)

      Die Fruchtbarkeit Jugendlicher betrifft stärker Mädchen als Jungen. Die meisten Kinder von minderjährigen Müttern haben erwachsene Väter. In Peru zum Beispiel ist eine von zehn Müttern minderjährig, aber auf 50 Vaterschaften kommt nur eine einzige eines Jugendlichen. In Bolivien, Kolumbien und Peru schätzt man, dass 70 Prozent der Schwangerschaften Minderjähriger ungeplant sind. Die Gründe dafür sind vor allem fehlendes Wissen um Sexualität und Fruchtbarkeit, mangelnde Information über Empfängnisverhütung und fehlender Zugang zu Verhütungsmitteln. Das Bewusstsein von den möglichen Folgen des Geschlechtsverkehrs ist bei Jugendlichen oft nur spärlich entwickelt, und die Kommunikation über dieses Thema scheint zwischen jungen Partnern extrem reduziert zu sein. Nicht selten gehen Schwangerschaften allerdings auch auf sexuellen Missbrauch und Inzest zurück.

      Verschiedene Untersuchungen in lateinamerikanischen Ländern zeigen, dass das Phänomen der minderjährigen Mütter häufig mit drei Merkmalen einhergeht: Erstens leben die meisten Kindermütter auf dem Land. Sie sind – zweitens– nur wenige Jahre oder überhaupt nicht zur Schule gegangen. Und drittens: Ihr Dasein ist von Armut geprägt. Fallen alle drei Charakteristika zusammen, so potenziert sich das Risiko beträchtlich.

      Am höchsten ist die Schwangerschaftsrate Minderjähriger in ländlichen Gebieten. Fern von der Stadt ist es besonders schwierig, an Verhütungsmittel zu kommen. Minderjährige Mädchen werden dort doppelt so häufig schwanger wie Gleichaltrige in den Städten.

      Der Unterschied steigt auf das Siebenfache, wenn die Jugendlichen obendrein keine oder nur eine geringe Schulbildung genossen haben. Der Anteil der Schwangerschaften Minderjähriger ist unter Mädchen ohne oder mit nur geringer Schulbildung viermal so hoch wie unter Absolventinnen einer Sekundarschule. Die Schwangerschaft fällt gewöhnlich in die Zeit, in der die Jugendliche die Abschlussklasse einer weiterführenden Schule besucht. Kommt es zu einem Abbruch der Schullaufbahn, so bedeutet dies, dass die Betroffene den Ausbildungsgrad nicht erreicht, der sie für eine aussichtsreiche Berufslaufbahn qualifizieren könnte.

      Auf das Fünfzehnfache wächst die statistische Wahrscheinlichkeit einer verfrühten Schwangerschaft, wenn zur ländlichen Lebenssituation und mangelnder Schulbildung Armut hinzukommt. Armut erhöht im Übrigen auch die Sterblichkeitsrate von Mutter und Kind.

      Einige Beobachter neigen zu der Auffassung, dass Schulabbrüche oft Folge von Schwangerschaften seien. Tatsächlich ist es eher umgekehrt: Vorzeitiger Schulabbruch führt häufig zu früher Schwangerschaft. Viele Mädchen, die bereits in jugendlichem Alter Mutter geworden sind, haben die Schule verlassen, ehe sie schwanger wurden. Schulabbruch ist demnach eher eine Bedingung, seltener die Konsequenz einer Schwangerschaft.

      Schwangerschaften Minderjähriger haben Folgen, die die Mütter, ihre Familien, ihre Umgebung und auch den Staat belasten. Minderjährigen Schwangeren droht die soziale Isolation und Stigmatisierung. Ohne Schulabschluss gelingt es ihnen kaum, die Voraussetzungen für ein gelingendes Leben zu schaffen. Eine ­frühe Schwangerschaft erhöht insbesondere in armen Ländern für die Mutter und ihre Familie das Risiko zu verelenden. Alleinstehende junge Mütter haben selten, und dann nur eingeschränkt, die Möglichkeit zu arbeiten und Geld für den ­eigenen Unterhalt wie für den ihrer Kinder zu verdienen. Da junge Mütter samt Nachwuchs häufig bei ihren Eltern Unterschlupf suchen, die ohnedies in beengten und ärmlichen Verhältnissen leben, werden wiederum deren Einkommen und die Überlebenschancen noch stärker belastet. Unter den negativen Folgen verfrühter Mutterschaft leiden besonders die betroffenen jungen Frauen, zumal die Väter häufig jegliche Verantwortung abstreiten und ihre Pflichten nicht wahrnehmen. Über sie, über ihre Einstellungen und Meinungen gibt es übrigens bis heute keine wissenschaftlichen Untersuchungen.

      Junge Schwangere und Kinder in prekären Lebenslagen